Wirbeltiere (Vertebrata, dt. Vertebraten[1]) sind Chordatiere mit einer Wirbelsäule. Zu diesem Unterstamm gehören fünf traditionell als Klassen geführte Großgruppen: Fische (Knochen- und Knorpelfische), Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere sowie als urtümliche Vertreter zudem die Rundmäuler. Ihnen wird die informelle Gruppe der Wirbellosen oder Invertebrata (das sind alle übrigen Tiere) gegenübergestellt, die keine Wirbelsäule haben.

Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...
Wirbeltiere

Vertreter der fünf klassischen Gruppen der Wirbeltiere.
Links: Feuersalamander (Amphibien), Mondfisch (Fische), Rotschulter-Rüsselhündchen (Säuger).
Rechts: Leistenkrokodil (Reptilien), Helmkasuar (Vögel).

Systematik
ohne Rang: Vielzellige Tiere (Metazoa)
ohne Rang: Gewebetiere (Eumetazoa)
ohne Rang: Bilateria
Überstamm: Neumünder (Deuterostomia)
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere
Wissenschaftlicher Name
Vertebrata
Cuvier, 1812
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Von vielen Zoologen wird heute der Begriff Schädeltiere (Craniata, auch Craniota) für dieses Taxon bevorzugt. Diese Auffassung berücksichtigt, dass die Rundmäuler, wie auch einige andere Wirbeltiere, als Achsenskelett keine Wirbelsäule, sondern eine Chorda dorsalis haben. Allen Wirbeltieren gemein ist ein verknöcherter oder knorpeliger Schädel; sein Vorhandensein gehört somit zu den gemeinsam abgeleiteten Merkmalen (Synapomorphien) dieser Chordaten-Gruppe.

Grundplan

Die Monophylie der Wirbeltiere wird durch einige gemeinsame abgeleitete (neue) Grundplanmerkmale (Synapomorphien) unterstützt:

  • Mehrschichtige Epidermis: Die Epidermis differenziert sich in mehrere übereinander liegende Zellschichten. Innerhalb der Wirbeltiere kommt es zur Ausbildung der „Haut“ mit mehreren Schichten und zugehörigen Strukturen wie Schuppen, Federn etc.
  • Neurocranium: Das Gehirn und die großen Sinnesorgane werden von einer Kapsel geschützt (Hirnschädel).
  • Neuralleiste: Eine embryonale Struktur aus pluripotenten Zellen, welche aus dem Ektoderm an der Grenze zwischen epidermalem Ektoderm und neuralem Ektoderm hervorgehen. Sie bilden unter anderem Skelettstrukturen des Kopfes, Pigmentzellen, Nervenzellen wie Rohon-Beard-Zellen, Ganglien und Odontoblasten.
  • Plakoden: Verdickungen der embryonalen Epidermis. Zellen der Plakoden sind an der Ausbildung neuraler Organe beteiligt.
  • Innenohr: Sitz des Gleichgewichtsorgans
  • Gehirn: Der vordere Teil des Neuralrohres ist zu einem (mehrteiligen) Gehirn ausdifferenziert.
  • Gehirnnerven: Im Grundplan zehn Nerven völlig unterschiedlicher Natur, welche das Gehirn mit der Peripherie verbinden. Sie sind innerhalb der gesamten Wirbeltiere recht konstant vorhanden.
  • Blutgefäßsystem: Das Herz-Kreislauf-System ist ein in sich (fast vollständig) geschlossenes System.
  • Nieren: Zentrales Harnorgan (renale Exkretion) der Wirbeltiere
  • Wirbeltieraugen: Hoch entwickeltes und komplexes Sinnesorgan zur Wahrnehmung optischer Reize
  • Spinalganglien: Den Spinalnerven können Ganglien zugeordnet werden.

Verbreitung und Zahl der Arten

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Diversität der rezenten Landwirbeltiere nach Kontinenten und Regionen. Blau = niedrigste Diversität, dunkelrot höchste Diversität.

Wirbeltiere sind weltweit verbreitet. Sie leben auf allen Kontinenten einschließlich der Antarktis, im Meer bis in die Tiefsee, in Süßgewässern, und an Land in allen Biotopen einschließlich der Hochgebirge. Vögel und Fledermäuse verfügen über die Fähigkeit zum aktiven Flug, was die Ausbreitung begünstigt. Die Artenvielfalt ist in den tropischen Regenwäldern am höchsten (Amazonasgebiet, Gebiete in Afrika und Südostasien).

Heute gibt es über 70.000 Wirbeltierarten, mehr als die Hälfte davon sind Fische. Dies sind nach Schätzungen etwa ein Prozent aller Wirbeltierarten, die im Verlauf der Evolution erschienen sind. Die Zahl liegt deutlich höher als in älteren Quellen angegeben wurde, z. B. gab die IUCN für 2004 noch 57.739 bekannte Wirbeltierarten an.[2] Jedes Jahr werden mehrere hundert Wirbeltierarten neu entdeckt, so sind seit 1982 etwa 1246 neue Säugetierarten,[3] seit 1996 etwa 7407 neue Fischarten[4], seit 2004 etwa 2010 Amphibienarten[5] und seit 2008 etwa 1716 Reptilienarten[6] bis zum Jahr 2016 neu beschrieben worden. Daneben sind weltweit bisher mehrere zehntausend fossile Arten entdeckt worden.[7]

Körpergrößen

Wirbeltiere sind insgesamt betrachtet deutlich größer als wirbellose Tiere. Die meisten wirbellosen Tiere werden nur wenige Zentimeter groß, sehr häufig werden die Größen in Millimeter angegeben. Ausnahmen unter den Wirbellosen sind nur die Kopffüßer, einige Krebstiere (Hummer, Langusten) und Riesenmuscheln. Wirbeltiere von wenigen Zentimetern Größe gehören dagegen immer zu den kleinsten Arten ihres Taxons.

Die kleinsten im Wasser lebenden Wirbeltiere sind einige Grundeln (z. B. Schindleria brevipinguis) und Karpfenfische (z. B. Paedocypris progenetica mit einer Länge von 7,9 mm beim Weibchen und 10 mm beim Männchen), kleinstes Landwirbeltier der Frosch Paedophryne amauensis (mit einer Länge von 7,7 mm).[8] Die Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) mit einer Rumpflänge von 2 cm und einem Gewicht von 1 g und die Hummelfledermaus (Craseonycteris thonglongyai) mit einem Gewicht von 1,5 bis 3 g gelten als die kleinsten Säugetiere.

Das größte Wirbeltier ist der Blauwal (Balaenoptera musculus) mit einer Maximallänge von 33 Metern und einem Maximalgewicht von 200 Tonnen. Das größte rezente an Land lebende Wirbeltier ist der Afrikanische Steppenelefant (Loxodonta africana) mit einem Maximalgewicht von 7 Tonnen. Die größten ausgestorbenen Wirbeltiere des Festlandes waren die Sauropoden (Sauropoda), eine sehr artenreiche Gruppe der Dinosaurier.

Voraussetzungen für diese Größenzunahme bei den Wirbeltieren waren ihr einzigartiges, aus Knochen und Knorpel bestehendes Innenskelett, die Entwicklung einer sehr leistungsfähigen Muskulatur und das geschlossene Herz-Kreislauf-System.

Lebensalter

Einige Wirbeltiere erreichen ein Lebensalter, das weit über das übliche Maß der höheren Tiere hinausgeht. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Grönlandwale mehr als 200 Jahre alt werden können. Neuerdings wurde für den Grönlandhai eine Lebenslänge von über 270 Jahren festgestellt, es gilt als wahrscheinlich, dass die Tiere sogar mehr als 400 Jahre alt werden können.[9]

Systematik und Evolution

Äußere Systematik

Die Wirbeltiere haben in der konventionellen biologischen Systematik den Rang eines Unterstamms. Zusammen mit den Manteltieren (Tunicata) und den artenarmen Schädellosen (Acrania/Cephalochordata) bilden sie den Stamm der Chordatiere (Chordata).

Nach der Notochordata-Urochordata-Hypothese gelten die Wirbeltiere als Schwestergruppe der Schädellosen, daher werden sie oft auch als „Schädeltiere“ (Craniota oder Craniata) bezeichnet.[10][11][12] Die alternative, erst später erschienene Olfactores-Cephalochordata-Hypothese besagt hingegen, dass die Manteltiere (Urochordata/Tunicata) die Schwestergruppe der Wirbeltiere sind. Zusammen bilden sie die Klade Olfactores, welche die Schwestergruppe der Schädellosen bildet.

Das nachfolgende Kladogramm stellt die Olfactores-Cephalochordata-Hypothese, die heute breiter akzeptiert ist,[13][14][15] grafisch dar.

 Chordatiere 
 Olfactores 
 Craniata 

Wirbeltiere Thumb


 Urochordata 

Manteltiere (Seescheiden, Salpen, Appendikularien) Thumb



 Cephalochordata 

Schädellose (Lanzettfischchen) Thumb



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Innere Systematik

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Diversität der rezenten Wirbeltiere: Anteile der Gruppen an der Gesamtzahl der Arten. „Fische“ = Knochen- und Knorpelfische.
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Die Wirbeltierevolution seit dem Kambrium nach Benton (1998). Ausgestorben sind die Placodermi und die „Stachelhaie“. Die Breite der Zweige illustriert die Anzahl der Wirbeltier-Familien, was jedoch nur einen ungefähren Anhaltspunkt über die jeweilige Artenvielfalt gibt. Insbesondere die Artenfülle der mesozoischen Reptilien wird nicht ausreichend deutlich. Auch die große Anzahl bisher neu entdeckter Amphibien- und Reptilienarten wird hier noch nicht wiedergegeben
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Haikouichthys, ein kieferloser Fisch aus dem Kambrium Chinas, war einer der ersten Wirbeltiere.
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Tiktaalik,[16] ein Fleischflosser aus dem Devon Kanadas, der in die nahe Verwandtschaft der Landwirbeltiere gestellt wird.

Früher wurden die Wirbeltiere nach dem Kriterium unterteilt, ob ein Kiefer vorhanden ist oder nicht. Dieser Ansatz ist überholt: Den Kiefermäulern (Kiefertieren) werden heute nicht mehr die Kieferlosen (Agnatha) gegenübergestellt, sondern die Rundmäuler (Cyclostomata).

Die innere Systematik der Wirbeltiere bleibt jedoch umstritten, insbesondere die Frage, ob ein Schwestergruppenverhältnis zwischen Kiefermäulern und Neunaugen besteht oder zwischen Schleimaalen und Neunaugen:

Schleimaale + (Kiefermäuler + Neunaugen)
(Schleimaale + Neunaugen) + Kiefermäuler

Ein 2019 beschriebenes, fast vollständiges und gut erhaltenes Fossil eines etwa 100 Millionen Jahre alten Schleimaals zeigt, dass sie schon in der Kreidezeit den heutigen Arten ähnelten und näher mit den Neunaugen verwandt sind als mit den kiefertragenden Wirbeltieren.[17]

Die folgende Darstellung berücksichtigt auch ausgestorbene Gruppen (mit einem gekennzeichnet). Die klassischen Großgruppen sind fett hervorgehoben. Man beachte, dass die Landwirbeltiere (Vierfüßer) und die Echten Knochenfische je fast 50 % der Biodiversität der Wirbeltiere ausmachen, während alle anderen Gruppen deutlich artenarmer sind.

Wirbeltiere (Vertebrata): mehr als 78 000 Arten[18]

Stammbaum

Das nachfolgende Kladogramm gibt eine Übersicht über die verwandtschaftlichen Beziehungen der verschiedenen Kladen (monophyletische Gruppen) rezenter Wirbeltiere (nach[28][29][30][31]):

 Wirbeltiere 
 Rundmäuler 

Schleimaale Thumb


   

Neunaugen Thumb



 Kiefermäuler 
 Knorpelfische 
 Holocephali 

SeekatzenThumb


 Plattenkiemer 

HaieThumb


   

Rochen




 Knochentiere 
 Strahlenflosser 
 Actinopteri 
 Neuflosser 

Echte Knochenfische (Aalartige, Karpfenartige, Welsartige, Barschartige etc.) Thumb


 Knochenganoiden 
 Halecomorphi 

Amiiformes (Kahlhecht) Thumb


 Ginglymodi 

Lepisosteiformes (Knochenhechte) Thumb




 Knorpelganoiden 

Störartige (Störe, Löffelstöre) Thumb



 Cladistia 

Polypteriformes (Flösselhechte, Flösselaal) Thumb



 Fleischflosser 
 Actinistia 

Quastenflosser Thumb


 Rhipidistia 

Lungenfische Thumb


 Vierfüßer 

Amphibien (Lurche) Thumb


 Amnioten 
 Synapsiden 

Säugetiere


 Sauropsiden 
 Schuppenechsen 

Schuppenkriechtiere (Leguanartige, Geckoartige, Skinkartige, Schlangen etc.)Thumb


   

Sphenodontia (Brückenechse)Thumb



 Archosauromorpha 

Schildkröten


 Archosaurier 
 Avemetatarsalia 

Vögel


 Crurotarsi 

KrokodileThumb












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Ausgestorbene Gruppen

Die heutige Diversität der Wirbeltiere entspricht nur einem geringen Teil der gesamten Formenvielfalt, die die Evolution während der Erdgeschichte hervorgebracht hat. Zwar sind die verwandtschaftlichen Beziehungen der heutigen Wirbeltiere anhand genetischer Studien weitgehend gut bekannt. Doch erst durch paläontologische Untersuchungen an fossilen Arten kann ein genaueres Verständnis über die Entstehungsgeschichte der heute zu beobachtenden Gruppen erreicht werden. Wichtige Erkenntnisse hierzu liefern die sogenannten Mosaikformen („Übergangsformen“), welche morphologische Merkmale verschiedener Taxa vereinen.

In den nachfolgenden Kladogrammen sind ausgestorbene Taxa/Gruppen jeweils mit einem Kreuz (†) markiert, während Gruppen, die bis heute überlebt haben, in Fettschrift hervorgehoben sind. Einfachheitshalber sind gewisse ausgestorbene Gruppen in den unteren Kladogrammen weggelassen. Unsichere Verwandtschaftsbeziehungen sind teils durch Polytomien angedeutet. Der Stammbaum der Wirbeltiere ist Gegenstand andauernder Forschung. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der unten aufgeführten Gruppen können je nach Studie variieren.

Fische

Fische sind eine paraphyletische Gruppe basaler, wasserlebender Wirbeltiere, die hauptsächlich Kiemenatmer sind (mit Ausnahme der Flösselhechte und Lungenfische, die teils Lungenatmer, teils „Doppelatmer“ sind).

Die ausgestorbenen, oft stark gepanzerten, kieferlosen Fische des Paläozoikums werden als „†Ostracodermi“ (†Pteraspidomorphi, †Anaspida, †Galeaspida, †Pituriaspida, †Osteostraci) zusammengefasst, die gepanzerten, kiefertragenden als „†Placodermi“ (†Antiarchi, †Petalichthyida, †Arthrodira, †Ptyctodontida). Beide Gruppen sind jedoch keine monophyletischen Taxa, wie dem nachfolgenden Kladogramm entnommen werden kann.[32] Ebenso wenig werden die „†Acanthodii“ (z. B. †Diplacanthus, †Brochoadmones, †Acanthodes) noch als monophyletische Gruppe betrachtet.[33] Die Vertreter dieser Gruppe stehen teilweise basal zu den Knorpelfischen, teilweise basal zu den Knochenfischen, und teilweise basal zu den Teleostomi (Stammgruppe). Die oben genannten, frühen, fischartigen Formen zeigen die Evolution des Schädels (z. B. Kiefer)[34] und der paarigen Flossen.[35][28][19]

Die Zugehörigkeit der ausgestorbenen, kieferlosen †Conodonten (Paläozoikum bis Trias) zu den Vertebrata ist unter Fachleuten umstritten.[36][37]

 Wirbeltiere 
 Rundmäuler 

Schleimaale, Neunaugen Thumb


   

ConodontenThumb


   

Pteraspidomorphi


   

Thelodonti


   

AnaspidaThumb


   

Galeaspida Thumb


   

PituriaspidaThumb


   

OsteostraciThumb


 Kiefermäuler 

AntiarchiThumb


   

Petalichthyida


   


Arthrodira Thumb


   

Ptyctodontida



 Teleostomi 

Diplacanthus


   


BrochoadmonesThumb


   

Knorpelfische (Seekatzen, Haie, Rochen) Thumb



   

AcanthodesThumb


   

Knochentiere (Fortsetzung siehe nächstes Kladogramm)








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Aus einer Gruppe von Fleischflossern (Tetrapodomorpha) entstanden im späten Devon die ersten Landwirbeltiere (Vierfüßer). Beispiele für Tetrapodomorphen, die den Landwirbeltieren sehr nahe stehen, sind †Eusthenopteron (†Tristichopteridae), †Panderichthys und †Tiktaalik.[28][16]

 Knochentiere 


Meemannia


   

Cheirolepis


   

Strahlenflosser (Kronengruppe) Thumb




 Fleischflosser 


Guiyu Thumb


   

Psarolepis



   

Onychodontiformes Thumb


   

Actinistia (Quastenflosser) Thumb


 Rhipidistia 


PorolepiformesThumb


   

Lungenfische Thumb



   

RhizodontidaeThumb


   

MegalichthyidaeThumb


   

Tristichopteridae Thumb


   

PanderichthysThumb


   

TiktaalikThumb


   

Landwirbeltiere/Vierfüßer (Fortsetzung siehe nächstes Kladogramm)








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Amphibien

Die ersten Landwirbeltiere waren Amphibienartige. Rezente Amphibien (Froschlurche, Schwanzlurche, Blindwühlen) gehören zur monophyletischen Klade Lissamphibia. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der Lissamphibia zu den ausgestorbenen Amphibiengruppen ist umstritten. Die Temnospondyli-Hypothese besagt, dass sie von den Temnospondyli abstammen,[38] während die Lepospondyli-Hypothese postuliert, dass sie Abkömmlinge der Lepospondyli sind.[39] Die erste Hypothese wird von einer Mehrheit der Fachleute als die Wahrscheinlichere betrachtet.

In der Erdgeschichte gab es zahlreiche Gruppen von „Amphibien“, die, anders als die meisten der heutigen Arten, oftmals großwüchsig waren. Beispiele ausgestorbener Amphibienartiger sind †Ichthyostega, †Pederpes, †Crassigyrinus, †Diadectes, †Seymouria, †Chroniosuchus, †Gerrothorax, †Diplocaulus, †Platyhystrix oder †Mastodonsaurus.

Aus Vertretern der prähistorischen reptilähnlichen Amphibien (z. B. †Diadectomorpha) sind die Amnioten (Nabeltiere) hervorgegangen. Anders als Amphibien sind die Amnioten für die Fortpflanzung nicht mehr auf Gewässer angewiesen. Von diesen frühen Amnioten haben zwei Linien (Kladen) bis heute überlebt, die Sauropsiden (Reptilien, Vögel) und die Synapsiden (Säugetiere).[28]

 Landwirbeltiere 

AcanthostegaThumb


   

Ichthyostega Thumb


   

TulerpetonThumb


   

ColosteidaeThumb


   

Whatcheeriidae Thumb


   

BaphetidaeThumb


   


Eucritta Thumb


 Temnospondyli 

LissamphibiaThumb



   

EmbolomeriThumb


   

SeymouriamorphaThumb


   

Lepospondyli Thumb


   

Diadectomorpha Thumb


 Amnioten 

Synapsiden (Fortsetzung siehe nächstes Kladogramm)


   

Sauropsiden (Fortsetzung siehe übernächstes Kladogramm)














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Säugetiere

Die Säugetiere gehören zur Großgruppe der Synapsiden – genauer gesagt zu den Therapsiden. Sie stammen von einer Gruppe ausgestorberener Reptilien ab („Pelycosaurier“). Beispiele für ausgestorbene Gattungen von Synapsiden sind etwa †Dimetrodon, †Cotylorhynchus, †Anteosaurus, †Moschops, †Estemmenosuchus, †Inostrancevia, †Cynognathus, †Lystrosaurus, †Morganucodon, †Repenomamus, †Uintatherium, †Arsinoitherium, †Paraceratherium, †Megatherium oder †Australopithecus.[28] Die sechs zuletzt genannten Gattungen gehören zu den Säugetieren.

Synapsiden waren im Oberkarbon und Perm artenreich („Pelycosaurier“, frühe Therapsiden). Während des Mesozoikums führten sie unter den Dinosauriern (Sauropsiden) ein Schattendasein. Im Känozoikum erfuhren die Säugetiere ihre Blüte. Mit den Walen und Delfinen und anderen sekundär aquatischen Arten (z. B. Robben) eroberten sie nun auch erstmals die Meere.

 Synapsiden 

CaseasauriaThumb


 Eupelycosauria 

VaranopidaeThumb


   

OphiacodontidaeThumb


   

Edaphosauridae Thumb


   

SphenacodontidaeThumb


 Therapsida 

BiarmosuchiaThumb


   

DinocephaliaThumb


 Neotherapsida 

AnomodontiaThumb


 Theriodontia 

GorgonopsiaThumb


   

TherocephaliaThumb


 Cynodontia 

CynognathiaThumb


 Probainognathia 

TritheledontidaeThumb


   

SäugetiereThumb














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Reptilien und Vögel

Rezente Reptilien stellen im kladistischen Sinne eine paraphyletische Gruppe dar. Während die Brückenechse (Tuatara) und die Schuppenkriechtiere zu den Schuppenechsen (Lepidosauria) gehören, so zählt man die Krokodile und Vögel zu den Archosauriern.[28] Schildkröten sind wahrscheinlich näher verwandt mit den Archosauriern als mit den Schuppenechsen.[40] Alle heutigen Reptilien, einschließlich der Vögel, werden der Großgruppe der Sauropsiden untergeordnet. Zu den fossilen Vertretern der Sauropsiden zählen beispielsweise die †Parareptilien, †Mesosaurier, †Captorhinidae, †Weigeltisauridae, †Fischsaurier, †Flossenechsen, †Erythrosuchier, †Tanystropheidae, †Rhynchosaurier, †Euparkeriidae und †Mosasaurier. Mehrere unabhängige Entwicklungslinien (Kladen) der Sauropsiden wurden sekundär aquatisch oder entwickelten Anpassungen für das Fliegen/Gleiten.[28] Alle heutigen Sauropsiden gehören zur Untergruppe der Diapsiden, die insbesondere im Mesozoikum eine große Formenvielfalt aufwiesen.[41][42]

 Sauropsiden 
 Eureptilien 

Captorhinidae Thumb


 Diapsiden 

AraeoscelidiaThumb


   


Thalattosauria Thumb


   

Fischsaurier Thumb



   


Kuehneosauridae Thumb


 Schuppenechsen 

Schuppenkriechtiere Thumb


   

Sphenodontia Thumb




 Archosauromorpha 





Schildkröten


   

Proganochelys



   

Odontochelys



   

Pflasterzahnsaurier Thumb



   

Flossenechsen Thumb



   

Choristodera Thumb


   

ProlacertiformesThumb


   


TrilophosaurusThumb


   

Rhynchosauria Thumb



   

Archosaurier (Fortsetzung siehe nächstes Kladogramm)










   

Parareptilien



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Die nächsten heute lebenden Verwandten der Vögel sind die Krokodile.[43] Beide gehören zur Klade der Archosaurier. Ausgestorbene Gruppen von Archosauriern sind etwa die †Flugsaurier, †Silesauridae, †Vogelbeckensaurier, †Sauropodomorpha, †Phytosaurier und †Aetosaurier. Die Vögel sind aus einer Gruppe kleiner, zweibeiniger, fleischfressender Dinosaurier (Maniraptora) entstanden.[28] Da Vögel bis heute überlebt haben, sind die Dinosaurier (als Gesamtgruppe) nicht ausgestorben, jedoch sind verschiedene Kladen von Dinosauriern (die „Nichtvogel-Dinosaurier“) ausgestorben.[28]

Ausgestorbene Verwandte der Krokodile waren im Mesozoikum sehr divers und umfassten neben Arten mit einer amphibischen Lebensweise (wie heutige Krokodile) auch Arten, die terrestrisch lebten (z. B. †Rauisuchia, †Notosuchia) und Arten, die aquatisch waren (z. B. †Metriorhynchidae, †Teleosauridae).[28][44]

 Archosaurier 
 Avemetatarsalia 

FlugsaurierThumb


   

SilesauridaeThumb


 Dinosaurier 

Vogelbeckensaurier


 Echsenbeckensaurier 
 Sauropodomorpha 

SauropodenThumb


   

MassospondylidaeThumb



 Theropoden 

CeratosauriaThumb


   

Archaeopteryx


   

Ichthyornis


   

Vögel









 Crurotarsi 

PhytosauriaThumb


   

Aetosauria Thumb


   


KrokodileThumb


   

MetriorhynchidaeThumb



   

OrnithosuchidaeThumb


   

RauisuchiaThumb







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Siehe auch

Literatur

  • W. Westheide, R. Rieger: Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum Akademischer Verlag, 2003, ISBN 3-8274-0900-4.
  • G. Mickoleit: Phylogenetische Systematik der Wirbeltiere. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, 2004.
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.
Wiktionary: Wirbeltier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Wirbeltiere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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