Chełmno
Stadt in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Chełmno [[3] seit 1. Mai 1941 Kulm (Weichsel),[4] ist eine Stadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern in Polen. Sie ist Sitz des gleichnamigen Landkreises und hat rund 20.000 Einwohner.
] , deutsch Culm oder Kulm,Chełmno | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Kujawien-Pommern | |
Powiat: | Chełmno | |
Fläche: | 13,86 km² | |
Geographische Lage: | 53° 21′ N, 18° 25′ O | |
Höhe: | 75 m n.p.m. | |
Einwohner: | 19.205 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 86-200 bis 86-203 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 56 | |
Kfz-Kennzeichen: | CCH | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Danzig–Toruń | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Bydgoszcz | ||
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 13,86 km² | |
Einwohner: | 19.205 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1386 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 0404011 | |
Verwaltung (Stand: 2015) | ||
Bürgermeister: | Mariusz Arkadiusz Kędzierski[2] | |
Adresse: | ul. Dworcowa 1 86-200 Chełmno | |
Webpräsenz: | www.chelmno.pl |
Die Stadt liegt im unteren Weichseltal (Dolina Dolnej Wisły) nahe dem rechten Ufer der Weichsel, die Altstadt auf einer Anhöhe über der Fryba. Sie liegt etwa 30 Kilometer südwestlich von Grudziądz (Graudenz), 45 Kilometer nördlich von Toruń (Thorn) und 45 Kilometer nordöstlich von Bydgoszcz (Bromberg). Die Landesstraße 91 führt an der Stadt entlang.
Kulm (Chełmno) war Hauptort des historischen Kulmer Landes. Dieses gehörte zu Preußen königlichen Anteils im Königreich Polen, später zur preußischen Provinz Westpreußen und dann zur Republik Polen.
Im 7. bis 5. Jahrhundert v. u. Z. gab es am Lorenzberg (etwa drei Kilometer südwestlich der heutigen Altstadt, bei Kałdus) eine Siedlung der Lausitzer Kultur.[5]
Um 980 kam das Gebiet in den Herrschaftsbereich des Piastenherrschers Mieszko I. Anfang des 11. Jahrhunderts wurde am Lorenzberg eine große Basilika begonnen, die denen in Posen und Gnesen vergleichbar war. Bei archäologischen Ausgrabungen wurde dabei eine Siedlung von 15 Hektar mit einem Friedhof mit 1500 Gräbern freigelegt.[6][7] Von 1065 ist die älteste schriftliche Erwähnung dieser Siedlung Culmen im Königreich Polen erhalten. Das Gebiet wurde danach zeitweise von Prußen erobert.
1222 übergab Herzog Konrad von Masowien die Siedlung und die Umgebung an den Missionsbischof Christian von Preußen. Im Jahr 1226 verlieh der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. die Stadt dem Deutschen Orden.[8]
Dieser gründete 1232 etwa zwei Kilometer südlich eine neue Siedlung, der er 1233 das Stadtrecht nach der Kulmer Handfeste verlieh. Diese begründete das Kulmer Recht, nach dem dann über 200 Orte das Stadtrecht verliehen bekamen.
Um 1245/50 wurde der Ort einige Kilometer flussabwärts an den jetzigen Standort verlegt. Von 1246 ist die erste Erwähnung eines Bischofs von Culm erhalten, der allerdings einige Jahre später seinen Sitz nach Culmsee verlegte. Um 1238 war ein Dominikanerkloster gegründet worden, als erste Klostergründung des Deutschen Ordens in Preußen, 1258 folgte ein Franziskanerkloster und um 1266 eine Zisterzienserinnenkonvent.
Vermutlich um das Jahr 1394 wurde der Alte Kulm geschrieben, ein mittelalterliches Rechtsbuch, was als Stadtrecht der Stadt Kulm diente.[9]
Im Jahr 1440 wurde Culm Gründungsmitglied des Preußischen Bundes, gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens. 1453 unterstellte dieser sich der Krone Polens, seit 1466 gehörte Preußen Königlichen Anteils, als autonome Region zum Königreich Polen.
1473 gründeten die im Bruderhaus Culm ansässigen Brüder vom gemeinsamen Leben eine Partikularschule in Culm, die wahrscheinlich auch Nikolaus Kopernikus besuchte. Seit 1505 waren die Bischöfe von Kulm die Eigentümer der Stadt. (Sie saßen jedoch in Culmsee).
Wahrscheinlich um 1539 setzten sich reformatorische Strömungen in der Stadt durch. Das Franziskanerkloster wurde aufgelöst und die Brüder vom gemeinsamen Leben beendeten die Schultätigkeit. 1550 war der Rat lutherisch.[10] 1554 wurde ein protestantisches Gymnasium mit dem Rektor Johann Hoppe gegründet, das allerdings zwei Jahre später wieder schließen musste.[11]
1580 ordnete der Bischof von Culm an, dass die protestantischen Einwohner ihre Konfession wechseln oder die Stadt verlassen sollten. Um 1612 wurde diese Forderung erneuert.
Im 17. Jahrhundert litt die Stadt unter den polnisch-schwedischen Kriegen, dann unter den Nordischen Kriegen. 1678 wurde deshalb wieder Konfessionsfreiheit in der Stadt gewährt. In den nächsten Jahrzehnten kamen schottische Einwanderer, meist Protestanten.
Um 1770 gab es fast nur polnische katholische Einwohner in der Stadt, und nur vier oder fünf deutsche evangelische Familien.[12]
Durch die erste polnische Teilung wurde Culm 1772 Teil des Königreichs Preußen. Es wurde dort 1773 in die Provinz Westpreußen eingegliedert. In den folgenden Jahren wurden der Rat und die Verwaltung komplett ausgetauscht. Es kamen mehr Deutsche in die Stadt, für sie wurde eine evangelische Kirche gebaut. 1775 wurde eine Kadettenschule gegründet.[13]
Von 1807 bis 1815 war Culm Teil des Herzogtums Warschau. Mit dem Wiener Kongress kam es 1815 wieder an Preußen. 1837 wurde das königliche katholische Gymnasium gegründet. Die Schüler waren meist polnisch, 1840 wurde Polnisch zu einer Unterrichtssprache. 1883 wurde die Eisenbahnstrecke aus Kornatowo mit Anschluss nach Thorn und Graudenz eröffnet, 1902 die Strecke aus Unislaw vollendet. Personenverkehr besteht seit 1991 bzw. 1970 nicht mehr.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde stark an, sie erreichte 1855 mit rund 1100 Personen ihr Maximum.[14] Doch dann sank der Anteil der Juden an der Bevölkerung wieder, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellten sie zwei bis fünf Prozent der Einwohner von Kulm.[15]
Bei der Volkszählung 1905 gaben 3.876 Einwohner an, evangelischen Glaubens zu sein, 284 waren Juden, 7.505 Katholiken. Bei Reichstagswahlen setzten sich im Wahlkreis Thorn, Kulm wechselnd polnische und deutschen Wahlkreiskandidaten durch.[16] Bis 1920 war Culm Kreisstadt des Landkreises Culm im Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.
Am 22. Januar 1920 musste Culm aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung siedelte in den folgenden Jahren aus dem Korridorgebiet aus.[17]
Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde das Kulmer Land vom Deutschen Reich völkerrechtswidrig annektiert und dem Reichsgau Danzig-Westpreußen angegliedert. Im Frühjahr 1945 besetzte die Rote Armee die Region. Angehörige der deutschen Minderheit wurden von der Miliz der Volksrepublik Polen aus Chełmno vertrieben.
Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
---|---|---|
1772 | 1644 | in 257 Haushalten (Feuerstellen)[18] |
1782 | 2454 | mit der Garnison (336 Angehörige zweier Kompanien eines Infanterie-Regiments)[19] |
1818 | 3109 | [20] |
1831 | 5006 | [21] |
1837 | 5394 | [18] |
1864 | 7617 | darunter 2656 Evangelische und 4441 Katholiken[22] |
1871 | 8455 | darunter 2800 Evangelische und 5000 Katholiken (3450 Polen)[23] |
1875 | 9628 | [24] |
1880 | 9937 | [18] |
1890 | 9762 | darunter 3450 Evangelische und 470 Juden[25] |
1895 | 10.499 | darunter 3444 Evangelische und 463 Juden[26] |
1900 | 11.079 | mit der Garnison, darunter 3530 Evangelische und 339 Juden[8] |
1905 | 11.665 | darunter 3845 Evangelische und 284 Juden[18] |
1910 | 11.718 | am 1. Dezember, davon 3788 Evangelische, 7236 Katholiken, 248 Juden, 24 Sonstige (5033 mit deutscher, 6263 mit polnischer Muttersprache, 415 Einwohner benutzen die deutsche und eine andere Sprache)[27][28][29] |
1921 | 11.700 | darunter 1060 Deutsche[30] |
1943 | 13.117 | [18] |
In Chełmno haben sich mehrere Kirchen, Kapellen und weitere Gebäudeteile aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten. Die Stadtmauer mit 17 Türmen ist eine der längsten in Polen. Im Mittelalter gab es eine Deutschordensburg, ein Dominikaner-, ein Franziskaner- und ein Zisterzienserinnenkloster.
Der Grundriss innerhalb des Mauerrings ist typisch für Gründungen der deutschen Ostsiedlung. Ein rechtwinkliges Straßennetz teilt die Fläche in annähernd quadratische Felder. Eines davon ist der Marktplatz (Rynek) mit dem Rathaus. Er ist fast doppelt so lang wie breit, ebenso wie die in einer Reihe mit ihm bebauten Gevierte. Die Altstadt weist zwar eine nahezu geschlossene Altbausubstanz auf, aber abgesehen vom Rathaus und den mittelalterlichen Kirchen besteht diese größtenteils aus traufständigen Häusern des 18. und 19. Jahrhunderts.
Die Altstadt von Chełmno wurde 2015 in die Liste der historischen Denkmäler in Polen aufgenommen und ist Teil der Straße der Europäischen Backsteingotik.
Die Landgemeinde Chełmno, zu welcher die Stadt Chełmno selbst nicht gehört, hat eine Fläche von 114,05 km², auf der (Stand: 31. Dezember 2020) 6157 Menschen leben.
Chełmno unterhält seit 1992 eine Städtepartnerschaft mit Hann. Münden, Niedersachsen.
In Culm wurden der Schriftsteller Hermann Löns (1866–1914), der General Heinz Guderian (1888–1954), der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher (1895–1952) und weitere Persönlichkeiten geboren.
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