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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rüdt von Collenberg ist der Name einer Ministerialenfamilie,[1] die später zur fränkischen Reichsritterschaft gehörte. Ab dem 13. Jahrhundert hatte das niederadelige Geschlecht seinen Sitz in Collenberg. Seit 1197 tritt es unter dem Namen de Amorbach auf. Die Stammreihe beginnt 1222 mit Wipertus de Amorbach, dessen Söhne und Enkel den Beinamen „dictus Ruede“ annehmen. Die Familie besteht bis heute fort.
Nach der Familienchronik der Herren Rüdt von Collenberg lebten deren Vorfahren, nach allem was darüber bekannt ist, als steuerbefreite freie Bauern im Gau Wingarteiba und leisteten in kaiserlichen Heeren Reiterdienste. Die hierdurch erworbenen Verdienste wurden belohnt durch zusätzlichen Landbesitz sowie die Verleihung verschiedener Rechte und Einnahmequellen. Die frühen Rüden standen als milites in Diensten der Reichsministerialen Schenken von Schüpf.[2]
Ein 793 im Lorscher Codex erwähnter Gaugraf Ruodi, der zu seinem Seelenheil dem Kloster Lorsch Brachland in Dallau schenkte, soll möglicherweise der Familie zugerechnet werden können.[3] Nachweislich entstammten die Rüden jedoch einer erstmals mit dem Ministerialen Conradus de Walhusen 1134 auftretenden Familie, die sich zunächst de Walhusen später de Amorbach nannte.[4] Als hochmittelalterliche Siedlung befand sich das namensgebende Walhusen auf dem Areal eines Römerkastells bei Miltenberg.[5] In der Folgezeit erschien der Name Rüd auch Rüde mit zunehmender Häufigkeit als Teilnehmer von Turnieren und als Zeuge auf Urkunden.[6]
Über Royde, Rud, Rüd, Rudde, Rüdde, Rude, Rüde, Ruden, Rüden, Rudii, Rudo, Rudyn, entwickelte sich die neuzeitliche, heute feste Schreibweise Rüdt.[7][8] Zur Entstehung von Namen und Wappen gibt es zwei Sagen, deren Aussagen darin übereinstimmen, dass neugeborene Knaben des Ritters von Collenberg als Rüden im Main ertränkt werden sollten, jedoch vom heimkehrenden Vater gerettet wurden und seitdem den Namen Rüd von Collenberg und den Rüdenkopf im Wappen führten.[9]
Plausibler erscheint jedoch, dass die im Mittelalter herrschende Symbolsprache mit dem anfänglichen Beinamen Rüde die Ministerialität seines Trägers unterstrich. Als Dienstmann innerhalb der Güterverwaltung agierte der Rüde mit der Treue, dem Gehorsam und der Wachsamkeit eines hörigen großen Hundes.[10]
Der Stammsitz des weit verzweigten Geschlechts der Rüden ist ab etwa 1250 Amorbach, wo die Rüden als Burgmannen der Benediktinerabtei Amorbach einen Burgmannshof, den Rüdenhof errichteten, zunächst als steinernen Wohnturm, dessen Obergeschosse um 1290 durch einen Fachwerkaufsatz ersetzt wurden. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Rüdenhof irrtümlich als „Templerhaus“ bekannt, obwohl er dem Templerorden nie gehört hat.
Ein Zweig siedelte sich in Rüdenau bei Kleinheubach an, wo der Ritter Wipert Rüd von Rüdenau 1285 urkundlich erwähnt wird. Die Familie Rüd ließ hier das Tal roden und Weinberge anlegen. Zu dieser Zeit gehörten die Rüden zu den Dienstleuten der Dynasten von Dürn. Aus Not heraus verkauften die Edelherren sie zwischen 1294 und 1310 an Kurmainz.[11]
Bereits um 1250 erhielt derselbe Wipertus Rüde de Rüdenau die Collenburg vom Deutschen Orden zu Lehen und Erbe. Er erbaute sich auch die Burg Bödigheim und nannte sich zum Zeitpunkt seines Todes 1306 Wipertus von Bödigheim. Wipertus gilt als Stammvater der Rüdt von Bödigheim und der Rüdt von Collenberg. Letztere Bezeichnung setzte sich aber in der Folgezeit als Name für beide Linien durch.[12]
Wipertus Rude de Rudenau (Weiprecht Rüd von Rüdenau) hatte umfangreiche Besitzungen am Main zwischen Miltenberg und Wertheim sowie im Bereich Walldürn, Buchen und Amorbach. 1285 schenkte Weiprecht dem Kloster Amorbach einen Teil des Zehnten von Gönz. Im Gegenzug erlaubten ihm der Abt des Klosters in Bödigheim und der Bischof von Würzburg Berthold II. von Sternberg, die Burg Bödigheim mit Kapelle zu bauen (auf dem Areal des heutigen Schlosses Bödigheim). Diese Erlaubnis wurde von den Beteiligten und einigen Zeugen beurkundet. Die aus Geldmangel verfallene Bödigheimer Dorfkirche wurde von Weiprecht ebenfalls wieder instand gesetzt. Daneben erwarb er vom Kloster Amorbach einen Fronhof mit Vogtei in Bödigheim, im Tausch gegen Besitzungen in Gönz und Weckbach. Die neu erbaute Burg verfügte über zwei Wohnhäuser, die jeweils von einem Zweig der Familie bewohnt wurden, die fortan den Namen „Rüdt von Bödigheim“ führten. Beide Zweige stellten im 14. und 15. Jahrhundert Mainzer Amtmänner und Burgmannen auf der Burg Wildenberg.
1323 erwarb Eberhard Rüdt Lehnsgüter bei Eberstadt vom Kollegiatstift Mosbach.[13] Eberhard Rüdt III., „der Dicke“, errichtete hier vermutlich um 1390 eine Wasserburg auf einem Eichenpfahlrost. Ab 1408 befand sich das Dorf Eberstadt im Alleinbesitz der Rüdt, 1415 wird die Burg urkundlich erstmals erwähnt. Die im Dreißigjährigen Krieg verfallene Burg wurde um 1700 durch Johann Ernst Rüdt von Collenberg zu einem Barockschloss umgebaut. Durch Olga Rüdt von Collenberg (1875–1955), verheiratete von Stockhausen, kam der Besitz an deren Tochter Juliana von Stockhausen, verheiratete Gräfin von Gatterburg.
Der Schwäbische Bund zerstörte 1523 Burg Wachbach, deren Besitzer aus der Familie Rüdt von Collenberg als Unterstützer des Hans Thomas von Absberg in Erscheinung getreten waren. Der Kriegsberichterstatter Hans Wandereisen hat zum Vorgehen der Strafexpedition des Bundes eine Serie von Holzschnitten angefertigt, siehe dazu Wandereisen-Holzschnitte von 1523.
Die Linie der Rüdt von Collenberg auf der Collenburg erwarb 1450 das Allod Fechenbach und Reistenhausen hinzu und wandelte es zum ritterschaftlichen Besitz, für den ihnen die Reichsunmittelbarkeit 1541 bestätigt wurde. Neuer Lehnsherr der Collenburg wurde anstelle des Deutschen Ordens um 1500 das Erzstift Mainz. Die auf der Collenburg ansässige Linie starb jedoch 1635 im Mannesstamm aus[14] und das Erzstift zog das Lehen ein.
1595 ist ein Ausbau der Burg Bödigheim um eine Scheune im Vorhof durch Hans Rüdt bekannt. Drei Jahre später ergänzte er die Burg um ein weiteres Wohnhaus. Hans verstarb 1601 mit 36 Jahren an einer Verwundung. Sein Sohn Wolf Albrecht musste während des Dreißigjährigen Krieges nach Frankfurt flüchten. Nach seiner Rückkehr fand er seine Burg samt Vorhof ausgeplündert und größtenteils zerstört vor. Bei einem Besuch in Adelsheim 1644 verstarb er und wurde dort auch beigesetzt. Sein erst vierjähriger und einziger Sohn Johann Ernst wurde von seiner Mutter Ann Maria, geborene von der Haydt, zum Grafen nach Wertheim geschickt, den er nach Holland begleitete, während die Mutter die Besitzungen mit Geschick verwaltete.
Nach beendetem Studium kehrte Johann Ernst 1662 zurück und übernahm mit 22 Jahren die Verwaltung und den Wiederaufbau seiner Besitzungen. Er ist der Stammvater aller heute lebenden Rüden und konnte trotz der schwierigen Verhältnisse seinen Besitz noch erweitern. Später wurde er Ritterhauptmann des Ritterkantons Odenwald. Mit seiner Frau Anna Christine, geborene von Adelsheim, hatte er 13 Kinder. Allerdings erreichten nur zwei Söhne und zwei Töchter das Erwachsenenalter. Zwei weitere Töchter ertranken während einer Reise nach Adelsheim in den Fluten der durch starke Regenfälle angeschwollenen Seckach und wurden in Adelsheim beigesetzt. Sein ältester Sohn, Wolf Ernst, übernahm 1712 die Geschäfte.
Ab 1722 wurde unterhalb der alten Burg eine barocke Schlossanlage mit Park errichtet. Seit 1286 befindet sich Bödigheim bis heute im Besitz der Freiherrlichen Familie Rüdt von Collenberg; eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts verwaltet die Anlage. In den 1990er Jahren wurden umfangreiche Instandsetzungen unternommen und Wohnungen in die beiden Schlösser eingebaut. Der Burgbereich wurde in den Jahren 2003 bis 2005 zu Wohnzwecken umgestaltet.
Zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fanden sich unter den regimentsfähigen Herrengeschlechtern der Reichsstadt Wimpfen Rüden.[15] Das Bürgerrecht innehabend,[16] standen die zu Wimpfen stadtgesessenen Rüden im Amt des Bürgermeisters 1371 dem reichsstädtischen Rat vor und nahmen 1374 einen Sitz auf der Richterbank am Stadtgericht ein.[17][18]
Die Abkunft der im unweit zu Bödigheim gelegenen Mosbach stadtsässigen Patrizierfamilie Rüde aus dem Bödigheimer Zweig der bis ins 15. Jahrhundert untitulierten Edelknechte Rüde resultiert aus Indizienketten. Der mutmaßlich im Spätmittelalter erfolgte Standeswechsel eines Edelknechts drückte sich konkludent durch Ablegen des in allen adeligen Sachen geführten Wappens mit dem weißen Rüdenkopf und einhergehender Stiftung eines Wappens mit schwarzem Rüden auf goldenem Schild aus. Ausschlaggebend für einen stillschweigenden Adelsverzicht muss die Frage nach der pekuniären Versorgung überzähliger Söhne in Handel und Handwerk gewesen sein. Waren die niederadeligen Rüden doch recht fruchtbar.[20] Wohlgemerkt traten die 1482 erstmals in Mosbach urkundlich erwähnten vermögenden Handelsherren Rüde im 16. Jahrhundert als Gläubiger der edlen Bödigheimer Rüden auf.[21]
Das frühe Wappen der Ritter Dietherus dictus Rude de Amorbach und Wipertus senior dictus Rude de Rudenau zeigte im Schild einen Querbalken auf Gitterwerk mit Kreuzen.[22]
Seit 1306 wird im roten Schild Kopf samt Hals eines silbernen Rüden,[23] daher eines Hatzhundes, wie er zur Jagd auf Schwarzwild gebraucht wurde,[24] behalsbandet mit schwarzem Stachelhalsband geführt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Schildbild.
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