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Stadt im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Steinheim an der Murr ist eine Stadt im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 58′ N, 9° 17′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Ludwigsburg | |
Höhe: | 200 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,18 km2 | |
Einwohner: | 12.082 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 521 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 71711 | |
Vorwahlen: | 07144, 07148 | |
Kfz-Kennzeichen: | LB, VAI | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 18 070 | |
Adresse der große Kleinstadtverwaltung: |
Marktstraße 29 71711 Steinheim an der Murr | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Thomas Winterhalter (parteilos) | |
Lage der große Kleinstadt Steinheim an der Murr im Landkreis Ludwigsburg | ||
Steinheim ist Fundort des Homo steinheimensis, der mit einem geschätzten Alter von etwa 300.000 Jahren der drittälteste Fund aus der Frühgeschichte der Menschheit in Europa ist.
Steinheim liegt am Unterlauf der Murr in 190 bis 392 Meter Höhe im Nordosten des Landkreises Ludwigsburg und hat Anteil an den Naturräumen Neckarbecken und Schwäbisch-Fränkische Waldberge.[2] Die Bottwar durchfließt den Ort und mündet ein wenig westlich des Ortszentrums in die Murr.
Steinheim an der Murr besteht aus den Stadtteilen Höpfigheim, Kleinbottwar und Steinheim. Die räumlichen Grenzen der Stadtteile sind identisch mit denen der ehemaligen Gemeinden gleichen Namens. Die offizielle Benennung der Stadtteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Stadt und durch Bindestriche verbunden nachgestellt der Name der Stadtteile. Die Stadtteile bilden zugleich Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung und in den Stadtteilen Höpfigheim und Kleinbottwar sind Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet. Zum Stadtteil Höpfigheim gehören das Dorf Höpfigheim (drei Kilometer nordwestlich von Steinheim an der Murr) sowie die abgegangene Ortschaft Spießhof. Zum Stadtteil Kleinbottwar gehören das Dorf Kleinbottwar (zwei Kilometer nördlich von Steinheim an der Murr an der Bottwar gelegen), der Weiler Forsthof und Schloss und Gehöft Schaubeck. Zum Stadtteil Steinheim gehören das Dorf Steinheim an der Murr, das Gehöft Buchhof, die Weiler Lehrhof und Vorderbirkenhof, sowie die abgegangenen Ortschaften Hornungshof und Sigebotsbůch.[3][4]
Wichtigste Nachbarorte sind Großbottwar im Norden, Murr (unmittelbar westlich angrenzend) und Rielingshausen (Stadtteil von Marbach am Neckar) im Osten. Ebenfalls im Osten begrenzt der Hardtwald das Stadtgebiet.
Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[5]
Das Gebiet Steinheims war bereits in der Römerzeit besiedelt (90–260 n. Chr.), wovon Ausgrabungen eines römischen Bades und mehrerer Ziegelbrennöfen zeugen. Um ca. 500 n. Chr. wurde durch die Merowinger ein Steinheimer Ortsadel eingesetzt, die Herren von Steinheim. So entstand in der Folgezeit ein fränkisches Dorf. Die Herren von Steinheim besaßen auf dem heutigen Burgberg eine Wehrburg und Warte, die ca. 800 n. Chr. erbaut wurde. Vermutlich 1250 wurde sie vollständig zerstört.
Seine erste Erwähnung findet das im Murrgau gelegene Steinheim im Lorscher Codex, datiert 13. September 832.[6] Im 12. Jahrhundert errichteten die Markgrafen von Baden auf den Überresten des römischen Bades einen Herrenhof. In 1254 gründeten der Ritter Berthold von Blankenstein und seine Gattin Elisabeth von Blankenstein (geborene Elisabeth von Steinheim) das Kloster Mariental und stifteten diesem u. a. die Steinheimer Pfarrkirche.[7][8][9][10][11][12]
Bei der Genehmigung der Klostergründung durch Papst Innozenz IV.[13] fällt auf, dass am selben Datum, den 4. April 1251, der Papst ebenfalls die Ehe der Klosterstifter genehmigte.[14] Aus diesem Grund geht man davon aus, dass die Ehegenehmigung durch die Klostergründung unterstützt wurde.
Das Kloster lag im früheren badischen Herrenhof und entwickelte sich zu einem einflussreichen Frauenkloster[15] der Dominikanerinnen, das u. a. auch Ländereien in Esslingen am Neckar erwarb[16] und ab 1271 die Ortsherrschaft innehatte. Der Stadtname lautete seinerzeit noch „Steinen“.
Im 14. Jahrhundert entwickelte sich der Ort Steinheim weiter und es mussten erhebliche finanzielle Mittel zum Aufbau von Stadtmauern und Gräben aufgebracht werden. Um dies zu ermöglichen, erließ Kaiser Karl IV. den Steinheimern bis auf Weiteres die Abgaben, um mit dem so zur Verfügung stehenden Geld die Bauwerke errichten zu können.[17]
Das Kloster Mariental wurde während der Reformation zwischen 1550 und 1580 säkularisiert, nachdem sich die Nonnen unter ihrer Priorin Emerentia dem zunächst widersetzt hatten. Im Jahr 1643 brannten die Gebäude vollständig ab; Ausgrabungsfunde sind heute im Museum zur Kloster- und Stadtgeschichte zu besichtigen. Vor dem Übergang an Württemberg im Jahre 1564 wurde der Ort gelegentlich als Stadt bezeichnet, formell wurde das Stadtrecht jedoch erst 1955 verliehen.
Durch die am 1. Januar 1818 in Kraft getretene Verwaltungsreform wurde das Königreich Württemberg in 64 Oberämter gegliedert. Steinheim wurde dem Oberamt Marbach zugeordnet.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Steinheim zu einem bedeutenden Standort der württembergischen Möbelindustrie, welche heute allerdings so gut wie keine Rolle mehr spielt. Steinheim gehörte zum Oberamt Marbach und kam nach dessen Auflösung 1938 zum Landkreis Ludwigsburg.
1933 wurde bei Steinheim der Schädel eines Frühmenschen, des sogenannten Homo steinheimensis, gefunden. Es ist bis heute der drittälteste Menschenfund in ganz Europa. Dem Homo steinheimensis ist das Urmensch-Museum in Steinheim gewidmet.
Im Steinbruch an der Straße zwischen Steinheim und Kleinbottwar ereignete sich am 17. April 1945 eines der Kriegsende-Verbrechen. Der Wehrmachtssoldat Erwin Kreetz, der vom Tode seiner Frau erfahren hatte, entfernte sich von der Truppe, wurde ergriffen und auf Befehl des Generalmajors Kurt von Mühlen, Kommandeur der 559. Volksgrenadier-Division, in diesem Steinbruch erschossen.[18] Daran erinnert seit 1989 ein Gedenkstein.[19]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Steinheim Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[20] (nur Hauptwohnsitze).
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Aufgrund der Zugehörigkeit zu Altwürttemberg ist Steinheim seit der Reformation vorwiegend evangelisch geprägt. In Steinheim an der Murr gibt es drei evangelisch-lutherische Pfarrämter, zuständig für Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim. Die Gemeinden gehören zum Kirchenbezirk Marbach der Evangelischen Landeskirche. Außerdem gibt es eine evangelisch-methodistische Gemeinde. Durch Zuzug von Heimatvertriebenen und Migranten formierten sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch katholische Gemeinden. 1954 wurde die katholische Heilig-Geist-Kirche errichtet.[21] Die Heilig-Geist-Gemeinde und die Gemeinde San Giuseppe für die aus Italien stammenden Katholiken gehören zum Dekanat Ludwigsburg. Des Weiteren gibt es eine neuapostolische Gemeinde.
In Steinheim an der Murr wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Steinheim hat nach der letzten Wahl 22 Mitglieder (vorher: 24). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu dem nachfolgend dargestellten Ergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 32,59 | 7 | 38,38 | 9 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 17,29 | 4 | 25,50 | 6 | |
FW | Freie Wähler Steinheim an der Murr e. V. | 29,60 | 6 | 18,75 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 20,52 | 5 | 17,37 | 4 | |
Gesamt | 100 | 22 | 100 | 24 | ||
Wahlbeteiligung | 62,69 % | 57,90 % |
Bei der Bürgermeisterwahl am 14. Dezember 2008 setzte sich Thomas Rosner im zweiten Wahlgang mit 57,90 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen gegen drei Mitbewerber durch.
In der darauffolgenden Bürgermeisterwahl am 6. November 2016 setzte sich Thomas Winterhalter mit 75,2 Prozent im ersten Wahlgang gegen den damaligen Bürgermeister Thomas Rosner und zwei weitere Mitbewerber durch.[22]
Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: „In Rot unter dem reichsapfelähnlichen goldenen Fleckenzeichen sechs aufeinandergeschichtete Silberne Steine (1:2:3).“[23]
Das Wappen wurde bereits vor 1558 im Gemeindesiegel geführt. Erste Überlieferungen des reichsapfelähnlichen Fleckenzeichens stammen von 1422.[24] Die Stadtflagge ist rot-gelb-weiß und in dieser Farbfolge seit 1863 belegt.
Mit Sárvár in Ungarn besteht seit Mai 1990[25] eine Städtepartnerschaft.
Steinheim ist ein Weinbauort, dessen Lagen zu den Großlagen Wunnenstein und Schalkstein im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg gehören.
Kleinbottwar und Steinheim lagen an der Bottwarbahn, einer Schmalspurstrecke von Marbach am Neckar nach Beilstein, die 1894 eingeweiht wurde. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen erbauten die Bahnhofsgebäude als Einheitsbahnhöfe vom Typ I bzw. IIa.[26] Später wurde die Strecke bis nach Heilbronn-Süd erweitert.
1966 wurde der Personenverkehr jedoch eingestellt, der Güterverkehr wurde nach Umspurung zwischen Marbach und Steinheim bis 1989 weitergeführt. Bis 2016 erinnerte in Steinheim am alten Bahnhof die Lokomotive 99 651 (im Volksmund „Entenmörder“ genannt) an die Zeit der Schmalspurbahn. Aufgrund der anstehenden hohen Restaurationskosten wurde jedoch im Rahmen einer Gemeinderatssitzung vom 16. Februar 2016 beschlossen, die Lokomotive an den Museumsverein Öchsle Schmalspurbahn e. V. in Ochsenhausen zu verleihen.[27]
Seit Einstellung des Eisenbahnverkehrs besteht die ÖPNV-Anbindung Steinheims nur noch aus Buslinien. Die Linie 460 (Marbach–Beilstein) der Regional Bus Stuttgart verkehrt im Halbstundentakt. Zur Hauptverkehrszeit verkehrt zusätzlich die Linie 461, die über das Neubaugebiet Horrenwinkel fährt.
Es gibt ein Alten- und Pflegeheim der kreiseigenen Kleeblatt Pflegeheime.
Steinheim in den Ludwigsburger Geschichtsblättern
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