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Bezirkshauptstadt in Tirol Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schwaz ist eine Bezirkshauptstadt mit 14.394 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bundesland Tirol in Österreich. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Schwaz.
Stadtgemeinde Schwaz | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Schwaz | |
Kfz-Kennzeichen: | SZ | |
Fläche: | 20,21 km² | |
Koordinaten: | 47° 21′ N, 11° 42′ O | |
Höhe: | 545 m ü. A. | |
Einwohner: | 14.394 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 712 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6130 | |
Vorwahl: | 05242 | |
Gemeindekennziffer: | 7 09 26 | |
NUTS-Region | AT335 | |
UN/LOCODE | AT SCZ | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Franz-Josef-Straße 2 6130 Schwaz | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeisterin: | Victoria Weber[1] (Team Zukunft – Victoria Weber) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (21 Mitglieder) |
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Lage von Schwaz im Bezirk Schwaz | ||
Blick über Schwaz von Nordosten (2007) | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Die Bezirkshauptstadt Schwaz liegt im mittleren Unterinntal etwa 30 km östlich der Landeshauptstadt Innsbruck am Fuß des Kellerjochs (Hausberg und Aussichtsberg, 2344 m) und des Eiblschrofens.
Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 20,17 km². Die Ansiedlung ist seit Jahrhunderten vom Lahnbach bestimmt, der durch Schottertransport und Überschwemmungen den ortsbestimmenden Schuttkegel aufbaute und die Stadt in die Gebiete Markt und Dorf teilt. Gleichzeitig gibt es die Gliederung in die geografischen Siedlungsbereiche Ried, Pirchanger, Bleiberg, Ost, Sonnseite, Surheim und Falkenstein.
Stans | Buch in Tirol | |
Vomp | Gallzein | |
Pill | Fügenberg |
Der Raum um Schwaz war bereits in Jungsteinzeit (4000–2000 v. Chr.) und Bronzezeit (ab 1500 v. Chr., Funde bei St. Martin) besiedelt. Die Örtlichkeit selbst wurde 930/31 erstmals urkundlich als „Sûates“[2] erwähnt.[3][4]
Um 1170 errichteten die Fruntsberger (später Freundsberger) einen einfachen Wohnturm auf dem Hügel über Schwaz, den sie im 13. Jahrhundert zum Schloss Freundsberg ausbauten. Im 14. Jahrhundert wurde die erste Innbrücke errichtet.
War das Ortsbild anfänglich bäuerlichen Charakters, stieß es nach der Entdeckung der Silber- und Kupfervorkommen bald in großstädtische Dimensionen vor. Bereits in der Bronzezeit war in den Bergen zwischen Schwaz und Kitzbühel Kupfer abgebaut worden, das gemeinsam mit Zinn zur Herstellung von Bronze benötigt wurde. Zur Blütezeit des Bergbaus im 16. Jahrhundert war Schwaz eine der großen Bergbaumetropolen Europas, mit über 12.000 Einwohnern (heute etwa 13.000) nach Wien die zweitgrößte Ortschaft im Habsburgerreich. Mit der Übernahme der Erzgruben in Tirol steigt der Fuggersche Anteil am weltweiten Handelsvolumen von Kupfer von 40 auf 80 Prozent.[5]
Der Silberabbau im Schwazer Bergbau begann einer unbestätigten Sage nach im Jahre 1409, als die Magd Gertraud Kandlerin beim Weiden eines Stieres auf dem Kogelmoos (Bereich oberhalb des Ortes) einen silbererzhaltigen Stein entdeckt haben soll. Bergbau bei Schwaz fand bereits in der Bronzezeit im größeren Umfang statt. Für das Jahr 1420 berichtet die Schwazer Chronik von Gruben am Falkenstein. Die Zuwanderung von bergmännischem Fachpersonal aus Böhmen und Sachsen begann. Innerhalb weniger Jahre wurde die Schwazer Metallproduktion ein europäischer Wirtschaftsfaktor, und der Falkenstein wurde zur Silber- und Geldquelle der Habsburger. Die Augsburger Handelsfamilien Fugger und Paumgartner[6] waren über den Zeitraum des Silberbergbaus präsent. Auch der Arzt Paracelsus (Philipp Aureol Theophrast Bombast von Hohenheim in Egg an der Sihl) besuchte auf seinen Forschungsreisen zweimal (1516 und 1533/1534) Schwaz, um sich mit bergmännischen Krankheiten auseinanderzusetzen, und erhielt wahrscheinlich Informationen von dem Schwazer Arzt Johannes Milchtaler.[7]
In einem Zeitraum von 1420 bis 1827 wurden ca. 2.300 Tonnen Silber und ca. 191.000 Tonnen Kupfer gewonnen. Schon vor dem endgültigen Ende für allen Bergbau 1999 wurde der Sigmund-Erbstollen 1989 für den Besucherverkehr hergerichtet und als Besucherbergwerk Silberbergwerk Schwaz eröffnet.
Georg Rösch von Geroldshausen verfasste 1558 folgenden Reim über den Schwazer Bergbau:
Swatz ist aller perckhwerck muater zwar
Davon nert sych ayn gar gross schar
Ob treyssygh taussent, hab ich recht behalten
Von mannen, frauen, yungh und altn.[8]
Übertragung ins Neuhochdeutsche:
Schwaz ist aller Bergwerke Mutter zuwahr
Davon ernährt sich eine gar große Schar [von Menschen]
Dreißigtausend, wenn ich recht behalte [mich recht entsinne]
Männer, Frauen, Junge und Alte.
Ab 1521 war der Schweizer evangelische Theologe Jacob Strauß (1480–1530) als Prediger in Hall und Schwaz tätig und hatte viele Zuhörer. Er kritisierte in seinen reformatorischen Predigten katholische Lehren und verurteilte Zins und Wucher. Der Bischof von Brixen konnte bewirken, dass er aus Tirol fliehen musste, obwohl eine Mehrheit evangelisch geworden war. Nur das Franziskanerkloster bildete ein letztes katholisches Bollwerk im Ort. In der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt dagegen wurde die hölzerne Trennwand auch zur religiösen Spaltung: Auf der einen Seite feierten Bürger die lateinische Messe, auf der andern Knappen den deutschen lutherischen Gottesdienst.
1525 schlossen sich die Bergknappen den Bauernaufständen an, die jedoch niedergeschlagen und von Martin Luther verurteilt wurden. Danach erhielt die gewaltlose Täuferbewegung großen Zulauf. Jakob Hutter (1500–1536) war einer der charismatischen Anführer, und er zog durch das Pustertal, wo er einige täuferische Gemeinden gründete, die die Bekenntnistaufe und Gütergemeinschaft praktizierten. Als „Ketzer“ wurden sie sowohl von evangelischer und katholischer Seite verfolgt. In Schwaz, Rattenberg und Brixlegg wurden etwa 500 Täufer hingerichtet, und weitere Personen wurden des Landes verwiesen.
1532 gründete der evangelische Sänger und Dichter Hans Sachs (1494–1576) in Schwaz eine Meistersängerschule.
Mit der einsetzenden Gegenreformation ab 1575 wurde das katholische Bekenntnis wieder zwingend; wer evangelisch bleiben wollte, musste seinen Glauben im Verborgenen leben oder auswandern. Erst das Toleranzpatent 1781 von Kaiser Joseph II. erlaubte die erneute Gründung evangelischer Gemeinden. Noch 1837 wurden evangelische Christen aus dem Zillertal ins Exil gezwungen. So lebten auch 2017 in Schwaz nur etwa 230 evangelische Christen, die 0,7 Prozent der Bevölkerung ausmachten.[9]
Nach dem Niedergang des Bergbaus und der Zerstörung großer Teile des Orts in den Napoleonischen Kriegen wurde im 19. Jahrhundert durch folgende Einrichtungen ein Aufschwung eingeleitet:
Am 16. September 1899 wurde Schwaz mit Entschließung vom 28. April durch Kaiser Franz Joseph I. zur Stadt erhoben. Diese späte Erhebung ist darin begründet, dass Schwaz trotz und wegen seiner Größe nie über eine Stadtmauer verfügte. Aus dem gleichen Grund befand sich zur Zeit des Silberbergbaus unter Kaiser Maximilian I. die Münze nicht vor Ort, sondern im befestigten Hall, etwa 17 Kilometer westlich von Schwaz.
Bis zum Ersten Weltkrieg war Schwaz Garnisonsstadt der k.u.k. Armee, 1914 lag dort das III. Bataillon des Salzburgischen Infanterieregiments Erzherzog Rainer Nr. 59.
Die kleine jüdische Bevölkerung von Schwaz wurde ab dem Anschluss Österreichs 1938 vertrieben.[10] Ab 1944 befand sich auf der Straße zwischen Schwaz und Buch ein Zwangsarbeiterlager. Dort waren bis zu 400 ausländische Kriegsgefangene untergebracht, die ab Dezember 1944 im Wilhelm-Erb-Stollen des Schwazer Bergwerks für die Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches arbeiten mussten. Nach Kriegsende machte die französische Besatzung daraus das Lager Oradour für ehemalige Nationalsozialisten, benannt nach Oradour-sur-Glane und in Erinnerung an das Massaker von Oradour.[11]
Am 10. Juli 1999 kam es zu einem Felssturz vom Eiblschrofen. Danach wurde die Bewegung des Bergs viele Jahre lang mittels platzierter GPS-Sensoren vermessen. Panzerriegel und ein Damm wurden als Schutz für Siedlungsgebiete errichtet.[12] Der Silberwald ist heute Biotop und Erholungsgebiet.[13]
2017 wurde Schwaz der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.[14][9]
Im August 2017 wurde Schwaz als zweite Tiroler Gemeinde mit dem Titel „Fair-Trade-Stadt“ ausgezeichnet.[15]
Quelle: Statistik Austria[16]
Regelmäßige Veranstaltungen
Der Gemeinderat besteht aus 21 Mitgliedern.
Partei | 2022[20] | 2016[21] | ||
---|---|---|---|---|
% | Mandate | % | Mandate | |
Bürgermeisterteam Hans Lintner (ÖVP) | 36,64 % | 8 | 47,61 | 10 |
Team Zukunft – Victoria Weber | 27,36 % | 6 | 17,43 | 4 |
WIR für Schwaz – Team Martin Wex | 13,15 % | 3 | ||
Interessengemeinschaft Lebensraum Schwaz Die Grünen | 9,61 % | 2 | 13,31 | 3 |
FPÖ Freiheitliche & Unabhängige Schwazer | 5,07 % | 1 | 21,65 | 4 |
Menschen, Freiheit, Grundrechte | 6,32 % | 1 | ||
NEOS – Raus aus dem Stau. Rein in ein neues Schwaz | 1,42 % | 0 | ||
Liste Kranzl & Freie Bürger | 0,44 % | 0 | ||
Freie Bürgerliste Schwaz | --- | --- | 3,27 | 0 |
Blasonierung: „Unter von Rot und Silber zweimal geteiltem Schildhaupt in Silber ein schwarzer Schlägel und Eisen.“ | |
Wappenbegründung: Die schräg gekreuzten Schlägel und Eisen symbolisieren die lange und große Bergbauvergangenheit der Stadt, die österreichischen Farben (der österreichische Bindenschild) im Schildhaupt verweisen auf die einstige Bedeutung als größter Tiroler Bergwerksort und zugleich größte Silbermine in ganz Europa. Ältere Wappenversionen zeigen Schlägel und Eisen mit Griffen in natürlichen Farben. |
Schwaz pflegt Kontakte zu folgenden Partnerstädten:[30]
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