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Gemeinde im Bezirk Mattersburg, Burgenland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sieggraben (ungarisch Szikra, kroatisch Sigrob) ist eine Gemeinde mit 1256 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mattersburg im Burgenland in Österreich.
Sieggraben | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Burgenland | |
Politischer Bezirk: | Mattersburg | |
Kfz-Kennzeichen: | MA | |
Fläche: | 17,70 km² | |
Koordinaten: | 47° 39′ N, 16° 23′ O | |
Höhe: | 450 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.256 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 71 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 7223 | |
Gemeindekennziffer: | 1 06 13 | |
NUTS-Region | AT112 | |
UN/LOCODE | AT SGR | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Obere Hauptstraße 8 7223 Sieggraben | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Andreas Gradwohl (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (19 Mitglieder) |
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Lage von Sieggraben im Bezirk Mattersburg | ||
Obere Hauptstraße in Sieggraben, 2005 | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Der Ortskern von Sieggraben liegt in einer talartigen Absenkung südlich des Sieggrabener Sattels, andere Ortsteile befinden sich größtenteils über hügeliges Gebiet verstreut. Die Sieggrabener Hügel sind Ausläufer der Buckligen Welt. Der Sieggrabener Sattel ist ein markanter geographischer Punkt und wird durch den Zusammenstoß vom Rosaliengebirge mit dem Ödenburger Gebirge gebildet. Der Ort liegt an der engsten, nur vier Kilometer breiten Stelle des Burgenlandes. Durch die Gemeinde fließt der Auwiesenbach, in den im Bereich der Trift der Mausgrabenbach mündet. Das vereinigte Gewässer fließt durch den unteren Sieggrabener Ortsteil Mühlen und trägt ab dem Zusammenfluss mit dem Siegleswiesenbach, kurz nach der Gemeindegrenze zu Kalkgruben, die Bezeichnung Sieggrabenbach, der sich südlich von Weppersdorf mit dem Schwarzenbach vereinigt und ab dort als Stooberbach weiterfließt. Der Brenntenriegel, auf dem sich ein weithin sichtbarer Mobilfunk- und Richtfunksender befindet, ist mit 606 m ü. A. die höchste Erhebung des Ödenburger Gebirges. Eine markante Erhebung ist der dem Rosaliengebirge zugehörige 650 m hohe Sieggrabener Kogel.
Die Gemeinde grenzt an Mattersburg, Marz und Rohrbach bei Mattersburg im Norden, im Osten an einer schmalen Stelle an das ungarische Sopron sowie Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf. Im Süden liegen die Orte Kalkgruben (als Katastralgemeinde von Weppersdorf) und Oberpetersdorf (als Katastralgemeinde von Kobersdorf). Im Westen liegt der niederösterreichische Ort Schwarzenbach.
Die Gemeindegrenzen zu den Nachbarorten verlaufen über weite Strecken in bewaldetem Gebiet, sodass man von Sieggraben aus nur Marz über die B 50 sowie Mattersburg über die S 31 im Norden, den zu Weppersdorf gehörigen Ort Kalkgruben im Süden und die westlich gelegene Gemeinde Schwarzenbach auf direktem Weg erreichen kann. Von der Straße nach Schwarzenbach biegt auf Sieggrabener Gemeindegebiet ein Güterweg nach Oberpetersdorf ab, das zur Gemeinde Kobersdorf gehört.
Mattersburg (Bez. Mattersburg, Bgld.) |
Marz (Bez. Mattersburg, Bgld.) |
Rohrbach (Bez. Mattersburg, Bgld.) |
Schwarzenbach (Niederösterreich) |
Sopron (Ödenburg, Ungarn) | |
Oberpetersdorf (Bez. Oberpullendorf, Bgld.) |
Kalkgruben (Bez. Oberpullendorf, Bgld.) |
Lackenbach (Bez. Oberpullendorf, Bgld.) |
Von einer Besiedlung in der Bronzezeit zeugt ein Gräberfeld im Sieggrabener Bahnwald, welches 1893 erstmals von dem ungarischen Gymnasiallehrer und Heimatforscher Lajos Bella aus Sopron erwähnt und zuletzt im Sommer 1980 untersucht wurde.[1][2] In keltischer Zeit war das Gebiet Teil des Königreichs Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg. Im Römischen Reich war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia. Ein von Markt Sankt Martin und Weppersdorf kommender, westlich an der Sieggrabener Gemeinde- und Landesgrenze vorbeiführender Höhenweg in Richtung Forchtenstein wird als „Römerweg“ bezeichnet.[3] Die frühesten mittelalterlichen Lebensspuren in Sieggraben gehen laut Auswertung archäologischer Funde auf die Karolingerzeit zurück.[4]
Der Ort wurde im Jahr 1302 erstmals urkundlich als „Sykrems“ erwähnt. Es wird angenommen, dass der Ort seinen Namen vom Bach, der das Dorf durchfließt, erhielt. In der Grenzbeschreibung von Weppersdorf aus dem Jahr 1222 wird dieser Bach als „Sykrin Potok“ (auch „Sikrynpotok“ und „Scikryn Potok“) erwähnt. In der Grenzbeschreibung des Komitates Lutzmannsburg aus dem Jahr 1263 scheint dieser Bach als „Zygun Rivulus“ auf.[5] In weiterer Folge finden sich für den Ortsnamen[6] die Schreibweisen „Zikhremp“ (1447), „Sigkhrams“ (1500/1510)[7], Sygrambs und Sigkrembs (1526), „Sigrabn“ (1570)[8], Siggrabm (1589); „Csikrom“ und „Sigraben“ (1626); „Siggraben“ (1641), „Sigroben“ (1651), „Szigrab“ und „Szigraben“ (1675), „Sigraben“ (1682) sowie „Siegraben“ (in der Josephinischen Landesaufnahme 1782–1785)[9] und „Siggraben“ (1713). Die spätere magyarische Namensform lautete bis 1921 Szikra, die kroatische Bezeichnung lautet Sigrob.[5][10][11]
Die Pfarre Sieggraben wurde im Mittelalter gegründet. Die erste Pfarrkirche, deren Turm aus Holz bestand, befand sich im Friedhof, am Ortseingang. Zur Zeit der Reformation erlosch in Sieggraben das katholische Pfarrleben. Nach dem offensichtlichen Verlust der pfarrlichen Eigenständigkeit gehörte Sieggraben Ende des 16. Jahrhunderts zu Oberpetersdorf, der Urpfarre der Herrschaft Kobersdorf.[12] Noch in der Mitte des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung Sieggrabens konfessionell gemischt (katholisch und evangelisch) gewesen[13], im Jahr 1659 war sie mehrheitlich protestantisch[14], ehe sie um 1660 katholisch wurde.[15][16] Nachdem der Ort seit dem 17. Jahrhundert zur Pfarre Marz gehört hatte, wurde Sieggraben im Jahr 1736 wieder zur eigenständigen Pfarre erhoben.[17]
Sieggraben gehörte seit 1302 den Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein,[18] später zur Herrschaft Forchtenstein, zur Herrschaft Kobersdorf und fiel schließlich 1622 in den Besitz der Fürsten von Esterházy. In den grundherrschaftlichen Urbaren des 16. und 17. Jahrhunderts sind für Sieggraben größtenteils Kleinbauern verzeichnet.[19] Für das 16. Jahrhundert ist im Bereich des Ortsgebietes eine Kohlenmaut nachgewiesen.[20] Im Urbar der Grafschaft Forchtenstein vom Jahr 1675 sind für Sieggraben eine Schule, ein Gemeindegasthaus und zwei Steinmühlen[21] ausgewiesen.[22]
Nachdem der Ort zuvor zur Grafschaft Forchtenstein gehört hatte, kam er 1738 im Zuge der Neueinteilung der Grundherrschaften der Fürsten von Esterházy zur Herrschaft Kobersdorf, wo er bis zum Ende der Feudalherrschaft im Jahr 1848 verblieb.[23] Bei einem Feuer im Jahr 1775 wurden 30 Häuser[24] zerstört. 1848 erfolgte die Einteilung der ungarischen Komitate in Stuhlbezirke, wodurch der Ort Ödenburg zugeteilt wurde. Durch eine weitere Änderung der Bezirke 1870/71 entstand der Bezirk Mattersburg, dem Sieggraben seither angehört.
1921 kam der Ort – wie das gesamte heutige Burgenland – aufgrund der Verträge von St. Germain und Trianon aus dem Jahr 1919 zu Österreich. Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft bildeten damals die Haupterwerbsquelle der Bevölkerung von Sieggraben, eine Anzahl der Männer war als Maurer und Zimmerleute tätig. Einen bedeutenden Stellenwert hatte im Ort die Obstkultur, vor allem Kirschen und Äpfel. Erwähnenswert sind für jene Zeit auch zwei Steinbrüche: In dem größeren wurde Sandstein und in dem kleineren Kalkstein abgebaut.[25] Sieggrabener Bauern waren nebenher auch als Kalkbrenner tätig und boten den gebrannten Kalk im weiten Umkreis des Dorfes zum Kauf an.[26] In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte der Ausbau der Straße von Marz nach Weppersdorf, zudem wurde damals der Kraftwagenverkehr eingerichtet. Sieggraben erhielt damit auch einen verbesserten Zugang zu Mattersburg und der dortigen Bahnstation.[25] Bereits in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen – und auch noch in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg – kamen Gäste von auswärts (vor allem aus Wien) zur Sommerfrische in den waldreichen Ort.[27]
Wegen der exponierten Lage des Ortes südlich vom Sieggrabener Sattel gab es im Jahr 1938 seitens der NS-Machthaber den Plan, Sieggraben verwaltungstechnisch dem politischen Kreis Oberpullendorf zuzuordnen. Nach Protesten der Ortsbewohner von Sieggraben, die geltend machten, dass die Gemeinde von alters her sinnvollerweise nach Mattersburg ausgerichtet war, dorthin auch bezüglich Früchte-Export und Arbeitskräftefluss tendiere und von dort aus zudem über einen komfortablen Eisenbahn-Anschluss nach Wien verfügt, wurde der Plan fallen gelassen.[28] Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Sieggraben eine ausgesprochene Pendler-Gemeinde: Im Jahr 1951 pendelten von Sieggraben – bei einer Einwohnerzahl von 1276 Personen – jeden Montag rund 90 Wochenpendler nach Wien.[29] Ab den 1950er-Jahren begann in Sieggraben zunehmend der Anbau von Erdbeeren (in Sieggraben „Ananas“ genannt) eine Rolle zu spielen.[30] Als im Zuge des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union am 1. Jänner 1995 vermehrt ausländische Billigimportware auf den österreichischen Markt kam, endete der jahrzehntelange Erdbeeranbau in Sieggraben.[31]
Im Jahr 2010 waren von den 33 landwirtschaftlichen Betrieben 28 Nebenerwerbsbetriebe. Im Produktionssektor waren im Jahr 2011 rund je ein Drittel mit der Herstellung von Waren, im Baugewerbe und im Bergbau beschäftigt.[32][33][34]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige 2) | ||
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2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 33 | 40 | 11 | 11 |
Produktion | 14 | 13 | 76 | 84 |
Dienstleistung | 57 | 47 | 128 | 155 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999, 2) Erwerbstätige am Arbeitsort
Arbeitsmarkt, PendelnIm Jahr 2011 lebten 618 Erwerbstätige in Sieggraben. Knapp über hundert fanden eine Arbeitsstelle im Ort, über fünfhundert pendelten in andere Gemeinden aus. Aus der Umgebung pendelten 111 Personen zur Arbeit nach Sieggraben.[35] BildungIn Sieggraben gibt es einen Kindergarten und eine Volksschule.[36][37] Infrastruktur
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Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 19 Sitze.
Partei | 2022[45] | 2017[46] | 2012[47] | 2007[48] | 2002[49] | 1997[49] | 1992[50] | 1987[50] | 1982[50] | ||||||||||||||||||
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Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | |
ÖVP | 497 | 51,93 | 10 | 422 | 45,23 | 9 | 530 | 58,11 | 12 | 535 | 56,32 | 11 | 492 | 54,13 | 11 | 474 | 57,95 | 11 | 431 | 51,80 | 10 | 542 | 58,85 | 9 | 452 | 53,24 | 8 |
SPÖ | 444 | 46,39 | 9 | 442 | 47,37 | 9 | 348 | 38,16 | 7 | 369 | 38,84 | 8 | 373 | 41,03 | 8 | 344 | 42,05 | 8 | 401 | 48,20 | 9 | 379 | 41,15 | 6 | 397 | 46,76 | 7 |
FPÖ | 16 | 1,67 | 0 | nicht kandidiert | 34 | 3,73 | 0 | 46 | 4,84 | 0 | 44 | 4,84 | 0 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||||
ZS | nicht kandidiert | 69 | 7,40 | 1 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||||||||||
Wahlberechtigte | 1147 | 1147 | 1164 | 1175 | 1134 | 1068 | nicht erhoben | nicht erhoben | nicht erhoben | ||||||||||||||||||
Wahlbeteiligung | 88,75 % | 88,40 % | 87,37 % | 88,60 % | 88,98 % | 93,54 % | nicht erhoben | nicht erhoben | nicht erhoben |
Außer Bürgermeister Andreas Gradwohl (SPÖ) und Vizebürgermeister Anton Taschner (ÖVP) gehört Inge Pehm (SPÖ) dem Gemeindevorstand an.[51]
Bürgermeister ist seit der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2017 Andreas Gradwohl (SPÖ), Vizebürgermeister ist seit 2022 Anton Taschner (ÖVP).[52][53]
von Jahr | bis Jahr | Bürgermeister |
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1945 | 1947 | Martin Schuh (ÖVP) |
1947 | 1950 | Albert Taschner (ÖVP) |
1950 | 1951 | Josef Reisner (ÖVP) |
1951 | 1954 | Jakob Giefing (ÖVP) |
1954 | 1955 | Josef Schuh (SPÖ) |
1955 | 1967 | Dominikus Werfring (ÖVP) |
1967 | 1984 | Johann Plank (ÖVP) |
1984 | 1992 | Willibald Schuh (ÖVP) |
1992 | 2017 | Vinzenz Jobst (ÖVP) |
seit 2017 | Andreas Gradwohl (SPÖ) |
Blasonierung: Im silbernen Schilde auf einem grünen, mit einem silbernen Schaufelrad belegten Dreiberg drei grüne Tannen wachsend, die mittlere mit fünf Asthöhen (vier Quirl und Wipfel), die beiden seitlichen (kleineren) mit vier Asthöhen (drei Quirl und Wipfel). Die bereits seit dem 17. Jahrhundert im Gemeindesiegel verwendeten Symbole (drei Tannen aus einem Dreiberg wachsend) erinnern an den im Wirtschaftsleben der Gemeinde jahrhundertelang relevanten Holzschlag und an die von alters her im Ort betriebene Köhlerei. Das Schaufelrad (Mühlrad) ist ein redendes Symbol, es bezieht sich auf den südlichen Ortsteil Mühlviertel. Im übertragenen Sinne kann das Mühlrad auch als Symbol für die im Ort etablierte gewerbliche Wirtschaft verstanden werden. Das Recht zum Führen dieses Wappens wurde am 14. September 1983 von der Burgenländischen Landesregierung verliehen.[54] |
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