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Stadt in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bad Schussenried (bis 1966 Schussenried, Betonung auf 'ried') ist eine oberschwäbische Stadt im Landkreis Biberach in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 0′ N, 9° 40′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Biberach | |
Höhe: | 570 m ü. NHN | |
Fläche: | 55,01 km2 | |
Einwohner: | 9277 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 169 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88427 | |
Vorwahl: | 07583 | |
Kfz-Kennzeichen: | BC | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 26 014 | |
LOCODE: | DE BSR | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Wilhelm-Schussen-Straße 36 88427 Bad Schussenried | |
Website: | www.bad-schussenried.de | |
Bürgermeister: | Achim Deinet | |
Lage der Stadt Bad Schussenried im Landkreis Biberach | ||
Bad Schussenried liegt zwischen Ulm und dem Bodensee am Fluss Schussen. Durch die Stadt verläuft der 48. Breitengrad.
Die Stadt besteht aus der Kernstadt Bad Schussenried (mit den Ortsteilen Aichbühl, Kleinwinnaden, Kürnbach, Lauhaus, Lufthütte, Olzreute, Roppertsweiler und den Wohnplätzen Dunzenhausen, Enzisweiler, St. Martin, Sennhof, Wilhelmshütte) sowie den Stadtteilen Otterswang (mit den Ortsteilen Atzenberg, Fünfhäuser, Hopferbach, Laimbach und den Wohnplätzen Burg und Schwaigfurt), Reichenbach (mit den Wohnplätzen Sattenbeuren und Torfwerk) und Steinhausen (mit dem Wohnplatz Schienenhof).[2]
Wappen | Stadtteil | Einwohner (gerundet) | Fläche |
---|---|---|---|
Bad Schussenried (Kernstadt) | 7075 | 2287 ha | |
Otterswang | 930 | 1312 ha | |
Reichenbach | 750 | 1255 ha | |
Steinhausen | 520 | 648 ha |
Bad Schussenried grenzt im Norden an Bad Buchau und Oggelshausen, im Osten an Ingoldingen, im Süden an Aulendorf (Landkreis Ravensburg) und im Westen an Ebersbach-Musbach (ebenfalls Landkreis Ravensburg), Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen) und Allmannsweiler.
In Bad Schussenried liegen die drei Naturschutzgebiete Wildes Ried, Riedschachen und Allgaier Riedle sowie das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Schwaigfurter Weiher. Die Landschaftsschutzgebiete Weiher östlich Reichenbach und Steinhauser Ried liegen ebenfalls in Bad Schussenried. Daneben hat die Stadt Anteil am Landschaftsschutzgebiet Oberes Rißtal.
Um die Stadt liegt das FFH-Gebiet Feuchtgebiete um Bad Schussenried. Bad Schussenried hat zudem Anteil am FFH-Gebiet Federsee und Blinder See bei Kanzach und am Vogelschutzgebiet Federseeried.[3]
Archäologische Funde erbrachten Zeugnisse einer vorgeschichtlichen Besiedlung der Region. 1866 fand man den altsteinzeitlichen Lagerplatz von Jägern und Sammlern. Es waren dies die ersten altsteinzeitlichen Funde in Mitteleuropa. Bei Aichbühl, etwa 1,5 km nördlich der Schussenquelle, wurden Ende des 19. Jahrhunderts bei Ausgrabungen im Moor des Federseerieds jungsteinzeitliche Pfahl- und Moordörfer entdeckt. Schussenried wurde namengebend für die Schussenrieder Gruppe des Jungneolithikums.
Im Jahre 2009 entdeckten Archäologen bei Grabungen im Olzreuter Ried in Ablagerungen eines ehemaligen Sees in einer Pfahlbausiedlung vier jungsteinzeitliche Räder. Das Ahornholz wurde dendrochronologisch auf circa 2897 v. Chr. datiert. Die Achsenfragmente gehören in den Fundhorizont der Goldberg-III-Gruppe des Endneolithikums. Die einzigartigen Fundstücke sind für die wissenschaftliche Erforschung der Technik- und Verkehrsgeschichte von größter Bedeutung.[4][5]
Zum ersten Mal wurde Shuozenried 1153 urkundlich erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag die Stadt im Herzogtum Schwaben.
Die Geschichte der Stadt ist eng mit der des Klosters Schussenried verbunden. Im Jahre 1183 gründeten die Ortsherren Konrad und Beringer das Prämonstratenserkloster. Die Abtei erhielt viele Privilegien, so zum Beispiel im Jahre 1521 die Hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann), so dass die Äbte neben dem Krummstab auch das Schwert im Wappen führten. Bis zur Säkularisation lenkten die Chorherren die Geschicke der Klostergemeinde.
Am 25. Februar 1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert und ratifiziert im Reichsdeputationshauptschluss 1802 an den Grafen von Sternberg-Manderscheid übergeben. Drei Jahre später wurde Schussenried mediatisiert und kam an das Königreich Württemberg. Schussenried wurde 1806 dem Oberamt Waldsee zugeordnet. Die gräfliche Standesherrschaft entschloss sich 1835, das Klostergebäude an das Königreich Württemberg zu veräußern, das dort 1837 ein Hüttenwerk (heute Wilhelmshütte der SHW Wasseralfingen GmbH) errichtete.
1845 wurde im Neuen Kloster das Psychiatrische Landeskrankenhaus errichtet (heute Zentrum für Psychiatrie). Das Psychiatrische Landeskrankenhaus Schussenried, eine staatliche Anstalt Württembergs, war zwischen 1940 und 1941 im Rahmen der „Euthanasie“-Aktion T4 Zwischenanstalt für den systematischen Transport von 561 Patienten und Heimbewohnern aus Freiburg, Fußbach, Liebenau, Zwiefalten in die NS-Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar. An diese Opfer des NS-Terrors erinnert seit 1983 eine Gedenktafel auf dem Anstaltsfriedhof.[6]
Im Jahr 1898/1899 erlebte das Dorf einen bedeutenden Fortschritt in seiner Infrastrukturentwicklung durch die Verlegung einer zentralen Wasserleitung, die Anschlüsse an alle Häuser des Dorfes ermöglichte. Diese Initiative markierte einen entscheidenden Schritt in der Modernisierung der lokalen Wasserversorgungssysteme und trug erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität der Dorfbewohner bei. In diesem kontextreichen Umfeld der technologischen Innovation und des Fortschritts trat Schmiedemeister Hage hervor, dessen Arbeit und Unternehmergeist zur Gründung der später bekannten Firma Hage Fittings und Flanschen führen sollte. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und Schmiedemeister Hage konzentrierte sich zunächst auf die Entwicklung eines spezifischen Produkts: des Rohrnippels. Diese Entwicklung war von entscheidender Bedeutung, da Rohrnippel essenzielle Verbindungsstücke in den Rohrleitungssystemen darstellen, die eine effiziente Montage und Wartung ermöglichen.[7][8]
Der Torfabbau war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Wirtschaftszweig in Schussenried.
Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Schussenried 1938 zum Landkreis Biberach.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Schussenried in die Französische Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern.
Im Jahre 1947 wurde der Ort zur Stadt erhoben.
Das Land Württemberg-Hohenzollern ging 1952 als Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern im Land Baden-Württemberg auf, wozu der Landkreis Biberach (ab 1973 im Regierungsbezirk Tübingen) und damit auch die Stadt Schussenried seither gehören.
Seit dem 26. April 1966 darf Schussenried den Titel „Bad“ führen.
Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg wurden am 1. Januar 1972 Otterswang und Steinhausen sowie am 1. Januar 1974 Reichenbach in die Stadt eingegliedert.[9]
Bei den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2019 vom 26. Mai 2019 ergab sich folgende Sitzverteilung:
Seit dem 20. März 2010 ist Achim Deinet Bürgermeister von Bad Schussenried. Er setzte sich am 7. Februar 2010 im zweiten Wahlgang gegen Alexander Eisele durch. In dem zwei Wochen zuvor durchgeführten ersten Wahlgang war auch der amtierende Bürgermeister Georg Beetz angetreten, der seine Kandidatur jedoch zurückzog, nachdem er das schlechteste Ergebnis der drei Bewerber erzielt hatte.
Blasonierung: „In Silber (Weiß) ein linksgewendeter, doppelschwänziger roter Löwe.“[10] | |
Wappenbegründung: Der Löwe gilt als apokryphe Wappenfigur des Ortsadels der Herren von Schussenried. Nachdem er schon im Wappen der ehemaligen Prämonstratenserabtei Schussenried als Hinweis auf die Klosterstifter enthalten gewesen war, erscheint er seit langem auch in den Gemeindesiegeln. Nach der Erhebung zur Stadt wurden im Jahre 1948 die jetzige Gestalt des Wappens sowie die daraus abgeleiteten Farben der Flagge (Rot-Weiß) vom Gemeinderat bestätigt. |
Die Stadt liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße und an der Schwäbischen Bäderstraße.
Sehenswert sind die erhaltenen Gebäude des 1183 gegründeten Klosters Schussenried, eines ehemaligen Prämonstratenser-Reichsstifts. 1748 wurde der Neubau der gesamten Klosteranlage begonnen, von dem kaum die Hälfte ausgeführt werden konnte. Die Pläne dazu lieferte Dominikus Zimmermann; ein Holzmodell ist erhalten. Bauleiter war Jakob Emele, der 1750 zum Klosterbaumeister ernannt wurde und Zimmermann verdrängte. Das Bauvorhaben folgte dem Vorbild der Abtei Wiblingen. Beide Klöster zeichnen sich durch ihre überragenden Bibliothekssäle im Nordtrakt der Klosteranlagen aus. Ein Kapitelsaal im Osten wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert wieder abgebrochen.
Aus dem Mittelalter ist die kurz vor dem Klosterneubau barockisierte Sankt-Magnuskirche erhalten, eine dreischiffige Basilika mit barocker Ausstattung, darunter das Chorgestühl von Georg Anton Machein und Deckenfresken von Johannes Zick. Die Klosterkirche hätte durch einen Neubau nach Plänen von Emele ersetzt werden sollen; dazu ist es nicht mehr gekommen.
Die zwischen 1728 und 1731 erbaute Wallfahrtskirche St. Peter und Paul im Ortsteil Steinhausen gilt als ein Hauptwerk Dominikus Zimmermanns und ist als heiter-verspieltes Wahrzeichen des oberschwäbischen Barock ebenfalls Ziel vieler Touristen. Die häufig zu hörende Bezeichnung Schönste Dorfkirche der Welt ist jedoch eher irreführend, da die „Dorfkirche“ als Wallfahrtskirche durch das reiche Kloster Schussenried errichtet wurde und als reine Pfarrkirche für ein Dorf dieser Größe völlig überdimensioniert wäre. Der Bauherr Abt Didakus vom Kloster Schussenried, ein gebürtiger Biberacher, wurde wegen erheblicher Baukostenüberschreitung von einem geistlichen Gericht seines Ordens gemaßregelt und strafversetzt. Durch Steinhausen führt der historische Jakobspilgerweg, der im spanischen Santiago de Compostela endet. Steinhausen ist eine Station auf dem Teilstück Ulm-Konstanz. Seit 2009 führt auch der Oberschwäbische Pilgerweg durch den Ort. So wird Steinhausen heute von vielen Menschen auf einem Weitwanderweg auch wieder zu Fuß besucht.
Die ebenfalls prächtig ausgestattete spätbarocke Kirche St. Oswald im Ortsteil Otterswang wurde 1770 erbaut und 1972 umfassend renoviert. Sie wird vor allem um das Erntedankfest im Herbst viel besucht, da sie jedes Jahr mit einem prunkvollen Erntedankteppich aus Feld- und Gartenfrüchten geschmückt wird. Auch das barocke Pfarrhaus ist erhalten.[14]
Die 1460 erbaute Kirche zu den Heiligen Sebastian, Blasius und Agatha wurde 1704 ganz umgestaltet und später mehrmals restauriert.
Burg Hervetsweiler, Burg Kürnbach, Ruine Otterswang, Burg Reichenbach, Burg Rudersberg, Burg Schussenried (Alte Apotheke), Burg Schussenried (Neue Apotheke)
Aus Bad Schussenried stammen die Schwabenrock-Gruppen Grachmusikoff und Schwoißfuaß. Der Blasmusikverlag Alfred Burger hat seinen Sitz ebenfalls in Bad Schussenried.
Der Bahnhof Bad Schussenried liegt an der Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen. Im Stundentakt verkehren Züge nach Ulm und Friedrichshafen. Das nördliche Teilstück nach Ulm kann im ÖPNV mit dem Tarif des Donau-Iller-Nahverkehrsverbundes (DING) genutzt werden, das südliche mit dem Tarif des Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbundes (bodo).
Im Jahre 1896 wurde der erste Streckenabschnitt der Schmalspurbahn Schussenried-Riedlingen – der Federseebahn – von Schussenried nach Buchau eröffnet. 1915 wurde die Strecke bis Dürmentingen verlängert und 1916 noch einmal bis Riedlingen. Zwischen 1960 und 1969 wurde der Betrieb auf allen Strecken eingestellt. Heute existiert als Gütergleis noch der Streckenabschnitt bis zum Torfwerk (auf Normalspur umgestellt), seit 2002 ist auch diese Strecke stillgelegt.
Ein großer Arbeitgeber am Ort ist das Zentrum für Psychiatrie, ein Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, das 256 Betten vorhält. Weitere große Arbeitgeber sind die Schwäbischen Hüttenwerke (SHW) sowie die Betonmischer-Sparte der Liebherr-Gruppe. Von 2004 bis 2023 hatte der Gerhard-Hess-Verlag seinen Sitz in Bad Schussenried.
Bad Schussenried verfügt über die Georg-Kaeß-Grundschule und die Drümmelberg-Werkrealschule, die Jakob-Emele-Realschule und das Caspar-Mohr-Progymnasium. Daneben ist in der Stadt seit 2011 eine Einrichtung des Humboldt-Institutes für Deutsch als Fremdsprache ansässig.
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