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Musikinstrument Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Vihuela (abgeleitet von lateinisch fidicula, ‚Fidel‘) ist ein spanisches Zupfinstrument, das im 15. und 16. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Als Lauteninstrument mit Resonanzkasten und Hals gehört sie zu den Kastenhalslauten. Die Vihuela war über Spanien und die spanischen Einflussgebiete hinausgehend unter dem Namen viola auch in Portugal und Italien verbreitet. Sie kann als ein Vorgänger der Gitarre angesehen werden, von der sie in Spanien in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts[1] verdrängt wurde. Laut Juan Bermudo lag der einzig relevante Unterschied zwischen Gitarre (Renaissancegitarre) und Vihuela darin, dass die Gitarre vier Saitenchöre, die Vihuela sechs hatte.[2]
Vihuela | |
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spanisch: vihuela | |
Als älteste erhaltene Vihuela geltendes Instrument des 15. oder 16. Jahrhunderts | |
Klassifikation | Chordophon Zupfinstrument |
Verwandte Instrumente |
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Der eher ovale Korpus der Vihuela war an beiden Seiten leicht eingeflankt und verfügte über einen flachen Boden, der mit der Decke durch Zargen verbunden war. Die Decke war mit einem oder mehreren Schalllöchern und meist kunstvoll geschnitzten Rosetten versehen. Auf der Decke war weiters ein Querriegel (Steg) zur Befestigung der Darmsaiten angebracht – oft mit Ornamenten geschmückt. Als Holz für Boden und Zargen diente wohl Ahorn, für die Decke eher Fichte.
Das Griffbrett war noch nicht aufgesetzt, sondern eben aus dem Deckenholz gearbeitet und besaß meist zehn bis zwölf Darmbünde. Die Besaitung war streng chörig und wies – im Gegensatz zur damals in der Regel noch vier- oder fünfchörigen Gitarre[3] – meist sechs, seltener fünf oder sieben[4][5] Darmsaitenpaare auf. Die Kopfplatte war flach und hatte im Gegensatz zur Laute hinterständige Wirbel aus Holz.
Wie aus ikonografischen Darstellungen und Abbildungen ersichtlich, waren viele Instrumente fein und aufwendig mit Einlegearbeiten und Intarsien verziert. Als Materialien dienten hierfür wohl Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt, Ebenholz und in kostbaren Fällen sogar Gold.
Die allgemeine und wohl am weitesten verbreitete Stimmung der Vihuela entsprach prinzipiell der der Renaissancelaute. Unterschiede bestanden jedoch darin, dass alle Chöre der Vihuela unisono, bei der Laute jedoch ab dem 4. Chor in Oktaven gestimmt wurden. Außerdem verfügte die Vihuela meist über keine Chanterelle, also eine höchste Melodiesaite, sondern war chörig (mit einem Saitenpaar) bespannt.
Die Stimmung lautete für sechschörige Vihuela: Quart – Quart – große Terz – Quart – Quart. Die Stimmung begann meist vom G oder A aus oder orientierte sich an der Zerreißgrenze des höchsten Saitenpaares. Von dieser Stimmung gab es regionale Abweichungen und Modifikationen. Juan Bermudo (Declaracion de instrumentos musicales, Osuna 1555), ein spanischer Komponist und Musiktheoretiker, berichtet auch über Instrumente mit sieben Chören, welche aber nicht von großer Bedeutung gewesen sein dürften, sowie von einer vihuela da cuatro ordenes mit nur vier Chören, im Gegensatz zur vihuela común einem Instrument des Volkes, wobei es sich formal um eine Gitarre (guitarra) handelt.
Erste Abbildungen der Vihuela sind in den Cantigas de Santa Maria aus dem 13. Jahrhundert von Alfons X. zu finden. Auch die ersten schriftlichen Erwähnungen, meist in Romanen, stammen aus dieser Zeit. Hier sind folgende Quellen zu nennen:
Im Jahr 1484 erscheint in Neapel Johannes Tinctoris' Traktat De inventione et usu musicae, in dem er die Vihuela als eine Erfindung der Spanier beschrieb und sie baulich klar von der Laute abgrenzte. Außerdem wurde sie in Italien Viola da mano genannt und wurde laut Tinctoris auch dort gerne gespielt.
Im 16. Jahrhundert verschafften Komponisten und Vihuelisten wie Luis Milan und Alonso Mudarra der Vihuela (vor allem der vihuela da mano) am spanischen Hof unter Karl V. und Philipp II. und damit in ganz Spanien eine große, der im übrigen Europa der Laute und der Orgel vergleichbare Bedeutung.
In der Zeit zwischen 1530 und 1580, dem siglo de oro der Vihuela, wurden zahlreiche Tabulaturausgaben[6] und Lehrwerke speziell für dieses Instrument geschrieben. Annala und Mätlik[7] nennen für den Zeitraum von 42 Jahren (1536–1578) elf Titel, darunter Werke von Luis Milán (Libro de música de vihuela de mano intitulado El Maestro, 1536), Luis de Narváez (Los seys libros del Delphin, 1538), Alonso de Mudarra (Tres libros de musica en cifra para vihuela, 1546), Enríquez de Valderrábano (Libro de música de vihuela, intitulado Silva de Sirenas, 1547), Diego Pisador (Libro de musica de vihuela, 1552) oder Miguel de Fuenllana (Orphenica lyra, 1554).[8] Sieben der wichtigsten Bücher liegen in einer modernen Edition auf CD-ROM vor.[9]
Hier ist vihuela noch der ursprüngliche spanische Sammelname[10] für Saiteninstrumente mit Hals und Griffbrett:
Nach heutiger Kenntnis sind lediglich drei historische Vihuelas erhalten.[11]
Bei der am 6. Januar[14] 1936 von Emilio Pujol im Jacquemart-André-Museum entdeckten,[15] auf das Jahr 1500[16] datierten Vihuela Guadalupe, die einen Stempel des spanischen Klosters Guadalupe trägt, könnte es sich aufgrund der sehr großen Mensur (800 mm)[17] um eine Bass-Vihuela handeln, auch da gerade in der Renaissance viele Instrumente in sogenannten Familien, also in verschiedenen Stimmlagen gebaut wurden. Zudem kann es sich um keine „Standardgröße“ (mit einer Mensur von etwa 46 bis 55 cm[18] bei einer als „Normalvihuela“ anzunehmenden vihuela común wie sie bei Juan Bermudo 1555 beschrieben wird) handeln, da praktische Versuche, damalige Solo-Literatur aus den Vihuela-Büchern darauf zu spielen, misslangen, wohingegen eine Spielweise als Bass-Instrument in einem kleinen Orchester denkbar ist.[19] Im musikinstrumentenkundlichen Sinne könnte laut Frederick Cook diese „Vihuela“ auch eine modifizierte Renaissancegitarre sein.[20] Das in der Barockzeit umgebaute Instrument[21] ist oben abgebildet. Emilio Pujol erhielt zu seinem Geburtstag 1936 einen Nachbau der von ihm in Paris gefundenen Vihuela durch den Gitarrenbauer Miguel Simplicio überreicht und am 24. April desselben Jahres gab Pujol in Barcelona erstmals ein Konzert mit Vihuelamusik auf dieser Kopie und spielte damit erstmals in der neueren Musikgeschichte Vihuelamusik auf einer Vihuela.[22]
Das in Quito gefundene Exemplar stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Mit den spanischen Entdeckern gelangte auch Kultur und Musik und somit die Tradition der Vihuela nach Südamerika.
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