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deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler, Märchen- und Sagensammler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm Carl Grimm (* 24. Februar 1786 in Hanau; † 16. Dezember 1859 in Berlin) war ein deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler sowie Märchen- und Sagensammler. Sein Lebenslauf und sein Werk sind eng mit dem seines ein Jahr älteren Bruders Jacob Grimm verbunden, worauf die oft gebrauchte Bezeichnung Brüder Grimm hinweist.
Wilhelm Grimm verbrachte seine Jugend in Steinau an der Straße, wohin der Vater Philipp Wilhelm Grimm 1791 als Amtmann versetzt worden war. Er besuchte dann wie sein Bruder Jacob das Friedrichsgymnasium in Kassel und schrieb sich gleichfalls an der Universität Marburg ein, wo er bei Friedrich Carl von Savigny Jura studierte. Nach Beendigung seines Studiums lebte er wieder bei der Mutter in Kassel. Asthmatische Beschwerden sowie eine Herzerkrankung hinderten ihn längere Zeit daran, sich um eine feste Anstellung zu bewerben. Seit 1806 sammelte er gemeinsam mit seinem Bruder Jacob Märchen, die sie später bearbeiteten und herausgaben. Dabei wurde er u. a. durch Werner und August von Haxthausen unterstützt. 1809 unterzog er sich bei dem berühmten Arzt Johann Christian Reil einer Kur in Halle (Saale). Bei dieser Gelegenheit wurde er von dem Komponisten Johann Friedrich Reichardt gastfreundlich aufgenommen. Mit Clemens Brentano reiste er daraufhin nach Berlin; dort lebte er mit diesem und mit Achim von Arnim in dessen Wohnung. Auf der Rückreise nach Kassel traf er Johann Wolfgang von Goethe, der sich lobend über seine „Bemühungen zu Gunsten einer lang vergessenen Kultur“ äußerte. 1813 lernte er bei der Familie Haxthausen die Schwestern Jenny und Annette von Droste-Hülshoff, die Dichterin, kennen. Beide halfen bei der Sammlung von Märchen und Volksliedern. Mit Jenny verband ihn danach eine lange Brieffreundschaft, auch gibt es Anzeichen dafür, dass eine unerfüllte Liebesbeziehung zwischen ihnen bestand.
Von 1814 bis 1829 war Grimm als Sekretär an der Bibliothek in Kassel angestellt. Am 15. Mai 1825 heiratete er Henrietta Dorothea Wild. Im April 1826 wurde der Sohn Jakob geboren, der aber im Dezember desselben Jahres starb. 1828 im Januar kam sein zweiter Sohn Herman Grimm zur Welt, der später bekannt wurde für seine kunstgeschichtlichen Vorlesungen unter Einsatz von Lichtbildprojektion an der Universität von Berlin. Der dritte Sohn Rudolf wurde im März 1830 geboren.
1831 wurde Wilhelm Grimm Bibliothekar an der Universität Göttingen, 1835 erhielt er dort eine außerordentliche Professur. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurde er – wie auch sein Bruder – 1837 durch den König von Hannover seines Amtes enthoben. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud beide 1841 nach Berlin, wo sie sich niederließen. Im selben Jahr wurden sie Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1841–1846 wohnte die Familie Grimm am Rand des Tiergartens in der kurz vorher angelegten Lennéstraße, Nr.8, 1846/1847 näher zu Akademie, Universität und Bibliothek in der Dorotheenstraße, Nr. 47, und ab 1847 in der Linkstraße Nr. 7, unmittelbar am damaligen Potsdamer Bahnhof.[1] 1848 gehörte er dem Vorparlament an.[2] 1852 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[3] Wilhelm Grimm lehrte bis zu seinem Tod 18 Jahre an der Universität Berlin und arbeitete dort zusammen mit seinem Bruder an ihrem Deutschen Wörterbuch, über das er auf dem Germanistentag 1846 in Frankfurt (Main) gesprochen hatte.
Neben der gemeinsamen Arbeit mit dem Bruder konzentrierte sich Wilhelm Grimm bei seinen Forschungen auf die Poesie des Mittelalters, die deutsche Heldensage sowie die Runenforschung. Zusammen mit seinem Bruder begründete er die germanistischen Altertumswissenschaften, die Runologie[4], die germanistische Sprachwissenschaft und die deutsche Philologie.
Berühmt wurden beide durch ihre Sammlung Kinder- und Hausmärchen (2 Bände, 1812–1815), an deren Bearbeitung Wilhelm besonderen Anteil hatte, und durch die Arbeit am Deutschen Wörterbuch (ab 1838, 1. Band 1854). Die Deutschen Sagen (2 Bände, 1816–1818) sind ein weiteres großes Sammelwerk der Brüder Grimm. 1839 gab er die Werke seines Freundes Achim von Arnim heraus. Wilhelm Grimm veröffentlichte auch Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen.
Die Berliner Akademie schrieb im Januar 1860:
„Am 16ten des vorigen Monats starb Wilhelm Grimm, Mitglied der Akademie, der als deutscher Sprachforscher und Sammler deutscher Sagen und Dichtungen einen Namen hellen Klangs hat. Das deutsche Volk ist gewohnt, ihn mit seinem älteren Bruder Jacob Grimm zusammen zu denken und zu nennen. Wenige Männer umfasst es mit so allgemeiner Liebe und Verehrung als die Gebrüder Grimm, die es ein halbes Jahrhundert hindurch in einem Streben und in gemeinsamer Arbeit gekannt hat.“
Er wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg bestattet (heute Ehrengrab der Stadt Berlin). Die Grabstätte befindet sich im Feld F, F-S-001/004, G1. Sie ist seit 1952 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Ein Teil des Nachlasses von Jacob und Wilhelm Grimm, darunter Briefe von und an die Brüder, verschiedene Manuskriptenkonvolute und vor allem Handexemplare mit handschriftlichen Zusätzen, wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg verwahrt. Der Bestand ist vollständig erschlossen und über HADIS online recherchierbar.[5]
Er erhielt postum mit seinem Bruder Jacob zahlreiche Ehrungen (siehe Brüder Grimm).
Heinrich Grimm (* 12. Dezember 1637 in Bergen-Enkheim; † 11. September 1713 in Dörnigheim) ⚭ 2. Juni 1670 Juliane Marie Pezenius (* 2. Juli 1653 in Dillenburg; † 8. Februar 1692 in Hanau)
Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, Kritische Ausgabe in Einzelbänden:
Zwei Bände der Kasseler Ausgabe (Werke und Briefwechsel der Brüder Grimm):
Nach Erscheinungsjahr geordnet
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