St. Marien (Herne-Baukau)
denkmalgeschützte römisch-katholische Pfarrkirche im Herne-Baukau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
denkmalgeschützte römisch-katholische Pfarrkirche im Herne-Baukau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die St.-Marien-Kirche ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Herne-Baukau. Heute ist sie Gemeindekirche der St. Dionysius-Gemeinde des Dekanates Emschertal im Erzbistum Paderborn. Die Kirche ist ein neugotisches Bauwerk, in ihrer heutigen Gestalt weitgehend ausgeführt in den Jahren 1907–1909 nach Entwürfen von Johannes Franziskus Klomp. Thomas Parent nennt die Ziegelfassade des Gotteshauses die wohl kunstvollste im Ruhrgebiet.[1]
St. Marien | |
---|---|
Die schmuckvolle Portalseite der Kirche 2012 | |
Daten | |
Ort | Herne-Baukau, Nordrhein-Westfalen |
Architekt | Hermann Wielers und Johannes Franziskus Klomp |
Baujahr | 1899–1909 |
Höhe | rund 60 m |
Koordinaten | 51° 32′ 44,4″ N, 7° 12′ 29,4″ O |
Besonderheiten | |
kunstvolle, neugotische Ziegelfassade |
Das Gotteshaus liegt im Norden der Stadt Herne. Es befindet sich im Mittelteil der Baukauer Bismarckstraße, zwischen Kaiserstraße und Westring, bis 1970 Moltkestraße. Die Bebauung der Umgebung stammt überwiegend aus der wilhelminischen Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Kirche ist von Südwest nach Nordost ausgerichtet, mit der Doppelturmfassade und dem Hauptportal zur vorbeiführenden Straße.
Der Bau ist als dreischiffige Hallenkirche mit Querhäusern aus roten Backsteinziegeln errichtet. Der polygonale Chor hat einen 5/8-Schluss. Das Dach der Kirche ist, in farblichen Kontrast zum roten Mauerwerk, mit grauem Schiefer gedeckt.
Das Hauptportal zur Bismarckstraße wird links und rechts von je vier Säulen mit korinthischen Kapitellen flankiert, vollständig in rotem Tonziegel gehalten. Die Säulen tragen einen gotischen Spitzbogen. Das Gewände ist als Stufenportal ausgeführt. Über dem Wimperg ist eine gekrönte Marienfigur mit Kind angebracht. Der dahinter liegende Giebel des Langhauses ist mit einer siebenfach durchbrochenen Glasrosette geschmückt, in der Giebelspitze ist ein Relief mit dem Titel Christus als Weltenrichter eingefügt: eine gekrönte, thronende Figur mit Reichsapfel und Zepter. Das Portal wird von vier Fialen flankiert, deren Kreuzblumen ebenfalls aus Ziegelton gebrannt sind.
Die beiden rund 60 Meter hohen Türme über dem Hauptportal tragen Spitzhelme mit Kupfer. Im unteren Teil ziert Blendmaßwerk die Turmfassade. Die Fenster der Glockenstuben sind als Maßwerk ausgeführt. An den Ecken der Türme befinden sich, über kleinen Fialen, je vier Engelfiguren.
Prägend für das jetzige Aussehen der Kirche im Inneren ist die Renovierung von 1974. Von dem ursprünglichen Innenausbau aus der Erbauungsphase, der Wiedenbrücker Schule, sind nur noch einige Spuren zu finden.
Die Orgel wurde 1956 von dem Orgelbauer Anton Feith (Paderborn) mit 29 Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaut. Das Instrument wurde in den 1980er Jahren im Zuge einer Renovierung der Kirche durch die Orgelbaufirma Stockmann restauriert und erweitert. Es hat heute 36 Register auf drei Manualen und Pedal.[2]
|
|
|
|
Im schnell wachsenden Landkreis Bochum war Baukau als Vikarie im Dekant Bochum der Herner St.-Bonifatius-Gemeinde angeschlossen. Da auch hier die Gemeindemitgliederzahl stark anstieg wurden erstmals im November 1897 40.000 Mark und im Juni 1900 nochmals 10.000 Mark für den neuen Kirchenbau in Baukau bewilligt. In einem ersten Bauabschnitt wurde im März 1899 mit den Vorarbeiten begonnen und am 23. Juli 1899 der Grundstein gelegt. Den zurückhaltenden Plan des genordeten Bauwerks vom Januar 1899 fertigte der Bochumer Architekt Hermann Wielers. Es handelt sich um eine dreischiffige, gotische Hallenkirche mit Querschiff und damals waagerechter Decke. Die Außengestaltung der Kirche geschah im Ziegelrohbau mit Maschinenringofensteinen unter teilweiser Verwendung von Blend- und Formsteinen. Die Maßwerke der Fenster und Rosetten wurden aus Formsteinen hergestellt, Kapitelle und Sockel der Säulen und Dienste aus Sandstein, während die Schäfte der Säulen und Wanddienste gemauert wurden. Zuerst wurde der Chor, das Querschiff und zwei Joche des Langschiffes sowie die Nebenräume unter der Leitung des Architekten gebaut. Die südliche Kirchenseite wurde nur provisorisch gebaut, da die Kirche hier später erweitert werden sollte. Der Laienraum bot damit 1340 Personen Platz. Zur Aufnahme einer kleinen Glocke diente ein Dachreiter, der 1946 abgetragen wurde. Die Kirche wurde im Sommer des Jahres 1900 für 76.143,03 Mark einschließlich des Architektenhonorars fertiggestellt und wurde am 5. August 1900 durch Dechant Holtgreven aus Weitmar benediziert.
Am 29. September 1901 wurde die eigenständige Pfarrei St. Marien zu Baukau gegründet. Für den erwünschten Erweiterungsbau der Kirche legte im Juli 1904 der Architekt Arnold Güldenpfennig einen Entwurf vor, der das Langschiff um zwei Abteilungen verlängerte und durch einen massiven Turm abschloss. Die Ausführung unterblieb infolge der Erkrankung des Pfarrers und der Entwurf kam nie zur Ausführung.
Um die Kirche fertigstellen zu können, erfolgte 1906 die Sammlung weiterer Gelder durch Haussammlungen in den Bistümern Münster und Paderborn. Der Reinerlös betrug 41.000 Mark und somit konnte im Dezember 1907 der Architekt Johannes Franziskus Klomp in Dortmund einen eigenen Plan ausarbeiten, nach welchem die endgültige Erweiterung der Kirche erfolgte. Das Langschiff wurde um ein Joch verlängert und daran zwei Seitenkapellen errichtet. Zwei Türme von rund 60 m Höhe, in deren Inneren sich die Orgelempore befindet, beschließen nun im Süden die Kirche. Die Architektur des Erweiterungsbaues ist im Gegensatz zum ersten Bauabschnitt, der einfach und schlicht gehalten ist, reich gestaltet. Terrakotten, Tuff- und Formsteine fanden reiche Verwendung. Dabei entstand die wohl kunstvollste Ziegelfassade im Sakralbau des Ruhrgebiets. Für das Hauptportal wurden selbst die korinthischen Kapitelle der flankierenden Säulen aus Ziegelton gebrannt.
Im Inneren der Kirche wurde die gerade Decke des ersten Bauteiles beseitigt und die ganze Kirche mit einem Rabitzgewölbe versehen. Dadurch wurde eine einheitliche Raumwirkung erzielt. Wegen eines Pfeilerbruchs musste die Kirche jedoch baupolizeilich geschlossen werden. Statt des projektierten schlanken Pfeilerbaues im Turm mussten nun im Inneren Mauern gezogen werden, die dem inneren Aussehen der Kirche schadeten. Die endgültige Abnahme der Kirche fand am 9. August 1909 statt. Es schloss sich für die seit 1908 zu Herne gehörenden Pfarrgemeinde ein langjähriger Prozess gegen den ausführenden Architekten an, welcher 1914 zugunsten der katholischen Kirchengemeinde Herne-Baukau entschieden wurde.
Am 20. April 1914 wurden durch den Paderborner Bischof Karl Joseph Schulte die Pfarrkirche konsekriert und im Hochaltar die Reliquien der Märtyrer Mansuetus und Simplicius eingemauert.
Bedingt durch Feuchtigkeitsschäden, spätere Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg und den wechselnden Zeitgeschmack wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder umgebaut und erneuert. Die erste größere Reparatur am Kirchengebäude war 1923/1924 eine Dichtmachung des Kirchendaches, 1928 erfolgte eine Renovierung des Inneren und der Fassade. Im November 1944 waren Beschädigungen durch Bomben und Luftminen, besonders der Fenster und des Daches zu verzeichnen. Am 8. April 1945 (dem Weißen Sonntag) wurden die Türme, in denen die deutsche Wehrmacht eine Telefonanlage installiert hatte, von US-amerikanischer Artillerie beschossen. Herabfallende Steine (Wasserspeier) beschädigten das Dach des Kirchenschiffes. 1948 erfolgt die Wiederherstellung der Türme.
Die Kirche wurde 1996 als Bauensemble mit dem Vikariegebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Von 1974 an wurde nach Plänen des Architekten Gerold Ringelhahn der Innenraum grundlegend renoviert, den liturgischen Erfordernissen angepasst und am 7. März 1976 mit der Weihe des neuen Altares durch den Weihbischof Paul Nordhues beendet. Wenige Jahre später zeigten sich versteckte Baumängel; das Gewölbe war fleckig und der Putz löste sich. Bei der ersten Begehung stellte der Architekt Wolfgang Trennberg aus Unna schwerwiegende Mängel am Mauerwerk fest. Die acht Eck-Engel und Teile der Fassade drohten herunter zu stürzen. Das Hauptportal musste sofort gesperrt werden. Im ersten Bauabschnitt 1998/1999 wurden die Schäden an den Türmen und dem Portal behoben. Die beiden markanten Türme bekamen Kupferdächer, die wertvolle, kunstvoll gestaltete Ziegelfassade und die Steinfiguren wurden restauriert. Im zweiten Bauabschnitt 2001 wurde das Kirchenschiff äußerlich restauriert, im Inneren die Heizung erneuert.
Im letzten Schritt wurde 2004 der Innenraum renoviert. Es wurden der Putz auf den Wandflächen abgeschlagen und erneuert, die Elektroinstallation und Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht, der Natursteinboden repariert und die Orgel überholt und um fünf Register erweitert. Seit dem 3. Juli 2005 ist die St.-Marien-Kirche wieder für Besucher geöffnet.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.