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Ulrike Herrmann
*1964, deutsche Journalistin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ulrike Herrmann (* 13. Januar 1964 in Hamburg) ist eine deutsche Journalistin und Publizistin.

Leben und Berufsweg
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Ulrike Herrmann wuchs als Tochter eines Chemieingenieurs und einer Hausfrau, die später studiert hat, in einer Reihenhaussiedlung im Hamburger Stadtteil Langenhorn auf,[1] „in dem alle an den gesellschaftlichen Aufstieg glaubten“; sie sei ein typisches Kind der Mittelschicht gewesen.[2] Dieses Herkunftsmilieu stellte sie 2010 in ihrer zweiten Publikation Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht kritisch dar.
Nach einer Lehre als Bankkauffrau bei der Bayerischen Vereinsbank absolvierte Herrmann die Henri-Nannen-Journalistenschule,[3][4] Anschließend studierte sie Geschichtswissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin.[5][6] Eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Körber-Stiftung und die Tätigkeit als Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Bündnis 90/Die Grünen) schlossen sich an.
Seit 2000 ist Herrmann Redakteurin bei der taz. Dort war sie zunächst Leiterin der Meinungsredaktion und Parlamentskorrespondentin. Seit 2006 ist sie Wirtschaftskorrespondentin. Von 2008 bis 2014 gehörte sie auch zum Vorstand der taz-Verlagsgenossenschaft.
Von 1984 bis zum Austritt 1989 war Hermann Mitglied der CDU,[7] später dann bei Bündnis 90/Die Grünen. 2021 kündigte sie an, ihre Mitgliedschaft dort ruhen zu lassen.[8]
Herrmann nimmt häufig an politischen Diskussionen in Hörfunk und Fernsehen teil. Nachdem sie 2023 in der Gesprächsreihe Missverstehen Sie mich richtig! mit Gregor Gysi zu Gast war, trat sie seither in der Reihe zwei Mal vertretungsweise als Moderatorin auf.
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Publikationen
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Herrmann publiziert seit 2008 zu sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Themen. Im Buch Älter werden, Neues wagen (2008), das sie zusammen mit Martina Wittneben verfasste, werden zwölf ältere Menschen porträtiert, die die üblichen Stereotype von Ruhestand widerlegen. In den nächsten Werken wandte sie sich wirtschaftspolitischen und historischen Themen zu.
In Hurra, wir dürfen zahlen (2010) stellte sie ihre Auffassung dar, dass die Mittelschicht sich selbst dünkelhaft als Teil der privilegierten und sozial abgeschotteten Elite sehe. Sie verbünde sich mit der Oberschicht gegen die Unterschicht, in die sie selbst abzugleiten drohe. Dieser „Selbstbetrug“ der Mittelschicht in Deutschland hinsichtlich ihrer Rolle in der Gesellschaft werde durch Lobbyisten und Medien gefördert.[9]
Der Sieg des Kapitals (2013) analysiert insbesondere die historischen Wurzeln des Kapitalismus. Als Ergebnis bestimmter Entwicklungsbedingungen sei er ein geschichtliches Phänomen und damit prinzipiell vergänglich. Sie grenzt in ihrer Analyse die Begriffe Markt, Geld und Kapital streng voneinander ab, da aus ihrer Vermischung oder Verwechslung gravierende Missverständnisse entstanden seien.
Dass die neoklassische Lehre der Ökonomie zu einem quasi-religiösen Dogma geworden sei, ist die These ihres Buches Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung (2016). Dogmatisch sei auch die Verdrängung der wirklichen Klassiker: Diese würden als „überholt“ verworfen und nicht mehr gelehrt. „Die heutige Ökonomie tut so, als wären Smith, Marx und Keynes gestrig – dabei halten sie sich selbst im Vorgestern auf.“[10] Die modernen mathematischen Modelle der Wirtschaftslehre würden so konstruiert, als bestünde die Wirtschaft nur aus Tauschhandel und als hätte es die Industrialisierung nie gegeben.
In ihrem Bestseller Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen (2019) dekonstruiert sie die ihrer Auffassung nach legendenhafte Darstellung des Wirtschaftswunders und der sozialen Marktwirtschaft, die bis heute in wirtschaftlichen Fehlhaltungen wie der Exportorientierung und der restriktiven Geldpolitik nachwirke.
Im 2022 erschienenen Buch Das Ende des Kapitalismus – Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind und wie wir in Zukunft leben werden argumentiert Herrmann, dass zum Umgang mit der Klimakrise eine ökologische Kreislaufwirtschaft anstelle der bisherigen wachstumsorientierten Wirtschaft erforderlich sei. Dies bedeute auch ein Ende des Kapitalismus in seiner bisherigen Form. Sie beschreibt die britische Kriegswirtschaft ab 1940 als einen seltenen historischen Fall der geordneten wirtschaftlichen Schrumpfung durch Rationierung.[11] In einer „Überlebenswirtschaft“ würde der Staat Einfluss auf Produktion und Verteilung von Güter nehmen.[12] Eine denkbare Lösung wäre eine ökologisch verträgliche, demokratisch kontrollierte Marktwirtschaft mit Lenkungsmaßnahmen zum Erreichen von Konsumeinschränkungen, die zur Bewältigung der Klimakrise notwendig seien. Weniger Konsum sei die einzig logische Antwort auf die Klimafrage.[13]
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Positionen und Rezeption
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Herrmann stellte in einem Interview mit Tilo Jung am 4. November 2022 „soziale Marktwirtschaft“ und effektiven „wirtschaftlichen Wettbewerb“ infrage, da „große Konzerne alles kontrollier[t]en“ und „Marktwirtschaftler“ diese Themen nicht im Blick hätten.[14]
Der marktliberale Schweizer Think-Tank Avenir Suisse kritisierte, Herrmanns Forderung nach einer staatlichen Kriegswirtschaft lasse „jedem Liberalen die Haare zu Berge stehen“, bedeute sie doch die Abschaffung der Marktwirtschaft und „in letzter Konsequenz auch [die] Abschaffung demokratischer Grundwerte“. Ihr Vorschlag sei „derart extrem“, dass man erstaunt sei, wie wenig Widerspruch er unter Wachstumskritikern erfahre, was darauf hindeute, dass für diese „die kapitalistische Weltordnung die Ursache allen Übels“ sei.[15] Auch unter Linksliberalen wurde teilweise bemängelt, dass Herrmann einseitig auf Zwang und Verzicht setze. So wandte etwa der Gastautor Karl-Martin Hentschel (Politiker der Grünen) in der taz ein, Herrmanns Rezepte seien ökonomisch nicht umsetzbar und nicht wirksam als Maßnahme gegen den Klimawandel. Es gebe bereits Studien und Konzepte, wie Klimaneutralität mit Innovation und Umbau zu erreichen sei, ohne Wirtschaft und Demokratie derart einzuschränken.[16]
Preise und Auszeichnungen
- 2015: Preis für Wirtschaftspublizistik der Keynes-Gesellschaft für ihre Beiträge in der taz
- 2019: Otto-Brenner-Preis Spezial „für ihren kritischen und pointierten Wirtschaftsjournalismus mit gutem Gespür für Sozialstaatlichkeit“[17]
Schriften
- Älter werden, Neues wagen: Zwölf Porträts. Mit Martina Wittneben. Ed. Körber-Stiftung, Hamburg 2008, ISBN 978-3-89684-069-1.
- Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht. Westend Verlag. Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-938060-45-2; 5. Auflage 2012. Piper, München 2012, ISBN 978-3-492-26485-3.
- Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam. Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-86489-044-4, Piper, München 2015, ISBN 978-3-492-30568-6.
- Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86489-141-0.
- Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-86489-263-9.
- Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-00255-3.
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Mitgliedschaften
- Mitglied des Kuratoriums des deutschen AFS Interkulturelle Begegnungen e. V., mit dem sie als Schülerin ein Auslandsjahr in Kenia verbrachte.[18][7]
Weblinks
Commons: Ulrike Herrmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Ulrike Herrmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Autorenseite bei der taz
- Missverstehen Sie mich richtig: Ulrike Herrmann auf YouTube, 13. Juli 2023.
Einzelnachweise
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