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römisch-katholisches Bistum in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Bistum Eichstätt (lat.: Dioecesis Eystettensis) ist eine römisch-katholische Diözese im Freistaat Bayern, die als Suffraganbistum zur Kirchenprovinz des Erzbistums Bamberg gehört.
Bistum Eichstätt | |
Basisdaten | |
---|---|
Staat | Deutschland |
Kirchenprovinz | Bamberg |
Metropolitanbistum | Erzbistum Bamberg |
Diözesanbischof | Gregor Maria Hanke OSB |
Generalvikar | Michael Alberter |
Gründung | 745 |
Fläche | 6025 km² |
Dekanate | 8 (31.12.2016) |
Pfarreien | 274 (31. Dezember 2018[1]) |
Einwohner | 984.127 (31. Dezember 2018[2]) |
Katholiken | 392.434 (31. Dezember 2018[1]) |
Anteil | 39,9 % |
Diözesanpriester | 294 (31. Dezember 2018[3]) |
Ordenspriester | 44 (31. Dezember 2018[4]) |
Katholiken je Priester | 1161 |
Ständige Diakone | 46 (31. Dezember 2018[5]) |
Ordensbrüder | 59 (31. Dezember 2018[6]) |
Ordensschwestern | 400 (31. Dezember 2018[7]) |
Ritus | Römischer Ritus |
Liturgiesprache | Latein, Deutsch |
Kathedrale | Hoher Dom „Zu Unserer Lieben Frau“ |
Anschrift | Bischöfliches Ordinariat Postfach 1354 Luitpoldstraße 2 D-85067 Eichstätt |
Website | www.bistum-eichstaett.de |
Kirchenprovinz | |
Das Bistum Eichstätt geht bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts zurück. Ein genaues Jahr der Gründung ist nicht bekannt, denn eine Gründungsurkunde fehlt. 740 war der angelsächsische Mönch Willibald nach Eichstätt gekommen und dort von seinem Verwandten Bonifatius zum Priester geweiht worden. 741 empfing Willibald in Sülzenbrücken bei Erfurt durch Bonifatius die Bischofsweihe. Vermutlich wurde er zuerst zum Bischof von Erfurt geweiht, doch als dieses Bistum nicht zustande kam, kehrte er zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt als Bischof nach Eichstätt zurück und gründete dort ein Kloster. Beide Daten, die Bischofsweihe und die endgültige Niederlassung in Eichstätt, markierten die Anfänge des Bistums. Unterstützung beim Ausbau der Diözese erhielt Willibald vor allem von seinem Bruder Wunibald, der im nahegelegenen Heidenheim am Hahnenkamm ein weiteres Kloster errichtete, und von seiner Schwester Walburga, die nach Wunibalds Tod die Leitung des familieneigenen Klosters Heidenheim übernahm.[8]
Da Willibald an der Synode von Attigny als „Willibaldus episcopus de monasterio Achistadi“ teilnahm, nimmt man an, dass er kein regelrechtes Bistum errichtete, sondern als Klosterbischof die Organisation der Region als Vorposten des bayerischen Herzogtums nach Norden hin übernahm. Der Adlige Suidger, der in der „regio Eichstätt“ umfangreichen Grundbesitz zur Verfügung gestellt hatte, war ein Vertrauter des Herzogs Odilo, der sich gegen die karolingischen Hausmeier Pippin und Karlmann gestellt hatte. Erst nach der Niederlage Odilos wurde das Bistum Eichstätt eingerichtet und diente unter anderem als ein fränkischer Vorposten gegen das Vordringen des bayerischen Herzogtums nach Norden.
Etwa im Jahre 880 wurden die Gebeine der Schwester des Bistumsgründers, der Heiligen Walburga, nach Eichstätt überführt und 1035 ein Benediktinerinnen-Kloster gegründet, das bis heute besteht. Bischof Gebhard I. wurde als Viktor II. einer der wenigen deutschen Päpste. Das Bistum Eichstätt gehörte zur Kirchenprovinz Mainz. Vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1802 waren die Eichstätter Bischöfe gleichzeitig Fürsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Gebhards Nachfolger, Bischof Gundekar II., trieb den Aufbau des Bistums stark voran, vor allem durch zahlreiche Kirchweihen. 1305 starb das mächtige Geschlecht der Grafen von Hirschberg aus. Ein Großteil des Erbes ging an die Eichstätter Bischöfe, die damit über ein zusammenhängendes Territorium an der Altmühl, das „Untere Stift“, verfügten. Das „Obere Stift“ umfasste verschiedene kleinere Territorien im heutigen Mittelfranken.
Mit der Ernennung von Johann III. von Eych 1445 setzte eine Periode der humanistisch geprägten Reform ein. Eichstätt entwickelte sich zu einem Zentrum des deutschen Frühhumanismus mit engen intellektuellen Verbindungen zu den benachbarten Zentren in Nürnberg, Landshut und Augsburg.[9] Unter Johanns Nachfolger Wilhelm von Reichenau wurden diese Reformanstrengungen fortgesetzt. Ausdruck war auch ein Aufblühen der Baupolitik im Bistum.
Die Reformation fand in mehr als der Hälfte des Bistumsgebietes Eingang und führte zur Auflösung zahlreicher Klöster.
Die erste größere Phase der Verfolgung sogenannter Hexen fällt in die Regierungszeit des Fürstbischofs Martin von Schaumberg (1560–1590) und zwar vor allem auf das Obere Stift und das Jahr 1590. Diese umfasst mindestens 24 Verhaftungen von Frauen, von denen 23 nachweislich hingerichtet wurden. Während der Regierungszeit von Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen (1595–1612) wurden mindestens 20 Frauen im Unteren Stift wegen Hexerei in einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und justifiziert. Die mit Abstand größte Phase der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt, in der es zunehmend auch zu Verhaftungen und Hinrichtungen von Männern kam, fand von 1613 bis 1630 unter Fürstbischof Johann Christoph von Westerstetten statt, der deswegen auch „Hexenbischof“ genannt wurde. In seiner Amtszeit wurden mindestens 199 Menschen wegen Hexerei angeklagt, von denen mindestens 176 (150 Frauen und 26 Männer) nachweislich hingerichtet wurden. Ähnlich intensive Hexenverfolgungen wie in seiner Regierungszeit lassen sich in Süddeutschland nur in den Hexenprozess-Serien der Hochstifte Bamberg und Würzburg sowie in Ellwangen nachweisen.[10]
Johann Christoph von Westerstetten betrieb energisch die Gegenreformation. 1614 berief er die Jesuiten nach Eichstätt, führte das Bistum 1617 der Katholischen Liga zu und gewann die Hälfte der protestantisch gewordenen Gebiete seines Bistums wieder zum Katholizismus zurück.
Anfang des 17. Jahrhunderts betrieben neben den jeweiligen Bischöfen vor allem die Jesuiten und Kapuziner den Wiederaufbau des katholischen Lebens. In Eichstätt und auch in weiten Bereichen des Bistums entstand eine neue Form barocker Religiosität, die auch eine rege Bautätigkeit auslöste. Im Gebiet des Hochstifts durften sich ab 1658 nur im Ort Cronheim Juden ansiedeln.
1802 wurde das Hochstift Eichstätt vom Kurfürstentum Bayern säkularisiert. Nachdem die Residenz Eichstätt an die bayerischen Könige als neue Landesherren gefallen war, wurde die Bischofsresidenz in den ehemaligen Domherrenhof Schönborn verlegt, das heutige Bischöfliche Palais Eichstätt.
1861 hatte das Bistum Eichstätt 23 Klöster, 17 Dekanate, 202 Pfarreien, 410 Priester und 154.915 Katholiken.[11]
Durch den Zuzug zahlreicher Heimatvertriebener änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die konfessionelle Zusammensetzung vieler Regionen des Bistums. Der Bevölkerungsanstieg führte bis in die 1980er Jahre zur Gründung einer Reihe neuer Pfarreien und Seelsorgestellen. 1980 wurde die Katholische Gesamthochschule Eichstätt zur Katholischen Universität erhoben, der einzigen im gesamten deutschsprachigen Raum.
Das Bistum Eichstätt unterhält seit 1955 eine Partnerschaft mit dem indischen Bistum Poona. Sie ist nach der Partnerschaft zwischen den Erzbistümern Köln und Tokio (seit 1954) die zweitälteste internationale Partnerschaft eines deutschen Bistums. Daneben unterhält das Bistum seit 1975 auch eine Partnerschaft zu den katholischen Bistümern in Burundi.[12]
Anfang Februar 2018 wurde bekannt, dass das Bistum gegen den ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor seiner Finanzverwaltung und eine weitere Person Strafanzeige wegen des Verdachts rechtswidriger Praktiken bei der Vermögensanlage erstattet hatte. Die für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft München II bestätigte daraufhin den Vorgang. Die beiden Beschuldigten befänden sich in Untersuchungshaft. Die Ermittler vermuteten einen entstandenen Schaden im „mittleren zweistelligen Millionenbereich“. Das Bistum erklärte, es gehe um „vermögensgefährdende, ungesichert gewährte Darlehen in Höhe von insgesamt rund 60 Millionen US-Dollar“, das heißt umgerechnet etwa 48,2 Millionen Euro.[13][14] Der damalige Finanzdirektor des Bistums trat infolge der Affäre zurück. Im Mai 2018 wurde bekannt, dass der Finanzskandal nur einen Bruchteil des ursprünglich befürchteten Schadens für die Diözese verursachen werde. Demnach wurde nur noch von einem gesicherten Vermögensschaden von mindestens rund einer Million Dollar ausgegangen.[15][16][17][18] Am 5. Februar 2019 legte die von Bischof Hanke mit der Untersuchung beauftragte Kanzlei einen Zwischenbericht vor.[19][20] Im Zuge dieses Finanzskandals wurde auch gegen Bischof Gregor Maria Hanke ermittelt. Diese Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt.[21] Gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums Eichstätt und dessen Geschäftspartner in den USA wird jedoch weiterhin ermittelt. Mit Stand Oktober 2022 sind nach Angaben des Bistums 21 der ursprünglich investierten 60 Millionen US-Dollar wieder zurückgeflossen, davon mehr als acht Millionen US-Dollar vom US-Immobilienentwickler, mit dem sich das Bistum inzwischen außergerichtlich einigte. Das US-Immobilienunternehmen hatte unter anderem mit dem Geld des Bistums Einkaufszentren in Texas errichtet. Die Vergleichssumme beläuft sich auf etwa 26 Millionen Dollar und setzt sich aus bereits geleisteten Rückzahlungen in Höhe von 8,2 Millionen Dollar und dem Rückfluss weiterer 8,4 Millionen Dollar bis zum Ende des ersten Quartals 2023 zusammen. Aus Immobilienverkäufen des US-Unternehmens werden zusätzliche 10 Millionen Dollar erwartet. Die Diözese hatte sich außerdem als Teil des Vergleichs Mindestverkaufswerte und eigene Vollstreckungsmöglichkeiten zusichern lassen.[22]
Im September 2022 wurde bekannt, dass sich der Diözesanvermögensverwaltungsrat auch an Solarparks in Spanien, Schiffen in Asien und einem Airbus A321 von Air Berlin beteiligt hatte. Ein Nachhaltigkeitsscreening der Geldanlage des Bistums lehnten die Ratsmitglieder in der Vergangenheit explizit ab. Im Protokoll einer Ratssitzung aus dem Jahr 2013 heißt es, es müsse „zwischen strengen ethischen Grundsätzen und einer höheren Rendite abgewägt werden“. Solange das Vermögen nicht „offengelegt werden muss“, solle „keine komplette Auslegung auf Nachhaltigkeit und Ethik erfolgen“.[23]
Seit 2006 ist Gregor Maria Hanke der 82. Bischof der Diözese Eichstätt. Sein Vorgänger war Walter Mixa, der das Amt von 1996 bis 2005 innehatte.
Das Bistum gilt innerhalb der katholischen Kirche als ein Vorreiter für kirchliches Umweltmanagement. So wurde die erste Pfarrgemeinde Hl. Kreuz[24] in Neumarkt in der Oberpfalz in Deutschland nach EMAS II zertifiziert (derzeit acht Einrichtungen). Im Jahr 2001 wurden Umweltrichtlinien als erste Bausteine einer Diözesanen Agenda 21 beschlossen und eine Vielzahl von Einrichtungen wie das Jugendhaus Schloss Pfünz, das Bildungshaus Fiegenstall, zahlreiche Caritas-Einrichtungen und die Abtei Plankstetten ökologisch umgestellt.
Fortgeführt wurden diese Anstrengungen durch die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts für das gesamte Bistum Eichstätt in den Jahren 2011 und 2012.[25] Mit diesem Konzept hat das Bistum Eichstätt zuverlässige Daten und die Möglichkeit, auf dieser Grundlage, CO2-Einsparziele zu entwickeln. Gregor Maria Hanke hat vorgegeben bis zum Jahr 2020 25 % und bis zum Jahr 2030 50 % des CO2-Ausstoßes zu reduzieren. Beschlossen wurde zur Umsetzung ein umfangreiches Maßnahmenbündel.[26]
Mit Bischof Gregor Maria Hanke, dem ehemaligen Abt des „grünen“ Klosters Plankstetten, welcher eine „Ökologie des Herzens“ vertritt und als entschiedener Gegner der Grünen Gentechnik und als Befürworter der ökologischen Landwirtschaft gilt, wurde erstmals ein ausgewiesener „Ökologe“ Bischof eines deutschen Bistums.
Im Bistum Eichstätt wird der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet um die folgenden Eigenfeiern ergänzt (dahinter jeweils der Rang und die liturgische Farbe).
Abkürzungen: H = Hochfest, F = Fest, G = Gebotener Gedenktag, g = Nicht gebotener Gedenktag
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