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tierischer Faserstoff aus den Kokons der Seidenraupe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Seide (Kurzzeichen nach Textilkennzeichnungsgesetz: SE), von mittellateinisch seta, ist ein tierischer Faserstoff. Sie wird aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen. Seide ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlos-Faser und besteht hauptsächlich aus Protein. Sie kommt ursprünglich aus China und war eine wichtige Handelsware, die über die Seidenstraße nach Europa transportiert wurde. Neben China, wo heute noch der Hauptanteil produziert wird, sind Japan und Indien weitere wichtige Erzeugerländer, in denen der Seidenbau betrieben wird.
Entbastete Seide | |
---|---|
Fasertyp |
tierische Naturfaser |
Herkunft |
Seidenraupe |
Farbe |
weiß schimmernder Glanz |
Eigenschaften | |
Faserlänge | 800–3000 m/Kokon[1] (entbasteter Faden) |
Faserdurchmesser | 12–24 µm;[2] Wildeseide 40–70 µm[3] |
Dichte | 1,25 g/cm³ entbastet; 1,3–1,37 g/cm³ roh[4] |
Zugfestigkeit | 350–600 MPa[5] |
Elastizitätsmodul | 8,0–12,5 GPa;[6] 7–10 GPa[5] |
Bruchdehnung | 20–30 %[2] |
Feuchtigkeitsaufnahme | 9–11 % (21 ° C/65 % r.F.); 20–40 % (24 °C/ 95 % r.F.)[7] |
Produkte | Textilien |
Das zugehörige Adjektiv ist seiden (aus Seide bestehend) bzw. seidig (an Seide erinnernd, mit Seide vergleichbar).
Schon die alte Indus-Zivilisation (etwa 2800 bis 1800 v. Chr.)[8] und das alte China kannten die Seide. Durch genaue Untersuchungen der Seidenstruktur archäologischer Funde wurde festgestellt, dass zur Seidenproduktion im Indus-Gebiet der Seidenspinner der Gattung Antheraea eingesetzt wurde. Es handelt sich hier um eine sogenannte wilde Seide. Heutige Seide dagegen stammt einzig von dem domestizierten Seidenspinner (Bombyx mori).[9] Der Ursprung letzterer liegt etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. und ist eher von Legenden umrankt, als dass es genaue Jahreszahlen gäbe. Der Sage nach soll in China der legendäre Kaiser Fu Xi (etwa um 3000 v. Chr.) als erster auf den Gedanken gekommen sein, Seidenraupen zur Herstellung von Gewändern zu nutzen. Fu Xi gilt auch als Erfinder eines mit Seidenfäden bespannten Saiteninstruments. Die Sage nennt noch einen weiteren berühmten Kaiser: Shennong (Gott des Ackerbaus, etwa 3000 v. Chr.) soll das Volk gelehrt haben, Maulbeerbäume und Hanf anzubauen, um Seide und Hanfleinen zu gewinnen. Leizu von Xiling, die Gattin des Gelben Kaisers Huáng Dì, hat angeblich im 3. Jahrtausend v. Chr. dem Volk die Nutzung von Kokons und Seide zur Herstellung von Kleidungsstücken beigebracht.
Aufbauend auf dieser Legende wurde anhand der Chronologie der chinesischen Kaiser eine Entstehungszeit der Seide von 2700 bis 2600 v. Chr. angenommen, da bei den Ausgrabungen von Qianshanyang Fragmente von Seidengeweben gefunden wurden, die mittels Radiocarbondatierung in die Zeit um 2750 v. Chr. datiert werden konnten. Neuere archäologische Funde von chemischen Relikten des Seidenproteins Fibroin in zwei 8500 Jahre alten Gräbern lassen vermuten, dass bereits jungsteinzeitliche Bewohner von Jianhu die Seidenfasern zu Stoffen gewebt haben.[10][11]
Seide wurde im alten China auch als leicht transportables Zahlungsmittel verwendet, speziell in Zeiten, in denen Münzgeld knapp war.
Ein Fernhandel mit chinesischer Seide (lateinisch sericum[12]) existierte schon zu Beginn der christlichen Zeitrechnung. Laut dem Römer Plinius dem Älteren (etwa 23 bis 79 n. Chr.), der auch die Seidenraupen beschreibt, verdankt der antike Mittelmeerraum die Herstellung der Koischen Seide einer gewissen Pamphilia von Kos.[13] Diese Seide wurde jedoch zunehmend durch feinere und dünnere chinesische Seide verdrängt. Laut Publius Annius oder Lucius Annaeus Florus sollen die Römer bei der vernichtenden Niederlage, die ihnen 53 v. Chr. die Parther in der Schlacht bei Carrhae beibrachten, erstmals chinesische Seide kennengelernt haben.[14] Florus ist der einzige von den römischen Historiographen, der im Zusammenhang mit Carrhae die Seidenlegende erwähnt.
Der römische Satiredichter Juvenal klagte im Jahre 110 n. Chr., dass die römischen Frauen so verwöhnt seien, dass sie mittlerweile sogar die feine Seide als zu rau empfänden. Die chinesische Seide gelangte über mehrere Handelsstationen nach Rom. Chinesische Händler brachten die Seide zu den Häfen von Sri Lanka, wo indische Händler sie aufkauften. Arabische und griechische Händler kauften Seide an der südwestlichen Küste des indischen Halbkontinents ein. Der nächste Umschlagsplatz war die Inselgruppe Sokotra im nordwestlichen Indischen Ozean. Von dort aus wurde die Seide in der Regel bis zu dem antiken ägyptischen Rotmeerhafen Berenike gebracht (Indienhandel).[15] Kamelkarawanen transportierten sie anschließend weiter bis zum Nil, wo die Fracht erneut mit Schiffen bis nach Alexandria gelangte. Hier kauften sie überwiegend römische Händler auf, die die Seide schließlich in das Gebiet des heutigen Italien importierten.[15]
Charakteristisch für diesen Fernhandel war, dass chinesische Händler selten westlich von Sri Lanka in Erscheinung traten, indische Händler nur den Zwischenhandel bis zum Roten Meer übernahmen und römische Händler sich auf den Handel zwischen Alexandria und dem römischen Reich begrenzten. Griechische Händler hatten dagegen den größten Anteil an diesen Transaktionen und handelten Seide von Indien bis an die italienische Küste. Es dauerte ungefähr 18 Monate, bis Seide vom Süden Chinas die Häfen entlang der italienischen Küste erreichte.[15] Ein Handel über die Seidenstraße setzte erst im 2. Jahrhundert n. Chr. verstärkt ein. Der Beginn der Seidenstraße wird oft mit ca. 100 v. Chr. angegeben. Man vermutet, dass hierfür der Offizier Zhang Qian, den Kaiser Wudi in die Königreiche von Zentralasien zum Anknüpfen von Handelsbeziehungen entsandt hatte, ausschlaggebend war. Diese Handelsroute war deutlich komplexer und der genaue Weg verschob sich entsprechend den jeweiligen politischen Verhältnissen. Typische Umschlagsplätze der Seide waren Herat (heutiges Afghanistan), Samarkand (heutiges Usbekistan) und Isfahan (heutiger Iran). Während beim Seehandel griechische Händler eine große Rolle spielten, dominierten jüdische, armenische und syrische Zwischenhändler den Handel über den Landweg.[15]
Den Chinesen war es bei Todesstrafe verboten, die Raupen oder ihre Eier außer Landes zu bringen. Um das Jahr 555 herum gelang es jedoch angeblich zwei persischen Mönchen, einige Eier zum oströmischen Kaiser Justinian I. nach Konstantinopel zu schmuggeln. Mit diesen Eiern und dem Wissen, welches sie bei ihrem Aufenthalt in China über die Aufzucht von Seidenspinnern erworben hatten, war jetzt auch außerhalb Chinas eine Produktion von Seide möglich. Es ist allerdings fraglich, ob die Eier des Seidenspinners diese lange Reise überstanden hätten. Fest steht aber, dass um 550 n. Chr. die Seidengewinnung im Byzantinischen Reich begann[16] und im mittelalterlichen Persien, etwa im Gebiet des iranischen Hochlands im 10. Jahrhundert, Seide hergestellt wurde.[17][18] In Europa etablierte sich eine Reihe Regionen als Zentren der Seidenproduktion und der Seidenfärberei. Ab dem 12. Jahrhundert wurde Italien in der Produktion europäischer Seide führend. Frühe Zentren der Herstellung und Verarbeitung waren Palermo und Messina auf Sizilien[19] sowie Catanzaro in Kalabrien. Die norditalienische Stadt Lucca verdankte ihren Einfluss und ihre Macht im 13. Jahrhundert beispielsweise ihrer Seidenindustrie mit ihren mechanischen, wasserkraftgetriebenen Seidenzwirnmühlen. Insbesondere die Farbenpracht, in der Luccaner Färber diese Seide färben konnten, galt in Europa als unübertroffen. Politische Unruhen zu Beginn des 14. Jahrhunderts führten dazu, dass sich Luccaer Textilhandwerker in Venedig niederließen und es dadurch zu einem Kenntnistransfer kam, der langfristig dazu beitrug, dass Lucca zu einer unbedeutenden Provinzstadt wurde.[20] Eine wichtige Handelsroute für die Seide führte von Italien über den Brennerpass nach Mitteleuropa, wobei Bozen seit 1200 ein zentraler Umschlagplatz für den Seidenhandel auf diesem Weg war.[21]
Ab dem 15. Jahrhundert verbreitete sich die Seidenraupenzucht auch in den südfranzösischen Regionen Ardèche, Dauphiné sowie den Cevennen, wo sich auf vielen bäuerlichen Anwesen heute noch Gebäude befinden, die ehemals der Seidenraupenzucht dienten und die Magnanerie genannt werden.
Vom 17. bis 19. Jahrhundert hatte neben Zürich und Lyon auch Krefeld eine bedeutende Seidenindustrie, die von der Familie von der Leyen dominiert wurde. Zu den berühmtesten Kunden gehörten der französische Kaiser Napoleon und der preußische König Friedrich II. Im Jahr 1828 kam es im Rahmen der wachsenden Unzufriedenheit der deutschen Weber auch in Krefeld zu Aufständen der Seidenweber. Sie protestierten gegen die Lohnkürzungen der Firma Von der Leyen.[22] Am Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Bayern mit König Ludwig I. als Hauptaktionär einer Aktiengesellschaft in Regensburg auf den Winzerer Höhen Maulbeerpflanzungen mit Seidenraupenzucht und die Herstellung von Seide betrieben. Die Aktiengesellschaft wurde 1861 mit hohen Verlusten für die Aktionäre aufgelöst. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude der Seidenplantage wird heute als Spa genutzt.[23]
Aufgrund von grassierenden Tierseuchen wurde die Seidenraupenzucht um 1860 in Südfrankreich, Italien und im Mittelmeerraum weitgehend eingestellt.
Da die meisten Seidenraupen sich von den Blättern des Maulbeerbaumes ernähren, wird oft von Maulbeerseide gesprochen. Es gibt auch Seidenraupen, wie z. B. die des Japanischen Eichenseidenspinners (Antheraea yamamai), die sich von Eichenblättern ernähren. Um Qualitätsseide zu erhalten, müssen Seidenraupen unter besonderen Bedingungen aufgezogen werden.
Die Raupen verpuppen sich, wobei sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produzieren und in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Sie werden mithilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen getötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerbissen werden. Jeder Kokon enthält ein ununterbrochenes, sehr langes und feines Filament. Drei bis acht Kokons bzw. Filamente werden zusammen abgewickelt oder gehaspelt (sogenannte Haspelseide), kleben aufgrund des Seidenleims zusammen und bilden ein sogenanntes Grège, einen Seidenfaden.[24] Dieser Faden lässt sich zu glatten Textiloberflächen verarbeiten. Um 250 g Seidenfaden zu erhalten, werden um die 3000 Kokons benötigt, das entspricht etwa 1 kg.
Um die Seide vom Seidenleim (Sericin, auch Seidenbast) zu befreien, der auch Träger der gelben und anderen Färbungen ist, wird sie in Seifenwasser gekocht und erscheint rein weiß. Diesen Vorgang nennt man Entschälen oder Degummieren. Die Seidenfäden werden durch das Kochen dünner, geschmeidiger und glänzender. Anschließend wird die Seide häufig noch chemisch weiter veredelt. Durch das Entfernen des Seidenleims wird der Faden leichter, das wird teilweise durch das Hinzufügen von Metallsalzen (meist Zinnverbindungen) ausgeglichen. Durch Schwefeldioxid wird die Seide gebleicht.
Mehrere gehaspelte Seidenfäden werden miteinander verzwirnt. Durch unterschiedliche Zwirntechniken entstehen funktionsangepasste Schuss- und Kettfäden. Dabei wird nach der DIN 60550 („Webgarne aus Seide“) als Organzin (oder Organsin) ein Zwirn bezeichnet, der aus zwei oder drei Grègen hergestellt wird, die ihrerseits bereits verdreht sind; diese Garnqualität kann für Webketten eingesetzt werden. Trame-Garn dagegen wird aus zwei oder mehr ungedrehten Grègen verzwirnt und eignet sich nur als Schußmaterial.[24]
Durch unterschiedliche Webverfahren oder Behandlungen entstehen verschiedene Seidenqualitäten.[25] Typische Gewebearten bei Weiterverarbeitung der Seide sind:
Weitere Seidengewebe sind Attaline, Barege, Bockerstoff, Ciré, Cisélé, Foulard, Rabanne, Radium, Rips-barré, Rupfen, Merveilleux, Onduleuse,[24] Diobiris, Astarté,[35] Alepine,[36] Trikotine, Toile, Matelassé, Boyeau,[37] Avignon,[26] Armuré,[38] Régence.[39]
Seidenpulver wird in Kosmetikprodukten als Zusatzstoff eingesetzt, z. B. in Lippenstiften, Hautcremes und Seifen. Auf der Liste der Inhaltsstoffe wird es als SILK (INCI)[40] aufgeführt.
Seide zeichnet sich durch ihren Glanz und ihre hohe Festigkeit aus und wirkt isolierend gegen Kälte und Wärme. Sie kann bis zu ein Drittel ihres Gewichtes an Wasser einlagern und neigt wenig zum Knittern. Auf Seidenstoffen werden besonders brillante Farben erzielt. Empfindlich ist Seide gegenüber hohen Temperaturen, Abrieb und Wasserflecken.
Die Qualität der Seide hängt u. a. ab von:
Bezeichnungen aufgrund Herkunft oder Herstellungsverfahren:
Wildseide wie die Tussahseide etc. wird aus den Kokons bereits geschlüpfter Schmetterlinge gewonnen, die nicht unter menschlicher Aufsicht gezüchtet wurden. Bei Schlüpfung hinterlassen sie ein Loch, was den Faden in mehrere Teile zerreißt. Bei Verwebung werden die Fäden verdickt, wodurch die charakteristischen unregelmäßig-noppigen Textiloberflächen entstehen.
Die Kokons von Wildseide können meistens nicht so aufgehaspelt werden wie jene aus Zuchtseide des Seidenspinners (Bombyx Mori); durch eine neue Methode, ein „Demineralisieren“, gelingt es nun die Mineralkristalle zu entfernen, welche wilde Seidenraupen zwischen den Fasern ihrer Kokons einlagern. Diese harten Krusten schädigen nicht nur die Fasern, sie sind auch der Grund dafür, dass Wildseide sich im Gegensatz zur klassischen Maulbeerseide nicht in einem Stück abwickeln lässt.[50][51]
Die Seide von Insekten besteht wie die Seide der Spinnen aus den langkettigen Proteinen Fibroin (70–80 %) und Sericin (20–30 %). Fibroin ist ein β-Keratin mit einer Molekularmasse von 365.000 kDa.
Die sich wiederholende Folge der Aminosäuren im Fibroin lautet Gly-Ser-Gly-Ala-Gly-Ala.
Die im Seidenfaden vorherrschende Sekundärstruktur ist das antiparallele β-Faltblatt.[52] Die Quartärstruktur des Fibroins besteht aus zwei identischen Untereinheiten, welche sich parallel aneinander lagern, aber gegengerichtet. Diese Anordnung wird durch Wasserstoffbrückenbindungen und hydrophobe Wechselwirkungen zwischen den Untereinheiten stabilisiert.
Die kompletten Moleküle ordnen sich im Seidenfaden wiederum parallel an. Der Glanz der Seide beruht auf Reflexion des Lichtes an diesen mehrfachen Schichtungen.
Fibroin des Seidenspinners kann in mindestens drei Konformationen vorkommen, woraus unterschiedliche Qualitäten des Seidenfadens resultieren: Seide I, II und III. Seide I ist der natürliche Zustand des Fadens, Seide II findet sich im gespulten Seidenfaden.[53] Seide III bildet sich in wässrigem Zustand an Grenzflächen.
Da Proteine auch Polyamide sind, ist der Seidenfaden eine natürliche Polyamidfaser. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung und des besonderen, nahezu dreieckigen Querschnitts der Faser unterscheiden sich ihre Eigenschaften der Seide spezifisch von denen synthetischer Polyamidfasern.
Neben Faserproteinen sind in der Seide auch lösliche (löslich in Propylenglycol oder Glycerin) Skleroproteine sowie weitere Anteile enthalten:[54]
Bestandteil | Anteil |
---|---|
Seidenfilamente (schwefelfreies, hochpolymeres Protein) | 70–80 % |
Seidenbast | 20–30 % |
Wachsbestandteile | 0,4–0,8 % |
Kohlenhydrate | 1,2–1,6 % |
Naturfarbstoffe | 0,2 % |
weitere organische Bestandteile | 0,7 % |
Aufgrund der Wasserempfindlichkeit müssen Seidenstoffe vorsichtig mit der Hand (unter Verwendung spezieller Seidenreinigungsmittel oder milder Seifen) gewaschen werden. Eine chemische Reinigung ist möglich. Wichtig ist es, alle Seifenrückstände zu entfernen. Dazu kann dem Wasser ein Teelöffel Weinessig zugefügt werden. Seide darf nicht ausgewrungen werden, da sie gerade im nassen Zustand formempfindlich ist. Gebügelt wird von links bei mittlerer Temperatur von 130–160 °C, wobei die Seide noch leicht feucht sein sollte. Chlorbleiche und Tumblertrocknung sind nicht möglich. Seide ist sonnenempfindlich, die Farben verblassen und die Seide vergilbt. Daher ist direkte und starke Sonneneinstrahlung zu vermeiden.
Reine Seide war ein teurer und nur in höheren Ständen gebräuchlicher Kleidungsstoff: „in Samt und Seide“. Halbseiden sind feine Stoffe, die jedoch nur zu 50 % aus Seide (im Schuss), den anderen 50 % jedoch aus Kammgarn oder Baumwolle (in der Kette) bestehen. Im 19. Jahrhundert bezeichnete man daher auch Personen, die zum feinen Kreis gehören wollten, sich aber nur halbseidene Stoffe leisten konnten, als halbseiden. Besonders Frauen, die sich, zum Beispiel als Kokotte, in solchen Kreisen bewegten, ohne wirklich dazuzugehören, wurden so bezeichnet.
Heute wird als halbseiden generell etwas bezeichnet, das nicht ganz echt und deswegen nur bedingt vertrauenswürdig ist: mehr Schein als Sein. Umgangssprachlich steht die Bezeichnung für Homosexuelle oder Prostituierte.
Halbseidene Klöße oder Knödel sind Kartoffelklöße mit einem Gehalt an Kartoffelstärke von bis zu einem Drittel. Bei einem höheren Stärkegehalt sehen sie seidenglänzend aus und werden auch als seidene Klöße bzw. Knödel bezeichnet.
Einer der Gründe für den militärischen Erfolg der Mongolen war das Tragen von Seidenkleidung als Schutz. Diese konnte im Zusammenspiel mit Leder und leichten Eisenelementen von Pfeilen nur schwer durchdrungen werden und bildete somit eine leichte und funktionelle Rüstung.[55][56]
Casimir Zeglen entwickelte im 19. Jahrhundert eine beschusshemmende Weste, die mit Seide wattiert war. Einer seiner Kunden war Franz Ferdinand von Österreich-Este.[57]
Nicht nur alle Schmetterlingsraupen produzieren Seide, sondern die meisten Insektenlarven, Spinnen und Muscheln. Die sogenannte Muschelseide wird ebenfalls zu Textilien verarbeitet und galt früher als ausgesprochenes Statussymbol.
Die Larven einiger Arten von Pilzmücken erzeugen Seidenfäden, um damit Beute zu fangen.
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