Hann. Münden
südlichste Stadt Niedersachsens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hann. Münden (Abkürzung von Hannoversch Münden) ist eine Mittelstadt und selbständige Gemeinde im Landkreis Göttingen, Südniedersachsen, an der Grenze zu Hessen sowie unweit von Thüringen. Die Kernstadt ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 25′ N, 9° 39′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Göttingen | |
Höhe: | 123 m ü. NHN | |
Fläche: | 121,17 km2 | |
Einwohner: | 23.418 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 193 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34346 | |
Vorwahl: | 05541 | |
Kfz-Kennzeichen: | GÖ, DUD, HMÜ, OHA | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 59 017 | |
LOCODE: | DE HMU | |
Stadtgliederung: | 11 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Lotzestraße 2 34346 Hann. Münden | |
Website: | www.hann.muenden.de | |
Bürgermeister: | Tobias Dannenberg (CDU) | |
Lage der Stadt Hann. Münden im Landkreis Göttingen | ||
Die Stadt befindet sich am Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser, weshalb sie auch „Drei-Flüsse-Stadt“ genannt wird. Bekannt ist die Stadt außerdem durch die Grabstätte des deutschen Handwerkschirurgen und Starstechers Johann Andreas Eisenbarth („Doktor Eisenbarth“), der starb, als er in Münden Station machte. Von der Lage der Stadt im Weserdurchbruchstal soll auch Alexander von Humboldt angetan gewesen sein. Über das oft verwendete Humboldt-Zitat, Münden sei „eine der sieben schönst gelegenen Städte der Welt“, gibt es allerdings keine schriftlichen Aufzeichnungen.
Die Stadt heißt laut Hauptsatzung Hann. Münden. Dies wurde 2006 letztmals festgeschrieben,[3] und die Stadt wird auch beim Statistischen Bundesamt mit diesem Namen geführt.
Der ursprüngliche Name der Stadt, Münden, führte häufig zu Verwechslungen mit dem ähnlich klingenden Minden, das ebenfalls an der Weser liegt und von der Handelsschifffahrt aufgesucht wurde. Deshalb wurde dem Stadtnamen die Bezeichnung Hannoversch oder Hannöversch vorangesetzt, der darauf Bezug nimmt, dass sie zu dem 1692 entstandenen Kurfürstentum und späteren (1814) Königreich Hannover gehörte.[4] Dessen Annexion durch Preußen 1866 (Provinz Hannover) und die Bildung des Landes Niedersachsen 1946 ließen den Stadtnamen unverändert. Goethe und die Brüder Grimm schrieben meist Minden, manchmal mit dem Zusatz Hannöverisch. Die Benennung als Hannoversch Münden (auch: Hannöverisch Münden) erfolgte analog zu Preußisch Minden bzw. Minden in Westfalen oder auch Minden/Westfalen.
Die Stadt trug bis zum 1. Oktober 1955[5] amtlich den Doppelnamen Münden (Hann. Münden), danach bis 31. Dezember 1990 Münden. Seit 1. Januar 1991 führt sie aufgrund eines Ratsbeschlusses die amtliche Bezeichnung Hann. Münden.[6][7] Die Einwohner nennen sich weiterhin Mündener.
Im mündlichen Sprachgebrauch wird von offiziellen Vertretern der Stadt sowohl Hann. Münden (also ohne oversch) als auch Hannoversch Münden verwendet. Überregionale Radio- und Fernsehsender bevorzugen Hannoversch Münden, während in regionalen Sendern von Hann. Münden gesprochen wird.[8][9]
Hann. Münden ist die südlichste Stadt Niedersachsens. Sie liegt in einem Talkessel am Zusammenfluss von Fulda und Werra zur Weser, der am Tanzwerder durch den Weserstein markiert ist. Sowohl ihre westliche wie auch Teile der nördlichen und auch östlichen Gemeindegrenze fallen mit der Landesgrenze nach Hessen zusammen. Die politische Gemeinde liegt mit ihrer Kernstadt und den eingemeindeten Ortschaften im Grund und an den Hängen der drei Flusstäler; einzige Ausnahme ist der nordöstliche Ortsteil Mielenhausen. Der Mündener Talkessel war im Mittelalter ein kommerzieller und politischer Knotenpunkt, an dem das Territorium der Welfen an die Gebiete von Westfalen und Hessen-Thüringen angrenzte.
Das Stadtzentrum mit der historischen Altstadt befindet sich im äußersten Winkel des Mündungsdreiecks von Werra und Fulda in die Weser. Sie liegt 23 km südwestlich der Kreisstadt Göttingen und 20 km nordöstlich der nordhessischen Stadt Kassel. Raumordnungspolitisch gehört die Stadt zur Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.
Die Stadt liegt an den Nahtlinien von Kaufunger Wald (bis 643,4 m) mit dem Kleinen Steinberg (541,9 m) im Süden, Reinhardswald (bis 472,2 m) mit dem Gahrenberg (472,1 m) im Westen und Bramwald (bis 408,1 m) mit dem Blümer Berg (320,4 m) im Norden, deren Gebirgsrücken in den Mündener Talkessel nasenartig hervorspringen. Der erstgenannte Mittelgebirgszug wird dem Norden des Osthessischen Berglands zugeordnet und die zwei letztgenannten Gebirgszüge dem Weserbergland. Auf dem Kaufunger Wald und Bramwald liegen Teile des Naturparks Münden.
In die landschaftsprägenden Flüsse münden der aus dem Kaufunger Wald kommende Eselsbach beim Floßplatz in die Fulda, der Ilksbach beim Letzten Heller in die Werra, die aus dem Bramwald kommenden Gewässer Schede (gegenüber von Hilwartshausen) und Nieme (bei Bursfelde) in die Weser.
Geografische Daten der Stadt Hann. Münden – sortiert nach Höhen in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN):
Seit der kommunalen Gebietsreform 1973 setzt sich die Stadt Hann. Münden aus der Kernstadt und insgesamt zehn Ortsteilen zusammen.
Die „Stadtbereiche“ der Kernstadt sind bei der Ausdehnung der Stadt über die Stadtmauer der historischen Altstadt hinaus nach Plänen des Magistrats im 19. Jahrhundert entstanden, ohne ausdrücklich als Stadtteile gewidmet worden zu sein (siehe § 40 NGO). Nach weiterer Entwicklung der Stadt im 20. Jahrhundert decken sie heute mit ihren ursprünglichen Grenzen nicht mehr alle bebauten Flächen der Kernstadt ab.
Die Nachbargemeinden sind unter anderen Fuldatal, Reinhardshagen, Scheden, Staufenberg und Witzenhausen. Nicht weit entfernte größere Ortschaften sind Göttingen und Dransfeld; im Südwesten liegt die Großstadt Kassel.
Hann. Münden liegt bei der Jahresdurchschnittstemperatur und der Niederschlagsmenge im Durchschnitt der gemäßigten Zone. Im Frühjahr, Herbst und Winter ist Nebel im Tal der Kernstadt recht häufig. Der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlich −1 bis +2 Grad Celsius. Die wärmsten Monate sind im langjährigen Mittel die Monate Juli und August mit je 13 bis 23 °C.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Hann. Münden
Quelle: Temperatur – MSN Weather Averages Hann. Münden,[12] Normwerte Sonne – DWD HMÜ – Steinberg,[13] Niederschlag – DWD HMÜ – Hedemünden[14] |
Hann. Münden gehört geologisch und geographisch zum Niedersächsischen Bergland. Die Altstadt mit dem Zusammenfluss von Fulda und Werra liegt in einem Becken vor dem Durchbruch der Weser zwischen dem Rabanenkopf (Reinhardswald) und dem Questenberg (Mündener Stadtforst); an dieser Stelle beträgt die Breite des Tales nur 400 m. Das Niedersächsische Bergland ist von seiner Form her ein flaches Gewölbe aus Schichten der Triaszeit. Die Berghöhen und ihre Flanken werden aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper gebildet. An vielen Stellen tritt Basalterguss vulkanischen Ursprungs auf (siehe Kleiner Steinberg), an einigen Stellen wurde Quarzit festgestellt. Das im Mesozoikum entstandene Mündener Buntsandsteingebiet wird im Flussdreieck von Werra und Fulda durch Material aus dem Paläozoikum ergänzt, das über Eder und Fulda ins Mündener Becken geschwemmt wurde.[15]
Die Gründung der Stadt ist nicht genau belegt. In der ältesten Urkunde aus dem Jahr 860 wird Münden unter dem Namen Gimundin als bereits um 800 bestehend erwähnt. Die erste Siedlung soll am linken Weserufer, an der Stelle des heutigen Stadtteils Altmünden gelegen haben und taucht erneut in einer Urkunde von 1019 als Grenzort Villa Gimundin in Erscheinung.[16] Bereits um etwa 802 soll sie an die Reichsabtei Kloster Fulda verschenkt worden sein und 1049 Kaiser Heinrich III. als Aufenthaltsort gedient haben.[17] Einziger baulicher Überrest dieser Siedlung sind die Ruinen einer Kirche, der Laurentiuskapelle. Die Anfänge der heutigen Stadt liegen vermutlich in einem befestigten kaiserlichen Wirtschaftshof auf dem jetzigen Schlossgelände. Einem Grundstein zufolge, der nach dem Schlossbrand von 1650 gefunden wurde, soll das Schloss 1070 von Otto von Northeim gegründet worden sein, sich das alte Reichsgut Münden also im Besitz der Grafen von Northeim befunden haben.[16] Als Stadt auf dem jetzigen Stadtgelände wurde Münden erstmalig in einer Urkunde von 1183 erwähnt. Diese vom Landgrafen Ludwig III. von Thüringen erlassene Urkunde gab Gemunden als Sitz eines thüringisch-landgräflichen „Villicus“ aus.[18] Vermutlich wurde die Stadt Münden zwischen 1170 und 1175 von Heinrich dem Löwen geplant und gegründet.[19][20] Als Vorbild des offenbar planmäßig angelegten Siedlungskerns, eines Areals von 450 × 350 Metern im Mündungsdreieck von Werra und Fulda, diente dabei vermutlich der Grundriss der Stadt Lübeck.[21] Um das Jahr 1200 wurde mit dem Bau der Stadtbefestigung Münden als Stadtmauer mit Stadttoren und Mauertürmen begonnen. Nachdem Münden 1180 in den Besitz der thüringisch-hessischen Landgrafen gekommen war, wurde die Stadt bereits 1247 wieder dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zugeschlagen und blieb fortan für 600 Jahre welfisch.[20]
Im Jahre 1247 stattete der Braunschweiger Herzog Otto I. die Stadt mit dem Stapel- und Einlagerecht als Privileg aus, das festlegte, dass alle auf dem Wasser- und Landweg nach Münden gelangten Waren dort ausgeladen werden mussten und von Mündener Schiffern und Fuhrleuten spediert und weitertransportiert werden durften.[22] Dies verhalf der Stadt zu einem großen Aufschwung und wurde erst 1824 aufgehoben.[23] Vorteilhaft für Münden wirkte sich auch die Untiefe des Werrahohl am Rande der Stadt aus, das die Schiffer zum Abladen ihrer Waren in der Stadt zwang. Erst der Bau einer Staustufe mit Schleuse und Nadelwehr in der Werra in den 1870er Jahren beseitigte dieses jahrhundertealte Schifffahrtshindernis. Im 16. Jahrhundert war Münden durch den Weserhandel die wichtigste Handelsstadt bis Bremen für Waren vor allem aus Thüringen. Entsprechend entstanden am westlichen und nördlichen Altstadtrand die Schlagden als Handels-, Umschlags- und Anlegeplätze an den Schifffahrtswegen Werra und Fulda. An der Werra lag die Wanfrieder Schlagd und an der Fulda lagen die Bremer sowie die Kasseler Schlagd, an denen die noch heute vorhandenen Lagerhäuser des Packhofs und des Alten Packhofs errichtet wurden. Gehandelt und auf der Weser transportiert wurden vor allem Färberwaid, damals ein wichtiges blaues Färbemittel, Glas, Textilien und Flöße mit Holz und Getreide aus Thüringen. Von der Nordsee kamen weseraufwärts Heringe und andere Fische. 1342 wurde Hann. Münden von der Magdalenenflut heimgesucht. Ein Gedenkstein an der St.-Blasii-Kirche gibt mit gotischen Schriftzügen darüber Auskunft und markiert zugleich die größte Höhe des damaligen Wasserspiegels. Anfang des 14. Jahrhunderts gab es im Ort etwa 500 Häuser.
Seit dem Mittelalter wurde in Hann. Münden einige Zeit Weinbau am Südhang des Questenberges betrieben. Dieser Wein wird Questenberger genannt. In einer alten Quelle von 1390 wird der Questenberger als bemerkenswert guter Wein erwähnt.[24] Die Qualität des Weines wird nochmals 1545 auf der Fürstenhochzeit von Herzog Erich II. und Sidonie von Sachsen 1545 auf dem Welfenschloss zu Münden bezeugt: Die Speisenfolge nennt neben 26 Fuder Frankenwein auch zwei Fuder fünfjährigen Questenberger von 1540.[25]
Durch ihre Heirat 1525 mit Erich I., in dessen Fürstentum Calenberg-Göttingen Münden lag, bekam Elisabeth von Brandenburg Münden als Leibzucht und Herrschaftsgebiet zugesprochen. Elisabeth kam früh mit den Ideen der Reformation in Berührung und holte den Reformator Antonius Corvinus nach Münden. Nach dem Tod Erichs I. im Jahre 1540 übernahm Elisabeth vormundschaftlich die Regierungsgeschäfte für ihren noch minderjährigen Sohn Erich II. und herrschte mit Residenzsitz in Hann. Münden bis 1546. In dieser Zeit, also noch vor dem Augsburger Religionsfrieden, setzte sie den Protestantismus durch.
Das Töpferhandwerk lässt sich im Ort seit 1561 schriftlich nachweisen. In städtischen und kirchlichen Akten finden sich für das 16. bis 19. Jahrhundert die Namen von rund 20 Töpfern. Sie stellten Weserkeramik sowie Ofenkacheln her und waren als Ofensetzer tätig. Bei Ausgrabungen im Jahr 1979 wurden Töpfereien und ihre Abfallgruben an mehreren Stellen archäologisch untersucht.[26]
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt am 30. Maijul. / 9. Juni 1626greg. – Blutpfingsten – nach mehrtägigem Beschuss durch die Söldner Tillys eingenommen und ein Großteil der Bevölkerung umgebracht.[27]
In den 1730er Jahren wirkte der Kurfürstlich Hannoversche Obristleutnant Erich Philipp von Schwan als Stadtkommandant von Münden, bevor er dort am 2. Februar 1738 starb.[28]
Im Siebenjährigen Krieg wurde die Stadt in der Zeit zwischen 1757 und 1762 wiederholt von französischen Truppen besetzt,[29] die auf dem Questenberg die Franzosenschanze anlegten.
1776 wurden in Münden fast 20.000 hessische Soldaten eingeschifft, die der Landgraf von Hessen-Kassel Friedrich II. an den hannoverschen Kurfürsten und König von Großbritannien, Georg III., vermietet hatte.[30] Sie wurden im Kampf gegen die amerikanischen Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eingesetzt. Die Rückführung der Soldaten fand im November 1783 auch über Münden statt, aber kaum mehr als die Hälfte kam zurück.
Am 11. November 1727 starb im Mündener Haus Zum wilden Mann der Handwerkschirurg und Wundarzt Johann Andreas Eisenbarth. Als Scharlatan verschrien, zog er mit bis zu 100 Gehilfen (Seiltänzer, Gaukler und Spaßmacher) durch die Städte und bot vor allem auf Jahrmärkten unter großem Spektakel seine Heilkräfte an.[31] Eisenbarth wurde an der Nordseite der St.-Aegidien-Kirche beerdigt. Heute ist Doktor Eisenbarth zentraler Bestandteil des Stadtmarketings.
Eine Reihe von für die Stadt wichtigen Firmengründungen (siehe Unternehmen) fällt ins 19. Jahrhundert. Zuvor war 1732 eine Fabrikationsansiedlung mit Töpferei, Ziegelei, Eisenwerk und Alaunsiederei außerhalb auf dem Steinberg entstanden, die ab 1757 in Ortsnähe als Fayence-Manufaktur Münden weiter betrieben wurde. Bereits 1856 erhielt Münden einen Anschluss an das entstehende Eisenbahnnetz.
1868 gründete der preußische König Wilhelm I. die Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden. Daraus entwickelte sich eine traditionsreiche Hochschule für Forstwissenschaften, die Hann. Münden in der deutschen und internationalen Forstwissenschaft bekannt machte. 1870 folgte die Eröffnung des Forstbotanischen Gartens. Die Akademie wurde 1922 umbenannt in Forstliche Hochschule und 1939 der Georg-August-Universität Göttingen als Forstwissenschaftliche Fakultät angegliedert; der Umzug der Fakultät nach Göttingen erfolgte 1970/1971.
Von 1885 bis 1972 war das damalige Münden Kreisstadt des Landkreises Münden (Kfz-Kennzeichen HMÜ), der am 1. Januar 1973 im Landkreis Göttingen aufging.
Über Jahrhunderte wurden im Kaufunger Wald unter anderem am Kleinen Steinberg Basalt und Braunkohle, Tone und Sande abgebaut, die auf der Kohlenstraße und von 1894 bis 1931 über die Steinberg-Drahtseilbahn nach Hann. Münden transportiert wurden.
Anfang Februar 1909 überflutete das Werrahochwasser 1909 einen beträchtlichen Teil der Altstadt.
Am 16. Juni 1911 wurde das Parseval-Luftschiff PL5 beim Entleeren der Hülle in Hann. Münden durch Feuer zerstört.
Am 30. März 1933 wurden Adolf Hitler die Ehrenbürgerrechte der Stadt verliehen. Erst 75 Jahre später, am 27. März 2008, wurde diese Ehrenbürgerschaft durch den Rat der Stadt einstimmig wieder aberkannt.
Im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ inszenierten einige nationalsozialistische Studenten der forstlichen Fakultät am 10. Mai 1933, wie an vielen anderen Orten in Deutschland, eine Bücherverbrennung auf dem Marktplatz.
Am 1. Oktober 1934 wurde der Ort wieder Garnisonsstadt. Mit der 1935 errichteten Werratalbrücke der Reichsautobahn (heutige A 7) hatte die Stadt für einige Jahre die größte europäische Autobahnbrücke. Der Autobahnabschnitt Kassel-Göttingen mit der Autobahnanschlussstelle Hann. Münden-Hedemünden wurde am 20. Juni 1937 für den Verkehr freigegeben.
Die Novemberpogrome 1938 hatten auch ihre lokale Ausprägung. Bereits am 8. November 1938[32] wurden in der Mündener Synagoge erhebliche Sachbeschädigungen verübt, die Torarollen, Gebetbücher und -mäntel öffentlich auf dem Tanzwerder verbrannt.[33] 1942 wurden die bis dahin noch verbliebenen jüdischen Mitbürger in Konzentrationslager deportiert. Für 126 Personen ist nachgewiesen, dass sie dort ums Leben kamen.[34]
Im Zweiten Weltkrieg blieb Hann. Münden bis auf wenige Ausnahmen von direkten Kriegsauswirkungen und Kampfhandlungen verschont. Am 17. Mai 1943 erreichte die Stadt eine Flutwelle, die durch die Bombardierung der Edertalsperre in der Operation Chastise ausgelöst wurde. Sie richtete beträchtliche Schäden in der Stadt an, forderte aber nicht wie in anderen Orten Todesopfer.[35]
Am 30. und 31. März 1945 fanden zwei Luftangriffe auf Münden statt; 32 Menschen wurden getötet und 50 schwer verletzt.[36] Ziel der Angriffe durch amerikanische Bomber war unter anderem die Gneisenau-Kaserne nahe Gimte. In der 1935 fertiggestellten Pionier-Kaserne war, wie auch in der damaligen Plan-Schule, bis zum 28. März 1945 die Personalstelle des Oberkommandos des Heeres einquartiert. Bombardiert wurden auch Züge auf der Bahnstrecke Dransfelder Rampe im Bereich des Volkmarshäuser Tunnels.[37]
Deutsche Pioniere sprengten am 5. und 6. April 1945 kurz vor dem Eintreffen der vorrückenden amerikanischen Truppen bis auf die historische Werrabrücke alle Brücken im Stadtgebiet, insbesondere die Werratalbrücke der Reichsautobahn.[38]
Am 6. und 7. April 1945 nahmen amerikanische Truppen der 69. US-Infanterie-Division und des 273. US-Infanterie-Regiments unterstützt vom 777. US-Panzer-Bataillon und vom 661. US-Panzer-Jäger-Bataillon kämpfend die Stadt ein. Beim Kampf um Münden kamen 94 deutsche Soldaten, Volkssturm- und RAD-Angehörige sowie Zivilisten ums Leben; über die amerikanischen Verluste, die es gab, liegen keine Zahlen vor.[39] Entsprechend der alliierten Abmachungen lag die Stadt in der britischen Besatzungszone, und am 20. Mai 1945 rückten britische Soldaten ein.
Am 8. Mai 1856 erhielt die Stadt erstmals durch die Hannöversche Südbahn Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Strecke führte von Hannover, Göttingen und Dransfeld nach Hann. Münden. Am 23. September 1856 wurde die Hannöversche Südbahn bis Kassel verlängert. Zur Vermeidung einer Linienführung über kurhessisches Gebiet wurde die Strecke ab Göttingen über Dransfeld geführt. Dafür nahm man Steigungen von bis zu 18 ‰ in Kauf. Der Streckenabschnitt Göttingen–Dransfeld–Münden, der 1980 stillgelegt und noch bis 1995 als Güteranschlussgleis genutzt wurde, bekam so den Beinamen Dransfelder Rampe. Diese Hauptstrecke, an der sich heute noch die Streckenkilometrierung bis Kassel orientiert, wurde von Anbeginn zweigleisig gebaut, während die Strecken Hannover–Göttingen und Münden–Kassel zuerst eingleisig waren. Letztere hatte als einzige Bahnstrecke im Königreich Hannover bei Volkmarshausen nahe Hann. Münden einen Tunnel, was für den König der ausschlaggebende Grund für den Bau bis Hann. Münden gewesen sein soll. Die wahren Gründe für den Volkmarshäuser Tunnel waren jedoch die Einsparung von Kosten und der Wunsch, die Strecke möglichst auf gleicher Höhenlage bis Kassel zu führen. So befindet sich auch der 1857 fertiggestellte Mündener Bahnhof in Hanglage rund 15 Höhenmeter über dem historischen Stadtkern.
Die heutige Verbindung über Eichenberg nach Göttingen wurde im Zuge des Ausbaues als letzter Bauabschnitt der Halle-Casseler-Bahn im Mai 1872 eröffnet.
Als Garnisonstadt hat Hann. Münden eine lange Tradition, die bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Besonders prägend und wiederkehrend war die Pioniertradition des Standortes.
Seit 1901 war Hann. Münden mit einigen Unterbrechungen Pioniergarnison. Am 1. Oktober dieses Jahres zog das Hessische Pionier-Bataillon Nr. 11, bis dahin in Mainz-Kastel gelegen, in die neu erbaute Kurhessen-Kaserne in Neumünden ein und verblieb, später in Kurhessisches Pionier-Bataillon Nr. 11 umbenannt, bis 1918. In den Kriegsjahren 1914/1918 bildete das Pionier-Ersatzbataillon 11 im Standort insgesamt 21.000 Pioniere für die Kriegsformationen des Bataillons aus. Nach Kriegsende bis 1920 folgte das Reichswehr-Pionierbataillon 11.
Für eine Übergangszeit von 1921 bis 1934 war die ehemalige Pionierkaserne Sitz der Hessisch-Nassauischen Polizeischule.
Von 1934 bis 1945 lag in dem jetzt in Kurhessen-Kaserne umbenannten Areal zunächst das Pionierbataillon 9, aus dem später die Pionierbataillone 29 und 49 hervorgingen. Diese Einheiten nutzten zudem ab Oktober 1935 die nahe Gimte auf dem Gimter Feld gelegene Gneisenau-Kaserne (heute unter anderem Bildungseinrichtung der Polizei Niedersachsen), mit deren Bau 1934 begonnen wurde. Auf der Gimter Aue an der Weser entstand ein Wasserübungsplatz. Während der Kriegsjahre bildeten in den Mündener Kasernen Ersatz-Bataillone (zum Beispiel das Pionier-Ersatz-Bataillon 29) Pioniere für den Fronteinsatz aus. Die Mündener Pioniertradition wurde durch die Einnahme der Stadt am 7. April 1945 durch amerikanische Truppen vorerst beendet.
Mit Aufstellung der Bundeswehr zogen wieder Pioniere in die Kurhessen-Kaserne ein. Das war von 1956 bis 1958 zunächst das Panzer-Pionierbataillon 5, das anschließend in Pionierbataillon 2 umbenannt wurde. Zur Garnison gehörten neben dem PiBtl 2 auch immer selbständige Kompanien mit unterschiedlichen Bezeichnungen, so zum Beispiel von 1959 bis 1981 die Panzerpionierkompanie 50. Die Bundeswehr blieb bis zur endgültigen Auflösung des Pionierbataillons 2 am 31. März 1993 Hausherr in der Kaserne. Das seither frei zugängliche Kasernengelände wird heute als Wohn- und Gewerbepark Fuldablick bezeichnet und entsprechend genutzt.[40]
Kaum eine andere Institution ist so eng mit dem Namen Hann. Münden verbunden wie die Polizei.
Von 1921 bis 1934 war der Ort zunächst Sitz der Polizeischule der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Die Polizeiausbildung wurde in der ehemaligen Pionierkaserne in Neumünden (spätere Kurhessen-Kaserne) betrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf Befehl der britischen Militärregierung die Regionspolizeischule Hannover in die Gneisenau-Kaserne auf dem Gimter Feld, nahe dem heutigen Ortsteil Gimte, verlegt.[41] Dafür gab ein dort einquartiertes britisches Bataillon die Räumlichkeiten frei und wurde nach Goslar verlegt.[42] Am 28. Mai 1946 trafen die Polizeischüler und das Gerät in Hann. Münden ein. Am 11. Juni 1946 begann dort der erste Anwärterlehrgang. Am 1. Januar 1947 erfolgte die Umbenennung in Polizeischule des Landes Niedersachsen,[41] später Landespolizeischule Niedersachsen (LPSN).
Zu Beginn noch unter britischer Aufsicht und Kontrolle, entwickelte sich die Schule im Laufe der Zeit zu einer modernen Ausbildungsstätte der niedersächsischen Landespolizei. Die Landespolizeischule hatte in den 1970er Jahren ihre höchste Auslastungszahl in der Aus- und Fortbildung von Polizeibeamten. Verpflegungsstärken von 1200 bis 1400 Personen pro Tag waren keine Seltenheit.[41]
Aufgrund höherer Qualitätsanforderungen an den Polizeinachwuchs wurde die LPSN am 30. April 1997 aufgelöst und am 1. Mai 1997 das Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (BIP NI) mit Hauptsitz in Hann. Münden eingerichtet. Das BIP NI war nun zuständig für die Planung, Koordination und Durchführung der gesamten Fortbildung der Polizei in Niedersachsen. Die bisherige Polizeiausbildung wurde eigenständig in Form eines Studiums an der Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege durchgeführt. Hann. Münden war neben Oldenburg eine der Außenstellen; der Hauptsitz befand sich in Hildesheim.[41]
Am 1. Oktober 2007 erfolgte im Rahmen der Reform der polizeilichen Aus- und Fortbildung eine erneute Umorganisation: Die „Fakultät Polizei“ der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege und das Bildungsinstitut der Polizei wurden zur Polizeiakademie Niedersachsen mit Hauptsitz in Nienburg/Weser zusammengeführt. Der weiterhin gut ausgelastete Studienort Hann. Münden ist neben Oldenburg eine von zwei Zweigstellen der Akademie.
Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Göttingen wurden bei der Gebietsreform in Niedersachsen die Voraussetzungen für einen Zusammenschluss der bisherigen Kreise Münden, Duderstadt und Göttingen zum heutigen Landkreis Göttingen geschaffen. Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1973 in Kraft.
Im Zuge dieser Verwaltungs- und Gebietsreform wurden gleichzeitig die Gemeinden neu geordnet und zu größeren Einheiten zusammengeschlossen. So wurden die Gemeinden Bonaforth, Gimte, Hedemünden, Hemeln, Laubach, Lippoldshausen, Mielenhausen, Oberode, Volkmarshausen und Wiershausen in die Stadt Münden eingegliedert.[43]
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Mit Stand 2010 waren von den Einwohnern 49 % evangelisch-lutherisch, 5 % evangelisch-reformiert, 11 % katholisch und 35 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[45] Die Zahl der Protestanten ist seitdem gesunken. Derzeit (Stand 31. Dezember 2022) sind von den Einwohnern 37 % evangelisch-lutherisch, 4 % evangelisch-reformiert, 10 % katholisch und 49 % sind konfessionslos oder gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[46]
Die von der Mitgliederzahl bedeutendste Kirche ist der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Münden, der in mehrere Gemeinden unterteilt ist. Der Kirchenkreis Münden, der bis ins Jahr 1542 zurückreicht, gehört zum Sprengel Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Kirchengemeinden St. Lukas, St. Matthäus und Stadtkirche Münden wurden am 1. Januar 2012 zur Evangelisch-lutherischen Stadtkirchengemeinde Münden zusammengeschlossen.[47]
Als weitere zur EKD gehörende Kirche ist die Evangelisch-reformierte Kirche seit 1708 mit einer deutlich kleineren Gemeinde in der Stadt vertreten. Die 1889 entstandene römisch-katholische St.-Elisabeth-Pfarrei der Stadt ist eine Diaspora-Gemeinde im Bistum Hildesheim.
Neben diesen großen Gemeinden hat die Stadt mit der Adventgemeinde, der Neuapostolischen Kirche, der Baptistengemeinde, den Zeugen Jehovas und weiteren eine Reihe kleinerer aktiver christlicher Gemeinden.
1834 weihte die jüdische Gemeinde in Münden eine Synagoge ein und ab 1843 erhielten ihre Mitglieder volle Bürgerrechte. Alle Mitglieder der damaligen Jüdischen Gemeinde wurden während der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, deportiert und ermordet. Seitdem gibt es keine praktizierende Gemeinde mehr, jedoch mit dem Alten und dem Neuen Jüdischen Friedhof zwei frühere jüdische Friedhöfe im Stadtgebiet. Heute weist ein Gedenkstein zur Mahnung und Erinnerung am Rathaus Münden auf die ehemalige Jüdische Gemeinde hin.
Die muslimische Gemeinde erwarb im Jahr 2000 ein historisches Fachwerkgebäude in der Altstadt, das seit 1922 von der Evangelisch-methodistischen Kirche genutzt wurde, die seit vielen Jahren inaktiv war. Sie gestaltete es zu einer Moschee um.[48] Das Gebäude ist die einzige denkmalgeschützte Moschee in Niedersachsen. Es handelt sich um das 1783 auf der Stadtmauer als Hotel erbaute Neue Sydekum (Sieh' dich um), das der Gesellschaftsverein Sydekum ab 1849 für kulturelle Ereignisse nutzte.[49]
Die folgenden Diagramme zeigen das Ergebnis der Ratswahl am 12. September 2021.
Ratswahl Hann. Münden 2021
Wahlbeteiligung: 52,4 %
% 50 40 30 20 10 0 42,2 % 26,1 % 10,7 % 6,0 % 4,8 % 4,7 % 3,4 % 2,1 % n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2016
%p 6 4 2 0 −2 −4 −6 −0,4 %p +0,1 %p +4,2 %p +1,9 %p +4,8 %p −4,4 %p −0,2 %p −2,3 %p −3,7 %p |
Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der vergangenen fünf Wahlen.
Wahl vom 11. 9. 2016 |
Wahl vom 11. 9. 2011 |
Wahl vom 10. 9. 2006 |
Wahl vom 9. 9. 2001 |
Wahl vom 15. 9. 1996 | ||||||
Partei | Prozent | Sitze | Prozent | Sitze | Prozent | Sitze | Prozent | Sitze | Prozent | Sitze |
SPD | 42,6 | 15 | 50,3 | 18 | 46,2 | 17 | 44,1 | 17 | 49,5 | 19 |
CDU | 26,0 | 9 | 26,6 | 9 | 37,4 | 14 | 36,0 | 14 | 37,3 | 14 |
GRÜNE | 6,5 | 2 | 12,7 | 4 | 7,0 | 2 | 6,3 | 2 | – | – |
Die Linke | 4,4 | 2 | 2,3 | 1 | 2,0 | 1 | – | – | – | – |
FDP | 3,6 | 1 | 1,9 | – | 3,2 | 1 | 3,3 | 1 | 2,9 | 1 |
BFMÜ | 9,1 | 3 | 6,3 | 2 | 2,5 | 1 | – | – | – | – |
MÜNA | 4,1 | 1 | – | – | – | – | – | – | – | – |
ALFA | 3,7 | 1 | – | – | – | – | – | – | – | – |
UL | – | – | – | – | 1,7 | 1 | – | – | – | – |
GHMÜ | – | – | – | – | [50] | –– | 8,8 | 3 | 10,3 | 3 |
Sonstige | — | — | 1,8 | – | – | – | 1,5 | – | – | – |
Gesamt | 100 | 34 | 100 | 34 | 100 | 37 | 100 | 37 | 100 | 37 |
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt ist Tobias Dannenberg (CDU). Am 26. September 2021 setzte er sich in der Stichwahl mit 50,86 % der Stimmen knapp gegen seine Konkurrentin Karin Weber-Klatt (SPD) durch.[51] Der amtierende Bürgermeister Harald Wegener (Bürgerforum Hann. Münden) und ein weiterer Kandidat schieden bereits nach dem ersten Wahlgang aus. Dannenberg trat sein Amt am 1. November 2021 an.[52]
Die Ortsteile der Stadt Hann. Münden werden durch insgesamt 91 Ratsmitglieder in zehn Ortsräten vertreten.
a Wählergemeinschaft Hemeln, b Laubacher Wählergemeinschaft, c Lippoldshäuser Wählergemeinschaft, d Freie Wählergemeinschaft Mielenhausen, e Volksmarshäuser Liste,
f Wählergemeinschaft Pro Wiershausen
Das Stadtwappen geht auf die Privilegierung der Stadt durch Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg (1247) zurück. Es zeigt in rotem Schild eine silberne Burg mit breitbedachtem, blaugedecktem und goldbekröntem Mittelturm zwischen zwei spitzbedachten, blaugedeckten Seitentürmen; im Torbogen ein roter Schild, darin ein blaubewehrter goldener Löwe (Welfenlöwe); über dem Tor am Mittelturm ein gotisches schwarzes M.[54]
Die Farben der Stadt sind gelb und rot. Die Flagge zeigt die Farben gelb und rot in zwei gleich breiten Längsstreifen.[54]
Die Stadt Hann. Münden unterhält mit folgenden ausländischen Kommunen eine Städtepartnerschaft:
Der Altkreis Münden unterhielt eine Partnerschaft zum London Borough of Hackney, die nach der Kreisreform 1973 vom Landkreis Göttingen weitergeführt wird, aber 2005 von britischer Seite gekündigt wurde.[55] Außerdem unterhält Münden freundschaftliche Beziehungen zu den folgenden deutschen Kommunen:
Die erwähnte Partnerschaft zu London-Hackney wird auf der städtischen Homepage weiterhin genannt.[56]
Die wichtigsten Träger des kulturellen Lebens der Stadt sind neben der Kommune Vereine, Kirchengemeinden und Privatpersonen. Sie nehmen sich der allgemeinen Kulturförderung und spezieller Kultur-Themen wie Theater, Natur-Exkursionen und -Vorträge, Geschichtsforschung, Denkmalspflege, bildender Kunst an.
Die Altstadt ist reich an restaurierten Fachwerkhäusern. Der Gesamtbestand beläuft sich auf etwa 700 Fachwerkgebäude und Bauten der Weserrenaissance.[67] Darüber hinaus gibt es mit der St.-Blasius-Kirche und der St.-Aegidien-Kirche zwei mittelalterliche Kirchen. Bedeutende Bauten der sogenannten Weserrenaissance sind das Welfenschloss Münden und das historische Rathaus.
Im Zentrum des Stadtkerns befindet sich das Rathaus, dessen Kern ein gotischer Saalbau aus dem 14. Jahrhundert bildet. In den Jahren 1603 bis 1618 wurde das Gebäude durch den Lemgoer Baumeister Georg Crossmann umgebaut und erhielt seine bis heute erhaltene Schmuckfassade. Vom Mittelalter bis heute diente das Gebäude als Sitz von Stadtrat und (Teilen der) Stadtverwaltung. Die untere Rathaushalle (Koph-Hus) ist mit Wandmalereien geschmückt, die Auszüge aus der Stadtgeschichte zeigen. Die obere Rathaushalle (Hochtiedshusaquo = Hochzeitshaus) wird heute zur Durchführung von Ausstellungen genutzt. An der nördlichen Fassade befindet sich ein Glockenspiel, welches täglich um 12:00, 15:00 und 17:00 Uhr einen Figurenumlauf mit Szenen aus dem Leben des Handwerkschirurgen Doktor Eisenbarth zeigt.
Die Blasiuskirche ist eine dreischiffige, gotische Hallenkirche im Zentrum der Altstadt. Der Baubeginn war Ende des 13. Jahrhunderts, errichtet wurde sie auf den Grundmauern einer Basilika im romanischen Baustil. Über mehrere Bauphasen zog sich der Bau bis 1584 hin, als der mit einer welschen Haube gedeckte Turm fertiggestellt wurde. Wie Ausgrabungen 1999 ergaben, war die Kirche von einem Friedhof umgeben, der eine Fläche von 2500 m² einnahm. Er war mit einer Mauer von bis zu 1,4 m Stärke eingefasst, die bereits um 1200 entstand und um 1780 abgerissen wurde. Bereits bevor der romanischen Basilika standen zwei weitere Vorgängerbauten auf dem Platz der Blasiuskirche. Um 900 bis 1000 wurde eine quadratische Turmkapelle zwischen den Chorstufen und dem ersten Pfeilerpaar der heutigen Kirche errichtet. Um 1125 war eine frühromanische Kirche vorhanden, ein Fenster dieses Gotteshauses ist im Fußboden der Blasiuskirche angegeben.[68]
Die zweite, sehr viel kleinere mittelalterliche Altstadtkirche St. Aegidien, im Dreißigjährigen Krieg zerstört und ab 1684 wiederhergestellt, wurde 2008 entwidmet und beherbergte von 2010 bis 2018 das Café Aegidius.
Die Kirchenruine St. Laurentius aus der Zeit des 11. bis 13. Jahrhunderts liegt im Stadtteil Altmünden. Die Kirche war das Gotteshaus von Gimundi, einer Vorläufersiedlung von Münden. Wegen seiner mächtigen Mauern wird der Bau in der Anfangszeit als Wehrkirche angesehen. Die Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg abgebrochen, ihre Reste wurden 1996 ausgegraben.
Die katholische St.-Elisabeth-Kirche wurde 1887–1889 im neuromanischen Stil erbaut.
An der Spitze der Schlagden, die dem Umschlag von Waren auf den Schifffahrtswegen Werra, Fulda und Weser dienten, befinden sich zwei frühere Packhofgebäude. Der Packhof an der Wanfrieder Schlagd ist ein klassizistisches Gebäude, das 1839/1840 errichtet wurde. Es hebt sich durch seine Größe und seine im Vergleich zu den verzierten Fachwerkhäusern schlichte Fassade hervor und beherbergt heute Ausstellungsflächen. Im Alten Packhof an der Bremer Schlagd ist heute ein Hotel untergebracht.
Das Welfenschloss Münden wurde 1501 durch Herzog Erich I. als gotischer Bau errichtet. Es handelte sich um ein Residenzschloss mit Verwaltungssitz. Nach fast vollständiger Vernichtung bei einem Brand im Jahr 1560 baute Herzog Erich II. das Schloss im Stil der frühen Weserrenaissance wieder auf. Später verlor das Welfenschloss an Bedeutung und wurde nur noch vereinzelt als Aufenthaltsort der Landesherren genutzt. Ein erneuter Brand 1849 zerstörte den Südflügel, der nicht wieder aufgebaut wurde. Erhalten aus der Zeit der Welfen sind im heutigen Schlossbau zwei Renaissancegemächer mit flächendeckenden Wandmalereien. Das Schloss beherbergt heute das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Amtsgericht Hann. Münden und das Städtische Museum.
Einige Partien der mittelalterlichen Stadtmauer der Stadtbefestigung Münden einschließlich ihrer Mauertürme sind erhalten. Die Mauer entstand bereits bei der Stadtgründung im 12. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert erfolgte eine Modernisierung, unter anderem mit Vorbauten für Kanonen. Im 19. Jahrhundert wurde die steinerne Befestigung in großen Teilen abgerissen. Bei einer Ausgrabung eines 90 m langen Teilstücks 1997 wurde eine Mauerstärke von 1,8 m festgestellt.
Bei der Rotunde handelt es sich um ein Stadttor der Stadtbefestigung Münden. Mit dem Bau wurde 1502 unter Herzog Erich I. begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1579 unter Erich II. Heute befindet sich im Inneren des Gebäudes eine Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege und an der Südseite eine Gedenkstätte für die Opfer der Gewalt des Nationalsozialismus.
Die Alte Werrabrücke verbindet den Stadtkern mit der Blume. Sie wurde vor 1329 erbaut. Von der einstigen Steinbrücke sind noch 5 Jochbögen im Original erhalten, im 19. Jahrhundert wurden zwei weitere der Brücke hinzugefügt.[69]
Auf der Spitze des Tanzwerders, am Zusammenfluss von Werra und Fulda, befindet sich der als Weserstein bezeichnete und mit einem Gedicht versehene Findling.
Die Tillyschanze wurde 1881 bis 1885 als Erinnerung an die Belagerung Mündens durch den Feldherrn Johann t’Serclaes von Tilly 1626 errichtet. Es ist ein Aussichtsturm im Reinhardswald oberhalb der Stadt. Neuere Forschungen belegen, dass Tilly seine Kanonen nicht an dieser Stelle, sondern unterhalb am Fuldaufer aufgestellt hatte. Seit 2010 wird der Turm durch einen Verein und durch Spenden instand gesetzt. 1,4 km nordnordwestlich davon liegt nordwestlich von Altmünden der sagenumwobene „Freyastein“.
Die Weserliedanlage steht am Hang oberhalb von Hann. Münden und dem Weserstein auf der rechten Flussseite der hier beginnenden Weser. Erinnert wird an den Dichter des Weserliedes, Franz von Dingelstedt, und den Komponisten des Liedes, Gustav Pressel. Von der Weserliedanlage bietet sich ein weiter Blick über das Stadtgebiet.
Die Freilichtbühne liegt am Kattenbühl auf dem Tannenkamp mitten im Wald und bietet Raum für etwa 300 Zuschauer. 1929 wurde der Bau der Anlage in einem Steinbruch der Försterei Königshof beschlossen und im Wesentlichen 1932 vom Freiwilligen Arbeitsdienst (seit 1931 öffentlich gefördertes Beschäftigungsprogramm der Weimarer Republik) durchgeführt. Die Einweihung erfolgte Pfingsten 1933. Der örtliche Verein „Die Spielbühne e. V.“ hat die seit Jahrzehnten nur noch sporadisch genutzte Bühne 2005 in Grundzügen renoviert und plant, einen geregelten Spielbetrieb in den Sommermonaten aufzunehmen. Seit Sommer 2012 besteht der „Förderverein zum Erhalt und zur Wiederherstellung der historischen Freilichtbühne am Kattenbühl e. V.“, der zusammen mit obigem Verein für den Erhalt der Freilichtbühne sorgen will.
In dem zwar kleinen, aber artenreichen botanischen Garten befinden sich über 700 unterschiedliche Gehölzarten und -formen, die täglich besichtigt werden können. Der heute als Naturdenkmal ausgewiesene Garten entstand ab 1870 als Forstbotanischer Garten der Königlich Preußischen Forstakademie Hannoversch Münden.
Der Städtische Friedhof Neumünden ist ein historischer Friedhof. Er enthält historische Grabsteine und ein Gräberfeld für deutsche und ausländische Kriegstote. Der Friedhof besitzt in Teilen einen parkähnlichen Charakter mit einem alten Baumbestand und einer historischen Kapelle.
Das Kunstprojekt Wasserspuren – Wasser sichtbar machen entstand im Rahmen der Expo 2000. Es findet Ausdruck in einer offenen Beeke in der Ziegelstraße, in Brunnen und einem Wasserspielplatz. Ergänzt werden diese Installationen durch den EXPO-Themenpfad Wasser auf dem Doktorwerder, einer kleinen Flussinsel in der Werra. In den umgestalteten Bereichen in der Innenstadt erfolgten 1999 archäologische Rettungsgrabungen. Dabei wurden Entwässerungskänale und -gräben gefunden, mit denen früher das Hoch- und Regenwasser aus der Stadt geleitet wurde.
Hann. Münden ist bekannt für seine historische Altstadt mit seinem geschlossenen Bestand an Fachwerkhäusern. Einen Überblick über die touristischen Möglichkeiten bietet das Tourismus-Büro, das seinen Sitz im historischen Rathaus hat.[70] Touristische Angebote bestehen aus Schifffahrten, Stadtführungen, Kanu-, Rad- und Wandertouren in der Stadt sowie Tagestouren in die nähere Umgebung. Zudem bietet Hann. Münden den Besuchern auch sonntags die Möglichkeit, in der Altstadt einzukaufen. Dies gilt jeweils für den Zeitraum vom 15. Dezember bis zum 31. Oktober. Viele Geschäfte sind dann von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Wiederkehrende Veranstaltungen sind:
Hann. Münden verfügt über mehr als 20 Hotels und Pensionen, darunter zwei Vier- und drei Drei-Sterne-Hotels. Zusätzlich werden zahlreiche Ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer für Gäste angeboten. Neben diesen Unterkünften stehen eine Jugendherberge, ein Naturfreundehaus, drei Campingplätze und ein zentral auf dem Tanzwerder gelegener Wohnmobilstellplatz zur Verfügung.
Neben der historischen Rathaushalle mit Wandbildern zur Stadtgeschichte bestehen zudem das Städtische Museum Hann. Münden im Welfenschloss Münden und das Museum der Arbeit des Arbeitergeschichtsvereins im Fährenpfortenturm. Seit 2020 gibt es die Denkräume für Kulturgeschichte(n) als interaktive Erlebnisausstellung.[71]
Hann. Münden liegt an verschiedenen überregionalen touristischen Routen.
Der Bahnhof Hann Münden liegt an der Hannöverschen Südbahn und der Bahnstrecke Halle–Hann. Münden. Vom Bahnhof des Mittelzentrums Hann. Münden aus sind mit Regionalzügen die Städte Göttingen, Kassel, Halle und Erfurt zu erreichen, in denen Anschluss an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn besteht.
Die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg verläuft überwiegend unterirdisch durch das Stadtgebiet; mit dem Mündener Tunnel und dem Rauhebergtunnel, die durch die Werratalbrücke Hedemünden miteinander verbunden sind, liegen die beiden längsten Tunnel in Niedersachsen im Bereich der Stadt.
In der Stadt und Umgebung sind für den örtlichen ÖPNV mehrere Buslinien eingerichtet. Diese werden u. a. von der Regionalbus Braunschweig und der Regionalverkehr Kurhessen bedient. Der Stadtbusverkehr in der Kernstadt und einigen Ortsteilen wird auf fünf Linien von den Versorgungsbetrieben Hann. Münden (VHM) bedient. Hann. Münden gehört sowohl zum Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN) als auch zum Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV).
Die Stadt ist über die zwei Anschlussstellen Hann. Münden/Lutterberg und Hann. Münden-Hedemünden an die A 7 angebunden und verfügt somit über eine gute Lage am übergeordneten Verkehrsnetz. Die Werratalbrücke beim Ortsteil Laubach liegt im Stadtgebiet. Außerdem liegt Hann. Münden im Schnittpunkt der Bundesstraßen 3 und 80. Des Weiteren führt die B 496 von Hann. Münden zur Anschlussstelle Lutterberg der A 7.
In der Gemeinde Calden, rund 17 km westlich von Hann. Münden gelegen, befindet sich als Regionalflughafen der Flughafen Kassel-Calden.
In der Sommersaison (1. Mai bis 15. September) bestehen Linien-Schiffsverbindungen über die Fulda täglich von und nach Kassel-Altmarkt.
Hann. Münden verfügte von 1906 bis 1978 mit der Weserumschlagstelle über eine Verladestelle für die Binnenschifffahrt. Sie war von der Eisenbahn als 1,5 km langer Abzweig der Bahnstrecke Göttingen–Hann. Münden (Dransfelder Rampe) erschlossen. Nach 30 Jahren ohne Frachtaufkommen erfolgte im Juni 2008 die Reaktivierung der Weserumschlagstelle. Seitdem werden wieder Güter von Lastkraftwagen auf Binnenschiffe und umgekehrt verladen, vorrangig schwere Maschinenteile.
Für die großflächige Ansiedlung von Gewerbe, Industrie und Logistik stehen insgesamt drei Gewerbegebiete zur Verfügung:
Die Weserumschlagstelle Hann. Münden Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing GmbH ist hierfür mit den Aufgaben der Gewerbegebietsvermarktung und Ansiedlungsbegleitung betraut.[73]
Das direkt an der Bundesautobahn 7 liegende Gewerbegebiet Hedemünden 2 wurde mit Mitteln der Europäischen Union gefördert. In einem zweiten Bauabschnitt soll das Gewerbegebiet auf eine Gesamtfläche von 27 Hektar erweitert werden.
1852 wurden vom Druckereibesitzer Wilhelm Klugkist die Mündenschen Nachrichten gegründet. Sein Sohn, Fritz Klugkist, der den Verlag 1896 übernahm, machte das Blatt zur führenden Tageszeitung der Stadt. Während der Weimarer Republik existierte in Hann. Münden eine breite und politisch ausdifferenzierte Presselandschaft. Sie bestand aus den völkisch-nationalen Mündenschen Nachrichten, dem auflagenstarken liberalen Mündner Tageblatt, dem von den Sozialdemokraten herausgegebenen Mündener Volksblatt sowie der kommunistischen Roten Latüchte. Im Rahmen der Gleichschaltung der Presse durch die Nationalsozialisten wurden das Mündener Volksblatt und die Rote Latüchte 1933 verboten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen unter alliierter Besatzung 1948 im Ort sieben regionale Tageszeitungen mit Mündener Lokalteilen. Anfang der 1970er Jahre wurde der südniedersächsische (und damit auch der Mündener) Zeitungsmarkt von zwei konkurrierenden Verlagsgruppen beherrscht: dem Kasseler Dierichs Verlag & Co. und dem hannoverschen Madsack Verlag. 1975 erfolgte die letzte „verlegerische Flurbereinigung“, mit der sich HAZ und HNA ihre bis heute gültigen verlegerischen Monopole in Südniedersachsen sichern konnten. Seither existiert auf dem Gebiet der Stadt Hann. Münden als einzige Tageszeitung die Mündener Allgemeine im Mantel der Kasseler HNA.
In alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen
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