Susanne von Nathusius war das dritte von sechs Kindern des Wilhelm von Nathusius und seiner Frau Marie, geb. Meibom. Sie wuchs in großzügigen Verhältnissen im väterlichen Schloss in Königsborn auf und wurde von Hauslehrern unterrichtet.[1]
Später studierte sie an der Königlichen Kunstschule in Berliner bei Professor Gottlieb Biermann und erhielt Unterricht von Karl Stauffer-Bern. Künstlerisch wurde sie auch durch Julius Jacob gefördert.[2]
Nathusius arbeitete seit ihrer Studienzeit in Berlin als Bildnis- und Figurenmalerin, mit einem Schwerpunkt auf der Porträtmalerei. Die ererbte finanzielle Unabhängigkeit ließ ihr Freiheit bei der Annahme von Aufträgen. Nach Ausstellungserfolgen in Berlin und Paris fand sie Auftraggeber in diesen beiden Städten, besonders aber wurde Halle (Saale) ihr Wirkungsfeld.
1893 wurde ein Werk von Nathusius bei der Columbischen Weltausstellung in Chicago im Frauengebäude ausgestellt.[7] Auch wurden ihre Bilder auf Ausstellungen im Pariser Grand Salon gezeigt.[2] Anlässlich der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900, in deren Rahmen auch eine Kunstausstellung mit Konferenzen/Seminaren veranstaltet wurde, hielt Nathusius einen Vortrag zu Zeichentechniken.[8]
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges musste Nathusius 1914 nach 26 Jahren ihr Atelier in Paris aufgeben.[3] Sie lebte von nun an ständig in Halle; ihr dortiges Atelier richtete sie im Advokatenweg ein.[9] Während des Krieges gründete sie im Rahmen der Nationalen Frauenarbeit eine Uniformnähstube, die Soldatenfrauen und Witwen Erwerbsmöglichkeit bot.[1]
Nach längerem Aufenthalt in der Pflegeanstalt Nietleben bei Halle starb sie dort 1929. Beerdigt wurde sie auf dem Friedhof Menz in der Nähe von Magdeburg; der Grabstein wurde nach späterer Einebnung des Menzer Friedhofes auf den Familienfriedhof in Althaldensleben verbracht.
Neben Landschafts- und Figurenstudien entwickelte Nathusius besonderes Interesse und Fertigkeit beim Porträt, manchmal mit einem Einschlag ins Genrehafte. Ihre Malweise wurde als elegant und ausgeglichen in der Abstimmung der Farbenwerte in der Komposition beschrieben. Erkennbar sei der Versuch, den seelischen Gehalt einer Persönlichkeit in das Bildnis zu bannen. Dekorative Elemente und Farbe seien nur Begleitmomente dieser wichtigsten Vorgabe gewesen.[2]
Porträt August Friedrich Pott (Sprachforscher und Professor an der Universität Halle), posthum 1902, Öl auf Leinwand, 93×74cm
Porträt Ernst von Stern (Theologe und Rektor der Universität Halle), 1925, Öl auf Leinwand, 89 × 67cm. Die Gemälde der drei Gelehrten hängen im Historischen Sessionssaal der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg[11]
Mutter und Kind, Darstellung einer verhärmten Frau, die bei Lampenschein den Arm um ihren kleinen Sohn legt, vor sich liegend eine aufgeschlagene Bibel, Ankauf eines Magdeburger Museums[1]
Porträt Hallore Teller, 1907, Öl auf Leinwand, 200 × 150 cm, und Blonder Knabe, 1901, Öl auf Leinwand, 100 × 68,5 cm, beide im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) in der Moritzburg in Halle (Saale).[13] Die Gemälde wurden im Rahmen der Sammlungspräsentation Wege der Moderne. Kunst in Deutschland 1900 bis 1945 gezeigt[14]
Porträt Frau Anna Zachariae, Ehefrau des Theodor Zachariae (Indologe und Experte für Sanskrit an der Universität Halle), 1899[13], befindet sich in Privatbesitz
Porträt-Serie (6 Gemälde) zu Familienangehörigen der Familie des in Halle ansässigen Holzhändlers Otto Weihmann. Das Porträt von Charlotte Weihmann entstand 1910 und befindet sich im Stadtmuseum Halle[9]
Auszeichnungen
Für ihr Bild Gevatter Christoph wurde Nathusius die silberne Medaille des Pariser Salons verliehen. Bei dem Werk handelt es sich um die Darstellung eines thüringischen Schusters, der nach Feierabend zufrieden am offenen Fenster sitzend eine Pfeife raucht[1].
Susanne von Nathusius. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2/1, Bogen 1–32: Mayer, Ludwig–Rybkowski. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898, S.125 (Textarchiv– Internet Archive).
Klara Mampel: Aus dem Leben einer Hallischen Malerin. In: Frauenzeitung für die Provinz Sachsen. 44 Jahrgang, 3. August 1932.
Susanne von Nathusius. In: Mitteldeutsche Frauenzeitung. Jahrgang 5, Januar 1930, S. 2f.
Lilly von Nathusius: Susanne Philippine von Nathusius. In: Johann Gottlob Nathusius und seine Nachkommen sowie sein Neffe Moritz Nathusius mit seinen Nachkommen. (Familien-Chronik), Detmold 1964.
Matthias Puhle: Die Seele möchte fliegen. Ein Frauenleben zwischen Anpassung und Aufbruch. Marie Nathusius (1817–1857).ISBN 978-3-89812-466-9, Mitteldeutscher Verlag, Magdeburg 2007.
Karin von Dobschütz:Susanne von Nathusius. In: Magdeburger Zeitung. Allgemeine Zeitung und Handelsblatt für die Provinz Sachsen und den Freistaat Anhalt. Beilage: Das Reich der Frau. Magdeburg Januar 1930.
Nathusius, Susanne von. In: Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler anlässlicht seines fünfzig jahrigen Bestehens 1841–1894. Verlag des Vereins Berlines Künstler, Berlin 1891, S.47 (Textarchiv– Internet Archive– Katalog).
5876. von Nathusius, Susanne. In: Columbische Weltausstellung in Chicago. Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches. Reichsdruckerei, Berlin 1893, S.231 (Textarchiv– Internet Archive).
Zsuzsanna Szegedy-Maszák:Drawing instruction and the cultivation of taste: Hugó Szegedy-Maszák’s views on drawing instruction in primary schools. In: Hungarian Studies. Band22 (1), DOI:10.1556/HStud.22.2008.1-2.11, September 2008, S.163.