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indoiranische Sprache in Sri Lanka Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Singhalesisch ist die Sprache der Singhalesen, der größten ethnischen Gruppe Sri Lankas. Sie gehört zum indoarischen Zweig der indoiranischen Untergruppe der Indogermanischen Sprachen. Es wird auch der von der Eigenbezeichnung සිංහල ISO15919 siṁhala [] abgeleitete Name Sinhala verwendet.
Singhalesisch (සිංහල) | ||
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Gesprochen in |
Sri Lanka | |
Sprecher | 16 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Sri Lanka | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
si | |
ISO 639-2 |
sin | |
ISO 639-3 |
sin |
Sie wird von etwa 16 Millionen Menschen vorwiegend in Sri Lanka gesprochen und wurde 1958 auf Betreiben des damaligen Ministerpräsidenten Bandaranaike zur Amtssprache.[1] Später wurde Tamil ebenfalls zur Amtssprache Sri Lankas erklärt.[2] Englisch war bis 1957 ebenfalls Amtssprache und ist heute Verkehrs- und Bildungssprache. Singhalesisch hat eine eigene Schrift (siehe singhalesische Schrift).
Die am engsten mit dem Sinhala verwandte Sprache ist das auf den Malediven gesprochene Dhivehi.
Das erste Element (siṁha bzw. sīha) in Sinhala (eigentlich Sanskrit) und dem entsprechenden aus dem Prakrit-stammenden Begriff Sīhala bedeutet „Löwe“. Nach der Legende war Sīhabāhu („Löwenarm“) der Sohn einer Vanga-Prinzessin und eines Löwen. Nachdem er seinen Vater getötet hatte, wurde er König von Vanga. Sein Sohn Vijaya wurde aus seinem Reich verbannt, demzufolge wanderte Vijaya nach Lanka aus und wurde der Stammvater der Singhalesen. Aufgrund dieser sprachlichen und mythologischen Belege kann man davon ausgehen, dass der erste Bestandteil des Wortes „Löwe“ bedeutet.[3]
Die örtliche Überlieferung bringt das zweite Element la entweder in Verbindung mit der Sanskritwurzel lā- „ergreifen“,[4] und übersetzt es „Löwenergreifer“ oder „Löwentöter“, oder mit Sanskrit loha, singhalesisch lē „Blut“, übersetzt also „Löwenblut“. Vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen ist allerdings keine der Interpretationen überzeugend. Mit Sicherheit kann nur gesagt werden, dass das Wort Sinhala mit dem Wort für „Löwe“ in Verbindung steht.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. wanderten Siedler, die ein westliches Prakrit sprachen, aus dem Nordwesten Indiens auf der Insel Laṃkā ein. In den darauffolgenden Jahrhunderten gab es substantielle Zuwanderung aus dem Nordosten Indiens (Kalinga, Magadha & im heutigen Bangladesch), was zu einer Beimengung von Charakteristika der östlichen Prakrits führte.
Erste singhalesische Inschriften sind aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. bekannt, die ältesten literarischen Zeugnisse stammen aus dem 10. Jahrhundert n. Chr.
Die Entwicklung der singhalesischen Sprache wird gemeinhin in vier Abschnitte untergliedert:
Ein Beispiel für ein westliches Charakteristikum im Singhalesischen ist die Beibehaltung von /v/ am Wortanfang, das sich in den östlichen indoarischen Sprachen zu /b/ entwickelte (z. B. Sanskrit viṃśati „zwanzig“, Sinhala visi-, Hindi bīs). Ein Beispiel für ein östliches Charakteristikum ist die Endung -e für den Nominativ Singular im Maskulinum (anstatt westlichem -o) im singhalesischen Prakrit.
Es gibt zahlreiche Fälle von gemischtem Vokabular, z. B. die Wörter mässā („Fliege“) und mäkkā („Floh“), die beide Sanskrit makṣikā entsprechen, aber aus den beiden regional unterschiedlichen Prakritwörtern macchiā und makkhikā (so im Pali) entstanden sind.
Die wichtigsten charakteristischen phonetischen Entwicklungen des Singhalesischen sind
Das Singhalesische ist geografisch durch den dravidischen Sprachraum von den anderen indoarischen Sprachen in Nord- und Zentralindien getrennt. Es hat im Laufe der Zeit nicht nur zahlreiche Lehnwörter aus benachbarten Sprachen, insbesondere dem Tamil, aufgenommen, sondern auch syntaktische und phonetische Charakteristika; im Bereich der Syntax steht es dem (Süd-)Dravidischen sehr nahe. Einige der Charakteristika, die auf dravidischen Einfluss zurückgehen dürften, sind
Im Laufe der über vier Jahrhunderte der Kolonialherrschaft hat das Singhalesische viele Lehnwörter aus dem Portugiesischen, Niederländischen und Englischen aufgenommen.
Im Singhalesischen besteht, wie bei vielen Sprachen des indischen Subkontinents, eine ausgeprägte Diglossiesituation: Die Schrift- und die Umgangssprache weichen in vielerlei Hinsicht stark voneinander ab. Die Schriftsprache wird für alle Formen geschriebener Texte verwandt, aber auch mündlich bei formalen Anlässen (öffentliche Reden, Fernseh- und Radionachrichten etc.), während die Umgangssprache als allgemeine Verkehrssprache des Alltags dient. Der größte Unterschied ist das Fehlen flektierter Verbalformen in der Umgangssprache. Man kann sich die Situation so vorstellen, als ob im deutschsprachigen Raum die Schriftsprache Mittel- oder gar Althochdeutsch wäre. Die Schriftsprache wird von den Kindern in der Schule fast wie eine Fremdsprache erlernt.
Singhalesisch wird in der Regel in der singhalesischen Schrift geschrieben.
Die singhalesische Umgangssprache hat folgende charakteristische Eigenschaften:
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