Alter St.-Nikolai-Friedhof
Historischer Friedhof und Park in Hannover Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Alte St.-Nikolai-Friedhof in Hannover ist ein historischer Friedhof, der im Mittelalter bei der Nikolaikapelle angelegt wurde und seit seiner Auflassung im 19. Jahrhundert als Park dient. Das Gartendenkmal liegt nahe der Innenstadt Hannovers am Klagesmarkt und der Goseriede und verfügt über bedeutende Grabdenkmäler. Eines der schönsten ist das Denkmal für den Dichter Ludwig Christoph Heinrich Hölty mit der Bronzestatue eines trauernden Jünglings.
Der St.-Nikolai-Friedhof wurde im 13. Jahrhundert im Norden Hannovers außerhalb der Stadtmauer vor dem Steintor bei der Nikolaikapelle angelegt. Sie wurde 1284 erstmals als capella leprosorum extra muros (Leprosenkapelle vor der Stadtmauer) erwähnt während die erste urkundliche Erwähnung des Friedhofs in einem in Avignon ausgestellten Ablassbrief 1355 erfolgte, in dem von Bestattungen im Umfeld der Kapelle die Rede ist. Die Nikolaikapelle diente als Kapelle für das Nikolaistift, ein Krankenhaus für Aussätzige, später ein Stift für verarmte Frauen und Mädchen. Der Friedhof war zunächst Begräbnisplatz für die Bewohner des Stifts, später nach Aufgabe des Kirchhofs an der Marktkirche auch Friedhof der hannoverschen Altstadt ab dem 15. Jahrhundert. Er musste mehrmals erweitert werden, unter anderem während einer vierjährigen Pestepidemie ab 1348. Auch danach war der Friedhof infolge weiterer Pestepidemien eng belegt, wie 1428, 1566 und 1598. Bei der darauf erfolgten Erweiterung 1598 erhielt der Friedhof eine Mauer. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges herrschte Überfüllung wegen der vielen Gräber von Soldaten, Pestopfern und verstorbenen Bürgen aus Hannover, was 1657 zu einer kleinen Erweiterung führte. Um 1740 brachte die Anlage des Gartenfriedhofs Entspannung bei der Belegung.
Um 1780 entwarf der Hofbaumeister Benjamin Hase im Zuge der Friedhofserweiterung eine neue Friedhofsmauer aus Sandstein-Quadern unter einer gewölbten Abdeckung, die sich bis heute in Teilen erhalten hat.[1]
Eine weitere Erweiterung gab es 1783 und eine letzte 1824. Nach Eröffnung des Neuen St.-Nikolai-Friedhof in der Nordstadt (An der Strangriede) wurde 1866 der St.-Nikolai-Friedhof geschlossen. 1896/1902 wurde die Fläche von Stadtgartendirektor Julius Trip zum Park umgestaltet und 1906 an die Nikolaikapelle ein heute nicht mehr vorhandener „Denkmalhof“ angebaut, der zahlreiche wertvolle Grabdenkmäler aus der Renaissance beherbergte.
Während des Zweiten Weltkrieges schützte der nahegelegene Klagesmarktbunker, aber auch die Grünfläche des Friedhofes während der Luftangriffe auf Hannover manche Menschen vor den in der Innenstadt wütenden Feuerstürmen.[2]
In der Nachkriegszeit wurde 1953 die ehemalige Friedhofsfläche durch Anlage eines Kreisverkehrs am Klagesmarkt und die Weiterführung der Celler Straße zerschnitten und um ein Drittel verkleinert. Dabei wurden die Reste der Nikolaikapelle bis auf den Chor abgebrochen. Von den 647 Grabdenkmälern vor 1943 gab es nach dem Krieg nur noch 278, die auf der verbliebenen Fläche teilweise neu aufgestellt wurden. 1978 erfolgte die formelle Unterschutzstellung des ehemaligen Friedhofsgeländes nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz, obwohl die Anlage seit fast 100 Jahren als erhaltenswertes Objekt erkannt worden war und 1871 in einem Buch über hannoversche Kunstdenkmale Erwähnung fand. Zwischen 1996 und 2000 erfolgte eine erneute Neugestaltung der Umgebung des Friedhofs. Der südwestlich an den Friedhof anschließende Klagesmarkt wurde auf einer Seite verkehrsberuhigt und an dieser Seite mit Platanen bepflanzt, das alte Transformatorenhaus abgerissen und ein neuer Spielplatz angelegt.
Eine Broschüre des Grünflächenamts der Landeshauptstadt Hannover (siehe Literatur) bietet neben einer historischen Übersicht über die Geschichte des Friedhofs auch eine Auflistung von 37 ausgewählten Grabstätten des St.-Nikolai-Friedhofs. Ihre Nummerierung ist in der untenstehenden Liste übernommen.
Im Rahmen des innerstädtischen Umbau-Konzeptes Hannover City 2020 + wurden die nach dem Zweiten Weltkrieg über den Friedhof geführten Straßenzüge Goseriede und Celler Straße seit 2012 teilweise wieder verkleinert. Für die Anlage eines Radboulevards sowie eines gepflasterten Platzes fanden im November 2012 am Südende des Friedhofgeländes nahe der Nikolaikapelle weitere Bauarbeiten statt, wobei es durch unsachgemäßen Aushub zur Eröffnung mehrerer Grabstätten und dadurch zur Freilegung menschlicher Gebeine kam. Eine vorher unbekannte Gruft an der Nikolaikapelle wurde zerstört und anschließend mit Bausand verfüllt.[3]
Nach Protesten von Bürgern und einer kritischen Berichterstattung der Lokalpresse verlangte das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege einen sofortigen Baustopp und bemängelte gravierende Planungsfehler. Eine Fortsetzung der Arbeiten wurde nur unter Auflagen genehmigt, zu denen die Beauftragung eines auf archäologische Arbeiten spezialisierten Unternehmens zählte, das die weiteren Arbeiten begleiten sollte.[4] Die freigelegten Gebeine wurden im Rahmen einer kleinen Zeremonie wieder beigesetzt.[5]
Neben den Resten der Nikolaikapelle wurde eine Reihe von Grabsteinen des Nikolaifriedhofs in Form eines Lapidariums verdichtet aufgestellt. Einige von ihnen werden mit Hilfe von rechteckigen Eisenstäben, die in den Boden eingelassen und durch Rundstäbe mit den Steinen verbunden sind, vor dem Umfallen geschützt.
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