Schwarzwaldhaus
Art von Bauernhaus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Schwarzwaldhaus ist ein Wohnstallhaus, das sich vor allem im mittleren und südlichen Schwarzwald findet. Es ist äußerlich gekennzeichnet durch das an den Seiten weit herabgezogene Walm- oder Krüppelwalmdach, getragen von der Firstsäule. Der Gebäudetyp ist angepasst an die Besonderheit des Schwarzwalds: Hanglage, weite Wege, große Schneemengen und starke Windbelastungen. Einzelne Höfe, wie etwa der Hierahof bei Lenzkirch-Saig, heute noch bewirtschaftet, erreichen ein Alter von über 400 Jahren.
Je nach Standort der einzelnen Höfe haben sich verschiedene Haustypen herausgebildet, die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Hermann Schilli, der Initiator des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, unterscheidet sieben Typen des Schwarzwaldhauses:[1]
Das Haus vereinigt in sich sowohl Wohn- und Arbeitsräume als auch Stallungen. Auf einem in der Regel aus Natursteinen gemauerten Kellergeschoss sitzen die weiteren, aus Holz gebauten Stockwerke auf.
Das weit vorkragende und an den Seiten tief heruntergezogene Dach verschattet im Sommer die Hauswände, welche sich durch die im Winter tiefer stehende Sonne jedoch erwärmen können. Das Dach ruht auf den Firstsäulen und wurde je nach Gegebenheit mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt, heutzutage erfolgt meist eine Ziegeldeckung. In den Hochlagen des Schwarzwaldes herrscht Vieh- und Holzwirtschaft vor, daher werden dort überwiegend Schindeln eingesetzt, in den Tallagen findet man überwiegend Strohdeckung. Die allseitig geneigten Dachflächen des Krüppelwalmdachs verringern die Angriffsfläche für Windlasten und verbessern deren Abtragung.
Der Dachboden, auch Tenne genannt, dient als Heulager und ist über eine Rampe oder einen Steg vom hinter dem Haus ansteigenden Hang aus befahrbar (Hocheinfahrt). Die oftmals gaubenartige Einfahrt wird im Alemannischen als „Ifahrhüsli“ bezeichnet. Das Heu kann durch das sogenannte Heuloch leicht in die darunter liegenden Stallungen geworfen werden.
Den Mittelpunkt des Wohnbereichs bildet ein zentral gelegener Kachelofen. Er wird im Alemannischen auch als "Kunscht" bezeichnet. Von der Küche aus geheizt, erwärmt er zugleich die Stube als auch die oberhalb gelegenen Schlafzimmer. Die Warmluftzufuhr zu den oberhalb gelegenen Bereichen kann über hölzerne Schiebeklappen geregelt werden. Oft gibt es keinen Kamin, sondern der Rauch zieht über einen Rauchfang durch eine Räucherkammer ab, wird zum Räuchern der Fleischvorräte genutzt und zieht dann durchs Dach. Damit wird die Feuchtigkeit des Stalls neutralisiert und das Holz konserviert.
Im hinteren Teil des Hauses liegen die Stallungen, die Tiere tragen im Winter mit zur Erwärmung des Hauses bei. Teilweise lagen über den Stallungen die Kammern für Knechte und Mägde.
Der aus Natursteinen gemauerte Keller schützt das Gebäude vor Bodenfeuchtigkeit. Er dient im Winter wie im Sommer als kühler Lagerungsraum für leicht verderbliche Nahrungsmittel.
Je nach den örtlichen Bedingungen und dem Umfang der Hofwirtschaft stehen in der Nähe des eigentlichen Hofgebäudes einige Nebengebäude, etwa das „Libding“ (Leibgedinge), ein kleines Wohnhaus für die Altbauern, das diese nach Übergabe des Hofes bewohnten. Oft steht neben dem Hof auch eine Kapelle. Manchmal gibt es auch ein kleines Backhaus, auch Schuppen für Geräte, Kutschen, Schlitten und, sofern ein Wasserlauf vorhanden ist, eine kleine Getreidemühle für den Eigengebrauch. Neben vielen Höfen findet man auch einen Löschwasserteich. Größere Höfe hatten einen Speicher. In den umgebenden Hochlagen besaßen manche Höfe eine Sennerei.
1934 setzte der Architekt Wilhelm Lochstampfer durch die von ihm veranlasste Bauaufnahmen eine der Grundlagen zur Erforschung der Bau-, Konstruktions- und Nutzungsweise.
Viele Schwarzwaldhöfe weisen auch heute noch die typische Form des Schwarzwaldhauses auf. Allerdings sind sie im Innern meist nach den heutigen Bedürfnissen (Wohnkomfort, Maschineneinsatz) umgebaut. Teilweise wurden neue Ställe neben dem Hofgebäude errichtet, um die Milchviehhaltung den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Häufig erheben sich heute neben den Höfen auch Silos für Silagefutter. Häufig bauten Bauern freigewordene Räume, auch das Libding, zu Fremdenzimmern oder Ferienwohnungen aus, um zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.
Eine Reihe historischer Höfe aus verschiedenen Teilen des Schwarzwalds wurden im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof originalgetreu wieder aufgebaut.
In der Fernsehserie Schwarzwaldhaus 1902 ließ der Südwestrundfunk eine moderne Familie die Zeit vor hundert Jahren in einem Schwarzwaldhof der Gemeinde Münstertal im Südschwarzwald nachleben.
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