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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rainer Eckert (* 16. Januar 1950 in Potsdam) ist ein deutscher Historiker und Politikwissenschaftler. Er war zwischen 1997 und 2015 Leiter bzw. Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig.
Eckert legte 1968 das Abitur in Potsdam ab. 1968 stimmte er bei der Abstimmung über die „sozialistische Verfassung“ der DDR mit nein und wurde bei einer Protestaktion gegen die Sprengung der Potsdamer Garnisonkirche „polizeilich zugeführt“. Seinen Studienplatz als Geschichtslehrer gab er nach der Aggression des Warschauer Paktes gegen die Tschechoslowakei am 21. August 1968, gegen die er demonstriert hatte, aus politischen Gründen zurück. Nach einer einjährigen Arbeit als Archivhilfskraft studierte er von 1969 bis 1972 Archivwissenschaft und Geschichte an der Ostberliner Humboldt-Universität. 1972 wurde er als Folge politischer Verfolgung von der Universität verwiesen und mit Haus- und „Berlinverbot“ belegt. Er war drei Jahre als Arbeiter, Inventursachbearbeiter und Lagerverwalter in einem Berliner Baubetrieb (VEB Wasserstraßenbau Berlin) tätig. In dieser Zeit ermittelte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wegen „staatsfeindlicher Hetze“ und „staatsfeindlicher Gruppenbildung“ im Rahmen des „Operativen Vorgangs Demagoge“ gegen ihn und versuchte ihn erfolglos zur Mitarbeit zu erpressen. Noch 1988 schätzte ihn das MfS als „Staatsfeind“ ein. 1975 legte Eckert als Fernstudent das Diplom ab und begann nach persönlicher Vermittlung durch die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe eine Tätigkeit als Bibliothekskraft, dann als wissenschaftlicher (Hilfs-)Arbeiter in der Abteilung Information/Dokumentation des Zentralinstitutes für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR.
Er arbeitete außerhalb der offiziellen Arbeitszeit an einer Dissertation zum Thema der Widerspiegelung der nationalsozialistischen Judenverfolgung in der Exilpublizistik der Tschechoslowakei, deren Abbruch 1982 aus politischen Gründen erzwungen wurde. In dieser Zeit endete ebenfalls seine Mitarbeit an einem international angelegten Handbuch der historischen Nachschlagewerke, da das MfS notwendige Auslandsreisen verhinderte. Eckert lehnte mehrfach ab in die SED einzutreten oder Mitglied der Kampfgruppen der Arbeiterklasse oder der Zivilverteidigung zu werden. 1984 wurde er neben der Berufstätigkeit mit einem Thema zur deutschen Besatzungspolitik in Griechenland im Zweiten Weltkrieg promoviert. Von 1988 bis 1990 war er Mitarbeiter im Forschungsbereich Deutsche Geschichte 1917–1945 und ab 1990 in der Projektgruppe Deutsche Sozialgeschichte im 20. Jahrhundert des nunmehrigen Institutes für Deutsche Geschichte. Von Oktober 1990 bis Dezember 1991 war Eckert stellvertretender Direktor dieses Institutes. Im Revolutionsherbst 1989 engagierte er sich bei verschiedenen Bürgerbewegungen und trat im Januar 1990 der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) bei.
Von 1992 bis 1996 arbeitete Eckert als Hochschulassistent bei Heinrich August Winkler am Lehrstuhl für Neueste Geschichte des Institutes für Geschichtswissenschaften der Berliner Humboldt-Universität. Ab 1. Januar 1997 wurde Eckert Leiter der Projektgruppe Leipzig, ab Juni 1998 des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und von 2001 bis Ende September 2015 Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Ab 1998 lehrte er Politische Wissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 2001 folgte die Habilitation; bis 2003 war Eckert Privatdozent an diesem Institut, anschließend Privatdozent am Kulturwissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig und ab 2006 dort außerplanmäßiger Professor für politische Wissenschaften.
Eckert veröffentlicht zur Geschichte des Nationalsozialismus, zur Emigration aus dem „Dritten Reich“, zur Geheimdienstproblematik in deutschen Diktaturen, zur Auseinandersetzung mit ihnen nach 1945 und 1989, zur Geschichte der Humboldt-Universität, zur Geschichtswissenschaft der DDR beziehungsweise Ostdeutschlands nach 1989, zu Opposition und Widerstand in der DDR und zum Geschichtsbild der PDS.[1] Dazu kommen Texte zur Wende und friedliche Revolution in der DDR, zur Musealisierung von Zeitgeschichte sowie zur nationalen und internationalen Geschichtspolitik. Er war bzw. ist u. a. Mitglied im Stiftungsrat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur[2], im Stiftungsrat der Stiftung Ettersberg und in den wissenschaftlichen Beiräten des Grenzmuseums Schifflersgrund, der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau (2023 Grimme-Online-Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“) und der Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Eckert war jeweils Mitglied der beratenden Expertenkommissionen des Freistaates Sachsen zur Ausrichtung des Doppeljubiläums „20 bzw. 25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ und war Mitglied des Archivs Bürgerbewegung Leipzig. Das Archiv erhielt 2014 zusammen mit Leipziger Bürgerrechtlern den Deutschen Nationalpreis. Eckert trat 2022 aus dem Archiv Bürgerbewegung aus. Ebenfalls verließ er 2023 den Stiftungsrat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. In den Jahren ab 2020 bekleidete er verschiedene Ehrenämter in SPD-Ortsverband Berlin-Rahnsdorf.
Er erhielt verschiedene Auszeichnungen. So wurde er 2009 mit dem Bundesverdienstkreuzes am Bande ausgezeichnet[3] und ist Träger der Sächsischen Verfassungsmedaille. 2014 erhielt er die Dankbarkeitsmedaille des Europäischen Solidarnosc-Zentrums in Danzig.[4] Dazu kamen 1991 der Förderpreis des Bundesministers für Forschung und Technologie für DDR-Wissenschaftler, 2004 (zusammen mit anderen) der „Bürgerpreis zur deutschen Einheit“, 2009 die Ehrenurkunde der SPD für die Mitglieder der ostdeutschen Sozialdemokratie in ihrer Gründungsphase (zusammen mit anderen) und im gleichen Jahr der Leipziger Tourismuspreis. Außerdem erhielt er im November 2014 eine Auszeichnung für die Gründer der ostdeutschen Sozialdemokratie. Im November 2018 folgte der Ehrenpreis der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau. 2020 zeichneten die Freistaaten Sachsen und Thüringen Eckert mit ihren jeweiligen Verdienstorden aus.
Der Mosaik-Schöpfer Johannes Hegenbarth (alias Hannes Hegen) entschloss sich nach dem Tod seiner Ehefrau Edith Hegenbarth geb. Szafranski (* 19. Januar 1924; † 7. Mai 2008), dass das künstlerische Werk seiner Frau und sein eigenes in der Obhut eines Museums dauerhaft vereint bleiben sollen. Nach erfolgloser Suche in Berlin wurde er auf das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig in Leipzig aufmerksam. Dessen damaligen Mitarbeitern Bernd Lindner und Rainer Eckert – beide aufgewachsen mit dem Mosaik – gelang es, nachhaltig das Vertrauen der zurückhaltenden Künstlerpersönlichkeit zu gewinnen. So unterzeichnete Hegenbarth am 14. Juli 2009 in seinem Haus die Schenkungsurkunde des Œuvre des Künstler-Ehepaares Edith und Johannes Hegenbarth an die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland/Zeitgeschichtliches Forum Leipzig.[8]
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