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Porträtfotograf (Hamburg) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rudolf Dührkoop (* 1. August 1848 in Hamburg; † 3. April 1918 ebenda) war ein deutscher Porträtfotograf. Zunächst Autodidakt, arbeitete Dührkoop seit 1883 als Berufsfotograf und wurde schließlich zu einem der führenden Vertreter des Piktorialismus.
Im Jahre 1848 kam Rudolf Johannes Dührkoop als Sohn des Zimmermanns Christian Friederich Dührkoop und Johanna Friederica Emile, zur Welt.[1] Als 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, trat Dührkoop freiwillig dem Infanterie-Regiment Nr. 76 bei und kam nach der Kapitulation als einfacher Soldat nach Paris.[2] Zwei Jahre später kehrte er ins Zivilleben zurück und heiratete Maria Louise Caroline Matzen.[Anm. 1][Anm. 2] 1872 kam die gemeinsame Tochter Hanna Maria Theresia zur Welt. Ein Jahr später wurde die zweite Tochter, Julie Wilhelmine, geboren.[3] Dührkoop war zunächst als Mitarbeiter bei der Eisenbahn und dann als Kaufmann tätig. Während dieser Zeit begann er, sich für Fotografie zu interessieren. Dührkoop eignete sich das nötige Wissen über die Jahre hinweg an und machte sich mit den fotografischen Prozessen und der Optik vertraut.[4]
1882 veröffentlichte Dührkoop seinen ersten Artikel im Photographischen Wochenblatt, dem Organ des Photographischen Vereins zu Berlin.[5]
Ende des Jahres 1882 beantragte Dührkoop bei der Gewerbekammer Hamburg eine Fotografenlizenz, die im Januar 1883 erteilt wurde.[Anm. 3] Diese Lizenz war zu damaliger Zeit Voraussetzung, um sich als Berufsfotograf zu betätigen.[6] Warum es über ein halbes Jahr bis zur Eröffnung eines eigenen Ateliers dauerte, ist unbekannt. Im Oktober 1883 eröffnete Dührkoop sein erstes Atelier in der Großen Bäckerstraße 26 in Hamburg.[Anm. 4][Anm. 5]
Dührkoop begann als Porträtfotograf. Bereits ein halbes Jahr nach der Eröffnung seines Ateliers ließ er sich am Hopfenmarkt nieder. Am 1. November 1888 bezog Dührkoop ein Atelier in der Ferdinandstraße. 1890 eröffnete Dührkoop ein zusätzliches Atelier in Altona. Als seine „Spezialität“ bot er von einer Porträtaufnahme für 4,50 ℳ 12 Fotografien im Format CdV und eine im Kabinettformat an.[Anm. 6] Auf den Rückseiten befanden sich zusätzlich zu dem Schriftzug des Ateliernamens weitere Angaben zu den Örtlichkeiten.
Im Laufe der Jahre begann Dührkoop mit Reportagefotografie. Er fotografierte außerhalb seines Ateliers u. a. 1891 eine Feier des 25-jähriges Jubiläums des 76. Regiments auf dem Heiligengeistfeld und 1892 eine Festszene auf dem Hopfenmarkt aus Anlass einer 50-Jahr-Feier zum Andenken an den Ausbruch des Hamburger Brandes.
Dührkoop machte 1887 seine damals 14-jährige Tochter Julie Wilhelmine, bekannt als Minya, zur Studioassistentin.[7] Minya sollte in den kommenden Jahren weitaus mehr als eine einfache Assistentin sein.
1888 schloss sich Dührkoop dem „Deutschen Photographen-Verein“ an mit Sitz in Weimar.[8] 1890 wurde er Mitglied „Photographischen Gesellschaft in Wien“.[9] In späteren Jahren schloss sich Dührkoop der „Gesellschaft zur Förderung der Amateur–Photographie“ in Hamburg und der „Deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie“ in Berlin an. Photographische Vereine waren seinerzeit Veranstalter von Ausstellungen von fotografischen Arbeiten ihrer Mitglieder und eingeladener Fotografen. In regelmäßigen Treffen informierten sich die Mitglieder über die neuesten Entwicklungen und/oder präsentierten ihre Aufnahmen. An solchen Treffen referierte Dührkoop z. B. über die Erlebnisse und Erfolge seiner Amerikareise im Jahr 1904.
Gegen Ende der 1880er Jahre kam es infolge von Weiterentwicklungen bei Kameras und Vereinfachung chemischer Verfahren zu Veränderungen. Einige Frauen und Männer, die finanziell unabhängig waren, begannen, Kameras zu kaufen und zu fotografieren, ohne daraus eine berufliche Tätigkeit werden zu lassen. Im Laufe der Zeit verstand man darunter die „Amateurfotografie“. Vergleichbar zu den Berufsfotografen schlossen sich die „Amateure“ in Vereinen zusammen und dokumentierten ihr Vereinsgeschehen in Zeitschriften. 1887 hatte sich in Wien der „Club der Amateur-Photographen“ gegründet. Als Vereinsorgan erschien die Photographischen Rundschau. 12 Jahre später übernahm Ernst Juhl die Redaktion. In Berlin hatte sich 1887 die „Deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie“ und Führung von Hermann Vogel etabliert, um „einen festen Boden zu schaffen für die Liebhaber“.[10] Die Bildgestaltung veränderte sich ebenso. Sie „befreite“ sich von den üblichen Requisiten der Ateliers. Da Amateure i. d. R. keine Ateliers besaßen, machten sie ihre Aufnahmen überwiegend im Freien. Eine nachträgliche Retusche von Porträtaufnahmen war nicht mehr erwünscht.
Ende der 1890er Jahre begann Rudolf Dührkoop, seine Bildgestaltung zu ändern. 1899 waren erstmals Berufsfotografen zu der seit 1893 jährlich stattfindenden „Internationale Ausstellung von Amateur-Photographien“[11] in der Kunsthalle in Hamburg eingeladen worden, u. a. Dührkoop und Nicola Perscheid. „Dührkoop hat erst vor wenigen Monaten, angeregt durch die Ausstellungen der Gesellschaft zur Förderung der Amateur-Photographie, angefangen, die althergebrachte Atelierporträtfabrikation zu verlassen. Seine Aufnahmen sind im Freien oder im Zimmer hergestellt und ebenfalls ohne Retusche geblieben; …“ kommentierte E. Juhl den ersten Auftritt Dührkoops in der Photographischen Rundschau.[12] „Der leitende Gedanke, sagt Dührkoop, bei den von mir ausgestellten Bildern war der, mich von den Fesseln des Ateliers zu befreien … Statt Pose und Retousche wird man Charakteristik und Wahrheit verlangen …“[13]
Bereits im folgenden Jahr präsentierte Dührkoop gemeinsam mit den Fotografen Georg Koppmann auf Einladung der Hamburger Gewerbekammer auf der Weltausstellung in Paris seine Fotografien.[14] Dührkoop beteiligte sich auch noch an zwei weiteren Ausstellungen in Berlin. In den redaktionellen Nachbetrachtungen wurde seinen Aufnahmen ein breiter Raum eingeräümt.[15]
Im Juni 1906 verlegte Dührkoop sein Atelier an den Jungfernstieg 34 im Heine Haus. Hier hatte er zwei Stockwerke angemietet.[16] Im September ließ Dührkoop die offene Handelsgesellschaft „Rudolf Dührkoop“ eintragen und machte seine Tochter Minya zur Gesellschafterin, die von diesem Zeitpunkt an das Atelier leitete.[Anm. 7]
Rudolf Dührkoop verließ Hamburg, um im Dezember in Berlin Unter den Linden 10 eine „Werkstatt für künstlerische Camera-Bildnisse“ und „Neuzeitliche Kamerabildnisse“ zu eröffnen und zu betreiben.
Am 1. August 1908 hatte Rudolf Dührkoop seinen 60ten Geburtstag begangen. Am 1. Oktober feierte das Atelier sein 25-jähriges Bestehen. An diesem Tag hatte Dührkoop zahlreiche Gäste in das Hotel Hamburger Hof geladen, das in direkter Nachbarschaft seines Ateliers in Hamburg lag. Als seine Gäste brachten Gustav Falke, Richard Dehmel und Detlev von Liliencron kleine Ständchen.[17] Eine Woche später am 5. Oktober waren ca. 50 Personen seine Gäste im Hotel Kaiserhof in Berlin. Zu ihnen gehörten u. a. die Journalisten Fritz Hansen, Karl Wilhelm Wolf-Czapek und der Leiter der „Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemie, Lichtdruck und Gravüre“ Georg Heinrich Emmerich als Festredner.[18] Zu diesem Anlass wurde Dührkoop eine goldene Medaille des Herzogs Carl Theodor in Bayern überreicht.[Anm. 8] und die Silberne Krone-Medaille vom Sächsischen Photographen-Bund verliehen.
Dührkoops Arbeitsweise ab Ende der 1890er Jahre wurde maßgeblich beeinflusst durch Alfred Lichtwark, dem damaligen Direktor der Kunsthalle Hamburg und bedeutendsten Akteur während der ästhetischen Reform in Deutschland. Als Förderer der „Kunstfotografie“ appellierte er auch an die Berufsfotografen.[19] Seine Vorlesungen brachten Dührkoop die neue Ästhetik nahe.[20] Auch Ernst Juhl war wichtig für Dührkoops Entwicklung. Juhl war organisierende Kraft der Ausstellungen in der Kunsthalle. Seine Sammlung von Kunstfotografien schloss eine beträchtliche Anzahl der Fotografien von Dührkoop ein. Über die Jahre hinweg verband die beiden eine Freundschaft.[21]
Ein Stipendium der Hamburger Gewerbekammer ermöglichte Dührkoop 1904 den Besuch der Weltausstellung in St. Louis. Dazu unternahm er eine Reise in die Vereinigten Staaten. Er nutzte die Möglichkeit, um führende Fotografen kennenzulernen und sich ihre Studios anzuschauen. Unter anderem traf er Benjamin Falk, W. M. Hollinger und Gertrude Käsebier.[22] Anschließend reiste er weiter durch die USA. Auf vielen Ausstellungen wurden seine Bilder gezeigt, amerikanische Foto-Zeitschriften veröffentlichten seine Porträts und widmeten ihm anerkennende Artikel.[23]
1905 wurde Dührkoop Mitglied der einflussreichen Royal Photographic Society in Großbritannien,[24] 1906 Ehrenmitglied des amerikanischen Fotografen-Vereins.[25] 1908 wurde er in die britische Bruderschaft Linked Ring aufgenommen.[26]
Obwohl er bis kurz vor seinem Tod noch in seinem Berliner Studio arbeitete und auch noch an Ausstellungen teilnahm, ließ das Interesse an seiner Arbeit nach.[27] Nach seinem Tod wurde das Geschäft von seiner Tochter Julie Wilhelmine, genannt Minya Diez-Dührkoop, bis zu ihrem Tod fortgeführt.[28]
Rudolf Dührkoop wurde auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf beigesetzt im Planquadrat H 14 nordöstlich Kapelle 4.
historisch
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