Loading AI tools
Ökosystem Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Ökosystem See gehört zu den limnischen Ökosystemen, die von stehenden Gewässern gebildet werden.
Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf einen Süßwassersee in der gemäßigten Klimazone, ein stehendes Gewässer ohne direkten Abfluss zum Meer, das mehr als 10 Meter tief ist und dessen Verdunstungsrate sowie Zu- und Abflussmenge gegenüber der gesamten Wassermenge gering ist (vgl. Gewässer#Gewässertypen).
Die Freiwasserzone (Pelagial) wird untergliedert in:
Das Pelagial kann auch mittels thermischer Analyse zoniert werden. Folgende Gliederung des Sees in verschiedene Tiefenzonen bildet sich während der sogenannten Sommerstagnation durch die Temperaturschichtung aus. Während der Zirkulationsphasen im Frühjahr und Herbst wird diese Schichtung wieder beseitigt.
Die Bodenzone (Benthal – gr. benthos, tief) wird ebenfalls durch die Kompensationsebene unterteilt:
Das Litoral wird in einzelne Zonen oder Gürtel aufgrund der Lebensgemeinschaften unterteilt:
Die einzelnen Zonen des Litorals bilden für Tiere unterschiedliche ökologische Nischen, die es ihnen ermöglichen, trotz ähnlicher Nahrungsansprüche Konkurrenz zu vermeiden.
Beispiele:
In der lichtdurchflutenden Freiwasserzone findet man vor allem Phytoplankton, auf der Oberfläche zuweilen auch frei schwimmende Pflanzen (Neuston und Pleuston) wie Wasserlinsen (Lemna spec.) oder den Schwimmfarn (Salvinia natans).
Die gesamte Freiwasserzone ist Lebensraum für Zooplankton, Nekton und Destruenten.
Die wichtigsten Plankter eines europäischen Süßwasser-Sees (Beispiel: Bodensee).
In einem See kommt es regelmäßig zu einer teilweisen oder vollständigen Durchmischung (Zirkulation) des Wasserkörpers, wobei Sauerstoff und Nährstoffe über den durchmischten Bereich gleichmäßig verteilt werden. Die Antriebskräfte für die Zirkulationen sind Wind und Dichteunterschiede (kaltes, also dichteres Wasser sinkt nach unten, warmes, also weniger dichtes, steigt auf). Die Zirkulation kann weiterhin durch Dichteunterschiede des Wassers (auf Grund von Temperatur- oder Salzgehaltsunterschieden) begünstigt oder behindert werden. Hat sich eine Thermokline (ein Temperatursprung) ausgebildet, wirkt das Metalimnion wie eine Sperrschicht, das kalte, dichte Tiefenwasser kann nicht mehr an der Zirkulation teilnehmen, es findet nur eine Teilzirkulation und damit nur eine Durchmischung des Epilimnions statt. Dieser Zustand wird als Sommerstagnation bezeichnet.
Dies hat Folgen für die Sauerstoffversorgung der aeroben Organismen des Hypolimnions und für die Nährsalz- und Kohlenstoffdioxidversorgung der Primärproduzenten des Epilimnions:
Zwar erhalten die aeroben Organismen des Hypolimnions noch weiterhin genügend Nährstoffe, wenn abgestorbene Körper der Tiere und Pflanzen und anderes organisches Material (Detritus) nach unten sinken. Die Versorgung mit Sauerstoff aus dem Epilimnion ist aber unterbrochen. Das Hypolimnion verarmt verstärkt an Sauerstoff.
Die aeroben Destruenten des Hypolimnions, vor allem in der Bodenzone, remineralisieren das organische Material, es entstehen vor allem in Wasser lösliche Nitrate und Phosphate, die als Nährsalze für die Produzenten notwendig wären, um Photosynthese zu betreiben. Aufgrund des fehlenden Austauschs mit dem Epilimnion können diese Nährsalze und das bei der Dissimilation entstehende Kohlenstoffdioxid aber nicht ins Epilimnion gelangen.
Deshalb beobachtet man nach der Ausbildung einer Sprungschicht einen Rückgang der Phytoplanktonmasse im Epilimnion.
Bricht aufgrund der Abkühlung des Oberflächenwassers die Thermokline zusammen, ist wieder Vollzirkulation möglich. Nährsalze und Kohlenstoffdioxid gelangen ins Epilimnion, was zu einer Vermehrung der Produzenten führt. Bei sehr starker Vermehrung des Phytoplanktons spricht man dann von Algenblüte.
Der Gehalt an Nährsalzen, vor allem Phosphaten und Nitraten sowie an organischen Nährstoffen bestimmt, welche Arten, wie viel verschiedene Arten und wie viele Individuen in einem See leben können.
Der Nährstoffgehalt eines Sees wirkt sich vor allem während der Sommerstagnation aus:
Je mehr Nährsalze im Frühjahr durch die Vollzirkulation ins Epilimnion gelangen, umso mehr Phytoplankton (Schwebalgen) kann wachsen. Davon abhängig vermehren sich auch die Konsumenten. Bei eutrophen Seen wird durch das hohe Angebot an Nährstoffen, insbesondere Phosphat, die Biomasse so groß, dass es zur sog. Algenblüte kommen kann.
Beispiel: Änderung abiotischer Faktoren im Jahresverlauf im Epilimnion eines dimiktischen eutrophen Sees in Europa
Das Sauerstoffmaximum im Mai korrespondiert mit dem Absinken der übrigen Faktoren: Aufgrund der steigenden Temperaturen und der verbesserten Lichtverhältnisse sowie des hohen Nährsalzangebotes durch die Vollzirkulation im Frühjahr kommt es zu einer Massenvermehrung der Fotosynthese betreibenden Organismen. Da dies dazu führt, dass in den unteren Schichten des Epilimnions nicht mehr genügend Licht vorhanden ist, stirbt dort das Phytoplankton ab und sinkt zu Boden. | Der Anstieg von Kohlenstoffdioxid im März und November erfolgt aufgrund der Frühjahrs- und Herbst-Vollzirkulation. Die Bildung von Kohlenstoffdioxid durch die Atmung der Konsumenten wird während der Sommerstagnation von dem Verbrauch durch die Photosynthese überkompensiert. |
Der Anstieg des Phosphatgehaltes erfolgt im März und November aufgrund der Frühjahrs- und Herbst-Vollzirkulation. Eine Massenvermehrung der Produzenten im April und Mai verbraucht nahezu das ganze Phosphat. | Der Anstieg des Nitratgehaltes im März und November erfolgt aufgrund der Frühjahrs- und Herbst-Vollzirkulation. Eine Massenvermehrung der Produzenten im April und Mai verbraucht sehr viel Nitrat, das aber durch die Fixierung von Luftstickstoff von Cyanobakterien teilweise ersetzt wird. |
Ein Nahrungsnetz stellt im Idealfall alle Nahrungsbeziehungen zwischen den Organismen eines Ökosystems dar. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, ist im folgenden Beispiel nur ein Ausschnitt aus dem Nahrungsnetz eines europäischen Sees dargestellt. Auf Aasfresser und Destruenten wurde dabei verzichtet.
Nahrungsketten im Pelagial (Freiwasserbereich in einem See):
Trophieebene | |
---|---|
Phytoplankton | Produzent |
herbivore Zooplankter | Primärkonsument |
carnivore Zooplankter | Sekundärkonsument |
pelagische Friedfische | Tertiärkonsument |
pelagische Raubfische | Endkonsument |
aerobe und anaerobe Bakterien | Destruenten |
Die Bruttoprimärproduktion (GPP, gross primary production) aller Seen weltweit ist auf 0,65 Petagramm Kohlenstoff pro Jahr abgeschätzt worden[7] (1 Petagramm = 1 Milliarde Tonnen). Das ist im Verhältnis zur gesamten Bruttoprimärproduktion von 100 bis 150 Pg C/Jahr nicht viel. Seen sind darüber hinaus offensichtlich Netto-Quellen, und nicht etwa Senken, von Kohlendioxid[8][9]. Gleichzeitig werden erhebliche Mengen Kohlenstoff in Seensedimenten festgelegt und so dem Kohlenstoffkreislauf entzogen[10]. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich auf durch den erheblichen Zustrom von Biomasse aus terrestrischen Ökosystemen in Seen hinein. In Seen, die von Karbonatgesteinen umgeben sind, spielt auch der Einstrom in Form von gelöstem (Hydrogen-)Carbonat eine große Rolle, die diejenige der seeneigenen Atmung (Respiration) sogar übersteigen kann. Seen sind eben nur bei idealisierter Betrachtung isolierte Ökosysteme, in der Realität sind sie mit den terrestrischen Systemen eng gekoppelt und verwoben. Auch der organische Kohlenstoffzustrom in Seen erfolgt weit überwiegend in gelöster Form, nur ganz untergeordnet in fester. Die globale Nettoemission von Seen wird in der Übersichtsarbeit von Tranvik et al. auf 0,53 Petagramm Kohlenstoff pro Jahr abgeschätzt. Das ist auch global betrachtet ein signifikanter Wert, der erstaunt, wenn man bedenkt, dass weniger als 3 % der kontinentalen Fläche von Seen eingenommen wird; der Wert ist mehr als halb so hoch wie der Nettoexport von Kohlendioxid in die Ozeane. Seen, insbesondere eutrophe Flachwasserseen, tragen auch zur Methanproduktion bei, ihr Anteil wird aber auf lediglich auf 6 bis 16 % der natürlichen Gesamtemissionen (d. h. ohne menschliche Quellen) geschätzt. Auch die Kohlenstoffspeicherung in Seensedimenten ist beachtlich. Der globale Vorrat an organisch gebundenem Kohlenstoff wurde auf 820 Petagramm geschätzt, das wäre das dreifache des in den Ozeansedimenten gespeicherten. Man muss dabei aber beachten, dass die gesamte Tiefsee mit ihren Sedimenten zum Kohlenstoffspeicher überhaupt nichts beiträgt. Die jährliche Nettospeicherrate der Seensedimente könnte etwa 0,03 bis 0,07 Pg C betragen[11]. Je nach spezieller Ausgestaltung des Ökosystems können Seen also sowohl Quellen wie auch Senken für Kohlendioxid sein. Die Auswirkungen künftiger Veränderungen vorherzusagen, ist wegen der zahlreichen Prozesse mit zueinander gegenläufigen Ergebnissen sehr schwierig.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.