Wikimedia-Liste Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter der Bezeichnung Parseval entstanden unter August von Parseval zwischen 1909 und 1919 insgesamt 22 Luftschiffe. Später wurden noch einige Luftschiffe unter der Bezeichnung Parseval-Naatz-Prinzip gebaut.
Die Schiffe wurden früher mit der männlichen Form beschrieben. Es hieß: Der Parseval, ähnlich wie es auch bei den Zeppelinen der Fall war.
Die Parseval-Luftschiffe bis PL 25 waren Prallluftschiffe, die folgenden Kielluftschiffe. Die Schiffe wurden entsprechend ihrer Form und ihrem Aufbau von den Besatzungen abwertend als Gummikühe bezeichnet.
Versuchsluftschiff
erste Fahrt am 26. Mai 1906 auf dem Militärgelände in Berlin-Tegel
Die Hülle wurde von der Ballonfabrik Riedinger gefertigt und später von 2.300 auf 2.800m³ vergrößert, die Länge stieg auf 50m
Erst nach Abschluss aller Modifikationen wurde es ab 1909 unter der Bezeichnung „PL 1“ geführt
PL 1
entstand aus dem Versuchsluftschiff
Jungfernfahrt: 21. September 1909
Volumen: 3.200 m³, 60m lang, 9,4m Durchmesser
Antrieb: ein Daimler-Motor mit 62 kW (85 PS[1]), eine 4,25-m-Luftschraube
Im Anschluss an drei Testfahrten am 21. und 22. September 1909 und Verbesserungen von Steuerung und an der Hüllenform wurde PL 1 per Zug nach Zürich zum Gordon-Bennet-Ballon-Rennen transportiert (vier Demonstrationsfahrten in Zürich).
wurde im Februar 1910 zum Kaiserlichen Aero-Klub-Luftschiff und in Bitterfeld bis zu seiner Außerdienststellung betrieben
20 Fahrten zwischen 21. September 1909 und 21. April 1910, die letzte Fahrt endete mit einer Notlandung
Versuche mit einem Lichtbildprojektor (siehe auch PL 6)
zerstört bei der Landung während eines Sturms am 16. September 1908 nahe Grünewald[1]
PL 3 / P.II
Hülle wurde ab dem 23. März nach nur 7 Fahrten von 5.600 auf 6.600 m³ vergrößert, Wiederbefüllung startete am 5. Juni 1909, Länge blieb bei 70m, Durchmesser stieg um einen Meter auf 11,3m, Testfahrt am 28. Juni 1909 in Bitterfeld
Auf der Internationalen Luftfahrtausstellung in Frankfurt am Main im Jahr 1909 fand am 15. September eine Wettfahrt zwischen dem Zeppelin LZ 6 und dem PL 3 statt. Diese Wettfahrt stellte gleichermaßen auch den Höhepunkt der Spaltung der Luftschiffwelt dar: Während die Zeppelin-Luftschiffe als Starrluftschiffe gebaut wurden, wurden Parseval-Luftschiffe als Prallluftschiff konstruiert.[2]
Am 22. April 1910 nahm das Luftschiff an einer Luftparade vor Kaiser Wilhelm II. in Bad Homburg vor der Höhe teil. Wegen Wind und Regen reiste PL 3 erst am 23. April ab 19 Uhr nach Köln zurück, wo es gegen 1 Uhr nachts unbeschadet landete.
Nach einem Eintauchen ins Meer am 16. Mai 1910 außer Dienst gestellt
Antrieb: zwei N.A.G.-Motoren mit je 81 kW (110 PS), die je eine vierflügelige Luftschraube antrieben
erstes Nachtsystem für Luftwerbung an einem Luftschiff, mit einem Lichtbildprojektor konnten Bilder auf die Hülle geworfen werden
wurde im Oktober[1] 1912 modernisiert und vergrößert, um es auf den gleichen technischen Stand wie PL12 zu bringen, u. a. Größe von 6.800 auf 8.000m³ erhöht. Am 9. September 1914 von der Kaiserlichen Marine übernommen, Übungs- und Überwachungsfahrten über der Kieler Bucht und zum 27. Dezember 1914 außer Dienst gestellt.
wurde Mitte 1914 an Preußische Armee gegeben, dort als P.IV bezeichnet
stand bis zum 24. März 1916 im Dienst
Volumen: 9.600 m³
Länge: 84 m
Durchmesser: 15,5 m
Antriebsleistung: 264 kW
max. Geschwindigkeit 70km/h
PL 17
erste Fahrt: 30. Dezember 1912
an Italien geliefert, fuhr dort bei der Armee bis 1915
PL 18 / Parseval No. 4
erste Fahrt: 23. April 1913
1913 an die britische Marine, dort unter der Bezeichnung Parseval No. 4, der Betrieb wird als sehr erfolgreich beschrieben
80m lang, 15m Durchmesser, 8.800 m³
Antrieb: zwei Maybach-Motoren mit je 132 kW (180 PS), Höchstgeschwindigkeit 68km/h
Besatzung: zwei Offiziere und sieben Mannschaften, Funkgerät und Bewaffnung waren installiert
Diente während des Ersten Weltkriegs als Patrouillen-Luftschiff, wurde im Juli 1917 außer Dienst gestellt.
PL 19
PL 19 sollte eigentlich für die britische Marine als Parseval No. 5 geliefert werden, wurde jedoch nach Kriegsausbruch in Dienst der deutschen Marine gestellt. In England fertigte Vickers als Ersatz drei Hüllen und zwei Gondeln mit identischen Spezifikationen.
erste Fahrt: 30. August 1914
92m lang, 15m Durchmesser, 10.000 m³
Antrieb: zwei Maybach-Motoren mit je 132 kW (180 PS), Geschwindigkeit: 76km/h,
Am 25. Januar 1915 nach Angriffsfahrt auf Libau infolge von Beschussschäden auf dem Meer notgelandet, die Besatzung geriet in russische Kriegsgefangenschaft
PL 25 der Kaiserlichen Marine war mit einer Länge von 112,3 m eines der größten, wenn nicht sogar das größte Prallluftschiff vor dem Zweiten Weltkrieg.
PL 26
Bei der Landung nach der ersten Fahrt am 26. Oktober 1915 kam es zu einem Unfall. Das Luftschiff verbrannte, Menschen kamen nicht ums Leben.
halbstarres Luftschiff
Länge: 157 m
max. Durchmesser: 19,5 m
Volumen: 31.300 m³
Höchstgeschwindigkeit: 100km/h
Antrieb: vier Maybach-Motoren mit je 177 kW (240 PS)
PL 27
PL 27 führte seine erste Fahrt am 8. März 1917 durch. Wesentlicher Unterschied zu seinem Vorgänger PL26 war die Anordnung der Gondeln. Da es den gestiegenen militärischen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde es nicht vom Militär eingesetzt und 1919 zum Passagierluftschiff umgebaut. Es musste jedoch 1920 nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags demontiert werden.
Länge: 157 m
max. Durchmesser: 19,5 m
Volumen: 31.300 m³
Höchstgeschwindigkeit: 100km/h
Antrieb: vier Maybach-Motoren mit je 177 kW (240 PS)
Nutzlast: 18 t
(Parseval) Raab-Katzenstein RK 27.
Die Raab-Katzenstein RK 27 war die Konstruktion eines halbstarren Klein-Luftschiffs aus dem Jahr 1929.
Kennung D-RK27
halbstarre Konstruktion, August von Parseval wirkte beim Bau nur beratend mit
gebaut 1929 als D-PN 29 mit einer Passagierkapazität von 5 Personen
Volumen: 2.300 m³
Länge: 44m, Durchmesser: 10 m
Antrieb: ein Siemens-Halske-Motor mit 75 kW (100 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 82km/h
Gesamtfahrtdauer: etwa 600 Stunden in 200 Fahrten
Am 21. Mai 1930 bekam PN 29 die schwedische Bezeichnung SE-ACG Sidenhuset.[7] Sidenhuset war damals eine sehr bekannte Damenboutique in Stockholm. Der Schriftzug prangte groß auf der Hülle. Eigentümer war AB Luftskeppsreklam i Stockholm.
Hauptaufgabe war Luftwerbung über der Stockholmer Ausstellung „Stockholmsutställningen“, einer großen Handwerksmesse mit rund 4 Mio. Besuchern vom 16. Mai bis 30. September. Nach nur einer Woche wurde das geparkte Schiff nachts durch starken Wind beschädigt. Der Hersteller flog ein, um den Schaden zu begutachten. Man entschied, das Schiff nach Deutschland zu überführen, um es dort zu reparieren. Während der Überfahrt stürzte das Schiff am 4. Juni 1930 südlich der Insel Öland in die Ostsee. Die Besatzung wurde gerettet, jedoch versank das Schiff im Meer.
Parseval–Naatz PN 30
PN 30 fuhr unter dem Namen Odol als Werbeluftschiff. Neben den Reklameflügen wurden auch technische Versuche mit diesem Luftschiff gemacht. So war es einmal 63 Tage ununterbrochen am Ankermast befestigt, ohne Schaden zu nehmen.
J. K. Bock, B. Knauer: Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2003, ISBN 3-86180-139-6.
Christian Fackeldey: Parseval in Sicht! jmb Verlag, Hannover 2016, ISBN 978-3-944342-76-4.
D. Haaland, H. G. Knäusel, G. Schmidt, J. Seifert: Leichter als Luft – Ballone und Luftschiffe. (= Die Deutsche Luftfahrt. Band 26). Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1997, ISBN 3-7637-6114-4.
Jürgen Seifert: Die Luftschiffwerft und die Abteilung Seeflugzeugbau der Luft-Fahrzeug-Gesellschaft in Bitterfeld (1908–1920). Bitterfeld 1988, DNB891060502.
Ladislas d’Orcy: D’Orcy’s airship manual; an international register of airships with a compendium of the airship’s elementary mechanics. The Century co., New York 1917, S. 107–113. (online unter archive.org; abgerufen am 6. Oktober 2016)
J. Bleibler: Starrluftschiffprojekte in Deutschland 1908 bis 1914. In: W. Meighörner (Hrsg.): Luftschiffe die nie gebaut wurden. Friedrichshafen 2002, ISBN 3-86136-076-4, S. 39.
Ladislas d’Orcy: D’Orcy’s airship manual; an international register of airships with a compendium of the airship’s elementary mechanics. The Century co., New York 1917, S. 55. (online unter archive.org; abgerufen am 7. Oktober 2016)
D. Haaland, H. G. Knäusel, G. Schmidt, J. Seifert: Leichter als Luft – Ballone und Luftschiffe. (= Die Deutsche Luftfahrt. Band 26). Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1997, ISBN 3-7637-6114-4, S. 188.