Das Regiment war ein Kavallerieverband, der 1688 als Löwenschild-Dragoner für die kaiserlich-habsburgische Armee errichtet wurde. Aus diesem entwickelte sich im Laufe der Zeit bis hin zur Gemeinsamen Armee das k.u.k. Ulanenregiment „Kaiser Joseph II.“ Nr. 6.
Als im Jahre 1769 eine Rangliste der Kavallerie-Regimenter erstellt wurde, erhielt der Verband darin die Bezeichnung Cavallerie-Regiment Nr. 1 zugewiesen. Das war jedoch nicht der Name des Regiments, da bis zum Jahre 1798 die Regimenter weiterhin nach ihren jeweiligen Inhabern (die nicht auch die Kommandanten sein mussten) benannt wurden. Eine verbindliche Regelung der Schreibweise existierte nicht. (z.B. Regiment Graf Serbelloni – oder Regiment Serbelloni.) Mit jedem Inhaberwechsel änderte das betroffene Regiment dann auch seinen Namen.
Nach der Änderung des Systems 1798 galt vorrangig die nummerierte Bezeichnung, die unter Umständen mit dem Namen des Inhabers verbunden werden konnte. Hierbei erfolgte die Umbenennung in Dragoner-Regiment Nr. 1.
Zur Systematik wurden nachträglich auch folgende Nummerierungen eingeführt: 1688/1 (nach Tessin)[1], Dragonerregiment D I (nach Bleckwenn)[2].
Im Jahre 1915 wurden alle Ehrennamen der Regimenter ersatzlos gestrichen, es sollte von da an nur noch k.u.k. Ulanenregiment Nr. 6 heißen. Dies ließ sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen, insbesondere die sparsame k.u.k. Militäradministratur verfügt hatte, zuerst alle vorhandenen Stempel und Formulare aufzubrauchen.[3]
Laut Patent vom 11. Dezember 1688 durch Graf Löwenschild als „Dragoner-Regiment Löwenschild“ in Schlesien aufgestellt.
1700 wurden Teile der aufgelösten Regimenter „Uhlenfeld“ und „Glöckelsperg“ eingegliedert
1721 Eine Kompanie des aufgelösten Dragoner-Regiments „Veterani“ eingegliedert
1731 musste das Regiment einen Teil der 1727 aufgestellten Auctions-Kompanie an das Dragoner-Regiment „Vehlen“ abgegeben.
1765 wurde das Regiment in ein Chevauxlegers-Regiment umgewandelt. Die bisherige Grenadierkompanie wurde ebenfalls zur Chevauxlégers-Kompanie.
Von 1769 an führte der Verband die Kavallerie-Ranglistennummer 1.
1785 erhielt das Regiment zur Aufstellung einer Ulanen-Division als Stamm eine Eskadron von der dem Chevauxlegers Regiment Levenehr zugeteilt gewesenen Ulanen-Division und stellte die 2. Eskadron selbst auf. Diese Division wurde 1790/91 zum späteren 1. Ulanen-Regiment abgegeben.
1798 wurde die Einheit zum Dragoner-Regiment (leichtes) Nr. 1 umgewandelt. Dieses wurde jedoch 1802 wieder rückgängig gemacht. Es erhielt die Oberst-Division des aufgelösten Dragoner-Regiments „Coburg Nr. 6“ zugewiesen.
1851 wurde das Regiment in ein Ulanen-Regiment umgewandelt und erhielt als solches die Nr. 6
1860 erhielt es zur Komplettierung eine Division des Ulanen-Regiments Erzherzog Karl Nr. 3 zugewiesen.
von 1857 aus den Bezirken der Infanterieregimenter Nr. 16 und Nr. 26 (Treviso und Udine).
Seit 1860 war es ein galizisches Regiment und ergänzte sich bis 1867 aus den Bezirken der Infanterie-Regimenter Nr. 20 und Nr. 57 Neu-Sandez und Tarnów)
1867–83 aus den Bezirken der Infanterieregimenter Nr. 20 und Nr. 13 (Neu Sandez und Krakau
1883–89 aus den Bezirken der Infanterieregimenter Nr. 10, Nr. 45, Nr. 77 und Nr. 90 (Przemyśl, Sanok, Sambor und Jaroslau).
Anschließend wurde das Regiment dem Bereich des I. Korps (Militär-Territorial-Bezirk Krakau) zugewiesen.
1692 Vorübergehend zur Blockade von Grosswardein abgestellt. Anschließend Verlegung nach Siebenbürgen, wo es auch die folgenden Jahre verblieb und nur an untergeordneten Operationen des dortigen Korps teilnahm.
1696 Vor Peterwardein. Ein Teil des Regiments war an der späteren Expedition nach Bosnien beteiligt.
1698 Mit der Hauptarmee am Feldzug gegen Temesvár beteiligt, danach Detachierung zu der vor Arad stehenden Truppe.
1793 Streifzug gegen Stablo und Malmedy. Abteilungen des Regiments führten Gefechte bei Tirlemont und Arlon.
1794 Ein Detachement führte ein Gefecht bei Rochefort. Die anderen Abteilungen standen an der Sambre, kamen aber nur bei kleinen Vorpostengefechten zur Aktion
1795 Sicherungs- und Patrouillendienste bei der Armee am Rhein (Mannheim)
1796 Zur Armee des Erzherzogs Carl kommandiert, zeichnete sich das Regiment unter Oberst Bolza im Gefecht bei Maubach aus. Rittmeister Baron Vécsey, als Kommandant der Avantgarde, zwang die Feste Rothenberg zur Übergabe. Dieser zeichnete sich dann noch im Gefecht bei Riegel und während der Belagerung von Kehl aus und erhielt 1801 nachträglich (inzwischen zum Oberstlieutenant im Husaren-Regiment Nr. 7 befördert) den Maria-Theresia-Orden. Das Regiment kämpfte noch bei Würzburg.
1799 Nach Italien verlegt, kämpfte das Regiment bei S. Giuliano und bei Novi. Abteilungen des Regiments nahmen am Gefecht bei Beinette, an der Schlacht bei Genola und den Gefechten bei Carra und Mondovì teil. Major von Kees erhielt den Maria-Theresia-Orden.
1800 zeichnete sich das Regiment im Gefecht bei Romano und der Schlacht bei Marengo aus und kämpfte später in der Schlacht am Mincio. Rittmeister Gasser erhielt für vorzügliche Haltung bei Romano, sowie in den früheren Feldzügen (1802) nachträglich den Maria-Theresia-Orden
1805 Oberstlieutenant Graf Hardegg verhinderte mit seiner Division in der Schlacht bei Caldiero mehrfache Versuche feindlicher Infanterie sich der Schlüsselposition der österreichischen Stellung zu bemächtigen. Hardegg wurde mit dem Maria-Theresia-Orden dekoriert
1809 im VII. Korps Erzherzog Ferdinand in Polen, nahmen 2 Eskadronen an dem Überfall auf Jedlinsko teil. Das Regiment war eine Zeit lang als Besatzung in Warschau abgestellt.
1848 Die Oberstlieutenant und 1. Majors Division rückten im Korps Schlik nach Ungarn aus und kämpften in den Gefechten bei Budamér und Szikszó
1849 Die gleichen Abteilungen kämpften bei Eperies, Kaschau, Szantó und mit Auszeichnung bei Tarczal und Hatvan. Eine Eskadron wehrte erfolgreich einen Überfall durch Insurgenten auf Igló ab. Abteilungen des Regiments wiesen beim Rückzug vom Branisko - Pass den verfolgenden Gegner zurück. Im Sommerfeldzug standen auch die beiden anderen Divisionen in Ungarn, das gesamte Regiment kämpfte in beiden Schlachten von Komorn, des Weiteren bei Makó und Dreispitz. Im September wurden drei Eskadronen zur Belagerung von Komorn detachiert.
1866 standen vier Eskadronen im 2. Korps der Nordarmee, einzelne Abteilungen wurden bei Salnay und Schurz, das Regiment in der Schlacht bei Königgrätz und Blumenau in Gefechte verwickelt. Eine Eskadron kämpfte auf dem Rückzug in einem Gefecht bei Abtsdorf. Die 4. Eskadron stand als Besatzung in Josephstadt und Königgrätz.
Im Ersten Weltkrieg sahen sich die Kavallerie-Regimenter den unterschiedlichsten Verwendungen ausgesetzt. Zum Teil bestanden sie im Regimentsverband weiter, zum Teil wurden sie Eskadronsweise auf die Infanterie-Truppendivisionen, Korps- und Armeestäbe als sogenannte Divisionskavallerie aufgeteilt. (Sie versahen dort Dienste als Aufklärungs- und Meldereiter, sowie als Sicherungs-Detachements.) Die meisten der Regimenter mussten jedoch bald die Pferde abgeben (soweit sie noch welche hatten) und kamen danach zum infanteristische Einsatz. Ausgenommen hiervon waren die Regimenter der 4. Kavallerie-Truppendivision.
Nach den schweren Verlusten an Personal und Pferden in den Kämpfen gegen Russland zu Beginn des Krieges wurde das Regiment im Jahre 1915 aufgelöst. Zusammen mit den Überresten anderer Kavallerie-Regimenter bildete das ehemalige Ulanen-Regiment Nr. 6 das neuerrichtete Kavallerieschützen-Regiment Nr. 9.
1765: roter Rock, dunkelgrüne Egalisierung, weiße Knöpfe* (Vorgesehen, aber nicht durchgeführt wegen der anstehenden Umwandlung in ein Chevauxlers-Regiment)
1766: Als Chevauxlegers-Regiment: grasgrüner Rock, ponceaurote Egalisierung weiße Hose, gelbe Knöpfe
1798: Als Dragoner-Regiment Nr. 1: dunkelgrüner Rock, scharlachrote Egalisierung, gelbe Knöpfe
1802: Als Chevauxlegers-Regiment Nr. 1: weißer Rock, dunkelrote Egalisierung, gelbe Knöpfe
1807: dunkelgrüner Rock, hellrote Egalisierung (ab 1810 scharlachrot), gelbe Knöpfe
1851: Als Ulanen-Regiment Nr. 6: kaisergelbe Czapka, dunkelgrüne Ulanka und Pantalons, scharlachrote Egalisierung, weiße Knöpfe
Das Regiment besaß eine mit dem Allerhöchsten Befehlsschreiben vom 30. November 1898 verliehene, an einer silbernen Ehrentrompete zu tragenden goldenen Inhaber-Jubiläums-Medaille. Diese zeigte auf der Vorderseite das Reliefportrait des Kaisers in der Inhaber-Uniform, die Inschrift „Franz Joseph I.“ und den Schild des Allerhöchsten Wappens mit der Krone. Die Rückseite enthielt die Widmung: „Der Inhaber seinem Uhlanen-Regimente Kaiser Joseph II. Nr. 6, 1848-1898“.
Die Trompete war mit vergoldeter Reliefverzierung und mit einem bestickten Goldstoff-Behang versehen.
Nationalitäten: 52% Polen - 40% Ruthenen - 8% Verschiedene
Regimentssprachen: Polnisch und Ruthenisch
Ein Regiment bestand in der Österreichisch-Ungarischen Kavallerie in der Regel ursprünglich aus drei bis vier (in der Ausnahme auch mehr) Division. (Mit Division wurde hier ein Verband in Bataillonsstärke bezeichnet. Die richtige Division wurde Infanterie- oder Kavallerie-Truppendivision genannt.) Jede Division hatte drei Eskadronen, deren jede wiederum aus zwei Kompanien bestand. Die Anzahl der Reiter in den einzelnen Teileinheiten schwankte, lag jedoch normalerweise bei etwa 80 Reitern je Kompanie.
(Bei der, durch Kaiser Joseph II. begonnenen Heeresreform war allerdings die Kompaniegliederung innerhalb der Kavallerie bereits aufgegeben worden.)
Die einzelnen Divisionen wurden nach ihren formalen Führern benannt:
die 1. Division war die Oberst-Division
die 2. Division war die Oberstlieutenant (Oberstleutnant)-Division
die 3. Division war die Majors-Division
die 4. Division war die 2. Majors-Division
die 5. Division (falls vorhanden) wurde 3. Majors-Division genannt
Im Zuge der Heeresreform wurden die Kavallerie-Regimenter ab 1860 auf zunächst drei und dann auf zwei Divisionen reduziert.
Bedingt durch die ständige Umbenennung sind die Regimentsgeschichten der österreichisch-ungarischen Kavallerie nur sehr schwer zu verfolgen. Hinzu kommt die ständige und dem Anschein nach willkürliche, zu Teil mehrfache Umklassifizierung der Verbände. (Zum Beispiel: K.u.k. Böhmisches Dragoner-Regiment „Fürst zu Windisch-Graetz“ Nr. 14)
Hans Bleckwenn: Die Regimenter der Kaiserin: Gedanken zur Albertina-Handschrift 1762 des Heeresgeschichtlichen Museums Wien. In: Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien. Band 3: Maria Theresia – Beiträge zur Geschichte des Heerwesens ihrer Zeit. Graz, Wien, Köln 1967, S. 25–53.
Hans Bleckwenn: Reiter, Husaren und Grenadiere. d. Uniformen d. kaiserl. Armee am Rhein 1734. Harenberg, Dortmund 1979, ISBN 3-88379-125-3, S. 17ff.
Bertrand Michael Buchmann: Österreich und das Osmanische Reich. WUV-Univ.-Verl., Wien 1999, ISBN 978-3-85114-479-6.
Hermann Meynert: Geschichte der K. K. Österreichischen Armee, ihrer Heranbildung und Organisation, so wie ihrer Schicksale, thaten und Feldzüge, von der frühesten bis auf die jetzige Zeit. C. Gerold und Sohn, Wien 1854. online bei google books
Georg Schreiber: Des Kaisers Reiterei. Österreichische Kavallerie in 4 Jahrhunderten. Mit einem Geleitwort von Alois Podhajsky. Speidel, Wien 1967.
Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Régime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. 3 Bände. Biblio, Osnabrück 1986–1995, ISBN 3-7648-1763-1, S. 152ff.
Alphons von Wrede: Die Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts. Wien 1898–1905. Teil III, 1. Teil Cavallerie, 2. Teil Aufgelöste Truppenkörper zu Pferde. Personenverzeichnis Regimentschefs im Werk von Wrede (PDF; 325kB)