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Nutzung des Baustoffs Lehm oder ein in Lehmbauweise errichtetes Bauwerk Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lehmbau bezeichnet die Errichtung von Bauwerken aus Lehm und die so entstandenen Bauwerke selbst. Dabei werden verschiedene tragende und nichttragende Bauweisen angewandt. Tragende Wände werden überwiegend aus Stampflehm, Lehmziegeln oder als Holzfachwerk mit Gefachen aus Lehm erstellt. Leichtlehm mit unterschiedlichen Zuschlägen hat gegenüber Lehm eine geringere Rohdichte und Druckfestigkeit. In trockenen (ariden) Klimazonen sind auch ungeschützte Lehmoberflächen sehr dauerhaft.
Lehmbauten sind insbesondere in bäuerlichen Gesellschaften mit beschränktem Zugang zu industriell gefertigten Baustoffen heute noch verbreitet, so etwa im mittleren Osten, nördlich und südlich der Sahara, bei den Pueblo-bauenden Indianern Nordamerikas und in den Anden. Aus Spanien ist die Mudéjares-Architektur bekannt.
Oft kann der Lehm direkt an der Baustelle aus dem Boden gewonnen werden. In den meisten Dörfern finden sich noch alte Lehmkuhlen, aus denen früher der Lehm abgebaut wurde.
Inzwischen sind viele Fertigprodukte erhältlich, die den Lehmbau effizienter machen. Dadurch kommt es wieder verstärkt zu Lehmbauten. Der Lehmmörtel wird trocken und fein gemahlen in Säcken geliefert und kann mit einem Freifallmischer wie Zementmörtel bzw. Beton verarbeitet werden. Moderner Baulehm enthält diverse andere Faserstoffe, Speicher- und Quellstoffe, die die Verarbeitung vereinfachen und den Lehm belastbarer und feuchtigkeitsbeständiger machen. Leicht- und „Thermolehm“-Mischungen haben wärmedämmende Eigenschaften.
Der zum Bauen verwendete Lehm ist eine Mischung aus Ton, Schluff (Feinstsand) und Sand, die feucht in Form gebracht und dann getrocknet wird. Wenn der Lehm zu viel Sand enthält (er ist zu mager), wird er bröckelig; zu viel Ton (er ist zu fett) hingegen bewirkt, dass er Risse bekommt. In vielen Gegenden wird dem Lehm Stroh zugesetzt. Stroh verringert die Dichte der Lehmmischung und verbessert die Wärmedämmeigenschaften. Außerdem wirkt das Stroh als Armierung der Rissbildung entgegen. Heute werden vorzugsweise feinere Fasern zugemischt, welche die Verarbeitbarkeit der Mischung deutlich verbessern und den rißfreien Auftrag dünnerer Schichten ermöglichen.
Traditionell wurden auch Kuhdung und Pferdemist beigemischt. Pferdeäpfel enthalten einen hohen Anteil an Faserstoffen, da das Pferd kein Wiederkäuer ist und die Cellulose nicht zersetzen kann. Organische Anteile des Dungs gehen mit den mineralischen Lehmbestandteilen komplexe Verbindungen ein, welche die technischen Eigenschaften verbessern. Eine Zugabe von Kalk wirkt desinfizierend, neutralisiert Säuren zu Salzen – dies erhöht die Wasserspeicherkapazität – und schließt die Oberfläche der Zellulosen auf, sodass sie sich besser im Lehm verankern.
Je nach örtlicher Verfügbarkeit wurden dem Lehm verschiedene Füllstoffe beigemischt, die auch einen Einfluss auf die technischen Eigenschaften haben können. In der südenglischen Grafschaft Buckinghamshire wurde dem Lehm traditionell Kreide zugemischt. Die dadurch aufgehellte Lehmmischung wird als wychert oder witchert bezeichnet.[1][2]
Das Klima in Lehmgebäuden ist angenehm, da der Lehm ein hohes Wärmespeicherungsvermögen aufweist und damit temperaturausgleichend wirkt. Auch die Luftfeuchtigkeit wird stabilisiert, da Lehm Feuchtigkeit speichert und langsam aufnimmt oder abgibt.
Gegenüber Zement hat Lehm einige sehr positive Eigenschaften, die ihn für ökologisches Bauen interessant machen.
So schafft Lehm ein für den Menschen angenehmes und gesundes Raumklima. Im Sommer, wenn es draußen sehr heiß ist, sind die Räume in einem Lehmhaus angenehm kühl. Im Winter schützt der Lehm durch seine feuchteregulierende Eigenschaft vor zu trockener Raumluft. Bei Lehm muss darauf geachtet werden, dass dieser unvergütet angeboten wird. In der heutigen Zeit werden Lehmputze mit Klebstoffen versehen, um die Verarbeitung zu vereinfachen. Dies schränkt den Lehm in seinen positiven Eigenschaften wesentlich ein. Nur unvergütete, reine Lehmverputze können die Eigenschaften uneingeschränkt weitergeben.
Es können vor allem drei Wand-Bauweisen unterschieden werden:
Bei der Herstellung einer Mauer aus Lehmziegeln werden Mauer- und Putzmörtel oft auch aus Lehm angemischt.
Die in Oberägypten und Nordsudan bekannten „nubischen Gewölbe“ aus Lehmziegel können ohne Schalung mit einer beweglichen Hilfslehre errichtet werden.
Beim Stampflehmbau, auch Pisee- oder Pisé-Bauweise genannt, wird die erdfeuchte Lehmmischung meist in eine hölzerne Schalung gestampft (Beispiel: die Kapelle der Versöhnung in Berlin). Bei der ehemals in Thüringen und Sachsen verbreiteten Lehmwellerbauweise wird der Lehm hingegen mit so viel Stroh angemischt, dass die Nase zu einer standfesten Wand angehäuft werden kann.
Die Gefache von Fachwerkhäusern wurden früher häufig entweder mit Lehmziegeln ausgemauert oder mit Weidengeflecht oder Holzstaken gefüllt und dann mit einer klebefeuchten Mischung mit gehäckseltem Stroh o. ä. Fasermaterial (auch „Weller“ genannt) beworfen (Klaiben).
Holzbalken werden in Lehmwände integriert, um Türzargen und Fensterrahmen herzustellen, um die Standfestigkeit, Maßhaltigkeit oder Tragfähigkeit zu erhöhen und um schwere Gegenstände daran befestigen zu können.
An der Wetterseite werden Lehmwände meist durch Kalkputz, eine Holzschalung, eine Verblechung oder durch Holz- oder Schieferschindeln vor Schlagregen geschützt. Zementhaltiger Mörtel hat ein anderes Ausdehnungsverhalten bei Feuchte- und Temperaturänderungen als Lehm und ist als Fassadenputz ungeeignet.
Neuerdings sind in Europa industriell gefertigte Lehmbausteine unterschiedlicher Formate, Lehmwandplatten, zum Teil mit Nut und Feder, und Lehmputze und -farben für den Innenausbau erhältlich.
Aufgrund der hohen spezifischen Wärmekapazität sind Lehmwände in der Lage, Temperaturunterschiede auszugleichen. In warmen Regionen sorgen dicke Wände für ein angenehmes Innenklima. Lehm ist ein guter Wärmespeicher und Wärmeleiter. Durch Beimischung von dämmenden Materialien wie z. B. Korkschrot, Perlite, Vermiculite, Blähschiefer, Blähton oder pflanzliche Fasern kann die Wärmeleitfähigkeit herabgesetzt werden (Leichtlehm). In kälteren Regionen sollte eine zusätzliche Wärmedämmung an der Außenwand vorgesehen werden.
Lehmbaustoffe sind hydrophil und kapillar und halten angrenzende Baustoffe trocken, indem sie Wasser anziehen und später verdunsten lassen. Dauerhafte stärkere Durchfeuchtung führt jedoch zum Aufweichen des Lehms. Strömendes Wasser erodiert Lehmoberflächen.
In feuchten (humiden) Klimagebieten werden die Außenwände durch eine Vorsatzschale oder einen ausreichenden Dachüberstand vor ablaufendem Regenwasser geschützt. Aufsteigende Feuchtigkeit ist durch Sperrschichten in den Wänden oder Sockelmauerwerk aus dichtem Naturstein zu vermeiden.
Sofern der Lehm bei der Trocknung stark komprimiert wurde, können gewöhnliche Kunststoffdübel (mit nicht zu kleinem Durchmesser) verwendet werden.
Leichte Gegenstände wie Bilder und Badezimmerschränke können einfach durch das Einschlagen von Nägeln und das Einschrauben von Span- oder Trockenbauschrauben mit grobem Gewinde (ohne Vorbohren) befestigt werden. Gegebenenfalls sollte zunächst ein Lochblech mit mehreren Schrauben angebracht werden, welches die eigentlich lasttragende Schraube abstützt. Zur Vergrößerung der Traglast eignen sich alternativ spezielle Dübel zur Verwendung in Lehm, Porenbeton und Gipsbauplatten.[4][5] Zum Tragen größerer Lasten müssen die Dübel besonders im Untergrund verankert werden. Zur Verteilung auftretender Druckspannung kann ein Holzbrett auf der Wandoberfläche aufgelegt oder in die Wand eingelassen werden.
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