Postgalerie Speyer
Bauwerk in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Postgalerie Speyer ist ein Einkaufszentrum in Speyer, das 2012 in das denkmalgeschützte ehemalige Gebäude der Oberpostdirektion aus dem Jahr 1901, erweitert 1925, eingebaut wurde. Das Gebäude wurde bis 2002 von der Deutschen Post genutzt und beherbergte auch eine Fernmeldeschule. Der Schwerpunkt des heutigen Einkaufszentrums liegt bei Bekleidung und Schuhen.
Postgalerie Speyer | ||
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Umbau der Oberpostdirektion zur Postgalerie | ||
Basisdaten | ||
Standort: | Speyer | |
Eröffnung: | 25. März 2012 | |
Gesamtfläche: | 23.000 m² | |
Verkaufsfläche: | 19.800 m² | |
Eigentümer: | GWB Immobilien AG | |
Technische Daten | ||
Architekten: | Anton Geyer, Heinrich Müller | |
Baustil: | neubarocker Mansarddachbau | |
Baustoff: | Betonstahl, Beton, Konstruktionsstahl | |
Baukosten: | 44,3 Mio. Euro | |
Lage des Einkaufszentrums | ||
Koordinaten: | 49° 19′ 3,9″ N, 8° 25′ 53,9″ O | |
Die Hauptfassade des Gebäudes, das einen ganzen Straßenblock fast vollständig einnimmt, liegt am Postplatz 1, der unmittelbar vor dem historischen Hauptstadttor der Stadt liegt, dem Altpörtel, der die Speyerer Hauptstraße, die Maximilianstraße, im Westen so abschließt wie der Speyerer Dom im Osten.
Das Bauwerk ist gemäß Denkmalliste ein schlossartiger dreigeschossiger neubarocker Mansarddachbau, mit Sandsteinquaderfassade. Die Ausstattung stammt von der Steinmetzfirma Grimm.[1]
Von 1816 (nach dem Staatsvertrag zwischen Bayern und Österreich) bis de facto 1940, de jure 1943 war die Pfalz als achter bayerischer Kreis Teil Bayerns. Als Hauptstadt und Sitz des Regierungspräsidenten des Rheinkreises, der später Kreis Pfalz genannt wurde, war Speyer ausgewählt worden. Die bayerische Regierung stattete ihre neue Hauptstadt der Pfalz aufwändig mit repräsentativen Gebäuden aus, die noch heute das Gesicht der Stadt prägen, so z. B. fast alle Gebäude am Domplatz.
Die 1900–1901 gebaute Oberpostdirektion war mit Kosten von fast 1 Million Goldmark eines der wichtigsten Gebäude innerhalb dieses Bauprogrammes für das neu für Bayern gewonnene Territorium Pfalz.
In dieser Zeit verwirklichte das Bayerische Bauamt seine Gebäude nicht mit freien Architekten, sondern mit ihren eigenen Baubeamten. Gemäß den Akten war Planer des Gebäudes der Baurat am Landbauamt Anton Geyer. Die Bauleitung lag bei Bauamtmann Otto Baer. Das Bauamt und seine Architekten strebten an, bei ihren Bauten architektonische Elemente aus der Baugeschichte aufzugreifen, ein Stil der als Historismus zu dieser Zeit vorherrschend war, nach 1918 aber stark abgelehnt wurde.
Der Speyerer Kunsthistoriker Clemens Jöckle fand Vorbilder für die Fassade der Oberpostdirektion in Würzburg. Von der dortigen Residenz, einem Werk von Balthasar Neumann, dessen Formen auf Lukas von Hildebrandt und Maximilian von Welsch fußen, übernommen seien der halbrunde, einmal abgesetzte Giebel über dem Mittelrisalit, die reichen Fensterbekrönungen und die hervorkragenden waagrechten Fensterelemente. In Würzburg fände man mit diesen Formdetails die Residenzfassade zum Ehrenhof gestaltet. Nur das Mezzaningeschoss sei in Speyer weggefallen.
Ebenfalls Anleihen bei dieser Residenz hätte Rudolf Ritter von Horstig d’Aubigny 1892 bis 1896 beim Bau des Gebäudes der Neuen Universität Würzburg gemacht. Das Postgebäude in Speyer weise eine gewisse Verwandtschaft mit vereinfachten Formdetails dieses Baus auf. Wie in Würzburg bei der Neuen Universität der Giebel mit einer Prometheusfigur bekrönt sei, so wurde in Speyer über dem Giebel ein Atlas mit Weltkugel angebracht. Der Atlas mit Weltkugel war von Balthasar Permoser beim Wallpavillon in Dresden verwendet worden, was große Nachfolge im 19. Jahrhundert fand.
Auch vom schlesischen Barock habe Geyer sich anregen lassen. So stelle der geschwungene Balkon eine Wiederholung des Balkons der Breslauer Universität dar, den vermutlich Christian Hackner entworfen habe. Im Unterschied zu Original ruhe der Speyerer Balkon aber auf Konsolen, während das Original auf Säulen vor der Fassade setze.
Die Fassade zur Bahnhofstraße werde durch eigenwillige Risalite akzentuiert, deren Aufsätze über das abgewalmte Dach hinausragen. Eine Vase, wie sie in Speyer, auf dem Scheitel des Segmentbogenabschlusses sitze, kenne die barocke Architektur nicht. Sie kämen aber auf Schloss Linderhof vor, das Georg Dollmann 1874 bis 1878 für König Ludwig II. erbaut hatte.
Jöckle bezeichnet den Postbau in seiner stattlichen Ausdehnung als eine Art neobarocker Ersatz für ein Barockschloss, das Speyer entgangen sei. Der Reichtum des Dekors an den Fassaden setze sich im Inneren fort. Mächtige Säulen trugen dort in der Schalterhalle ein gläsernes Dach. Durch diesen Kunstgriff eines überdachten Lichthofes seien vier Flügel entstanden, die eine kleine Residenz ausmachten, wenn auch nur für die Post.
Die Nutzung barocker Fassadenglieder sei in Bayern durch Friedrich von Thiersch aufgekommen, etwa beim älteren Teil des Justizpalastes in München und hätten in der Pfalz ebenfalls qualitätvolle Anwendung gefunden, so auch beim Justizgebäude in Landau in der Pfalz und beim Bezirksamt und Rentamt in Ludwigshafen.
Entgegen den Akten nahm 1903 F.J. Hildenbrand in einer Notiz im „Pfälzischen Museum“ das Oberpostamtsgebäude in ein kurzes Werkverzeichnis von Franz Schöberl auf, was am 23. Juli 1908 die Speyerer Zeitung in einem Nachruf auf Schöberl wiederholte. Seither wird diese Fehlzuschreibung immer wieder wiederholt.
Die Reichspost errichtete 1924 bei ihren Oberpostdirektionen eigene Hochbaureferate, die sich sehr um modernes der jeweiligen Landschaft angepasstes Bauen bemühten.
1925 wurde Postbaurat Heinrich Müller als Leiter des Hochbaureferates der Oberpostdirektion nach Speyer berufen, wo er mit der Aufgabe betraut wurde, das Gebäude der Oberpostdirektion wesentlich zu erweitern. Sein Ziel ortsangepasstes Bauen setzte er auch in Speyer um. In der Kleinen Pfaffengasse fand er mit dem ehemaligen Fürstenhaus eine langgestreckte dreigeschossige Fassade in sehr einfachen Formen, die sich an die Straßenkrümmung anschmiegt.
Diesen Straßenzug setzte er nun planerisch an der Westseite der Gutenbergstraße um. Der Kunsthistoriker Clemens Jöckle lobt die Maßstäblichkeit des ausgedehnten Baukörpers an dem neugeschaffenen Straßenzug. Dass der große Erweiterungsbau nicht als Fremdkörper empfunden werde, sei der umsichtigen Konzeption zu verdanken, Sachlichkeit mit der Assoziation eines bereits vertrauten Straßenbildes zu verbinden.
Als Material verwendete der Architekt hellen Putz und für die Fenster- und Türgewände grauen Muschelkalk. Seit 1913 als Alfred Messel grauen Muschelkalk für das Kaufhaus Gebrüder Wertheim in Berlin verwendete, wurde das Steinmaterial häufig für repräsentative städtische Bauten genutzt und wird auch für Behörden dieser Zeit typisch.[2]
Im Jahr 1490 richtete der deutsche König Maximilian I. die erste regelmäßig betriebene Postroute Europas zwischen Innsbruck und Brüssel ein, die mittels der Rheinhäuser Fähre bei Speyer den Rhein überquerte. Mit der Ausführung dieses Postdienstes beauftragte er die italienische Kurierfamilie Taxis. Nachweisbar seit 1495 bestand in Rheinhausen eine Poststation, die bis 1499 dem Fährmann und Posthalter Bentz Glesser unterstand.[3]
Die GWB Immobilien AG wollte das Gebäude nach jahrelangem Leerstand zum Einkaufszentrum umbauen. Diese ursprüngliche Entwicklerfirma, die am 3. Juli 2012 Insolvenz anmeldete[4] und am 1. Oktober 2012 in die Insolvenz ging,[5] bezeichnete den angestrebten Verkehrswert des Gebäudes nach Ausbau mit 54,5 Mio. Euro, die angestrebte Nettomiete mit 3,5 Mio. Euro pro Jahr. Dabei strebte sie bei ca. 28.000 m² Bruttogeschossfläche eine Mietfläche von 15.472 m² an.[6]
Das von GWB beauftragte Architekturbüro BFK Architekten in Stuttgart-Möhringen gab eine Brutto-Grundfläche von 28.103 m² (Alt- und Neubau) an, einen Brutto-Rauminhalt von 111.501 m³ (Alt- und Neubau) mit Platz für bis zu 40 Ladengeschäfte, Cafés, Bistros, Restaurants, Dienstleistungsbereiche und Nebenflächen mit insgesamt 23.000 m² Fläche im Alt- und Neubau. Als Bausumme gab man 20 Mio. Euro an.[7]
Am 22. März 2011 nannte die GWB Immobilien AG eine Investitionsvolumen in Höhe von 44,3 Mio. Euro für das Projekt und Eigenkapital, einen Joint-Venture-Vertrag mit der Caposition S.à r.l und einen Kredit der HSH-Nordbank AG als Grundlage für den Start des Projektes.[8]
Den Ausbau des Gebäudes übernahm ab April 2012 letztlich die Captiva Capital Management für den Investor Caposition. Hinter dem luxemburgischen Unternehmen stehen die Immobilieninvestoren Composition Capital Partners und Captiva Capital Management.[9][10] Insgesamt wurden 23.000 m² Nutzfläche[11] geschaffen, davon neben der Verkaufsfläche etwa 3.200 m² Büro- und Dienstleistungsfläche. Als Investitionssumme gab Caposition 50 Mio. Euro an.[12]
Als Architekten und Fach-Ingenieure wurde die Schürmann Spannel AG, Bochum engagiert.[13] Mit der Statik beauftragt wurden die Kempen Krause Ingenieure, Köln. Physisch errichtet wurde der Bau von der Arbeitsgemeinschaft Postgalerie nesseler grünzig bau gmbh/Bürkle GmbH. Projektleiter war Norbert Klein, der mit den Bauleitern Daniel Simons, Oliver Kurz, dem Mieterkoordinator Ulrich Huzel und den Polieren Johann Gier und Volker Offtermatt das komplexe Baugeschehen koordinierte. Das Gebäude wurde entkernt. Die Gründung der Neubauteile geschah mit Bohrpfählen, welche bis zu 23 Meter in das Erdreich einbinden. Im Keller der erhaltenen Bestandsbauteile mit ihren teilweise sehr niedrigen und engen Räumen wurde zu Gründungszwecken rund 350 Mikropfähle in einem Spezialverfahren eingebaut. Das alte Gebäudeensemble wurde ergänzt um einen Neubau im früheren Innenhof des Postgebäudes. Dieser verbindet die einzelnen Ebenen der bestehenden Bauteile zu durchgehenden Geschäftsflächen und bietet Platz für eine Mall als Erschließungsachse und Flaniermeile.[14] Bis zum Richtfest am 5. Juni 2012 wurden ca. 1.100 Tonnen Betonstahl, mehr als 7.000 m³ Beton und 120 Tonnen Konstruktionsstahl verbaut.[15]
Zum Start des Projektes waren 40 Geschäfte vermietet, die sich zu einer Werbegemeinschaft zusammenschlossen. Eröffnet wurde die Postgalerie am 28. November 2012.[16]
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