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deutscher Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Siegfried Johannes Schmidt (* 28. Oktober 1940 in Jülich) ist ein deutscher Philosoph, Literatur- und Kommunikationswissenschaftler. Schmidt gilt als Vertreter des Konstruktivismus.
Siegfried J. Schmidt besuchte die Schulen in Essen. Er studierte ab 1960 Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Freiburg, Göttingen und Münster. Dort wurde er 1966 mit einer Arbeit über den Zusammenhang von Sprache und Denken von Locke bis Wittgenstein bei Hermann Lübbe und Peter Hartmann promoviert. Ab 1965 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der TH Karlsruhe. Schmidt habilitierte sich dort 1968 bei Simon Moser und Peter Hartmann für Philosophie. 1971 berief ihn die Universität Bielefeld auf eine Professur für Texttheorie, ab 1973 für Theorie der Literatur. 1979 wurde er Professor für Germanistik/Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule Siegen, wo er ab 1984 das von ihm mitbegründete Institut für Empirische Literatur- und Medienforschung (LUMIS) leitete.[1] 1990 wurde er als ordentliches Mitglied in die Academia Europaea aufgenommen.[2]
Ab 1997 war er Professor für Kommunikationstheorie und Medienkultur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und von 1997 bis 1999 sowie von 2001 bis 2002 Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaft.[3] Mit Ablauf des Wintersemesters 2005/2006 wurde Schmidt emeritiert.
Schmidt ist Herausgeber der Reihe „LUMIS“ sowie von „DELFIN“. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit arbeitet er auch als Künstler im Bereich der visuellen Poesie. In Bielefeld organisierte er mit Klaus Ramm und Jörg Drews das Bielefelder Colloquium Neue Poesie, ein von 1978 bis 2003 jährliches Treffen internationaler Dichter und Künstler insbesondere aus dem Umfeld der konkreten Poesie. 1979 kuratierte er anlässlich des 1. Lyrikertreffens Münster im Westfälischen Kunstverein zusammen mit Thomas Deecke, Axel Marquardt, Lothar Jordan und Manfred Sundermann die Ausstellung Sprachen jenseits von Dichtung (Katalog).[4]
Schmidt gilt als Begründer der Empirischen Literaturwissenschaft.
Schmidt beschäftigt sich seit den 90er Jahren auch intensiv mit Fragen der Kommunikations- und Medientheorie.
Schmidt ist auch ein engagierter Vertreter des soziokulturellen Konstruktivismus.
In seinem 2000 erschienenen Buch Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaft in der Mediengesellschaft versucht Schmidt, ein integratives Medienmodell zu entwickeln (zum Folgenden: Schmidt 2000, 94–104). Ein solches Modell ist nach Ansicht Schmidts notwendig, weil die zwei großen Denkrichtungen der Medienwissenschaft, der technikzentrierte und der anthropologische Ansatz, so unterschiedliche Grundannahmen hätten. Mit seinem Modell möchte Schmidt die Vorteile beider Richtungen in einem komplexen und kohärenten Medienmodell vereinen. Als theoretischer Unterbau dienen ihm vor allem der Konstruktivismus und die Luhmann'sche Systemtheorie. Schmidt unterscheidet Medien in semiotische Kommunikationsinstrumente, Medientechnologie, sozialsystemische Institutionalisierung sowie die Medienangebote. Unter semiotischen Kommunikationsinstrumenten versteht er materielle Gegebenheiten, die von Dauer und wiederholbar sind und gesellschaftlich-strukturelle Kopplungen beinhalten (z. B. gesprochene Sprache, Bilder, Schrift, Töne). Medientechnologien beeinflussen nach Schmidt die Produktion und Reproduktion. Der Umgang mit den Medientechnologien wird den Menschen durch Sozialisation beigebracht. Die Tatsache, dass die Durchsetzung eines Kommunikationsmittels an soziale Institutionen gebunden ist (z. B. Schule), benennt Schmidt als sozialsystemische Institutionalisierung. Die Medienangebote sind nach Schmidt von den drei anderen Aspekten geprägt. Schmidt betrachtet weiter die Möglichkeit von Beziehungsverhältnissen zu Medien. Demnach sind Medien vom Menschen abhängig, wirken durch den Nutzer und sind sonst funktionslos. Einzelne Nutzer verfügen jedoch nicht über die Medien, sondern lediglich viele Mediennutzer als Kollektiv. Weiterhin betont Schmidt, dass Menschen mit Medien nur das machen können, was die Medien im Rahmen der vier Komponentendimensionen (semiotische Kommunikationsinstrumente etc.) erlauben. Schließlich geht Schmidt noch näher auf die Wirkungen von Medien ein. Er unterscheidet zwischen der Wirkung einzelner Medienangebote, der Wirkung diskursiver Systeme, der Wirkung die aus technisch-medialen Dispositiven resultiert und der Wirkung durch Veränderung der Kommunikations-, Kommunalisierungs- und Beobachtungsverhältnisse in Gesellschaften. Eine besondere Rolle nimmt in Schmidts Medienmodell die natürliche Sprache ein. Sie gilt für ihn als Prototyp von Kommunikationsinstrumenten und ist Teil der Medien, kein selbständiges Medium. Vielmehr werde die natürliche Sprache von Medientechnologien aufgegriffen.
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