Elbtower
im Baustopp befindlicher Wolkenkratzer in Hamburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Elbtower ist ein unvollendeter Wolkenkratzer im Osten der Hamburger HafenCity, geplant von David Chipperfield Architects. Finanziert und realisiert werden sollte das nach Planungen rund 950 Mio. Euro teure Bauvorhaben[1] durch die Signa Prime Selection AG, eine Tochtergesellschaft der Signa Holding hinter der der Österreicher René Benko stand. Die Signa hat im April 2024 nach österreichischem Recht Konkurs ohne Sanierungsplan angemeldet.[2]
Elbtower | ||
Stillgelegte Baustelle im März 2024, unmittelbar vor der Demontage der Kräne | ||
Basisdaten | ||
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Ort: | Hamburg-Hafencity | |
Bauzeit: | seit 2021 | |
Status: | Bau seit Herbst 2023 unterbrochen | |
Baustil: | Moderne | |
Architekt: | David Chipperfield Architects | |
Koordinaten: | 53° 32′ 7,3″ N, 10° 1′ 33,5″ O | |
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Nutzung/Rechtliches | ||
Nutzung: | Büro- und Geschäftsgebäude, Einzelhandel, Gastronomie | |
Bauherr: | Signa Prime Selection AG | |
Technische Daten | ||
Höhe: | 245 m | |
Etagen: | 64 | |
Nutzungsfläche: | 104.000 m² | |
Baukosten: | ca. 950 Mio. € | |
Höhenvergleich | ||
Hamburg: | 1. (Liste) | |
Deutschland: | 3. (Liste) | |
Europa: | 30. (Liste) | |
Anschrift | ||
Anschrift: | Zweibrückenstraße 13 b | |
Postleitzahl: | 20539 | |
Stadt: | Hamburg | |
Land: | Deutschland |
Mit einer Höhe von 245 Metern wäre der Wolkenkratzer mit seinen 64 Etagen das höchste konventionelle Gebäude Hamburgs und nach dem Commerzbank Tower und dem Messeturm, die sich beide in Frankfurt am Main befinden, das bundesweit dritthöchste.
Die Baustelle steht an einem städtebaulich markanten Standort am Nordufer der Norderelbe und markiert somit den Zugang zur inneren Stadt. Sie wird durch die Freihafenelbbrücke und die Eisenbahnbrücken im Westen und die Billhorner Brücke und die Neue Elbbrücke im Osten eingefasst. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die S- und U-Bahn-Haltestelle Hamburg Elbbrücken.
Der fertige Elbtower hätte eine Grundfläche bedeckt, die annähernd die Form eines gleichschenkligen, rechtwinkligen Dreiecks hat, wobei die Hypotenuse dieses Dreiecks parallel zum Ufer des Oberhafenkanals im Nordosten liegt, während die Katheten im Westen und Süden liegen. Der Entwurf wurde von Christoph Felger vom Büro des englischen Architekten David Chipperfield erarbeitet,[3] der mit dem Empire Riverside Hotel früher ein Großprojekt in Hamburg erfolgreich verwirklicht hatte.[4]
Der Entwurf bestand aus einem vergleichsweise flächengreifenden, vier- bis fünfgeschossigen Sockel, aus dem sich zunächst sechs bis sieben weitere, fließend zurückgestaffelte Geschosse entwickeln, die sich wiederum im Südosten des Gebäudes zu einer schlanken, geschwungenen rund vierundsechziggeschossigen Turmfigur entwickelt hätten. Die obersten acht Geschosse des Turms hätten das Motiv der fließenden Abstaffelung wieder aufgegriffen, indem sie nach und nach in nordöstliche Richtung zurückweichen. Durch die komplexe Form des Bauwerks ergeben sich je nach Betrachtungsort unterschiedliche städtebauliche Wirkungen. Die Fassade sollte nachts durch außen befestigte Leuchtdioden illuminiert werden. Oberbaudirektor Franz-Josef Höing erklärte am 23. November 2018, dass das Gebäude nun 245 Meter hoch werden soll. Die zusätzlichen Meter hätten sich durch die Planung eines Restaurants in 200 Metern Höhe und einer Aussichtsplattform in der 55. Etage ergeben. Das Gebäude war zu diesem Zeitpunkt mit 64 Etagen geplant.[5]
Die geplante Bruttogeschossfläche beträgt etwa 160.000 m² (ca. 122.000 m² davon oberirdisch). Davon sind 77.000 Quadratmeter für Büroflächen vorgesehen, die sich auf 48 Stockwerke verteilen. Die kleinste mietbare Büroeinheit bietet eine Fläche von 1300 m²[6][7].
Geplant war auch, dass ein Nobu-Hotel und ein zugehöriges Restaurant auf mehreren Etagen in den Elbtower einziehen sollten[8][9]. Auch sollten für Besucher drei Etagen mit Wein- und Feinkostgeschäften, Galerien, Cafés und Bistros sowie Gym und Spa zur Verfügung stehen,[10] nebst Aussichtsplattform in der 55. Etage.[11]
In den Planungen war ein mischgenutzter Elbtower mit einer Kapazität von rund 3000 Arbeitsplätzen vorgesehen,[12] für die allerdings nur 560 Parkplätze in der Tiefgarage geplant wurden.[13] Man hätte darauf gesetzt, dass Beschäftigte wie Besucher über den benachbarten S- und U-Bahnhof Elbbrücken an- und abreisen. Als Mieter für die 90.400 m² Büroflächen gab es zeitweise Vorverträge mit der Hamburg Commercial Bank, dem Versicherungsmakler AON und dem Medizindienstleister Eterno.
Der Hamburger Senat unter dem ersten Bürgermeister Olaf Scholz stellte das Vorhaben im März 2017 auf der französischen Immobilienmesse MIPIM vor. Am 15. März 2017 wurde das Projekt als Bauauftrag im Wege einer „freiwilligen Ex-ante-Transparenzbekanntmachung“ im EU-Amtsblatt[14] veröffentlicht. In der Bekanntmachung wurde der „Gesamtwert der Beschaffung“ mit 120 Millionen Euro angegeben, die Baukosten sollten 700 Millionen Euro betragen.[15] Am 27. März 2019 beschloss die Hamburgische Bürgerschaft den Verkauf des Grundstückes für 122 Millionen Euro an den Investor.[16] Dabei wurden mehrere Zusatzbedingungen beschlossen, die verhindern sollten, dass der Investor den Bau nicht vollendet und der Stadt dadurch Kosten entstehen.[17] Der Bauantrag wurde im Dezember 2020 eingereicht[18] und im Januar 2021 genehmigt.[19] Am 30. September 2021 wurde der Auftrag für den Rohbau an das Unternehmen Adolf Lupp aus Nidda vergeben.[20] Die Arbeiten an der Baugrube und den Gründungsbauteilen waren im November 2022 abgeschlossen. Als Termin der Fertigstellung des Baus wurde zu diesem Zeitpunkt das Jahr 2025 angegeben.[21][22] Im August 2022 beteiligte sich die Commerz Real AG, eine Tochter der Commerzbank, über ihren Immobilienfonds Hausinvest mit 25 Prozent an dem Projekt.[23][24] Zeitgleich wurden die erwarteten Baukosten auf 950 Millionen Euro erhöht. Laut Signa seien nicht gestiegene Materialkosten, sondern „die erhebliche Vergrößerung der geplanten Baufläche“ die Ursache für die Steigerung um ca. 35 % gegenüber der ursprünglichen Kostenangabe.[25] Im November 2022 war das Fundament für den Neubau fertiggestellt, die Arbeiten lagen drei Wochen vor dem Zeitplan.[26] Ende Oktober 2023 wurden alle Bauarbeiten am Elbtower eingestellt, weil der Bauherr fällige Rechnungen seit dem Sommer nicht mehr bezahlte. Der Rohbau erreichte eine Höhe von 100 m.[27] Am 19. Januar 2024 stellte die Projektgesellschaft und Grundstückseigentümerin Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Gläubiger der Signa Prime entschieden am 18. März 2024, dass die Gesellschaft in einem Treuhandverfahren nach österreichischem Recht abgewickelt werden soll, das bis 2029 dauern kann.[28] Mitte April 2024 wurden fünf der sieben Baukräne abtransportiert.[29]
Im Mai 2024 meldete die Stadt Hamburg beim Insolvenzverwalter ihr Wiederkaufsrecht für das Grundstück an, das ab dann innerhalb von neun Monaten, also bis Ende Januar 2025, ausgeübt werden kann.[30]
Das Projekt erfährt sowohl Unterstützung als auch Widerspruch durch Öffentlichkeit und politische Vertreter. Die regierende Hamburger SPD und die oppositionellen Parteien CDU Hamburg und FDP Hamburg begrüßten die Pläne.
Die Grünen äußerten sich als Koalitionspartner der SPD skeptisch. Kritiker verwiesen darauf, dass die Sanierung und Entwicklung bestehender Bauwerke wie des Heinrich-Hertz-Turms (Hamburger Fernsehturm) und des Bismarck-Denkmals in den Wallanlagen Vorrang vor neuen Prestigeprojekten haben sollten. Der Senat reagierte auf diese Kritik mit der Ankündigung eines transparenten Bauvorhabens und insbesondere einer rein privatwirtschaftlichen Finanzierung des Vorhabens. Weitere Kritik bezieht sich auf die grundsätzlichere städtebauliche Frage, ob ein Hochhaus des geplanten Bauvolumens in die Hamburger Bautradition passe. Weiterhin wurden Bedenken vorgetragen, dass sich das Projekt – vergleichbar mit anderen lokalen und nationalen Großvorhaben wie der rund ein Jahr vor Vorstellung des Entwurfs eröffneten Elbphilharmonie – im Falle schlecht ausgestalteter Verträge zu einer Belastung für die öffentlichen Kassen entwickeln könnte.[31][32][33]
Laut der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des EU-Abgeordneten Martin Schirdewan (GUE/NGL) im Europäischen Parlament[34] arbeitete die Europäische Kommission 2019[35] an einer Stellungnahme zu der Frage, ob das Bauvorhaben unter die EU-Vergaberichtlinie fällt.
Im Juni 2020 geriet das Bauprojekt erneut in die Kritik. Die Investitionssumme von 700 Millionen Euro sei bei gleichzeitig angekündigten Kürzungen und Filialschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof, einer ebenfalls zur Signa Holding gehörenden Warenhauskette, nicht zu rechtfertigen, so der CDU-Oppositionsführer Dennis Thering. Auch sei fraglich, ob sich Firmen wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie die geplanten hohen Mieten überhaupt leisten könnten.[36]
Anfang Dezember 2021 übten Architekturexperten und ein Pastor der Kirche Sankt Katharinen Kritik an dem Projekt. Der Elbtower sei aus der Zeit gefallen und bedrohe das „hanseatische Hamburg“.[37]
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