Sie sind Wasser- und Sumpfpflanzen, welche in Feuchtgebieten dichte Bestände entwickeln können. Besonderes Kennzeichen der Rohrkolben ist der auffallend zweiteilige Blütenstand aus einem rein weiblichblütigen und darüber befindlichem rein männlichblütigen Kolben.
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Vegetative Merkmale
Rohrkolben-Arten sind sommergrüne, ausdauerndekrautige Pflanzen. Es sind Wasser- und Sumpfpflanzen mit kräftigen unterirdisch kriechenden Rhizomen mit denen sie in der Lage sind dichte Bestände zu entwickeln (Polykormone). Die Stängel sind stets kahl.
Die wechselständig und streng zweizeilig (distich) angeordneten und steif aufrechten, ungestielten Laubblätter sind in Blattscheide und -spreite gegliedert. Die Blattscheiden sind stets offen. An den Scheidenmündungen im Übergang zur Spreite sind keine Blatthäutchen (Ligulae) entwickelt. Die einfachen Blattspreiten sind bei einer Länge von bis zu 4 Metern linealisch grasartig und bestehen im Inneren aus einem schwammartig-zusammendrückbaren Schwimmgewebe. Die parallelnervigen Blattspreiten sind nach außen gewölbt und innen flach, so dass sich im Querschnitt ein Halbkreis ergibt – im Gegensatz zu den Igelkolben mit dreieckigem Blattquerschnitt.
Generative Merkmale
Die Blütezeit der Rohrkolben-Arten erstreckt sich von Mai bis August. Rohrkolben-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der Gesamtblütenstand (Infloreszenz) der Rohrkolben besteht aus einem dickeren, rein weiblichblütigen und einem darüber befindlichen, durch einen artspezifisch langen Sprossabschnitt[1] getrennten, dünneren rein männlichblütigen Teilblütenstand. Diese sind als walzenförmige oder kugelige Kolben ausgebildet, in denen die Einzelblüten dicht gedrängt stehen. Der Blütenstand ist nie von Hochblättern (Brakteen) durchsetzt – im Gegensatz zu den Arten der Igelkolbengewächse. Die eingeschlechtigen, dreizähligen Einzelblüten sind spelzenlos. Die weibliche Blüte besteht aus der Blütenhülle (a) (Perigon), die ist zu einem dichten Haarkranz reduziert und einem gestielten Fruchtknoten(c) mit spatelförmiger Narbe(d). Die auf einem Stiel sitzenden zwei bis fünf Staubblätter(b) der einzelnen männlichen Blüten sind von wenigen Hüllborsten(a) umgeben.
Die Verbreitungseinheit (Diaspore) wird aus der Achäne, einer einsamigen Nussfrucht, mit beständigem Griffel und den Perigonhaaren am Schwanz (Fruchtknotenstiel) gebildet.
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Bei Typha-Arten handelt sich um Hydrophyten oder Helophyten. Die vegetative Ausbreitung erfolgt über Rhizome. Die Typha-Arten können an geeigneten Standorten dichte artenarme Bestände, sogenannte Röhrichte entwickeln. Die Typha-Arten sind an feuchte bis nasse, zum Teil brackige und zeitweise überflutete Lebensräume angepasst. Sie besiedeln Gewässerufer, Sümpfe und Moore.
Die Typha-Arten werden durch den Wind bestäubt (Anemogamie).
Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind (Anemochorie) und durch Wasser (Hydrochorie). Dabei dienen die feinen Perigonhaare als Flug- oder Schwimmorgane. Bei den meisten Arten verlassen die Samen die Fruchthülle bei längerem Kontakt mit dem Wasser, sinken ab und keimen unter Wasser (anaerob). Bei einigen Arten verbleiben sie in der Fruchthülle und keimen an der Luft unter aeroben Bedingungen.
Die Gattung Typha wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 971 aufgestellt. Synonyme für TyphaL. sind: MassulaDulac, Rohrbachia(Kronf. ex Riedl) Mavrodiev.[2] Der Gattungsname Typha leitet sich vom Griechischen Wort týphos für „Rauch“ ab; es wird damit auf die braune rauchähnliche Farbe der Fruchtkolben Bezug genommen.
Die genaue Platzierung der Gattung Typha innerhalb der Ordnung Poales war lange umstritten. So wurde von einigen Autoren die Gattung Igelkolben (Sparganium) in die Familie der Typhaceae aufgrund ihrer morphologischen Ähnlichkeit mit aufgenommen, von anderen Autoren wurde die Beibehaltung eigenständiger, monogenerischer Familien (Typhaceae und Sparganiaceae) vorgezogen. Nach der strikt phylogenetisch orientierten APG III ist die Gattung Sparganium jedoch Teil der Familie Typhaceae.[3]
Arten, Hybride und ihre Verbreitung
Typha-Arten sind weltweit von den gemäßigten Gebieten bis in die Tropen verbreitet (kosmopolitisch) und häufig. Die Typha-Arten sind unterschiedlich verbreitet. Eine weite Verbreitung hat beispielsweise der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia). Andere Typha-Arten besiedeln nur ein eingeschränktes Areal.
Die Gattung Typha umfasst, je nach Autor, 16 bis 31 Arten:[2]
Typha austro-orientalisMavrodiev: Sie wurde 2006 erstbeschrieben und kommt im südlichen europäischen Russland, auf der Krim sowie in Zentralasien vor.[2]
Typha azerbaijanensisHamdi & Assadi: Dieser Endemit kommt nur im nordwestlichen Iran vor.[2]
Typha biarmicaKrasnova: Sie kommt im östlichen europäischen Russland vor.[2]
Typha capensis(Rohrb.) N.E.Br.: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Uganda bis ins südliche Afrika.[2]
Typha caspicaPobed.: Dieser Endemit kommt nur im östlichen Transkaukasien vor.[2]
Typha changbaiensisM.Jiang Wu & Y.T.Zhao: Sie wurde 2000 aus dem südlichen Jilin erstbeschrieben.[2]
Typha davidiana(Kronf.) Hand.-Mazz.: Sie kommt in China vor.[2]
Südlicher Rohrkolben[4] (Typha domingensisPers.): Sie ist fast weltweit auf allen Kontinenten in den Subtropen bis Tropen verbreitet,[2] kommt in Europa nur im Süden vor.
Typha elephantinaRoxb.: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Sahara bis nach Yunnan.[2]
Typha ephemeroidaKrasnova: Sie wurde 2013 aus der Mongolei erstbeschrieben.[2]
Typha grossheimiiPobed.: Sie kommt vom Kaukasusraum bis Zentralasien vor.[2]
Typha incanaKapit. & Dyukina: Sie wurde 2008 erstbeschrieben und kommt vom russischen Osteuropa bis Westsibirien vor.[2]
Typha joannisMavrodiev: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Mongolei bis ins südwestliche Amurgebiet.[2]
Typha kalatensisAssadi & Hamdi: Sie wurde 2003 aus dem Iran erstbeschrieben.[2]
Typha kameliniiKrasnova: Sie wurde 2011 aus Tadschikistan erstbeschrieben.[2]
Rohrkolben werden regional auch als Kanonenputzer,[5]Lampenputzer oder Schlotfeger. auch Schmackedutsche, Bumskeule,[6] Pompesel,[7] Bullerbesen etc.[8] bezeichnet.
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Bereits seit der Altsteinzeit verwenden Menschen Rohrkolben zur Feuererzeugung, da nitrierte Rohrkolbenwatte leicht entzündlich ist.
Alle Pflanzenteile sind essbar. Besonders die stärkereichenRhizome können wie Gemüse gekocht werden.
Lange bevor verschiedene Getreidearten von den Menschen nutzbar gemacht wurden, wurden offenbar schon vor 30.000 Jahren die stärkehaltigen Wurzelstöcke zu Mehl verarbeitet. Aus den Erträgen eines Hektars Sumpfland können bis zu 8 Tonnen Mehl gewonnen werden.[9]
Rohrkolben werden zur Reinigung von Abwässern in Kläranlagen eingesetzt und zur Entgiftung von Böden und Schlämmen. Diese naturnahen Verfahren werden unter dem Fachbegriff „Phytosanierung“ zusammengefasst, bei denen die komplexen Fähigkeiten von Pflanzen und der mit ihnen im Wurzelraum vergesellschafteten Mikroorganismen genutzt werden. Rohrkolben qualifizierten sich wegen ihrer hohen Primärproduktion zur Kultivierung. Sie gewinnen an Bedeutung als nachwachsender Rohstoff zum Beispiel für Dämmmaterial, als Torfersatz oder Bau- und Heizmaterial.
Rohrkolben-Arten werden als dekorative Bepflanzung von Teichen in Parks und Gärten eingesetzt. Die getrockneten Blütenstände werden in der Floristik verwendet.
In diesem Zusammenhang wird auch der untere, weibliche, dicke Teil des Blütenstands, der später fest und dunkelbraun ist und aussieht, als sei seine Oberfläche samten, Rohrkolben genannt.[10][11]
Die Bastfasern einiger Arten können zu Spinnfasern verarbeitet werden.[12]
In den 2000er Jahren entwickelte der Architekt Werner Theuerkorn aus Typha angustifolia einen Dämmstoff, indem er Streifen der Blätter mit Magnesit zu Platten verklebte und zunächst bei der Sanierung eines historischen Fachwerkhauses in Nürnberg einsetzte. Inzwischen wurden etliche weitere Gebäude mit den 2 bis 12 Zentimeter starken, diffusionsoffenen, kapillaraktiven, schalldämmenden und aufgrund enthaltener Gerbstoffe schimmelresistenten Platten gedämmt, die in einer kleinen Fabrik im bayerischen Schönau (Rottal) hergestellt werden. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik errichtete zum Langzeittest eine Hütte an seiner Versuchsaußenstelle in Holzkirchen (Oberbayern).[5][13]
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Bei der grafischen Darstellung in Wappen und deren Blasonierung wird mitunter nicht botanisch korrekt zwischen Rohrkolben (Typha) und Schilfrohr (Phragmites) differenziert, manchmal sogar eine Art Mischform aus beiden Röhrichtpflanzen wiedergegeben (Blüten-/Fruchtstand von Rohrkolben, Blätter eher wie Schilf).
Das Wappen der Stadt Kolbermoor in Bayern zeigt drei Rohrkolben im Moor stehend samt der Andeutung des Flusses Mangfall. Das Wappen weist auf die Geschichte und die Bedeutung des Moors für den Ort hin. Auch der Ortsname bezieht sich direkt auf die Rohrkolben.
Wappen Hordorfs, Niedersachsen; Das Wappen des Ortes Hordorf in Niedersachsen weist mit der Darstellung dreier Rohrkolben und eines Schwenkpfluges auf die Urbarmachung des sumpfigen Geländes (ahd. hora Sumpf) hin.
Wappen des Bad Salzufler Ortsteils Retzen, Nordrhein-Westfalen.
Wappen der Gemeinde Rohr (Thüringen) – Der Ortsname leitet sich vom Rohrkolben ab.
Das Wappen und der Name von Groß-Rohrheim weisen auf die Bedeutung des Rohrs in der Gemeinde und ihrer Umgebung.
Wappen der oberösterreichischen Gemeinde Moosdorf. Blasonierung: „Aus schwarzem Schildfuß wachsend in Silber zwei gekreuzte grüne Schilfrohre (sic!) mit grünen Blättern und schwarzen Kolben.“
R. Kiffmann: Sauergräser, Binsengewächse und sonstige Grasartige Pflanzen. Selbstverlag: Rudolf Kiffmann, Aranno TI (Schweiz) 1991.
R. Schätzl, F. Schmitt, U. Wild, H. Hoffmann: Gewässerschutz und Landnutzung durch Rohrkolbenbestände. In: Wasserwirtschaft, Band 11, 2006, S. 24–27.
U. Wild, T. Kamp, A. Lenz, S. Heinz, J. Pfadenhauer: Cultivation of Thypa spp. in constructed wetlands for peatland restoration. In: Ecological engineering, Band 17, 2001, S. 49–54; doi:10.1016/S0925-8574(00)00133-6.
Kun Sun, David A. Simpson: Typhaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3. Typha, S. 160–162 - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
S. Galen Smith: Typhaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York, 2000, ISBN 0-19-513729-9. Typha - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, 2009, S. 2, S. 105–121, doi:10.1111/j.1095-8339.2009.00996.x
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