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deutscher Kaufmann, Kunstsammler und Organisator von Ausstellungen zur Kunstfotografie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Wilhelm Juhl (* 10. Dezember 1850 in Hamburg; † 18. August 1915 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, Kunstsammler und Organisator von Ausstellungen zur Kunstfotografie. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des Piktorialismus in Europa.
Ernst Juhl war eines von fünf Kindern von Willards Nilsen Juhl und dessen Frau Auguste, geborene Buckup, die seit 1841 verheiratet waren. Sein Vater war gelernter Kaufmann und hatte 1840 das Hamburger Bürgerrecht erworben. Ernst Juhl besuchte zunächst ein Gymnasium und nahm anschließend als Kriegsfreiwilliger im 2. brandenburgischen Ulanen-Regiment Nr. 11 am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil.[1] Von 1873 bis 1874 studierte er Ingenieurwesen an der Technischen Hochschule Hannover.
Nach Abschluss des Studiums nahm er 1878 eine Stelle als Prokurist bei der Firma Kleinau & Co., Fabrik für patentierte Sicherheitsschlösser an, die 1879 liquidiert wurde. Im selben Jahr gründete er die Firma Juhl & Glüenstein[2] und vier Jahre später die Firma Juhl & Cordes. Beide Unternehmungen wurden 1896 insolvent.
Juhl war seit 1879 mit Johanna Julie Auguste, geborene Jacoby, verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.
Ernst Juhl besaß das Hamburger Bürgerrecht seit 1881.
Juhl sammelte Kunst, galt als Kenner und Liebhaber zeitgenössischer Werke und konzentrierte sich dabei insbesondere auf um 1900 entstandene Kunstfotografien. Hierfür verwendete er sein Privatvermögen. 1891 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Amateur-Photographen-Vereins. Aus diesem ging vier Jahre später die Gesellschaft zur Förderung der Amateur-Photographie hervor,[3] dessen Vorsitz er übernahm. Juhl vermittelte Kontakte zu den wichtigsten Vereinigungen, die sich weltweit mit der Fotografie beschäftigten. Mit ausschlaggebend hierfür war die Organisation von jährlich zehn größeren, internationalen Kunstfotografieausstellungen in der Hamburger Kunsthalle, die Juhl von 1893 bis 1903 – ausgenommen 1901 – übernahm. Hamburg entwickelte sich somit zu einem Zentrum einer internationalen Initiative von Amateuren, die die seinerzeit geltenden Stilelemente der Berufsfotografie künstlerisch weiterentwickeln wollten.
Die Kunstfotografie um 1900 oder Piktorialismus (nach dem englischen pictorial = bildmäßig) genannt, zählt zu den vielgestaltigsten Kapiteln der Fotografiegeschichte. Da die Gerätschaften seinerzeit sehr kostspielig waren, konnten es sich vor allem wohlhabende Amateurfotografen leisten, mit modernen Apparaturen und aufwendigen Entwicklungsmethoden zu experimentieren. Ihre Ästhetik orientierte sich an gestalterischen Formaten damaliger Zeitströmungen, an Impressionismus, Jugendstil und Symbolismus. Malerei und Amateurfotografie jener Zeit waren häufig gegenseitige Inspirationsquellen, näherten sich in ihrer Ausdrucksweise an. Der Maler Arthur Illies entwarf das Signet und Diplome für die Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie.
Zu den bekanntesten Vertretern dieser Richtung gehörte Rudolf Dührkoop, der sich zu einem profilierten Berufsfotografen entwickelt hatte. Den Absichten der Initiative schlossen sich weitere bekannte Berufsfotographen an und bewirkten ein Umdenken auch von Angehörigen des Bildungsbürgertums. Diese Entwicklung stellt in der Geschichte der Fotografie einen bislang einzigartigen Vorgang dar; Fotografie wurde somit als Kunst und die Fotografen als Künstler angesehen und die Hamburger Ausstellung 1898 entsprechend programmatisch umbenannt.
Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, wurde vermutlich durch Juhl auf die Werke der Amateurfotografen aufmerksam und unterstützte die Bewegung in der Folgezeit intensiv. Gemeinsam mit den Gebrüdern Hofmeister gründeten sie die Hamburger Schule der Kunstfotografie.
Neben der Organisation der Ausstellungen verfasste Juhl viele Artikel und publizierte Sammelwerke mit Kunstfotografien und war von 1896 bis 1902 als künstlerischer Leiter Bildredakteur der Photographischen Rundschau. Während Juhl international ausgerichtet war, verfolgten deutsche Kunstfotografen einen chauvinistischen Ansatz. Nachdem viele Abonnenten und deutsche Amateurvereine gegen die Veröffentlichung von Fotografien des luxemburg-amerikanischen Fotografen Edward Steichen protestiert hatten, übernahm Juhl hierfür die Verantwortung und trat von seinem Amt zurück.
Juhl erarbeitete ab 1908 im Auftrag des Hamburger Senats die „Hamburgische Photographische Staatssammlung“, nachdem Alfred Lichtwark den amtierenden Bürgermeister, Johann Heinrich Burchard, gebeten hatte, die Finanzierung des Projekts zu übernehmen. Die Bilder, die Hamburg und Umgebung sowie die Niederelbe bis zur Elbmündung zeigten, wurden überwiegend von Anton Joachim Christian Bruhn sowie teilweise von Minya Diez-Dührkoop erstellt.[4] Unter Juhls Leitung entstanden so bis 1912 über 1000 Fotografien. Der Hamburger Senat verschenkte 300 nummerierte Sammelwerke mit dem Titel „Hamburg – Land und Leute der Niederelbe“, die 90 Aufnahmen der Sammlung enthielten. Nach dem Tod Burchards im September 1912 wurde das Projekt nicht fortgeführt, obwohl der Senat weitere 2000 Mark hierfür zugesagt hatte.
Juhl sammelte vermutlich ab 1893 privat rund 800 Fotografien. Rund 100 der Abbildungen stammten von Minya Diéz-Dührkoop, der Tochter Rudolph Dührkoops. Ein Teil von Juhls Sammlung wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Der Rest der Sammlung wurde nach seinem Tod 1916 verkauft und ist heute in der Berliner Kunstbibliothek und zu einem größeren Teil im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen.
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