Loading AI tools
deutscher Sozialwissenschaftler und freier Berater Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tilman Evers (* 1. Oktober 1942 in Heidelberg) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und freier Berater[1] im Bereich der Entwicklungspolitik und Konfliktbearbeitung.
Sein Vater Hans Gerhard Evers war ein Kunsthistoriker und Hochschullehrer. Als Zehnjähriger absolvierte er 1953 einen viermonatigen Schulbesuch in Boston/USA. Als Schüler war er Mitglied, später Gruppenleiter, in einer freien bündischen Jugendorganisation (Deutsche Freischar, umbenannt in Jungenschaft im Bund, später Bund Deutscher Jungenschaften). Mit 19 Jahren übernahm er die Schriftleitung der Zeitschrift schrift, einer Publikationsreihe des Bundes deutscher Jungenschaften.[2]
Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Politikwissenschaft in Frankfurt, Tübingen und Würzburg und machte 1965 das Erste Juristische Staatsexamen. Nach einem dreijährigen Studienaufenthalt in Argentinien als Stipendiat der Stiftung Volkswagenwerk und als Forschungsbeauftragter des Instituts für Iberoamerikakunde, Hamburg, promovierte er 1971 in Jura summa cum laude über Militärregierung in Argentinien. Auf eine zweijährige Forschungstätigkeit über Guatemala in Hamburg folgte von 1973 bis 1981 eine Assistenzprofessur für Soziologie am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin mit weiteren Untersuchungen über und in Lateinamerika. 1978 habilitierte er sich in Politischer Wissenschaft mit einer Schrift über die Rolle des Staates in der Dritten Welt und vier Jahre später in Soziologie. Die spanische Ausgabe seiner Habilitationsschrift El estado en la periferia capitalista wurde zu einem Standardwerk der lateinamerikanischen Staatsdiskussion und erlebte mehrere Auflagen. Weitere wissenschaftliche Arbeiten befassten sich mit der internationalen Sozialdemokratie und mit neuen sozialen Bewegungen.[3]
Von 1982 bis 1985 war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1985–1992 wirkte er als Studienleiter an der Evangelischen Akademie Hofgeismar und verantwortete in dieser Zeit ca. 70 Tagungen in den Bereichen Gesellschaft, Politik, Recht, Soziales, Sozialpsychologie/Sozialphilosophie. Von 1994 bis zur Umstrukturierung 2002 arbeitete er als Wissenschaftlicher Referent für Politische Bildung bei der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE), Karlsruhe, später Frankfurt/M. Nach Gastprofessuren im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universitäten Gießen und Wien hielt Evers ab 2002 Lehrveranstaltungen an der Österreichischen Friedens-Universität, Stadtschlaining, in der Akademie für Konflikttransformation, Bonn, an der Technischen Universität Darmstadt[4] sowie an der World Peace University, Basel.
Evers ist verheiratet mit der Psychologin und Soziologin Stefanie Spessart-Evers und lebt in Kassel.
Für Evers sind Gerechtigkeit und Frieden zentrale Themen. Er beschäftigt sich mit Fragen von Kultur und Religion, Philosophie und Psychologie. Er versteht Politik und Spiritualität nicht als Gegensätze, sondern als Pole[5] und betont die Relevanz von Lernoffenheit, kritischem Denken und Solidarität im Zeitalter der Globalisierung. In allen Phasen seines Wirkens hat er Ergebnisse seines Forschens und Denkens veröffentlicht, u. a. zu Lateinamerika, Entwicklungstheorie und -politik, Staat, Demokratie, Sozialpsychologie, Sozialphilosophie, Föderalismus, Europäische Integration, Zivile Konfliktbearbeitung. Mehrere seiner Schriften wurden ins Spanische, Portugiesische und/oder ins Englische übersetzt; er selbst hat z. T. auf Englisch und Spanisch publiziert.[6]
Außerdem war Evers Mitglied im „Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder“, im Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung e. V. und von Mehr Demokratie e. V.[7] und Sachverständiger für Bürgerbeteiligung in der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat.[8] Er war beteiligt an der Gründung und Arbeit des Chile-Solidaritätskomitees, West-Berlin (1973–1981), und des daraus hervorgegangenen Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL), Berlin (Gründungs-Vorsitzender), der Gesellschaft für entwicklungspolitische Bildung (1976–1992), des Netzwerks Friedenssteuer, ab 1996 Vorstandsmitglied im Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forum ZFD) und dessen Vorsitzender (2004–2010) sowie Mitorganisator und Referent mehrerer Fachtagungen, der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, des European Network for Civil Peace Services (EN.CPS).
Seine diesbezüglichen Publikationen, darunter Ziviler Friedensdienst – Fachleute für den Frieden / Idee, Erfahrungen, Ziele, (Herausgabe),[9] und Begegnen und Verwandeln – Zur Psychologie der Friedensarbeit, Werkheft einer Tagungskooperation der Ev. Akademie Iserlohn, der Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) und der Akademie für Konflikttransformation, Bonn 2005 (Redaktion) dokumentierten die rapide Entwicklung des Zivilen Friedensdienstes (ZFD); 2002/03 verantwortete er eine Machbarkeitsstudie für ein internationales Projekt des ZFD in Zypern.
Außerhalb ihrer fachlichen Tätigkeiten sind Evers und seine Frau als Ko-Leiter an wiederkehrenden kulturhistorischen Studienreisen zur Kathedrale von Chartres/Frankreich beteiligt und haben dazu publiziert.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.