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in der Antike gebräuchliche Gewichtseinheit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Talent (altgriechisch τάλαντον talanton, deutsch ‚Waage, Gewicht‘, lateinisch talentum) war eine ursprünglich altbabylonische Maßeinheit der Masse (Traglast eines Mannes[1]). Dieses Talent sowie davon abgeleitete kleinere Talente waren in der Antike gebräuchlich. Ein Talent war jeweils in 60 Minen unterteilt, bis auf das römische, das in 100 Libra (Pfund) geteilt war.
Über die Dichte des Wassers wurde ein Bezug zu Volumen- und Längeneinheiten beibehalten: Ein Talent Wasser hatte jeweils ein Volumen von einem Kubikfuß. Verschiedene Hohlmaße für Flüssigkeiten von jeweils 1½ Kubikfuß hießen Metretes, solche für trockenes Schüttgut (Medimnos) umfassten 2 Kubikfuß.
Wie andere antike Masseeinheiten wurde das Talent durch Aufwägen von Silber (seltener Gold oder Kupfer) als Währung benutzt, für die Unterteilungen siehe antike Drachme.
Das Talent in Mesopotamien ist wie folgt unterteilt:
Andere Bezeichnungen für die obigen Gewichte sind:
Siehe auch: Gewichte in Mesopotamien
Das babylonische Talent (Kikkar) ist wie folgt unterteilt:[2]
Maneh | Schekel | Bekah | Gerah | |
---|---|---|---|---|
1 Kikkar | 60 | 3000 | 6000 | 60.000 |
1 Maneh | – | 50 | 100 | 1000 |
1 Schekel | – | – | 2 | 20 |
1 Bekah | – | – | – | 10 |
Das babylonische Talent folgt in den Unterteilungen bzgl. der Mine und des Schekels ursprünglich dem in Mesopotamien verwendeten Sexagesimalsystem. Im Laufe der Zeit wurde die Mine zu 60 Schekel jedoch durch die Mine zu 50 Schekel ersetzt, möglicherweise durch ägyptischen Einfluss.[3]
Das biblische Talent ist wie folgt unterteilt:[4]
Im AT werden die obigen Gewichte (und ihre Unterteilungen) z. B. an den folgenden Stellen erwähnt:
Als weitere Gewichte (bzw. Geldstücke) außerhalb der obigen Unterteilung werden im AT bzw. NT noch erwähnt:
siehe auch: Gewichte in der Bibel
Das Talent im Talmud ist wie folgt unterteilt:[24]
Litra | Tartimar | Unkiyyah | Sela | Schekel | Zuz | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 Talent | 60 | 120 | 750 | 1500 | 3000 | 6000 |
1 Litra | – | 2 | 12 ½ | 25 | 50 | 100 |
1 Tartimar | – | – | 6 ¼ | 12 ½ | 25 | 50 |
1 Unkiyyah | – | – | – | 2 | 4 | 8 |
1 Sela | – | – | – | – | 2 | 4 |
1 Schekel | – | – | – | – | – | 2 |
Die Gewichte entsprechen weitgehend römischen und griechischen Vorbildern:
4 Zuzim = 4 griechische Drachmen = 4 römische Denare = 1 tyrischer Schekel = 1 Tetradrachme = 1 Sela[31]
Außerhalb obiger Unterteilung wird auch noch eine Mine mit 40 Schekel (bzw. 160 Denaren) erwähnt.[32]
Das Attische Talent ist wie folgt unterteilt:[33]
Diese Unterteilung des attischen Talents bleibt in der griechisch-hellenistischen Welt über die Jahrhunderte hinweg unverändert bestehen.
Das Talent hatte ein Gewicht von ca. 30 kg und die Mine von ca. 0,5 kg. Ein Schekel wog ca. 8,3 Gramm und ein še ca. 0,046 Gramm.
siehe auch: Gewichte in Mesopotamien
Die Angaben zum Gewicht des babylonischen Talents sind unterschiedlich.
Gemäß den folgenden beiden Quellen[34][35] wird Herodot so zitiert, dass ein babylonisches Talent 70 euböischen Minen entspricht. Aber in diesen beiden Quellen[36][37] wird Herodot abweichend zitiert, so dass ein babylonisches Talent 78 euböischen Minen entspricht. Nach Aelian wiederum entsprach ein babylonisches Talent 72 euböischen Minen.[38]
Die euböische Mine kann bzgl. des Gewichts mit der attischen Mine in etwa gleichgesetzt werden, auch wenn die beiden nicht identisch waren.[39] 60 attische Minen entsprechen einem attischen Talent (ca. 26 kg), d. h. 70 (72 bzw. 78) attische Minen ergeben daher ein Gewicht von ca. 30,33 (31,2 bzw. 33,8) Kilogramm für das babylonische Talent.
Gemäß der folgenden Quelle[40] gab es insgesamt vier verschiedene babylonische Talente: ein schweres königliches und ein leichtes königliches Talent, wobei das leichte genau der Hälfte des schweren entsprach. Ein schweres königliches Talent entspricht 60,6 Kilogramm, ein leichtes königliches Talent 30,3 Kilogramm. Zusätzlich zu diesem königlichen Talent wurde noch ein gewöhnliches Talent genutzt, das etwas leichter war. Hierbei wog ein schweres gewöhnliches Talent 58,944 Kilogramm, ein leichtes gewöhnliches Talent die Hälfte davon.
Die Grundlage zur Berechnung von Gewichten war der Schekel (Schekel bedeutet ursprünglich „Gewicht“).[41][42]
Im AT werden drei verschiedene Schekel erwähnt:
Aus archäologischen Funden ergeben sich Gewichte des Schekels zwischen 9,56 und 10,52 Gramm[46] bzw. zwischen 11,1 und 13,3 Gramm.[47] Daraus würde sich dann das Gewicht des Talents zwischen ca. 28,7 und 39,9 kg berechnen (3000 Schekel a 9,56 bzw. 13,3 Gramm).
siehe auch: Gewichte in der Bibel
Nimmt man als Grundlage der Berechnung das römische Pfund (Libra) mit einem Gewicht von 0,325 Kilogramm, so ergibt sich ein Gewicht des Talents im Talmud von 19,5 Kilogramm (60 × 0,325 kg). Nimmt man dagegen den tyrischen Schekel mit einem Gewicht von 14 Gramm als Grundlage der Berechnung, so ergibt sich ein Gewicht des Talents im Talmud von 21 Kilogramm (1500 × 14 Gramm).
Das Gewicht des Attischen Talents (auch Athenisches bzw. Griechisches Talent genannt) betrug in der Zeit des Peloponnesisches Krieges ca. 26 Kilogramm.[48][49] Die Basis des attischen Münzstandards war die Tetradrachme aus Silber mit einem Gewicht von 17,2 Gramm.[50] Daraus kann das Gewicht eines attischen Talents Silber zu 25,8 kg bestimmt werden (1500 Tetradrachmen à 17,2 Gramm).
Folgende weitere Talente werden in der Antike erwähnt:[51]
Darüber hinaus gab es das ägyptische (alexandrinische bzw. ptolemäische) Talent, das tyrische Talent (welches dem attischen Talent entsprach), das rhodische, das syrische sowie das kilikische Talent (welches einem halben attischen Talent entsprach).
Ein typisches Segelschiff kostete ein Talent. Der gesamte Attische Seebund nahm als „Rekord“ im Jahr 425 v. Chr. 1460 Talente als Steuer ein. Teilweise wurden Individuen zu horrenden Geldzahlungen verurteilt (bis zu 200 Talente). Durch Steuern und Importsteuern im Seebund (zwei Prozent des Warenwerts) nahm Athen jährlich bis zu 2000 Talente ein.
Marcus Licinius Crassus, der als reichster Römer zur Zeit Gaius Iulius Caesars gilt, hatte am Ende seines Lebens ein Vermögen von 7100 Talenten.
Ein Sklave kostete ca. 3 Minen, 1000 Bogenschützen 50 Talente, ihre Ausrüstung 8 Talente. Der Lohn eines Bogenschützen lag bei 2 bis 3 Obolen pro Tag.
Im Alten Testament wird das Talent noch in seiner ursprünglichen Bedeutung als Masseeinheit erwähnt. Im Buch Exodus wird berichtet, dass zur Auskleidung des Zeltes von JHWH 29 Talente und 730 Schekel Gold und 100 Talente und 1775 Schekel Silber verwendet wurden (Ex 38,24f EU).
Zur Zeit Jesu hatte der Hellenismus in Israel Einzug genommen und die griechisch-römischen Münzen waren verbreitet. Im Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Mt 18,24 EU) verwendet Jesus das Talent als Hinweis auf eine sehr große Schuld. Der Gläubiger hätte die schwere Schuld seinem Diener erlassen, doch dieser weigert sich seinerseits, auf eine viel geringere Forderung gegenüber einem Dritten zu verzichten. Darauf wird der Diener gefoltert, bis die Schuld beglichen ist.
Auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten, demzufolge man aus seinem Vermögen etwas machen soll, geht die – eigentlich übertragene – Bedeutung Talent im Sinne der heutigen Sprache (Anlage zu einer Fähigkeit) zurück.
1836 erfolgte die Umstellung auf das Metrische System nach französischem Vorbild, neuere Maße hatten seitdem den Zusatz „königlich“.
Die Masse dieses großen Talents ist etwa die einer babylonischen Kubikelle, 147,3 kg.
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