Stilfs

Gemeinde in Südtirol, Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Stilfs (italienisch Stelvio, rätoromanisch Stielva/?) ist eine italienische Gemeinde in Südtirol mit 1139 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) und gehört zur Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Zur Gemeinde gehören die Fraktionen Gomagoi, Stilfs, Sulden und Trafoi.

Schnelle Fakten
Stilfs
(ital.: Stelvio)
Wappen
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Wappen von Stilfs
Karte
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Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Vinschgau
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
1.307/1.139
Sprachgruppen: 97,45 % deutsch
02,44 % italienisch
00,10 % ladinisch
Koordinaten 46° 36′ N, 10° 33′ O
Meereshöhe: 1.033–3905 m s.l.m. (Zentrum: 1300 m s.l.m.)
Fläche: 140 km²
Dauersiedlungsraum: 4,2 km²
Fraktionen: Gomagoi, Stilfs, Sulden, Trafoi
Nachbargemeinden: Bormio (SO), Laas, Martell, Val Müstair (CH-GR), Prad am Stilfserjoch, Taufers im Münstertal, Valfurva (SO)
Postleitzahl: 39029
Vorwahl: 0473
ISTAT-Nummer: 021095
Steuernummer: 82008420216
Bürgermeister (2020): Franz Heinisch (SVP)
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Geographie

Zusammenfassung
Kontext
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Stilfs, von Gomagoi aus gesehen

Stilfs liegt im Westen Südtirols. Der gleichnamige Hauptort der Gemeinde Stilfs (1300 m) befindet sich auf der orographisch linken, westlichen Seite im unteren Suldental, einem vom Suldenbach entwässerten Seitental des Vinschgaus; das Dorf Sulden (1900 m) befindet sich im oberen Talabschnitt. Im mittleren Suldental bei Gomagoi (1250 m) zweigt das vom Trafoier Bach durchflossene Trafoital ab, das der Ortschaft Trafoi (1570 m) Platz bietet.

Umgeben sind beide Täler von den Bergen der Ortler-Alpen, die dem mächtigen Hauptkamm, dem Chavalatschkamm und den Laaser Bergen zugerechnet werden. Der stark vergletscherte Hauptkamm erhebt sich südlich über und zwischen den beiden Tälern. Hier ragen mit einer bemerkenswerten Dichte einige der höchsten Gipfel der Ostalpen auf. Zu diesen zählen der Ortler, mit 3905 m der höchste Gipfel Südtirols, die Königspitze (3851 m), der Zebrù (3735 m) und die Thurwieserspitze (3652 m). Der Kamm endet über dem Talschluss des Trafoitals am Stilfser Joch (2758 m), das durch die berühmte Panoramastraße SS 38 erschlossen wird und einen Übergang ins Veltlin (Provinz Sondrio, Lombardei) vermittelt. Im Westen trägt der Chavalatschkamm, in dem die Rötlspitze (3026 m) die höchste Erhebung darstellt, die italienisch-schweizerische Staatsgrenze zum Kanton Graubünden. In den Laaser Bergen östlich vom Suldental sind die Vertainspitze (3545 m) und der Hohe Angelus (3521 m) die bedeutendsten Gipfelpunkte.

Das gesamte Gemeindegebiet ist im Nationalpark Stilfserjoch unter Schutz gestellt.

Geschichte

Auf Caschlins und am Weiberbödele wurden prähistorische Funde gemacht. Es handelt sich auf Caschlins um einen Holzbau aus der Urnenfelderzeit, der in der Bronzezeit einem Steinbau wich und dessen Ruinen heute noch betrachtet werden können. Er war Teil des bronzezeitlichen Bergbaus im Ortlergebiet.

Flurnamen lassen eine rätomanische und eine spätere bajuwarische Besiedlung erkennen.

Das Toponym ist 1090 als Stilvis und 1290 als Stilfes nachgewiesen und hat möglicherweise einen vorromanischen Ursprung. Es findet sich mehrmals in Tirol, etwa Stilfes in der Gemeinde Freienfeld (827: Stilves).

Dank der Abgeschiedenheit hat sich in der Bevölkerung im Laufe der Zeit ein hohes Kopplungsungleichgewicht (linkage disequilibrium, LD) gebildet. Diese Ausgangslage ermöglicht beispielsweise die bessere Erforschung genetischer Faktoren für die Verbreitung von Erbkrankheiten.[1]

Die Straßensperre Gomagoi war eine k.-u.-k.-österreichische Festungsanlage, die im Ersten Weltkrieg aktiviert wurde. Das Werk dient heute als Lager.

Politik

Nachdem es 1929 der Gemeinde Prad zugeordnet worden war, wurde Stilfs 1953 wieder zu einer eigenständigen Gemeinde erhoben.

Bürgermeister seit 1953:[2]

  • Johann Tschenett: 1953–1970
  • Josef Hofer: 1970–2010
  • Hartwig Tschenett: 2010–2020
  • Franz Heinisch: seit 2020

Bevölkerung

Stilfs ist gemäß den erhobenen Sprachgruppenzugehörigkeitserklärungen bzw. Sprachgruppenzuordnungserklärungen eine weitgehend deutschsprachige Gemeinde. Als Berechnungsgrundlage der folgenden Prozentwerte wurden die gültigen Erklärungen von Personen mit italienischer Staatsbürgerschaft herangezogen.

Weitere Informationen Sprache ...
Verteilung nach Sprachgruppenzugehörigkeits- bzw. Sprachgruppenzuordnungserklärungen
Sprache1981[3]1991[4]2001[4]2011[5]2024[5]
Deutsch 98,21 % 97,96 % 97,66 % 98,46 % 97,45 %
Italienisch 1,65 % 1,96 % 2,26 % 1,54 % 2,44 %
Ladinisch 0,14 % 0,08 % 0,08 % 0,00 % 0,10 %
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Bildung

In der Gemeinde Stilfs gibt es Bildungseinrichtungen für die deutsche Sprachgruppe, nämlich zwei Grundschulen im Hauptort Stilfs und in Sulden.

Verkehr

Für den Kraftverkehr ist Stilfs in erster Linie durch die SS 38 erschlossen, die – lokal als Stilfser-Joch-Straße bekannt – das Gemeindegebiet durchquert und vom Vinschgau kommend zum Stilfser Joch ansteigt. In Gomagoi zweigen von der SS 38 die Landesstraße 6 zum Gemeindehauptort Stilfs und die SS 622 ins innere Suldental nach Sulden ab.

Brauchtum

Überregional bekannt ist das Klosn, ein archaisches Fruchtbarkeits- und Umzugsritual, das alljährlich am Samstag vor oder nach dem Nikolaustag in Stilfs stattfindet.[6]

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Josef Agethle (1867–1937), Pfarrer (seit ?)[7]
  • Josef Hurton (* 1928), Pfarrer (seit 1980)[8]
  • Walter Klaus (1934–2012), Bau- und Tourismusunternehmer (seit 2000)[9]
  • Reinhold Messner (* 1944), Extrembergsteiger (seit 2002)[10]
  • Josef Hofer, ehemaliger Bürgermeister von Stilfs (seit 2011)[11]
  • Paul Hanny, Tourismus-Manager (seit 2019)
  • Gustav Thöni (* 1951), ehemaliger italienischer Skirennläufer, ehemaliger Alpiner Skirenntrainer und Hotelier (seit 2019)

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Gerd Klaus Pinggera: Stilfs. Zeitenwende im Bergdorf. Folio-Verlag, Wien-Bozen 2020, ISBN 978-3852567976.
Commons: Stilfs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Stilfs – Reiseführer

Einzelnachweise

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