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Elektrolokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Re 460 sind vierachsige Vielzwecklokomotiven der SBB. Sie gehören zur Lok-2000-Familie. Die Lokomotiven der Lok-2000-Familie sind bis auf Weiteres die letzten Vollbahn-Streckenlokomotiven, die quasi komplett von schweizerischen Unternehmen konstruiert wurden. Der Lokomotivbau in der Schweiz musste inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen weitgehend eingestellt werden. Einzig Stadler Rail stellt im Land noch Lokomotiven für den Rangier- und für den Zahnradbetrieb her.
SBB Re 460 | |
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Re 460 mit IC2000-Wagen | |
Nummerierung: | Re 460 000–118 |
Anzahl: | 119[1] |
Hersteller: | SLM, ABB |
Baujahr(e): | 1991–1996 |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1'435 mm |
Länge über Puffer: | 18'500 mm |
Höhe: | 4'300 mm |
Breite: | 3'000 mm |
Drehzapfenabstand: | 11'000 mm |
Drehgestellachsstand: | 2'800 mm |
Gesamtradstand: | 13'800 mm |
Dienstmasse: | 84,0 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h[2] |
Dauerleistung: | 6'100 kW |
Anfahrzugkraft: | 300 kN |
Dauerzugkraft: | 100 kN |
Laufraddurchmesser: | 1'110 mm |
Stromsystem: | 15 kV, 16,7 Hz |
Stromübertragung: | Oberleitung |
In den 1970er Jahren evaluierten die SBB für die Schweiz geeignete Formen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Das Projekt Bahn 2000 nahm langsam Form an und verschiedene Kosten-Nutzen-Analysen führten zur Erkenntnis, dass Infrastruktur und Rollmaterial für eine Geschwindigkeit von maximal 200 km/h auszulegen seien. Trotz verfügbarer (aber noch nicht erprobter) neuerer Technik bestellten die SBB die fünfte und sechste Bauserie (45 + 27 Stück) der bewährten Re 4/4II, welche zwischen 1981 und 1985 abgeliefert wurden. Die Rollmaterial-Industrie, vertreten durch SLM und BBC, baute zur gleichen Zeit die vier Prototyp-Lokomotiven Re 4/4IV, welche 1982 an die SBB übergeben wurden.
Aufgrund des rückläufigen Verkehrsaufkommens blieb die Serienbestellung der Re 4/4IV aus, zumal die Thyristortechnik seit Entwicklung der Drehstrom-Antriebstechnik veraltet war. Für die SBB rückte die S-Bahn Zürich in den Vordergrund. Eine Machbarkeitsstudie der SLM über eine schwere Hochgeschwindigkeits-Lokomotive, wie sie von der SBB gewünscht wurde, belegte, dass diese realisierbar war, allerdings wichtige Entwicklungsschritte noch fehlten. Die SBB vergaben darauf 1985 erstmals einen Entwicklungsauftrag an das Konsortium SLM/BBC. Gemeinsam wurde bis 1987 ein Pflichtenheft erarbeitet, welches gleichzeitig die Offerte der Industrie darstellte.
Die SBB bestellten für den Personenverkehr Ende 1987 eine erste Serie von 12 Lokomotiven, Mitte 1989 eine zweite Serie über weitere 12 Maschinen. Die ersten 12 wurden als Re 4/4VI unter den Betriebsnummern 10701–10712 bestellt, welche zu dieser Zeit allerdings noch von der Ae 3/6I belegt waren.
Im Herbst 1989 beauftragte der Bundesrat die SBB damit, Kapazitäten für den Huckepack-Verkehr bereitzustellen. An der durchgeführten Ausschreibung nahm auch das Konsortium SLM/ABB teil, mit ihrem weiter leistungsoptimierten Konzept Lok 2000 und zwei Varianten davon. Das Konsortium konnte die Ausschreibung für sich entscheiden und erhielt Mitte 1990 den Zuschlag für weitere 75 Maschinen, welche auch als Hupac-Lokomotiven bekannt wurden. Damit hatten die SBB erstmals 99 Lokomotiven eines Typs bestellt, den es zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Reissbrett gab.
Ebenfalls im Herbst 1989 begannen Gespräche zwischen der BLS und dem Konsortium SLM/ABB, welche schliesslich zur Entwicklung der Re 465 führten. Für den Güterverkehr sollten ursprünglich noch Zwei- oder Viersystemvarianten der Re 460 bestellt werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch zu Gunsten der speziell für den Güterverkehr konstruierten Re 482 aufgegeben, da selbst der damalige Preis einer Re 460 deutlich über demjenigen einer heute erhältlichen vergleichbaren Güterzuglokomotive lag.
Ein wichtiger Grundbaustein für die Entwicklung der Re 460 war die von SLM und BBC entwickelte Re 456, welche ab 1987 an Privatbahnen geliefert wurde. Die äusserlich der Re 4/4IV verwandten Lokomotiven waren die ersten Umrichterlokomotiven der Schweiz, welche mit GTO-Thyristoren und Drehstrom-Asynchronmotoren arbeiteten. Ab 1989 kam eine Weiterentwicklung der Re 456 mit neuer Formgebung auch bei den SBB zum Einsatz, als Re 450. Teile der elektrischen Ausrüstung der Re 456/450 bildeten die technische Grundlage der Lok 2000.
Der Öffentlichkeit wurde die erste Re 4/4 460, wie sie zu jenem Zeitpunkt hiess, Anfang 1991 in noch nicht betriebsfähigem Zustand vorgestellt. Mitte 1991 legte die 460 000 in Oerlikon ihre ersten Meter aus eigener Kraft zurück. Offiziell ausgeliefert wurde diese Lokomotive am 28. Januar 1992. Bis Anfang 1996 wurden 119 Einheiten der Re 460 gebaut, welche bei den SBB die Betriebsnummern 460 000 bis 118 erhielten.
Mit der Inbetriebnahme der Re 460 konnten die aus den 1920ern stammenden Ae 3/6 I und Ae 4/7 und die aus den 1940er-Jahren stammenden Re 4/4I ausrangiert werden. Im regelmässigen Verkehr waren die Re 460 nach der Beseitigung vieler Kinderkrankheiten ab 1994 anzutreffen. Sie degradierten im Personenverkehr die Re 4/4II in niedrigere Dienste.
Anfänglich wurden die Re 460 im Personen- wie auch Güterverkehr eingesetzt – teils in Vielfachsteuerung. Bei der Divisionalisierung der SBB per 1. September 1999 gehörten die Re 460 079–118 zum Güterverkehr. Um alle Lokomotiven, die für 200 km/h und Fernsteuerung durch die IC- bzw. IC-2000-Steuerwagen geeignet sind, im Personenverkehr einsetzen zu können, wurden die Re 6/6 umgeteilt und SBB Cargo beschaffte als Ersatz zusätzlich Lokomotiven der Bauart Bombardier Traxx, die die gleiche Leistung aufweisen, aber nur 140 km/h Höchstgeschwindigkeit bieten. Per 1. Januar 2003 wurden die Lokomotiven Re 460 079–095, 2004 die 096–102 und 2005 die restlichen Lokomotiven durch die Division Personenverkehr von Cargo übernommen. Die Re 460 werden nun hauptsächlich mit IC2000-Zügen oder Pendelzügen, bestehend aus EW IV und IC-Bt-Steuerwagen, eingesetzt.
Die SBB kündigten an, dass alle ihre 119 Lokomotiven bis Ende 2022 einer Modernisierung unterzogen würden. Dabei wurden unter anderem die GTO- durch IGBT-Umrichter ersetzt, welche die Fahrmotoren mit Strom speisen und Bremsenergie zurückgewinnen. Dank der neuen Umrichter sparen die SBB jedes Jahr 27 Gigawattstunden Energie. Äusserlich erkennbar sind die Loks nach dem Umbau anhand des Signets und der seitlich angebrachten Nummer an der Front sowie eines neuen, glänzend roten Anstrichs.[3] Seit der siebenten umgebauten Lok wird auf das Anbringen der Nummer an der Front verzichtet.[4] Im November 2022 waren alle Lokomotiven umgebaut.
Ab 2000 wurden einige Re 460 mit Funkfernsteuerung als Ref 460 im Gotthard-Güterverkehr eingesetzt. Die Re 460 wurden in einer etwas leistungsfähigeren Variante als Re 465 für die BLS Lötschbergbahn bestellt. Weitere Ableger der Lok-2000-Familie findet man auch bei ausländischen Bahngesellschaften, so zum Beispiel für die breitspurige VR-Yhtymä (Finnische Staatsbahnen) als Sr2 (46 Stück). Der auffälligste Unterschied zu den schweizerischen Lokomotiven sind die bei den Sr2 fehlenden Seitenschürzen. 22 Maschinen gingen als El 18 an die norwegische Norges Statsbaner und zwei unter der Bezeichnung KCRC TLN/TLS an die Kowloon-Canton Railway Corporation (KCR) (Hongkong/China) für den Betrieb zwischen Kowloon (Hongkong) und Guangzhou.
Der Filmhersteller Agfa arbeitete zusammen mit der SBB ein Konzept für eine fahrende Ganzwerbung aus. Als erste Werbelokomotive kam die Re 460 015 in den Agfa-Hausfarben und mit Firmenlogo 1994 auf die Schienen. Praktisch zeitgleich erfolgte eine Anfrage von Ciba, heute Novartis. Auch Ciba einigte sich mit den SBB, die Re 460 016 folgte ihrer Schwester im Mai 1994. Heute sind alle Maschinen für Werbung freigegeben. Keine anderen Schweizer Lokomotiven trugen schon so viele verschiedene Farbkleider wie die Re 460. Im November 2022 gab es folgende Re-460-Werbeloks: Re 460 019 «175 Jahre Schweizer Bahnen», Re 460 041 «Coop Tatendrang» und Re 460 072 «Locarno Film Festival».
Siehe auch: Namen der Re 460 auf Commons
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