italienischer Archäologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sauro Gelichi (* 15. April 1954 in Piombino) ist ein italienischer Archäologe mit den Schwerpunkten Spätantike und Frühmittelalter.
Gelichi schloss seine Schulzeit 1972 am Liceo Classico von Piombino ab, um sich an der Facoltà di Lettere e Filosofia der Universität Pisa einzuschreiben. 1976 wurde er Sekretär der Zeitschrift Archeologia Medievale, 1977 wurde er mit einer Arbeit zu Le stele romane con rappresentazione di porta nella Marsica bei Cesare Letta promoviert. Von 1977 bis 1979 führte er in Zusammenarbeit mit der Universität Siena Seminare zur Ausgrabungstechnik und zur mittelalterlichen Keramik durch. Auch nahm er an einer Reihe von Grabungen als Co-direttore teil. Daneben führte er eigene Untersuchungen zu besagter Keramik in der Toskana und zur Siedlungsgeschichte durch. 1978 organisierte er in Prato eine Ausstellung über die Grabungen im dortigen Palazzo Pretorio, 1979 nahm er an der Ausstellung zur Medici-Festung von Grosseto teil.[1]
1981 wurde Gelichi zum Ispettore archeologo medievista in der Soprintendenza Archeologica dell’Emilia Romagna ernannt. 1984 wurde er korrespondierendes Mitglied der Deputazione di Storia Patria per le Province di Romagna und wurde Mitglied der Redaktion der Archeologia Medievale. Daneben trat er als Wissenschaftsorganisator auf, wenn er etwa als Mitglied des italienischen Komitees am III Congresso Internazionale sulla Ceramica nel Mediterraneo Occidentale (Siena-Faenza 1984) teilnahm, eine Funktion, in der er auch den IV. Kongress in Lissabon von 1987 und den V. Kongress in Rabat von 1991 organisierte. 1989 bis 1992 leitete er die Restaurierungswerkstatt der Soprintendenza Archeologica di Bologna.
Ab 1992 lehrte er Mittelalterarchäologie an der Universität Pisa, ab 1997 zusätzlich in Venedig. 2003 wurde er dorthin berufen. 1999 bis 2000 lehrte er zugleich an der Universität Padua.
1993 gründete er, zusammen mit Gian Pietro Brogiolo, Lanfredo Castelletti, Paola Marina De Marchi und Giuseppe Panzeri die Vereinigung Ricerche Fortificazioni altomedievali, in der er bis 1999 dem Consiglio Direttivo angehörte. Zusammen mit Gian Pietro Brogiolo gründete er die Monographienreihe Documenti di Archeologia. Ab 1993 gehörte er dem vierköpfigen Leitungsgremium der Archeologia Medievale sowie dem Beratungskomitee der Zeitschrift Padusa an. Ab 1998 leitete er gemeinsam mit Riccardo Francovich die Reihe Ricerche di Archeologia Altomedievale e Medievale. Zudem war er Mitgründer der Società degli Archeologi Medievisti, deren Sekretär er bis 2000 und deren Präsident er bis 2004 war. Seither sitzt er im Consiglio Direttivo. 2004 wurde er zum Ispettore Onorario Archeologo ernannt, mit Zuständigkeit für das Mittelalter in der Region Emilia-Romagna.
Gelichi befasst sich vor allem mit der Toskana, der Emilia-Romagna und der Lombardei, unternahm aber auch Grabungen weiter im Süden, wie etwa am Colle Fiorano (Loreto Aprutino) oder in Entella auf Sizilien, darüber hinaus in Tunesien (Teboursouk im Gouvernorat Béja), wo er zusammen mit Marco Milanese von 1995 bis 2000 arbeitete und die Veränderungsprozesse im Übergang von der byzantinischen zur islamischen Herrschaft untersuchte; 1998 arbeitete er im türkischen Laodicea an einer Grabung mit, deren Leitung er 2001 übernahm. Ab 1999 leitete er die italienisch-syrische Mission an der Grabungsstätte Harim im Nordwesten Syriens.
Sein Schwerpunkt blieb dabei die Keramik, insbesondere die byzantinische und islamische sowie diejenige Oberitaliens. Dabei standen Übertragungen von Technologien im spätmittelalterlichen Mittelmeerraum ebenso im Mittelpunkt wie solche zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Schließlich erarbeitet er einen Überblick über die frühmittelalterlichen epigraphischen Quellen der Romagna im Rahmen der Forschungsgruppe Inscriptiones Italiae Medii Aevii: Tra Venezia, Lombardia Orientale ed Emilia Romagna.
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