Remove ads
österreichischer-amerikanischer Komponist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Krenek (* 23. August 1900 in Wien; † 22. Dezember 1991 in Palm Springs, Kalifornien; ursprünglich Křenek) war ein US-amerikanischer Komponist österreichischer Herkunft.
Ernst Krenek, Sohn eines k.u.k.-Offiziers böhmischer Herkunft, besuchte von 1911 bis 1919 das Wiener Gymnasium Klostergasse und begann schon während dieser Zeit im Alter von 16 Jahren sein Kompositionsstudium bei Franz Schreker in Wien. Nach seinem Militärdienst und einem zweisemestrigen Philosophiestudium folgte er 1920 seinem Lehrer nach Berlin, wo er bald im Kreise bedeutender Musiker wie Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen und Eduard Erdmann verkehrte. Seine frühesten Werke sind in freier, sehr individueller Atonalität geschrieben, so die komische Oper Der Sprung über den Schatten.
1923 lernte Krenek in Berlin Anna Mahler (1904–1988) kennen, die dort ein Kunststudium begonnen hatte. Die beiden heirateten am 15. Januar 1924; sie verließ ihn im November 1924. Während dieser Zeit stellte Krenek sein Violinkonzert (op. 29) fertig. Die österreichische Geigerin Alma Moodie assistierte Krenek dabei, unterstützt von ihrem schweizerischen Mäzen Werner Reinhart. Auf dessen Anregung lebten Krenek und Mahler zeitweise in Zürich. Krenek widmete das Violinkonzert Moodie; es wurde am 5. Januar 1925 in Dessau uraufgeführt.[1] Krenek und Moodie hatten eine Affäre.
Unter dem Einfluss Strawinskys und des französischen Neoklassizismus veränderte sich Kreneks Kompositionsstil hin zum Eingängigeren und Unterhaltsameren. Während seiner Tätigkeit von 1925 bis 1927 als Assistent von Paul Bekker, dem Intendanten der Oper Kassel, entstand so sein größter Publikumserfolg, die am 10. Februar 1927 an der Oper Leipzig uraufgeführte, so genannte „Jazz-Oper“ Jonny spielt auf. Sie war eine der meistgespielten Opern der 1920er Jahre und ein großer Publikumserfolg. Hanns Eisler nannte sie in einer Rezension im Oktober 1927 ein „langweiliges und geistloses Stück“, schrieb aber ausdrücklich, dass er Krenek ansonsten für einen sehr begabten Komponisten halte.[2]
Krenek blieb Assistent von Paul Bekker, als dieser von Kassel ans Staatstheater Wiesbaden wechselte. Er kehrte 1928 nach Wien zurück und heiratete am 3. September 1928 die bekannte Schauspielerin Berta Hermann (1885–1974).[3] Wieder wandelte sich sein Kompositionsstil: er beschäftigte sich intensiv mit der Musik Schuberts und hatte eine neoromantische Phase, in deren Hochphase 1929 er die Oper Leben des Orest und den Liederzyklus Reisebuch aus den österreichischen Alpen komponierte. Im gleichen Jahr begann seine Auseinandersetzung mit der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs, die in den folgenden Jahren sein Schaffen prägte.
Spätestens seit der Oper Jonny spielt auf war Krenek für das NS-Regime ein „Kulturbolschewist“ und nach der Machtübernahme im Januar 1933 wurden seine Werke im Deutschen Reich als „entartet“ verboten. Krenek trat nach 1930 der Katholischen Kirche bei und hatte Sympathien für den Austrofaschismus, die er auch öffentlich bekundete.[4]
Krenek komponierte in der Zeit von 1930 bis 1933 die Zwölfton-Oper Karl V. Deren Uraufführung (geplant 1934 in der Wiener Staatsoper) wurde aus politischen Gründen verhindert und fand erst 1938 in Prag statt.
1937 reiste Krenek zum ersten Mal in die USA. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 entschied sich Krenek dafür, in den USA zu bleiben; er setzte seine akademische Lehrtätigkeit fort und befasste sich mit der älteren Musikgeschichte.[3]
Ab 1939 lehrte am Vassar College in Poughkeepsie, New York; von 1942 bis 1947 lehrte er an der School of Fine Arts der Hamline University in Saint Paul, Minnesota. 1945 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Die Schreibweise seines Namens hatte er in Amerika der Einfachheit halber von Křenek auf Krenek geändert. Von 1947 bis 1966 lebte er in Los Angeles und hielt Gastvorlesungen an diversen Universitäten. 1950 heiratete er die Komponistin Gladys Nordenstrom-Krenek (1924–2016). Zu den bedeutendsten Werken dieser Jahre gehören das Chorwerk Lamentatio Jeremiae prophetae (1941) und die Oper Pallas Athene weint (1955).
Ungebrochen war weiterhin die Experimentierfreude Kreneks. Seit den 1940er Jahren beschäftigte er sich mit der seriellen Musik und in den 1950er Jahren fand auch die elektronische Musik in sein Schaffen Einzug, so im Pfingstoratorium Spiritus intelligentiae sanctus (1955–1956, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Studio für elektronische Musik des WDR in Köln).[5] 1950 kam Krenek nach Deutschland[6] zurück und war auch wieder in Europa als Interpret seiner Werke tätig. So dirigierte er am 22. Oktober 1951 in Köln die europäische Uraufführung seines Klavierkonzerts.[6]
1966 zog er nach Palm Springs (Kalifornien). Bis in seine letzten Lebensjahre komponierte er unermüdlich, so dass sein Œuvre die Opusnummer 242 erreichte. Sein Schaffen umfasst fast alle Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts, und, ähnlich wie Strawinsky, erreichte er in jedem Stil eine Meisterschaft. Krenek war dabei auch im Bereich der Tonbandmusik und elektronischen Musik tätig. Zu seinem Studio gehörten zwei Buchla-Synthesizer aus dem Jahre 1967.[7]
Ernst Krenek hinterließ ein umfangreiches literarisches Œuvre, darunter 1.000 Aufsätze und unzählige Briefe.[8] Er trat auch als Autor der Wiener Zeitung in Erscheinung, wo er von 1934 bis 1938 für das Feuilleton breitgefächerte Beiträge zu Kulturphänomenen, Reiseberichte und Buchrezensionen verfasste. Trotz der im Austrofaschismus herrschenden Zensur lobte er in seinen Rezensionen Werke von Bert Brecht und ein frühes Werk des Marxisten Ernst Bloch.[9][10][11]
Privat pflegte Krenek regen Austausch mit führenden Künstlern und Intellektuellen seiner Zeit wie Rainer Maria Rilke, Theodor W. Adorno, Thomas Mann, Ernst Bloch, Arnold Schönberg und Igor Strawinsky. Krenek ist auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 1) in einem Ehrengrab beigesetzt.[12] Im Jahr 2011 wurde in Wien-Liesing (23. Bezirk) die Ernst-Krenek-Gasse nach ihm benannt. Ein Park in Wien-Hietzing hieß bis 2001 Ernst-Krenek-Park; seither heißt er Franz Schmidt-Park.
Anlässlich seines 85. Geburtstages stiftete die Stadt Wien zu seinem Gedenken den Ernst-Krenek-Preis.
Opern
Ballette
Orchesterwerke
Solokonzerte
Chorwerke
Klavierwerke
Kammermusik
Werke für Bläserbesetzungen
Lieder
Solowerke für diverse Instrumente
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.