Denissow hielt viele Jahre einen Kurs für Instrumentierung und Partiturlesen am Moskauer Konservatorium, und zwar in der mittleren Funktion eines „Alten Lehrers“. Infolge seines Enthusiasmus für avantgardistische Tendenzen des Westens im eigenen Werk wurde ihm keine eigene Kompositionsklasse „anvertraut“ (die berühmte Troika –Schnittke, Gubaidulina, Denissow– erlangte keine offizielle Anerkennung). Vom Generalsekretär des Komponistenverbandes der Sowjetunion Tichon Chrennikow wurde er 1979 als Mitglied der Gruppe Chrennikows Sieben scharf kritisiert. Dennoch belegten viele Kompositionsstudenten gerade die Klasse Denissows, um seine Werke kennenzulernen und wissbegierig den kritischen Bemerkungen und Wünschen der heimlichen Autorität zu lauschen. Zu seinen wichtigsten Schülern zählen Jelena Firsowa, Dmitri Smirnow, Wladimir Tarnopolski und Vadim Werbitzky.
Er arbeitete von 1968 bis 1970 am Experimentalstudio für elektronische Musik in Moskau. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er Sekretär des russischen Komponistenverbandes und gründete die 1932 aufgelöste Assoziation für zeitgenössische Musik (ASM-2) wieder. Außerdem war er im März 1990 Schirmherr des von Juri Kasparow gegründeten Moskauer Ensembles für zeitgenössische Musik. 1992 erhielt er schließlich eine Professur am Moskauer Konservatorium.
Von 1990 bis 1991 wirkte er am IRCAM in Paris. Gegen Ende seines Lebens, schwer verletzt nach einem Verkehrsunfall, emigrierte Denissow 1994 nach Frankreich und wurde in einer Pariser Klinik behandelt, wo er 1996 verstarb. Er hatte eine große Affinität zur französischen Kultur und verehrte den renommierten Komponisten Pierre Boulez. Andere musikalische Vorbilder waren Bartók, Mozart, Strawinsky und Webern.
Sinfonie für zwei Streichorchester und Schlagzeug (1962)
Konzert für Flöte, Oboe, Klavier und Schlagzeug (1963)
Die Sonne der Inkas für Sopran und Ensemble (1964)
Crescendo e diminuendo für Cembalo und zwölf Streicher (1965)
Klagen für Sopran, Klavier und drei Schlagzeuger (1966)
Fünf Geschichten vom Herrn Keuner für Tenor und Ensemble (1966)
Drei Stücke für Violoncello und Klavier (1967)
Herbst für dreizehn Solostimmen (1968)
Ode für Klarinette, Posaune, Violoncello und Klavier (1968)
Streichtrio (1969)
D-S-C-H für Klarinette, Posaune, Violoncello und Klavier (1969)
Silhouetten für Flöte, zwei Klaviere und Schlagzeug (1969)
Malerei für Orchester (1970)
Herbstlied für Sopran und Orchester(1971)
Canon in memoriam Igor Strawinsky für Flöte, Klarinette und Harfe (1971)
Konzert für Violoncello und Orchester (1972)
La vie en rouge für Gesang und fünf Instrumente (1973)
Zeichen in Weiß für Klavier (1974)
Aquarelle für 24 Streicher (1975)
Konzert für Flöte und Orchester (1975)
Konzert für Flöte, Oboe und Orchester (1978)
Requiem für Soli, Chor und Orchester (1975), beruht auf einem in mehreren Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch und Latein) abgefassten Text von Francisco Tanzer, UA: 1980, Hamburg
Denissow, Denisov, Edisson. In: Brockhaus-Riemann Musiklexikon. CD-Rom, Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-438-3, S. 2567 f.
Jurij Cholopov [Yuri Kholopov], Valerija Cenova [Valeria Tsenova]:Edison Denisov – the Russian voice in European new music. Kuhn, Berlin 2002, ISBN 3-928864-89-0.
Detlef Gojowy: Edison Denisov. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Edition Text & Kritik, München 1996, Loseblattsammlung.
Michail E. Tarakanow: Denissow, Edisson Wassiljewitsch. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Band 15, Bärenreiter, Kassel 1973, S. 1758 f.