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deutscher Buchkünstler, Schriftgestalter, Typograf, Grafiker und Illustrator Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Walter Tiemann (* 29. Januar 1876 in Delitzsch; † 12. September 1951 in Leipzig) war ein deutscher Buchkünstler, Typograf, Grafiker und Illustrator.
Walter Tiemann wurde als Sohn des Kaufmanns Gustav Tiemann (* 1837) und der Albertine Marie geb. Offenhauer (* 1847) in Delitzsch geboren. 1887 übersiedelte die Familie nach Leipzig, wo Walter Tiemann von 1886 bis 1893 das Königliche Gymnasium besuchte.[1] 1894 begann er sein Studium an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Nach zwei Jahren wechselte er nach Dresden, später folgte ein Studienaufenthalt in Paris.
1897 gewann Tiemann einen Plakatwettbewerb für die sächsisch-thüringische Ausstellung; 1903 kehrte er als Lehrer der Meisterklasse für Buchgewerbe, Illustration, freie und angewandte Grafik an die Leipziger Akademie zurück.
1905 kam der Kontakt mit der Offenbacher Schriftgießerei Gebr. Klingspor zustande, in der alle von Tiemann entworfene Schriften erschienen. 1907 gründete er zusammen mit seinem Freund seit Jugendtagen Carl Ernst Poeschel die Janus-Presse, die erste deutsche Privatpresse der Buchkunstbewegung, für die er auch die Schrift (Janus-Pressen-Schrift) entwarf.
In der Folgezeit avancierte Tiemann zu einem der gefragtesten Buchkünstler Deutschlands und wurde von zahlreichen Verlagen mit der Gestaltung von Bucheinbänden, Titeln, Vignetten und Illustrationen beauftragt. 1914 fand in Leipzig die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik (Bugra) statt, an der Walter Tiemann als Juror mitwirkte. Leiter des Ausschusses für Bucheinbände war der Fabrikant Max Enders, Inhaber der Leipziger Großbuchbinderei E.A. Enders. Er hatte 1911 eine Abteilung für Handeinband eingerichtet und Walter Tiemann als künstlerischen Leiter engagiert. Tiemann hatte die Position bis 1924 inne und war maßgeblich am Erfolg der Handbuchbinderei beteiligt[2]
1920 wurde Walter Tiemann Direktor der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Anlässlich seines 50. Geburtstags im Jahr 1926 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Leipziger Universität. Die Zwanziger Jahre waren für ihn dennoch eine schwierige Zeit. Die junge Generation erkannte die Vorgaben der etablierten Typografen nicht mehr an und es kam zum Konflikt mit den Vertretern der elementaren Typografie, namentlich Jan Tschichold, der zuvor bei Tiemann, Hermann Delitsch und Hugo Steiner-Prag studiert hatte.
1940 ging Walter Tiemann in den vorläufigen Ruhestand. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste auf,[3] was ihn von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront befreite.
Nach dem Kriegsende, im August 1945, übernahm er erneut bis Februar 1946 kommissarisch die Leitung der Akademie.
Walter Tiemann war seit Anfang der 1920er Jahre mit der Schauspielerin Susanne Wildhagen (1892–1952) verheiratet, Tochter des Justizrats Georg Wildhagen und der Schriftstellerin Else geb. Friedrich sowie Enkelin des Schriftstellerpaares Hermann Friedrich Friedrich und Emmy von Rhoden. Ihr einziges gemeinsames Kind, der 1923 geborene Sohn Johann Christian Tiemann, fiel 1945 im Zweiten Weltkrieg 22-jährig.[4]
Walter Tiemann prägte vor 1914 das Erscheinungsbild des Insel Verlages (ab ca. 1903), des Julius Zeitler Verlages, des Hyperion-Verlags, des Kurt Wolff Verlags und des Rowohlt Verlags. Des Weiteren arbeitete er für Rütten & Loening in Potsdam, S.Fischer in Frankfurt am Main, Eugen Diederichs in Jena und Albert Langen in München. Bekannte Verlags- und Zeitschriftensignete nach seinen Entwürfen sind das 'ERV'-Signet des Rowohlt-Verlags (1910), die Signete der Zeitschriften Hyperion (1908) und Der Zwiebelfisch (1909), der Hundertdrucke, einiger Reihen der Insel-Bücherei u. v. m. Tiemanns Gestaltungen gehören dem Übergang vom floral geprägten Jugendstil-Buch hin zur typografischen, weitgehend vom Buchschmuck befreiten Buchgestaltung an. Wichtig waren die Freundschaften mit dem Druckereibesitzer Carl Ernst Poeschel und dem Schriftgießerei-Betreiber Karl Klingspor.
Ein Teil von Walter Tiemanns Nachlass befindet sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.[7]
Alle Schriften erschienen in der Schriftgießerei Gebr. Klingspor, Offenbach.
Seit 1992 vergibt der Verein zur Förderung von Grafik und Druckkunst Leipzig e. V. im zweijährlichen Rhythmus (alle geraden Jahre) den Walter-Tiemann-Preis. Aus dem Informationstexts des Vereins:
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