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deutsch-baltischer Theologe, Volkskundler, Linguist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
August Johann Gottfried Bielenstein (lettisch: Augusts Bīlenšteins) (* 20. Februarjul. / 4. März 1826greg. in Mitau (lettisch: Jelgava); † 23. Junijul. / 6. Juli 1907greg. ebenda) war ein deutschbaltischer evangelischer Theologe, Sprachwissenschaftler, Volkskundler und Ethnograph.[1]
August Bielenstein wuchs im väterlichen Pastorat Eschen (Oši) bei Neu-Autz (Bezirk Saldus) auf.[2] Wie viele Pastoren des Baltikums studierte er an der Friedrichs-Universität Halle Evangelische Theologie. 1846 wechselte er an die Kaiserliche Universität Dorpat, die ihn 1850 zum Doctor theologiae promovierte. 1852 trat er die Nachfolge seines Vaters als Pastor der Gemeinde Neu-Autz in Kurland an.[3] Ab 1867 wirkte Bielenstein als evangelischer Pfarrer der Gemeinde Doblen in Kurland.[4]
Er war von 1864 bis 1895 Präsident der Lettisch-Literärischen Gesellschaft. In dieser Funktion veranlasste Bielenstein die Bearbeitung eines Lettischen Wörterbuchs (durch Ulmann, Riga 1872, Bd. 1) und übernahm die sprachliche und exegetische Revision der lettischen Bibel (Mitau 1877). Das Magazin der Lettisch-Literärischen Gesellschaft enthält viele wertvolle Aufsätze von Bielenstein.
Bielenstein war Herausgeber von Latviešu Avīzes, der größten Zeitung in lettischer Sprache. Er war Autor zahlreicher Werke auf den Gebieten der Sprachwissenschaften und Ethnographie. Er förderte die Sammlung von Dainas, gab Sammlungen heraus und erforschte die traditionelle Holzbauweise. Auch untersuchte er Burghügel, um diese den Beschreibungen in alten Chroniken zuordnen zu können.[5] Obwohl Bielenstein viele anstoßgebende Beiträge zur Erforschung der lettischen Sprache und Kultur leistete, war er zugleich ein erbitterter Gegner der Jungletten und vehementer Verteidiger der deutschbaltischen Tradition.
Bielensteins wertvolle Bibliothek fiel der Russischen Revolution 1905 zum Opfer.
August Bielenstein war ein Sohn des Pastors Gottfried Bielenstein in Neu-Autz (Kurland) und dessen Ehefrau Emilie geb. v. Klebeck.
August Bielenstein heiratete 1854 Ernestine Louise Hermine Erna von Bordelius (1833–1919). Aus der Ehe gingen drei Töchter und sechs Söhne hervor. Nicht alle erreichten das Erwachsenenalter. Drei der Söhne wurden Pastoren.[6] Sie setzten damit das Werk ihres Vaters fort. Die Tochter Martha unterstützte ihren Vater als Zeichnerin bei seinen Veröffentlichungen, trat selbst als Autorin hervor[7] und unterstützte ihn nach seiner Erblindung 1890 als Schreibkraft nach Diktat, so z. B. bei seiner Autobiografie.[8]
geboren | gestorben | ||||
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Name des Kindes | Jahr | Ort | Jahr | Ort | Beruf |
Max | 1855 | Neu-Autz | 1869 | Sackenhausen | lebte 14 Jahre |
Louis Johann Emil | 1858 | Neu-Autz | 1943 | Bethel | Pastor |
Martha | 1860 | Neu-Autz | 1938 | Riga | Autorin |
Johannes (Hans) Georg Wilhelm | 1863 | Neu-Autz | 1919 | Bauske | Pastor |
Johanna | 1864 | Neu-Autz | 1864 | Neu-Autz | lebte 2 Monate |
Emma | 1865 | Neu-Autz | 1887 | Doblen | lebte 21 Jahre |
Siegfried „Six“ Alexander | 1869 | Doblen | 1949 | Senftenberg | Künstler |
Walter Adolf Axel | 1872 | Doblen | 1961 | Reutlingen | Pastor[9] |
Bernhard Max August | 1877 | Doblen | 1959 | Heilbronn | Architekt |
Bielensteins Untersuchung über Die Grenzen des lettischen Volkstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert. Ein Beitrag zur ethnologischen Geographie und Geschichte Rußlands wurde herangezogen, als nach dem Lettischen Unabhängigkeitskrieg die Grenzen Lettlands mit Estland und – 1920 im Friedensvertrag von Riga – mit der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik zu bestimmen waren.[10]
Zum 100. Todestag im Jahr 2007 gab es mehrere Veranstaltungen in Dobele und in Riga,[11] auch die Enthüllung einer Gedenktafel.[12][13] Im Jahr 2008 fand eine Ausstellung in der estnischen Nationalbibliothek in Tallinn statt.[14]
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