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abwertend für Person, die sehr viele Texte verfasst, dabei aber Qualitätsstandards oft verfehlt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Vielschreiber oder Polyscribent ist eine Bezeichnung für Akademiker und Schriftsteller, die in großem Umfang publizieren. Der Begriff ist in der Regel abwertend gemeint, weil unterstellt wird, dass bei einer schnellen und produktiven Arbeitsweise zwingend die Qualität der Ergebnisse leiden muss. Wissenschaftlichen Publikationen wird daher die Relevanz abgesprochen, während in der Literatur von trivialen, schematisch aufgebauten Werken ausgegangen wird, die der einfachen Unterhaltung dienen.
Ihren Locus classicus hat die Kritik der Vielschreiberei in Senecas Briefen an Lucilius gefunden: „Viertausend Bücher hat der Wissenschaftler Didymos geschrieben; ich wäre unglücklich, wenn er soviel Überflüssiges gelesen hätte.“[1]
Wer Privatdozent oder Professor werden möchte, muss auf wissenschaftlichen Kongressen vortragen und in Fachzeitschriften publizieren. Das kann junge wie etablierte Akademiker dazu verführen, mehr zu schreiben als sie eigentlich zu sagen haben. Im englischen Sprachraum wird die Problematik mit dem Schlagwort Publish or perish umschrieben (deutsch „veröffentliche oder gehe unter“). Im Zusammenhang mit Publikationen mit geringem Informationsgehalt ist auch von der Least Publishable Unit die Rede (deutsch „Kleinste veröffentlichbare Einheit“ – im Sinne von minimalem Informationsgehalt).
Vielschreiber gibt es auch in der Belletristik, in der Trivialliteratur, im Journalismus und in der Musik.[2] Kennzeichnend ist hier die Erstellung umfangreicher Texte in kurzer Zeit, wie sie beispielsweise durch die Abgabetermine von Heftromanen oder Zeitschriften bedingt ist. Bei der Einordnung eines Schriftstellers mit umfangreichem Gesamtwerk als Vielschreiber ist darauf zu achten, ob die Werke durch kontinuierliche, aber sorgfältige Arbeit über viele Lebensjahre entstanden oder eben in schneller Abfolge produziert worden sind.
Berühmte Beispiele produktiver Autoren der Literaturgeschichte sind Heinrich Clauren, Felix Dahn, Karl May, Jules Verne, Heinz Konsalik, Enid Blyton, Georges Simenon und Alexandre Dumas der Ältere.
Sicher der Vielschreiberei zuzuordnen sind z. B. die Heftroman-Autoren Robert Kraft (u. a. Detektiv Nobody, Wir Seezigeuner, Atalanta) und Hans Warren (eigentlich: Wilhelm Reinhard, Rolf Torrings Abenteuer, 445 Hefte im Zeitraum 1930–39). Auch die frühen Kolportage-Romane Karl Mays wie Das Waldröschen können als Ergebnisse einer schnellen, an Abgabeterminen orientierten Arbeitsweise gelten.
Auch beim Selbstverlag von E-Books neigen einige Selfpublisher zur Vielschreiberei. Das liegt daran, dass die Backlist eines Autors nur dann genügend Beachtung findet, wenn in kurzer Abfolge neue Werke erscheinen. Manche Autoren veröffentlichen deshalb auch häufiger kürzere Texte und fassen sie später zu Sammelbänden zusammen. Erfolgreiche deutsche Selfpublisher, die nahezu monatlich einen neuen Roman herausbringen, sind zum Beispiel Marcus Hünnebeck, C. R. Scott, Nancy Salchow, Ivo Pala, Freya Miles und D. C. Odesza (die auch als Yuna Drake und Lexy v. Golden veröffentlicht).
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