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deutscher Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Emil Robert Kraft (* 3. Oktober 1869 in Leipzig; † 10. Mai 1916 in Haffkrug) war ein deutscher Schriftsteller.
Robert Kraft wurde in Leipzig als Sohn eines Weinhändlers geboren. Die Eltern ließen sich früh scheiden, und der Sohn riss infolge der strengen Atmosphäre im Elternhaus oft aus. Vom Gymnasium wurde er infolge seiner Fehlstunden relegiert. Anschließend absolvierte er auf Anordnung seines Vaters eine Lehre als Schlosser und besuchte ab 1887 die Königliche Höhere Gewerbeschule in Chemnitz.
1889 stahl er seinem Vater eine Geldsumme und wurde kurze Zeit später dafür inhaftiert. In Hamburg heuerte er auf dem Schiff „Shakespeare“ an, das vor Grönland kenterte. Nach der Rettung aus Seenot fuhr er auf weiteren Schiffen und gelangte schließlich 1890 nach Ägypten, wo er mit Gelegenheitsarbeiten sein Leben fristete und mit einer einheimischen Frau in der Wüste zusammenlebte. Um nach Konstantinopel zu gelangen, fuhr er als blinder Passagier auf einem Schiff mit und erkrankte unterwegs an der Cholera.
Das deutsche Konsulat in Konstantinopel forderte ihn auf, möglichst bald seinen Militärdienst abzuleisten. So kam er nach Wilhelmshaven und diente drei Jahre in der kaiserlichen Marine. Nach eigenen Angaben verbrachte er die meiste Zeit in einem Lager für ausgemusterte Bücher aus Schiffsbibliotheken und fand dabei genügend Zeit zum Lesen. Anschließend zog es ihn erneut nach Ägypten, um Wüstenjäger zu werden. Dort kam es in der libyschen Wüste zu Begegnungen mit Rifai-Derwischen, in deren Verlauf er sich intensiv mit übersinnlichen Phänomenen beschäftigte. Gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass er für ein abenteuerliches Leben fern europäischer Annehmlichkeiten nicht geschaffen war.
Als in Deutschland die Aussöhnung mit seinem Vater scheiterte, zog er nach London und heiratete 1895 Johanna Rehbein. Das Paar hatte zwei Töchter. Durch deutsche Bekannte ergaben sich Kontakte zum Münchmeyer-Verlag in Dresden, in dessen Auftrag er Kolportageromane verfertigen sollte. Die Zusage des Verlags führte 1896 zur Heimkehr nach Deutschland. Als später sein Vater starb, erbte er dessen beachtliches Vermögen. Mit seiner Familie reiste er 1902 nach Monte Carlo, anschließend nach London und brachte innerhalb eines Jahres sein gesamtes Vermögen wieder durch. Mittellos zog er erneut nach Deutschland, um Kolportage zu schreiben, lebte in Kleinzschachwitz bei Dresden, Friedrichshagen, Bad Schandau, Dresden und Hamburg.
Am 10. Mai 1916 starb Robert Kraft im Alter von 46 Jahren in Haffkrug an einem Magenleiden. Seine Ehefrau und seine beiden Töchter blieben mittellos zurück.
Nach Krafts Tod erwarb der Karl-May-Verleger E. A. Schmid alle Rechte an Krafts Werken, um sie in dem ebenfalls zu diesem Zweck erworbenen Verlag Haupt & Hammon ab 1918 postum zu verlegen.[1]
Krafts Kriminalromane, Abenteuerromane und phantastische Romane spielen in verschiedenen Teilen der Erde. Im Gegensatz zu Karl May, mit dem er oft verglichen wird, kannte er die meisten dieser Schauplätze aus persönlicher Anschauung. Von seinem Verlag wurde er als „deutscher Jules Verne“ vermarktet.
Dabei griff Kraft auf eine Vielzahl von Quellen zurück. Wie unzählige Anspielungen und Zitate nahelegen, dürfte er nicht nur die Werke von Jules Verne, sondern auch die von Alexandre Dumas dem Älteren, Henry Rider Haggard, H. G. Wells, Friedrich Wilhelm Mader und einen großen Teil der klassischen Weltliteratur gekannt haben. Gerade seine enzyklopädische Belesenheit macht Kraft zum letzten großen Vertreter des deutschen Kolportage- und Sensationsromans, der bei ihm (etwa auf den 4300 Seiten seiner „Vestalinnen“) zu einer Art Apotheose der Abenteuerwelt des 19. Jahrhunderts gerät. Dafür nutzte Kraft alle damals gängigen Formen und Varianten der volkstümlichen Prosa. Die typische Wildwest-Geschichte à la Karl May ist in seinem Werk ebenso vertreten (5. Band „Vestalinnen“), wie Elemente des Horrors („Loke Klingsor“), der Science-Fiction („Wenn ich König wäre“), der mysteriösen exotischen Novelle mit überraschender Wendung („Die Abgottschlange“,) des Kriminalromans („Detektiv Nobody“) und der Reisebeschreibung („Schnelldampfer Mikrokosmos“).
Kraft gelingt es, aus der eigentlich flachen, sensationslüsternen Sklavenarbeit des Kolportageromanschreibens eine eigene, sehr kreative Technik zu entwickeln, die bewusst versucht, Tagträume durch meditative Techniken spontan und unmittelbar in den Schreibfluss zu integrieren (siehe seine Skizze „Nächtliches Ahnen“). Darauf beruht eine der großen Stärken seiner Romane: dass sie nämlich – ungewöhnlich im Kolportagefach – schwer vorhersehbar sind und immer echte Überraschungen bieten. In den glücklichsten Momenten erreicht er pointierte Verschiebungen von der Qualität seines britischen Zeitgenossen Saki. Die Schattenseite seiner impulsiven Technik liegt auf der Hand: Handlungsstränge können versanden, Sprünge im Geschehen wirken gerade im Spätwerk mitunter recht unplausibel. Die späten Kolportageromane imponieren zwar durch eine schier unerschöpfliche Phantasie und groteske, ja psychedelische Visionen, erschöpfen sich aber oft auch in diesen Bildern; die handelnden (Neben-)Personen bleiben schematisch und in ihrem Typus austauschbar.
Obwohl Kraft ein im Grunde konservativer Erzähler war, der sich durchaus – ähnlich wie Karl May – mit dem deutschen Kaiserreich und dessen Weltmachtbestrebungen identifizierte, finden sich doch immer auch kritische und satirische Töne bei Kraft; rassistische Tendenzen gibt es vor allem noch im Frühwerk (z. B. in „Um die indische Kaiserkrone“). Herauszuheben sind dagegen sein ungewöhnlich vehementer Einsatz für den Feminismus (etwa in „Ein neuer Lederstrumpf“) und seine Sympathie für den Buddhismus (besonders ausgeprägt in „Sonnenkinder“).
Einige seiner Bücher wurden 50 Jahre nach seinem Tod im Rahmen der Buchreihe Welt der Abenteuer und ab 1996 in der Edition Ustad erneut in leicht bearbeiteter Form veröffentlicht.[2]
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