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Stadt im Oberbergischen Kreis, Nordrhein-Westfalen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Radevormwald – ortsübliche Kurzform: Rade – gehört zu den ältesten Städten im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen und ist ein Mittelzentrum im Oberbergischen Kreis. Seit dem 24. Juli 2012 trägt Radevormwald offiziell den Titel Stadt auf der Höhe.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 12′ N, 7° 22′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Oberbergischer Kreis | |
Höhe: | 421 m ü. NHN | |
Fläche: | 53,86 km2 | |
Einwohner: | 22.159 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 411 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 42477 | |
Vorwahlen: | 02195, 02191 | |
Kfz-Kennzeichen: | GM | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 74 036 | |
LOCODE: | DE RDV | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Hohenfuhrstr. 13 42477 Radevormwald | |
Website: | www.radevormwald.de | |
Bürgermeister: | Johannes Mans (parteilos) | |
Lage der Stadt Radevormwald im Oberbergischen Kreis | ||
Die Stadt Radevormwald ist durch ihre klein- und mittelständischen Unternehmen überwiegend vom Dienstleistungssektor und vom produzierenden Gewerbe geprägt. Im Hinblick auf die Rheinschiene mit den Städten Köln und Düsseldorf im Südwesten sowie die benachbarte bergische Metropole Wuppertal im Nordwesten befindet sich die Stadt in einer Randlage; die Umgebung ist bis auf das benachbarte Remscheid ländlich geprägt. Viele religiöse Gemeinschaften haben hier in den vergangenen Jahrhunderten ihre Heimat gefunden. Ihre Kirchen zeugen von der Vielfalt.
Historische Bauwerke aus vorindustrieller Zeit sind, wie in vielen anderen Orten des Bergischen Landes, nur spärlich erhalten, zumal der letzte, verheerende Stadtbrand von 1802 alle Gebäude innerhalb der Stadtmauern vernichtete. So findet sich im Stadtkern aus der Zeit vor der Katastrophe nur ein 1772 im Rokoko-Stil errichtetes Gartenhaus, das einst vor den Stadtmauern stand und 1986 in den Stadtpark transloziert wurde. Dennoch entspricht der Anblick der großteils über 100 Jahre alten, verschieferten Fachwerkhäuser rund um den Marktplatz und in den umgebenden Gassen durchaus dem klassischen Bild einer historisch gewachsenen bergischen Landgemeinde. Ein dagegen fast singuläres Erscheinungsbild bieten am nordwestlichen Stadtrand die Textilfabriken, wie sie sich samt der um sie gewachsenen Infrastruktur wie Staustufen und Bahnhöfe in die Flussschleifen der hier tief eingekerbten Wupper zwängen. Die imposanten Gebäude aus dunklem Bruchstein suchen allerdings zum Teil schon seit Jahrzehnten nach einer neuen Nutzung. (→ Abschnitt Wupperortschaften)
Mit 421 m ü. NHN war der Ort die höchstgelegene Stadt im Regierungsbezirk Düsseldorf. Er liegt seit einer Gebietsreform 1975 im Regierungsbezirk Köln.
Wuppertal | Ennepetal | Breckerfeld | |
Remscheid | Halver | ||
Remscheid | Hückeswagen | Wipperfürth |
Altendorf | Altenhof | Auf’m Hagen | Beck | Berg | Bergerhof | Birken | Böhlefeldshaus | Borbeck | Born | Braake | Brebach | Brunsheide | Brunshöh | Buschsiepen | Dahlerau | Dahlhausen | Diepenbruch | Dieplingsberg | Eich | Eistringhausen | Erlenbach | Espert | Feckinghausen | Feldmannshaus | Felsenbeck | Filde | Filderheide | Finkensiepen | Freudenberg | Fuhr | Funkenhausen | Geilensiepen | Grafweg | Griesensiepen | Grüne | Grünenbaum | Grunewald | Hahnenberg | Harbeck | Hardt | Heide | Heidersteg | Heidt | Herbeck | Herkingrade | Hinüber | Honsberg | Hönde | Hönderbruch | Höltersiepen | Hürxtal | Hulverscheidt | Husmecke | Im Busch | Im Hagen | Im Holte | Im Kamp | Im Walde | Im Wildental | Im Wiesengrund | Ispingrade | Jakobsholt | Jägershaus | Kaffeekanne | Karlshöh | Karthausen | Kattenbusch | Keilbeck | Kettlershaus | Klaukenburg | Knefelskamp | Köttershaus | Kottmannshausen | Kräwinkel | Krebsöge | Krebsögersteg | Kronenberg | Lambeck | Lambecker Mühle | Landwehr | Langenkamp | Leimhol | Leimholer Mühle | Leye | Linde | Lichteneichen | Lorenzhaus | Mermbach | Milspe | Möllersbaum | Nadelsiepen | Neuenhammer | Neuenhaus | Neuenhof | Niederdahl | Niedernfeld | Niederwönkhausen | Oberbuschsiepen | Oberdahl | Oberdahlhausen | Obergraben | Obergrunewald | Oberkarthausen | Obernfeld | Obernhof | Oberönkfeld | Oberschmittensiepen | Oberste Mühle | Oedeschlenke | Oege | Önkfeld | Pastoratshof | Plumbeck | Rädereichen | Rechelsiepen | Remlingrade | Rochollsberg | Scheideweg | Scheidt | Schlechtenbeck | Schmittensiepen | Schnellental | Siepen | Sieplenbusch | Sondern | Stoote | Stooter Mühle | Studberg | Tanne | Uelfe I | Uelfe II | Uelfe III | Uelfe IV | Ümminghausen | Umbeck | Untergraben | Unterm Busch | Unterste Mühle | Vogelshaus | Vogelsmühle | Vor der Heide | Vor der Mark | Vorm Baum | Vorm Holte | Waar | Walkmüllersiepen | Wellershausen | Wellringrade | Weyer | Wilhelmstal | Winklenburg | Wintershaus | Wönkhausen | Zum Hofe
In der Wuppertalsperre versunkene Ortschaften auf dem heutigen Stadtgebiet von Radevormwald waren:
Friedrichsthal |
Nagelsberger Gemarke |
Kräwinklerbrücke |
Wiebachmühle
Ein Teil des Stadtgebietes wird von der Wupper durchflossen. Dies führte dazu, dass sich in den Ortschaften Dahlerau, Vogelsmühle und Dahlhausen, die im Tal der Wupper liegen und daher von der Bevölkerung Wupperortschaften genannt werden, etliche Textilfabriken ansiedelten. Diese Ansiedlungen nutzten das Wasser zur Energiegewinnung durch Wasserräder und später durch Laufwasserkraftwerke für die eigene Produktion. Mit Errichtung der Arbeiterwohnhäuser durch die Firmen nahm die Bevölkerungszahl in den Wupperortschaften zu. Der Mittelstand siedelte sich an, und vor allem in Dahlerau gab es viele Einzelhandelsunternehmen. Durch den Niedergang der Textilindustrie gegen Ende des 20. Jahrhunderts sowie die gestiegene Mobilität gaben jedoch die meisten Geschäfte in den Wupperorten auf – viele ehemalige Ladengeschäfte werden heute als Wohnhäuser genutzt. Eine Nachnutzung für die Fabrikgebäude zu finden, ist schwierig; die großen Gebäude stehen zum Teil unter Denkmalschutz – und manche seit Jahrzehnten leer. Das Gelände der als letzte in die Insolvenz gefallenen Firma in Dahlerau wurde als „Industriedenkmal europäischen Ranges“[5] zum Museumsstandort. Die Textilstadt Wülfing trägt diesen Namen, weil um die ehemalige Tuchfabrik „Johann Wülfing & Sohn“ herum eine Stadt en miniature entstanden war. Ihr Zentrum bildet das Wülfing-Museum.
Radevormwald hieß ursprünglich „Rode vur dem Wald“, was Hochdeutsch „Rodung vor dem Wald“ bedeutet.[6][7] Der ältere Name Rotha steht für „Rodung“. Die gerodete Lichtung auf dem 400 m hohen Höhenzug wurde angelegt, um im 6. und 7. Jahrhundert einen befestigten Ort gegen anstürmende Sachsen zu bauen.
Es gab auch die Bezeichnung „Rad/Raad vorm Wald“.[8]
Vermutlich im Jahr 1050 wird der Ort das erste Mal urkundlich erwähnt. Klaus Pampus schreibt in seinem Buch Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte, dass Radevormwald im Besitz der Reichsabtei Werden war und zu diesem Zeitpunkt Rotha genannt wurde. Im 13. Jahrhundert gehörte das Kirchspiel Radevormwald als Teil des Dekanats Lüdenscheid zum Erzbistum Köln.
Vor dem 14. Jahrhundert waren die Grafen von Berg im Besitz des Hofes und der dazugehörenden Bauerschaft Remlingrade mit einer vom Kirchspiel Radevormwald unabhängigen Kapelle.
Zwischen 1301 und 1304 eroberte Graf Wilhelm I. von Berg das Gebiet des heutigen Radevormwalds von Kurköln und gliederte es daraufhin in dem bergischen Amt Beyenburg ein, wo das Stadtgebiet bis 1806 verblieb. Zur Abgrenzung von dem später märkisch beherrschten ehemaligen kurkölnischen Gebieten nördlich und östlich von Radevormwald wurde vermutlich bereits um 1310 die Bergische Landwehr zwischen der Wupper, Ennepe und der Bever errichtet.
Zwischen 1309 und 1316 verlieh Graf Adolf VI. von Berg zur Festigung seiner Herrschaft dem Ort die Stadtrechte.[9] Die Ansiedlung vor dem Walde ist 1363 in einer Rentverschreibung des Grafen Wilhelm II. von Berg (später Herzog Wilhelm I.) als Stadt bezeichnet. Radevormwald diente unter dem Grafen von Berg als Grenzfeste gegen das märkische Sauerland.
Die Bedeutung von Radevormwald ergibt sich im Vergleich anderer bergischer Städte daraus, dass es zur Einlösung verpfändeter Landesteile des Herzogtums Berg 166,5 Goldgulden zahlte, während z. B. Solingen nur 88, Elberfeld 84,5 und Hückeswagen nur 34,5 Goldgulden aufbrachten.
Im 15. Jahrhundert prosperierte die Stadt. Mauern, Türme und Tore schützten das sich ansiedelnde Gewerbe der Schmiede, Wollweber und Gewandmacher.
Im 16. Jahrhundert wüteten zwei schwere Stadtbrände. Der erste Brand ereignete sich am 17. Juli 1525. 1571 wurde die Stadt durch ein weiteres Feuer zerstört.
1540 traten das Kirchspiel und die Geistlichkeit der Stadt zur reformierten Konfession über.
Im Jahr 1620 wurde der Ort durch die reformierten Hessen erobert. Radevormwald war im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zeitweise Hauptquartier und Lager der Spanier und Österreicher unter dem Kommando von Octavio Piccolomini (einem General Wallensteins). 1635/36 besetzten Holländer und 1638 westfälische Truppen den Ort, 1639 erfolgte erneut die Einnahme durch die Hessen. Alle diese Besetzungen gingen mit Mord, Plünderungen, Brandschatzungen und Schändung der Zivilbevölkerung einher, die durch diese Vorgänge drastisch dezimiert wurde.
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 verfolgte der katholische Herzog von Berg Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (Regierungszeit 1652 bis 1690) in seinem Herrschaftsbereich Täufer und Mennoniten, so dass viele von ihnen flohen. Ein solcher Flüchtling war 1656 (eine andere Angabe besagte 1650) Adolf von der Leyen aus Radevormwald, der das neue Gewerbe der Seidenweberei nach Krefeld brachte.
Im Jahr 1742 gab es in Radevormwald eine Hungersnot.
Am 24. August 1802 kam es zum letzten großen Stadtbrand von Radevormwald, der in seinem Verlauf und in seinen Zerstörungen von der Literatur relativ genau dokumentiert ist. 1833 wurde erstmals ein Postkutschenverkehr in die umliegenden Städte aufgenommen und eine Postanstalt eingerichtet. Im Jahr 1850 war Radevormwald Schauplatz eines Streiks der örtlichen Tucharbeiter. Gegen Ende des Jahrhunderts folgte dann die Eisenbahn, denn am 1. März 1886 feierte man die Eröffnung der Strecke Lennep – Krebsöge – Dahlerau – Oberbarmen. Vier Jahre später, am 3. Februar 1890, wurde von Krebsöge ein Abzweig nach Radevormwald eingerichtet. Sämtliche Eisenbahnlinien in der Umgebung der Stadt waren typische preußische Nebenstrecken, die innerhalb eines groß angelegten Entwicklungsprogramm ab 1885 in ganz Deutschland gebaut wurden.
Radevormwald war 46. Station auf der optischen Zeigertelegrafenlinie (1833 bis 1849) von Berlin nach Koblenz. Der Standort des Zeigertelegrafen lag an der heutigen Straße „Am Telegraf“.
Im Jahre 1910 gab es zwei wichtige Ereignisse. Mit der Eröffnung einer Eisenbahnstrecke nach Halver wurde das Eisenbahnnetz um Radevormwald komplettiert und am 1. Juli feierte die zweitälteste Jugendherberge der Welt, gleichzeitig die erste im Rheinland, ihre Einweihung.
Zwischen den Weltkriegen entwickelte sich Radevormwald zum Industriestandort. Die ansässigen Betriebe kamen aus zahlreichen Branchen: Schloss-, Feilen-, Fahrrad-, Papier-, Schlittschuh-, Baubeschlagfabriken, Motoren- und Textilindustrie, Kammgarnspinnereien und Tuchfabriken.
Am 26. Mai 1928 stürzte morgens um 8.15 Uhr ein Flugzeug vom Typ Junkers F 13 der Lufthansa im Ortsteil Hahnenberg auf der „Schlegelschen Wiese“ ab. Drei Menschen kamen dabei ums Leben. Im November des Jahres 1934 stellte das Gaswerk mit dem Anschluss an eine Ferngasleitung die Eigenproduktion von Stadtgas ein.
1956 wurde ein beliebtes Ausflugsziel, die Wiebachmühle im Wiebachtal, abgerissen. Im Jahr 1957 endete in Bergerhof die Produktion von Bismarck-Zweirädern.
Im Jahr 1970 nahm Radevormwald am Fernsehwettstreit Spiel ohne Grenzen teil und gewann so einen gewissen Bekanntheitsgrad. Mit Heide Rosendahl im Team belegte man im internationalen Finale in Verona den dritten Platz. In Erinnerung ist vielen Zuschauern noch der strömende Regen beim Finale, der den Ausgang des Wettbewerbs zur Lotterie machte.
Am 27. Mai 1971 kollidierten auf der Wuppertalbahn zwei Züge im Radevormwalder Ortsteil Dahlerau. Bei dem bis dahin folgenschwersten Eisenbahnunfall der westdeutschen Nachkriegsgeschichte starben 46 Menschen, davon 41 Schüler der Radevormwalder Geschwister-Scholl-Schule.
Am 1. Januar 1975 wurde der Rhein-Wupper-Kreis aufgelöst und Radevormwald dem Oberbergischen Kreis zugeschlagen. Ein Jahr später, am 28. Mai 1976, fand der letzte reguläre Personenverkehr auf der Wuppertalbahn Radevormwald–Krebsöge statt.
Bereits seit den 1950er Jahren wurde der Bau der Wuppertalsperre geplant. Mitte der 1980er Jahre wurden die jahrelangen Vorbereitungen abgeschlossen und mit dem Bau begonnen. Zahlreiche Ortschaften mussten abgerissen werden. 1987 wurde der Staudamm in Krebsöge eingeweiht. Im selben Jahr wurde die Umgehungsstraße der B 229 eröffnet.
Seinem Ruf als Sportstadt versuchte Radevormwald 1990 mit der Einweihung des Stadions am Kollenberg und des Hallenbads „Aquafun“ gerecht zu werden. Diese Bemühungen erlitten 2004 einen Rückschlag, als die Landessportschule geschlossen wurde.
Wenn man Stadtansichten von Radevormwald betrachtet, bietet sich eine beachtenswerte Skyline. In einem kleinen Ausschnitt sind vier Kirchengebäude gleichzeitig zu sehen:
Weitere christliche Gotteshäuser befinden sich im Ortsteil Remlingrade (evangelische Kirche), am Wallenberg (evangelisch, so genannte Waldkirche, gehört kirchlich zu Lennep) sowie im Ortsteil Dahlerau (eine evangelische und eine römisch-katholische Kirche). Ferner gibt es eine Neuapostolische Kirche und mehrere Freikirchen. In Radevormwald hat die Evangelische Gesellschaft für Deutschland ihren Hauptsitz, ein Gemeinde- und Gemeinschaftsverband, der Mitglied im Gnadauer Verband ist.
In Radevormwald unterhalten zwei muslimische Gemeinden je einen Gebetsraum.
Die Zahl der Kirchenaustritte bei den römisch-katholischen Gemeinden stieg 2021 mit 57 um mehr als Doppelte im Vergleich zum Vorjahr 2020, als es 26 Austritte waren. Die Gesamtzahl der Gemeindemitglieder sank von 5004 in 2020 auf 4954, das waren etwa 23 % der Gesamtbevolkerung (Stand: 31. Dezember 2021).[10] Die Anzahl der katholischen Gemeindeglieder sank bis Jahresende 2023 auf 4676 (21 % der Gesamtbevölkerung).[11]
Die Radevormwalder Kirchengeschichte ist ausgesprochen turbulent. Bis 1651 nutzte die römisch-katholische Gemeinde die Kirche am Markt, wurde dann jedoch von der evangelischen Gemeinde verdrängt. In der Folge spaltete sich die evangelische Gemeinde in eine reformierte und eine lutherische Gemeinde. Nachdem der lutherischen Gemeinde die Nutzung der Kirche am Markt erst erschwert und dann verwehrt worden war, erbaute die lutherische Gemeinde nach langem Streit gegen 1707 eine eigene Kirche an der Burgstraße. Die Streitigkeiten der Gemeinden hielten noch über einhundert Jahre an. So sind aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhebliche Streitigkeiten um die Friedhofnutzung dokumentiert.[12][13]
Ab 1848 spaltete sich eine altlutherische Gemeinde von der landeskirchlichen Fraktion ab und erbaute die Martinikirche in der Uelfestraße. Diese Spaltung ging mit erheblichem Streit einher.[14] Die altlutherische Gemeinde wiederum, deren erster Pastor Carl Haver im Januar 1853 – wohl ohne religiöse Motivation – ermordet wurde, spaltete sich vorübergehend nochmals auf, als ein Teil ihrem Pastor Theodor Crome als Michaelisgemeinde in die sogenannte Immanuel-Synode folgte.
Erst im 21. Jahrhundert haben sich die Beziehungen der Gemeinden untereinander entspannt, so dass sie sich in Notlagen gegenseitig unterstützen.[15]
Drei katholische Kapellen wurden profaniert. Die Kapelle in Krebsöge wurde verkauft und zum Wohnhaus umgebaut, die Kapelle St. Gangolf in Bergerhof steht zurzeit leer. Das Inventar wurde nach Polen verschenkt. Die Kapelle St. Maria zur Mühle in Kräwinklerbrücke musste dem Bau der Talsperre weichen.
Der Stadtrat der Stadt Radevormwald besteht seit 2020 aus 48 Stadtverordneten. Ebenso gehört Bürgermeister Johannes Mans dem Stadtrat als stimmberechtigtes Mitglied an.
Blasonierung: „Auf silbernem Grund den roten, doppelgeschwänzten, blaugekrönten, blaubewehrten, rechtshin schreitenden, bergischen Löwen, der in der rechten Vorderpranke einen abgewendeten goldenen Schlüssel hält.“ | |
Wappenbegründung: Die Forschung bezüglich der Stadtsiegel führte zu dem Ergebnis, dass dieses frühestens 1309 entstand. Es zeigte bereits den Löwen mit Schlüssel. Daraus entwickelte sich dann das Wappen. Urkundlich bestätigt sollen schon Dokumente sein, die bereits 1316 das Stadtsiegel sigillo oppidi in Rode trugen.
Der Löwe im Wappen ist der Löwe der Grafen von Berg. Die Herkunft des Schlüssels ist unklar. Er könnte eine religiöse Bedeutung gehabt haben, aber es wurde auch spekuliert, dass es die Eisenindustrie in der Stadt symbolisiert. |
Das Recht, das Wappen in der jetzigen Form zu führen, wurde der Stadt Radevormwald am 7. November 1934 durch das Reichs- und Preußische Ministerium des Inneren verliehen.
Die Stadtfarben sind rot-weiß.
„Flagge und Banner der Stadt zeigt die Farben weiß-rot mit dem Wappen Stadtwappen in der Mitte des Tuches.“
Die Stadt Radevormwald bietet neben Grundschulen auch weiterführende Schulen an, darunter das Theodor-Heuss-Gymnasium, die Sekundarschule Radevormwald, die Armin-Maiwald-Schule und die Städtische Realschule Radevormwald.[17]
Radevormwald hat die zweitälteste Jugendherberge (Telegrafenstraße am Kollenberg) der Welt, deren altes Gebäude um einen modernen Anbau ergänzt wurde. Direkt nebenan befindet sich ein Bildungszentrum einer Bank sowie eine evangelische Tagungsstätte mit großer Freifläche und Mehrzweckhalle.
In der Umgebung liegen verschiedene Talsperren und Stauseen, unter anderem die Wuppertalsperre, der Beyenburger Stausee (Drachenboote) und die Bevertalsperre sowie für die Trinkwassergewinnung die Neyetalsperre mit schönem Rundweg (Wipperfürth), die Ennepetalsperre (Breckerfeld), die Heilenbecker Talsperre und die Schevelinger Talsperre.
Das gezeichnete Radevormwalder Wanderwegenetz wird vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) betreut und umfasst neben 12 örtlichen Rundwanderwegen drei Hauptwanderstrecken und einen Bezirkswanderweg.
Zu Beginn der Industriellen Revolution war die Textilindustrie in den Wupperorten ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig und bewirkte für die Stadt einen erheblichen Aufschwung, bis sie wegen der Globalisierung an Bedeutung verlor. Weltweit war Radevormwald für Hudora-Schlittschuhe, Bismarck-Fahrräder, Rocholl-Schlösser, Stoffe von Wülfing oder Ilse-Wolle der Firma Hardt und Pocorny bekannt, die in der Stadt produziert wurden. Bis auf die Firma Hudora (jetzt in Remscheid) ist keine dieser Firmen mehr am Markt aktiv. Beispielhaft für den Bedeutungsverlust von vielen Firmen innerhalb der Stadt mag die Firma Raybestos sein, deren Radevormwalder Niederlassung noch 1989 den Brunnen für den umgestalteten Marktplatz spendete. 2008 wurden die letzten Reste der Raybestos Fertigungsstätte (bei 51° 11′ 58,4″ N, 7° 21′ 45,7″ O ) abgerissen und das Werksgelände ist inzwischen nahezu komplett mit der Siedlung „Kiefernweg“ überbaut. Die durch den Untergang der Textil- und Fahrradindustrie verloren gegangenen Arbeitsplätze konnten durch Ansiedlung neuer Unternehmen im Industrie- und Dienstleistungssektor ausgeglichen werden. Im Osten der Stadt befindet sich ein ausgedehntes Industriegebiet, auf dem sich einige zumindest deutschlandweit bekannte Unternehmen angesiedelt haben.
Die Arbeitslosenquote belief sich im Februar 2008 auf 6,7 %[20] (NRW 9,0 %; Deutschland 8,6 %).
Unternehmen in der Stadt (Auszug):
Alle genannten Unternehmen (mit Ausnahme von Aldi) haben in Radevormwald ihren deutschen Hauptsitz.
Der ÖPNV wird mit Omnibussen abgewickelt; der Ort liegt auf dem Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) an der Grenze zum Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe (VRL). Auf den Stadtlinien kommt mit Ausnahme der Linie 134 (VRL) der VRS-Verbundtarif zur Anwendung. Auf den Linien nach Wuppertal und Remscheid galt bis 2008 zum Teil die Preisstufe B des VRR sowie an Wochenenden und Feiertagen alle Tickets 2000 des VRR. Verkehrsbetriebe sind die Stadtwerke Remscheid (SR), die OVAG, der BVR – heute DB Rheinlandbus und der Westfalenbus. Tarif heute: Linie 134 Westfalentarif, in den anderen Bussen der VRS-Tarif.
Am Busbahnhof beginnen folgende Busverbindungen:
Andere Startpunkte weisen die folgenden Busverbindungen auf:
Im Innerortsverkehr und in einigen Außenortschaften verkehrt ein Bürgerbus mit eigenem Tarif und Fahrplan.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde geplant, das Stadtgebiet mit bis zu drei Autobahnen zu durchschneiden. Noch Mitte der 1970er Jahre ging man davon aus, dass sowohl die Bundesautobahn 43 durch das Stadtgebiet verlängert würde, als auch die geplante BAB 54 auf dem Weg von Lennep nach Halver den Stadtkern nördlich umrunden würde.[21]
Ursprünglich sollte die Bundesautobahn 54 (früher teilweise als A 208 bezeichnet) von der niederländischen Grenze bei Brunssum über Puffendorf, Bergheim, Langenfeld, Solingen, Remscheid, Radevormwald, Halver, Lüdenscheid und Werdohl bis nach Plettenberg im Sauerland verlaufen.[22][23] Der Kreuzungspunkt mit der damals bereits bestehenden Bundesautobahn 45 in Lüdenscheid wäre südlich der heutigen Abfahrt Nr. 13 Lüdenscheid-Nord gewesen.[24] Bis auf zwei Teilstücke, die heutige A 542 und die durch das Solinger Stadtgebiet verlaufende Landesstraße 141n, wurde die A 54 allerdings nie fertiggestellt.
Die Hauptverkehrsader ist die B 229, die von Remscheid-Lennep über Radevormwald nach Halver führt. Dabei überquert sie in Krebsöge die Wuppertalsperre. Die B 483 trifft aus Richtung Schwelm bei der Ortschaft Grüne auf die B 229, folgt ihr auf selber Trasse nach Rädereichen und zweigt dort nach Hückeswagen ab.
Eine Bahnverbindung (siehe Eisenbahnnetz im Oberbergischen Land) in die Stadtmitte existiert nicht mehr: Die durch Radevormwald führende Wuppertalbahn (Kursbuchstrecke KBS 403) zwischen Wuppertal und Lüdenscheid wurde bis 1979 schrittweise im Personenverkehr stillgelegt; die Gleisanlagen zwischen Halver und Wilhelmstal wurden entfernt. Im anschließenden Abschnitt bis nach Wuppertal liegen noch die Gleise, welche unter Denkmalschutz stehen. Der öffentliche Zugverkehr wurde ganz eingestellt. Seit 2008 gibt es die Möglichkeit, auf der Strecke mit Fahrraddraisinen zu fahren.[25] Die Einrichtung einer Museumsbahn nach Wuppertal ist geplant, die hierzu erforderliche Restaurierung/Instandsetzung läuft bereits. Am 8. Februar 2010 erhielt der Museumsbahnverein Wupperschiene hierfür u. a. vom Land Nordrhein-Westfalen 500.000 Euro. Der Streckenverlauf des demontierten Abschnittes ist aufgrund der alten Bahndämme, des Baumbestandes und der Nutzung als Radweg zur Wuppertalsperre weitgehend noch gut nachzuvollziehen. Nur zwischen den Ortsteilen Kräwinklerbrücke und Krebsöge ist der Verlauf der Strecke nicht mehr zu erkennen, da die Trasse in diesem Bereich nach dem Bau der Wuppertalsperre durch das aufgestaute Wasser überflutet wurde. Im Bereich der Stadtmitte verläuft die B 229 über die ehemalige Bahnfläche.
Der Busbahnhof im Zentrum von Radevormwald befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs und der Rocholl-Fabrik. Zum Andenken an den Bahnhof und die Bahnstrecke wurden zwei Formsignale und die Originaluhr des ehemaligen Bahnhofs aufgestellt. Außer diesen und der von Süden zum Busbahnhof führenden Bahnhofstraße weist an dieser Stelle sonst nichts mehr auf die ehemaligen Bahnanlagen hin.
Im Radevormwalder Ortsteil Leye (Wellringrade) befindet sich das Segelfluggelände Radevormwald-Leye. Freizeitkapitäne schätzen die Bevertalsperre und die Wuppertalsperre, deren Wasserflächen auf das Stadtgebiet reichen.
Die Tageszeitung Radevormwalder Zeitung ist eine Lokalausgabe des Remscheider General-Anzeiger. Die Rheinische Post ist mit der Bergischen Morgenpost ebenfalls mit einer Lokalausgabe vertreten. Beide Zeitungen betreiben eine Internetausgabe. Zusätzlich sind mit dem „stadtnetz-radevormwald.de“ und „Oberberg-Aktuell.de“ zwei lokale Internetzeitungen vertreten.
Kostenlos erscheinen wöchentlich aus dem RGA-Verlagshaus der informative stadtbezogene Heimatanzeiger (mittwochs) und das regionale Anzeigenblatt Bergischer Anzeiger (donnerstags). Das RS-Anzeigenblatt (mittwochs) wird in Radevormwald verteilt.
Zudem verfügt die Stadt Radevormwald mit ihrem Schulradiosender „THGfm“[26] auch über ein Bürgermedium gemäß den Anforderungen der Landesanstalt für Medien NRW. Durch Bürgermedien wird in besonderem Maße die lokale Berichterstattung ergänzt.[27]
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