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deutscher Schachspieler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robert Hübner (* 6. November 1948[1][2][3] in Porz) ist ein deutscher Schachgroßmeister. Der 1976 an der Universität Köln promovierte Papyrologe gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Schachspieler seit Emanuel Lasker. Von 1971 bis 1988 gehörte er durchgehend zu den 20 weltbesten Spielern, seine beste Platzierung in der Eloliste war der dritte Platz im Juli 1981.
Robert Hübner (1993) | |
Verband | Deutschland |
Geboren | 6. November 1948 Porz |
Titel | Internationaler Meister (1969) Großmeister (1971) |
Aktuelle Elo‑Zahl | 2574 (Dezember 2024) |
Beste Elo‑Zahl | 2640 (Juli 1981, Oktober 2002) |
Karteikarte bei der FIDE (englisch) |
Hübner lernte als Fünfjähriger das Schachspielen von seinem Vater, dem Kölner Studienrat Hans Hübner, der am Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim die Fächer Deutsch, Latein und Griechisch unterrichtete.[4] Im Jahre 1957 wurde er Mitglied im Eisenbahnschachverein Turm Köln. Mit seinem Verein spielte er 1961 in Minden um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft und erzielte am 8. Brett fünf Punkte aus sieben Partien. Im Jahre 1963 wurde er in Bad Schwalbach mit vier Punkten Vorsprung Deutscher Jugendmeister.[5] Ein Jahr später belegte er in Groningen in einem internationalen Jugendturnier mit Hans Ree den geteilten 1. Platz. Bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Barcelona 1965 erreichte er punktgleich mit dem ostdeutschen Teilnehmer Manfred Schöneberg Rang 5 bis 7.[6][7] Bei der nächsten Jugendweltmeisterschaft 1967 in Jerusalem wurde er hinter Kaplan, Keene und Timman Vierter.[8]
Danach belegte er bei der Deutschen Meisterschaft in Kiel 1967 zusammen mit Hans Besser den geteilten ersten Platz.[9] 1968 gewann er das internationale Turnier in Büsum. 1969 wurde er Internationaler Meister. Beim Zonenturnier in Athen qualifizierte er sich mit dem 2. bis 3. Platz für das Interzonenturnier.
Seinen internationalen Durchbruch schaffte er bei diesem Interzonenturnier Palma de Mallorca 1970, bei dem er hinter dem späteren Weltmeister Bobby Fischer (die Partie zwischen den beiden endete remis) den geteilten 2. Platz erreichte und sich für die Kandidatenkämpfe qualifizierte. Gleichzeitig erfüllte er die Großmeisternorm und wurde 1971 jüngster deutscher Großmeister.[10]
Im Kandidatenturnier unterlag er in Sevilla im Viertelfinale dem Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan. In diesem Wettkampf wurde Hübner durch den großen Lärm gestört, der im Turniersaal herrschte. Petrosjan, der schwerhörig war, konnte sein Hörgerät abstellen. Hübner konnte sich nicht konzentrieren, fühlte sich benachteiligt und brach nach der verlorenen siebten Partie den Wettkampf ab, nachdem zuvor sechs Remispartien gespielt wurden.
Im Jahre 1972 spielte er in der deutschen Nationalmannschaft bei der Schacholympiade in Skopje. Hier erzielte er an Brett 1 das beste Ergebnis aller Spitzenbretter (+12 =6 −0) und schlug auch Petrosjan.
1973 konnte er sich beim Interzonenturnier in Leningrad als Fünfter nicht für das Kandidatenturnier qualifizieren. Ein Wettkampf mit Kortschnoi in Solingen ging mit 3,5:4,5 verloren. 1974 und 1975 wurde er mit der Solinger SG 1868 Deutscher Mannschaftsmeister.
Beim Interzonenturnier in Biel 1976 lag Hübner lange Zeit in Führung. In der vorletzten Runde verlor er seine Partie gegen Petrosjan, nachdem er eine klare Gewinnmöglichkeit ausgelassen hatte. Platz 5 bis 7 reichte nicht zur Qualifikation.
1979 belegte er beim Großmeisterturnier in München den geteilten 1. bis 4. Platz. Mittlerweile wieder für die SG Porz spielend wurde Hübner 1979 erneut deutscher Mannschaftsmeister.
Danach nahm er einen zweiten Anlauf für die Weltmeisterschaft. Beim Interzonenturnier in Rio de Janeiro 1979 qualifizierte er sich mit Rang 1 bis 3 (neben Portisch und Petrosjan) für das Kandidatenturnier. Hier besiegte er 1980 in Bad Lauterberg zunächst den Ungarn Adorjan mit 5,5:4,5 (+2 =7 −1) und danach im Halbfinale in Abano Terme (Italien) Portisch mit 6,5:4,5 (+2 =9 −0). Nach diesem Sieg stand Hübner auf Platz 3 der Weltrangliste (hinter Karpov und Kortschnoi).
Das auf 16 Partien angesetzte Kandidatenfinale gegen Kortschnoi, 1980 in Meran, brach Hübner nach zehn Partien ab. Nach sechs Partien führte er nach Siegen mit 2:1, übersah aber in der siebten in einem ausgeglichenen Endspiel eine Springergabel und verlor einen ganzen Turm. Hübner unterlag auch in der achten Partie, die beiden letzten Partien (Hängepartien) blieben unbeendet und wurden nach Hübners Abbruch für Kortschnoi gewertet.
1982 gewann Hübner überlegen ein doppelrundiges Turnier mit sechs Teilnehmern in Chicago: 2,5 Punkte vor Walter Browne und drei Punkte vor Kortschnoi. In der Bundesliga spielte Hübner von 1981 bis 1983 beim Hamburger SK, kam mit ihm aber nicht über Plätze im Mittelfeld hinaus, obwohl er herausragende Einzelergebnisse erreichte (in der Saison 1981/82 9,5 Punkte aus 10 Partien, in der Saison 1982/83 9,5 Punkte aus 12 Partien). 1983 wechselte er zur Solinger SG 1868.
1983 spielte Hübner zum dritten Mal das Kandidatenturnier, für das er als Finalist von 1980 teilnahmeberechtigt war. Im Viertelfinale traf er in Velden am Wörther See auf den ehemaligen Weltmeister Wassili Smyslow. Nach zehn Partien stand es 5:5 unentschieden (+1 =8 −1). In der Verlängerung endeten alle vier Partien remis. Danach wurde der Wettkampf durch das Los (mittels einer Roulettekugel) entschieden. Hier hatte Hübner Pech und schied aus.[11] 1984 wurde Hübner für den Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt nominiert, in diesem spielte er gegen Juri Rasuwajew viermal remis. In der Bundesliga wurde Hübner 1987 und 1988 mit Solingen deutscher Mannschaftsmeister, danach wechselte er zum FC Bayern München, mit dem er 1989, 1990, 1991, 1992, 1993 und 1995 deutscher Mannschaftsmeister war.
1990 qualifizierte sich Hübner beim Interzonenturnier in Manila (7. Platz, acht Punkte aus 13) nochmals für das Kandidatenturnier. Bei der Schacholympiade 1990 in Novi Sad erzielte er an Brett 1 ein Ergebnis von 7 aus 10; Aufsehen erregte sein Gewinn gegen Iwantschuk.
Im Januar 1991 scheiterte er in Sarajevo im Achtelfinale des Kandidatenturnieres an Jan Timman mit 2,5:4,5.
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In der folgenden Partie besiegte Hübner mit den weißen Steinen im Interpolisturnier in Tilburg 1987 den früheren Weltmeisterschaftskandidaten Kortschnoi in einer brillanten taktischen Kurzpartie.
Bei der Schacholympiade im Jahr 2000 in Istanbul hatte er am Gewinn der Silbermedaille der deutschen Mannschaft großen Anteil. Danach zog er sich aus der Nationalmannschaft zurück. Insgesamt nahm er von 1968 bis 2000 an 11 Schacholympiaden teil und erzielte dabei in 122 Partien 80,5 Punkte.[12] Es waren dies die Schacholympiaden 1968 in Lugano, 1972 in Skopje, 1978 in Buenos Aires, 1982 in Luzern, 1984 in Thessaloniki, 1990 in Novi Sad, 1992 in Manila, 1994 in Moskau, 1996 in Jerewan, 1998 in Elista und 2000 in Istanbul. Seine besten Einzelergebnisse erzielte er 1972 (15 Punkte aus 18 Partien) und 1990 (7 aus 10) mit jeweils einer Goldmedaille am ersten Brett.
Hübner spielte in der deutschen Nationalmannschaft außerdem unter anderem bei den Mannschaftseuropameisterschaften 1965, 1989, 1997, 1999 und 2001, er erreichte mit der Mannschaft 1989, 1999 und 2001 den dritten Platz.[13]
Hübner begleitete den Briten Nigel Short als Sekundant sowohl zu dessen Kandidatenkämpfen als auch zu dessen Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparow 1993 in London. Im Interzonenturnier Biel 1993 konnte er sich nicht mehr für das Kandidatenturnier qualifizieren. In der Bundesliga wechselte Hübner nach dem Rückzug des FC Bayern München 1995 zur SG Porz, mit der er 1996 deutscher Mannschaftsmeister wurde, ab 1997 spielte er für die Solinger SG 1868. Im Jahre 1999 wurde der vielfache Nationalspieler nochmals Deutscher Meister, und zwar in Altenkirchen (Westerwald).[14]
Im Jahre 2001 spielte er im Rahmen der Dortmunder Schachtage einen Wettkampf gegen das Computerprogramm Fritz, bei dem alle sechs Partien remis endeten.[15] Im gleichen Jahr wechselte er von der Solinger SG 1868 zum SC Baden-Oos, mit dem er 2006 Deutscher Mannschaftsmeister wurde. 2007 beendete er dort seine Mitgliedschaft. 2008 schloss er sich dem SC Remagen an, bei dem er bis 2010 spielte. In der Saison 2014/15 war er in der 2. Bundesliga West für den Godesberger SK gemeldet. In Luxemburg spielt er für De Sprénger Echternach und wurde mit diesem 2009, 2011, 2013, 2015, 2016, 2018 und 2019 luxemburgischer Mannschaftsmeister, in der Schweizer Nationalliga A spielt er für den Schachklub Luzern, mit dem er 1991 und 2018 die Schweizer Mannschaftsmeisterschaft (SMM) gewann.
Hübner war auch beim European Club Cup erfolgreich: Dreimal gehörte er zur siegreichen Equipe, 1976 und 1990 mit der Solinger SG 1868 und 1992 mit dem FC Bayern München.[16]
Exzellente Ergebnisse kann Hübner auch als Blindsimultanspieler vorweisen. 1997 gewann er ein Blindsimultan an sechs Brettern gegen den damaligen Zweitligaclub Kölner SF überlegen mit 5,5:0,5. Auch das anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des SC Kreuzberg am 25. September 1999 durchgeführte Blindsimultan an acht Brettern gegen die erste Mannschaft des Zweitbundesligisten, die einen Elo-Schnitt von 2300 aufwies, entschied Hübner deutlich und ohne Verlustpartie mit 6,5:1,5 für sich.[17]
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Hübners Analysen gelten als sehr tiefschürfend und sind mit exakten Quellenangaben versehen. Im Jahr 1990 veröffentlichte er das Buch Fünfundfünfzig feiste Fehler mit Beispielen aus seiner eigenen Spielpraxis. 1996 erschien sein Buch Twenty-five annotated games. In den 2004 erschienenen Materialien zu Fischers Partien setzte er sich mit Bobby Fischers Werk Meine 60 denkwürdigen Partien auseinander. 2008 veröffentlichte er das Buch Der Weltmeisterschaftskampf Lasker-Steinitz 1894.
Seine regelmäßigen Kolumnen im ChessBase Magazine sind oft in Form eines sokratischen Dialoges abgefasst.
In den 1990er Jahren setzte sich Hübner mit dem Urheberrecht an Schachpartien auseinander. Er vertrat die Auffassung, dass jeder Spieler ein Recht an seiner Partie besitze, welche eine eigene geistige Schöpfung sei, und eine Partie daher nicht ohne das Einverständnis des Spielers veröffentlicht werden dürfe. Mit dieser Ansicht konnte er sich nicht durchsetzen.
Um das Problem zu klären, schuf Hübner einen Präzedenzfall: Nach der Bundesligapartie Kuczyński – Hübner (28. Februar 1993) weigerte sich Hübner, seine Partienotation an den Wettkampfleiter zu übergeben. Daraufhin wurde diese Partie, die „am Brett“ mit remis endete, für Hübner als verloren gewertet. Schließlich entschied das Bundesturniergericht am 21. Mai 1993, dass Hübner unmittelbar nach jeder Partie eine lesbare Partiemitschrift dem Schiedsrichter auszuhändigen habe, die umstrittene Partie wurde remis gegeben.
1994 erstellten Wolfgang Unzicker (Rechtsberater des Deutschen Schachbundes) und Ernst Bedau (Rechtsanwalt) ein Gutachten, wonach an Schachpartien kein Urheberrecht bestehe.[19] Begründung: Wenn an einem Werk zwei (oder mehrere) Personen mit gemeinsamer Zielrichtung arbeiten, dann hat jeder ein Miturheberrecht. Bei einer Schachpartie ist aber eine gemeinsame Zielrichtung nicht gegeben, da jeder selbst auf Sieg spielt und die Bemühungen des Gegners zu stören versucht. Deshalb haben die Spieler kein Miturheberrecht an einer Schachpartie.
Im April 1994 versuchte Hübner durch eine Eingabe bei dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu erreichen, dass der Gesetzgeber Schachpartien urheberrechtlich schützt. Der Antrag wurde in der Bundestagssitzung vom 31. März 1995 abgelehnt.
Hübner lehnt Dopingkontrollen im Schach ab. Als sie im internationalen Schach nach der Schacholympiade 2000 eingeführt wurden, erklärte er seinen Rückzug aus der deutschen Nationalmannschaft. Er sieht die Kontrollen als eine „Maßnahme bürokratischer Machtentfaltung“, die eine „Entwürdigung, Entmündigung und Entrechtung des Individuums“ darstellen. Im Gegensatz zu anderen Sportarten könne das Doping im Schach die Fähigkeiten eines Spielers nicht verbessern, sondern nur deren Anwendung. „Als Gegner bin ich jedoch jederzeit froh darüber, wenn mein Spielpartner sein Können voll zur Entfaltung bringen kann, denn dann lerne ich mehr.“[20]
1990 wählten die Leser des Schach-Kalenders Robert Hübner zum deutschen Spieler des Jahres.
Hübner ist auch einer der stärksten deutschen Xiangqi-Spieler. Er nahm 1993 an der Weltmeisterschaft in Peking teil und belegte den 36. Platz unter 76 Teilnehmern.[21][22]
Hübner wurde 1976 an der Universität Köln promoviert. Er wirkte an zwei Bänden der Publikationsreihe Kölner Papyri mit, an Band 1 zusammen mit Bärbel Kramer[23] und an Band 3 zusammen mit Bärbel Kramer, Dieter Hagedorn und Michael Erler[24] Zusammen mit Ursula und Dieter Hagedorn sowie John C. Shelton edierte er Papyri der Bayerischen Staatsbibliothek.[25] Außerdem publizierte er Aufsätze in der Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik,[26] unter anderem über verschiedene Oxyrhynchus-Papyri. In der Festschrift für Eric Gardner Turner ist er mit einem Beitrag vertreten.[27]
Hübners Bruder Wolfgang (* 17. Juni 1943; † 7. August 2020) war ebenfalls Schachspieler, er trat aber lediglich auf nationaler Ebene in Erscheinung. Er war Meister des Kölner Schachverbandes und wurde zusammen mit seinem Bruder 1967 Deutscher Mannschaftsmeister mit der SG Porz.
Robert Hübner beherrscht mehrere Fremdsprachen und betätigt sich auch als Übersetzer. 1993 veröffentlichte er im Selbstverlag eine deutsche Ausgabe von Satiren des finnischen Autors Väinö Nuorteva. Ihm wird eine besondere Zuneigung zu Finnland nachgesagt.
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