Polling (bei Weilheim)

Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau in Bayern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Polling (bei Weilheim)map

Polling ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau.

Schnelle Fakten Wappen, Deutschlandkarte ...
Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Koordinaten: 47° 49′ N, 11° 8′ O
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Weilheim-Schongau
Höhe: 567 m ü. NHN
Fläche: 29,2 km2
Einwohner: 3605 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 123 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 82398, 82380
Vorwahl: 0881
Kfz-Kennzeichen: WM, SOG
Gemeindeschlüssel: 09 1 90 142
Gemeindegliederung: 8 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchplatz 11
82398 Polling
Website: www.polling.de
Erster Bürgermeister: Martin Pape
Lage der Gemeinde Polling im Landkreis Weilheim-Schongau
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Karte
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Kloster in Polling von Süden
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Polling um 1900
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Polling bei Weilheim von Westen
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Polling von Nordosten

Geographie

Polling liegt in der Region Oberland. Durch das Gemeindegebiet fließt in Süd-Nord-Richtung die Ammer, der Tiefenbach, ein Zufluss der Ammer, durchfließt den Ort Polling.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus drei Gemarkungen, die den ehemaligen Gemeinden entsprechen, und hat acht Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Bis zur Gemeindegründung

Erste Spuren einer Besiedlung im Ortsbereich Polling stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. In den Tuffsteinbrüchen kommen immer wieder Tongefäße und Werkzeuge aus dieser Zeit zum Vorschein.[4][5] Teile davon sind auch im Heimatmuseum Polling sowie in der Archäologischen Staatssammlung in München ausgestellt.

Der Legende nach wurde Polling um das Jahr 750 gegründet. Herzog Tassilo III. von Bayern (geboren 741) jagte in der Gegend eine Hirschkuh.[6] Diese blieb auf einmal stehen und scharrte am Boden.[6] Dort fand man dann drei Holzkreuze. An dieser Stelle errichtete Herzog Tassilo dann das Benediktiner- und spätere Augustiner-Chorherrenstift Kloster Polling.

In der Klosterkirche befindet sich tatsächlich ein Holzkreuz, das aber nach Untersuchungen frühestens aus dem 9. Jahrhundert stammt. Gemäß Benediktbeurer Quellen soll aber die Gründung des Klosters durch Mitglieder der Huosi, einer einheimischen Adelsfamilie stattgefunden haben.[7][8] Die ersten schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Der Ort selbst war Teil des Kurfürstentums Bayern und bildete eine geschlossene Hofmark, deren Sitz bis 1803 das Kloster Polling war. Zusammen mit dem Kloster wurde die Hofmark 1803 aufgehoben.

Mit dem Gemeindeedikt von 1818 entstand die Gemeinde Polling, die zum Landgericht Weilheim gehörte.

Im Frühjahr 2016 war im Ort eine große Überschwemmung nach starken Regenfällen.[9]

Eingemeindungen

Am 1. Mai 1978 wurden im Zuge der Gemeindegebietsreform die Gemeinden Oderding und Etting eingemeindet.[10][11]

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 2734 auf 3461 um 727 Einwohner bzw. um 26,6 %. Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden folgende Einwohnerzahlen erreicht:[12]

Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner[13][10]
18401.012
19001.389
19391.462
19502.431
19612.061Davon entfielen 1416 auf Polling, 390 auf Oderding und 255 auf Etting.
19702.139Davon entfielen 1469 auf Polling, 375 auf Oderding und 295 auf Etting.
19872.629
19912.889
19953.023
20003.160
20053.247
20103.252
20153.307
20233.663
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Politik

Zusammenfassung
Kontext

Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2020 Martin Pape (CSU), der bei den Kommunalwahlen am 15. März 2020 Felicitas Betz (Wahlgemeinschaft Polling) ablöste. Betz hatte das Amt der Bürgermeisterin vom 1. Mai 2014 bis 30. April 2020 inne. Amtsvorgänger waren in der Zeit von 2008 bis 2014 Helmut Böhm und Dominikus Weiß (Ehrenbürger und Altbürgermeister) von 1990 bis 2008.

Gemeinderat

Aktuell gilt folgende Sitzverteilung im 16 Mitglieder umfassenden Gemeinderat:

Weitere Informationen Partei/Liste, Wahl 2020 ...
Sitzverteilung im Gemeinderat
Partei/Liste Wahl 2020[14] Wahl 2014[15][16] Wahl 2008 Wahl 2002
Sitze Sitze Sitze Sitze
CSU 4 447
Wahlgemeinschaft Polling 5 783
Wahlgemeinschaft Etting 2 322
SPD 2
Unabhängige Wählerliste Polling-Etting-Oderding 3 111
Wahlgemeinschaft Oderding 2 111
Sitze gesamt 16 161616
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Wappen und Fahne

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Wappen von Polling
Blasonierung: „In Rot ein schwebendes Kreuz.“[17]

Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß Polling von 1945 bis 1950 ein ovales Wappen, das eine Hirschkuh zeigte, die auf einem Kreuz steht. Am 15. Juni 1950 erhielt die Gemeinde vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren das Recht das vom Grafiker Rudolf Mussgnug entworfene, heutige Wappen zu führen.

Der Gemeinderat beschloss am 10. August 1989 eine Fahne anzunehmen. Sie zeigt zwei Streifen in der Farbenfolge Rot – Gelb und soll mit aufgelegtem Wappen geführt werden. Die Regierung von Oberbayern stimmte der Annahme der Fahne am 8. Mai 1990 zu.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Zusammenfassung
Kontext

Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft

Im Jahr 2020 gab es im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 35, im produzierenden Gewerbe 120 und im Bereich Handel und Verkehr 183 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 262 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 1416. Im verarbeitenden Gewerbe gab es einen, im Bauhauptgewerbe sieben Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 2016 49 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1679 ha. Davon waren 420 ha Ackerfläche und 1259 ha Dauergrünfläche.

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2020 umgerechnet 3,732 Millionen €, davon waren 938.000 € (netto) Gewerbesteuereinnahmen.[13]

In früherer Zeit waren die reichen Vorkommen an Pollinger Kalktuff wirtschaftlich sehr bedeutend. Viele Bauwerke in Polling und im Umkreis wurden mit diesem Kalktuff als Baumaterial errichtet. Heute existiert nur noch einer der einstmals zahlreichen Tuffsteinbrüche.

Verkehr

Der Bahnhof wurde im Mai 1879[8] eröffnet und ist seit 1984[19] nur noch ein Betriebsbahnhof. Bis zur Einstellung des Personenverkehrs wurde er noch täglich von 100 bis 150 Fahrgästen genutzt.[19] Er liegt an der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen.

Bildung

Im Jahre 1999 gab es folgende Einrichtungen:

  • Kindergärten: 160 Kindergartenplätze mit 149 Kindern
  • Grundschule Polling mit 7 Klassen (Stand 2024)[20]
  • Volksschulen: eine mit neun Lehrern und 168 Schülern

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weitere mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten

  • Carla Mann (1881–1910), Schauspielerin und Schwester der Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann; gestorben in Polling. Beigesetzt im Familiengrab auf dem Münchner Waldfriedhof.
  • Johannes Schaaf (1933–2019), lebte in Polling
  • Michael Kreuter (30. August 1940–18. März 2022) Maler und Kulturpreisträger 2021 der Gemeinde Polling[21]
  • Bernd Zimmer (* 1948), Künstler, lebt und arbeitet in Polling
  • Hans-Peter Grünebach (* 1948), Schriftsteller, Triathlet und Oberst der Bundeswehr im Ruhestand. Seit 2016 Inhaber der Bürgermedaille der Gemeinde Polling[22]

Literatur

Zusammenfassung
Kontext
  • Max Biller: Pollinger Heimat-Lexikon. Ein Wegweiser durch Geschichte und Gegenwart von Polling, Etting, Oderding. Zwei Bände, Gemeinde Polling 1992
  • Hans-Michael Körner, Alois Schmid (Hrsg.), Martin Ott: Handbuch der historischen Stätten. Band 7: Bayern I. Teilband 1: Altbayern und Schwaben (= Kröners Taschenausgabe. Band 324). Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-32401-6.
  • Georg Rückert: Polling, Etting und Oderding. Ein Heimatbuch. Heimatverlag Polling 1931.
  • Viktor Mann: Wir waren fünf: Bildnis der Familie Mann. Südverlag, Konstanz 1949. Die Auflage 2011 entspricht der 4. revidierten Auflage 1986. ISBN 978-3-87800-005-1
  • Brigitte Angelosanti (Herausgeberin): Dörfliches Leben – G´Schichten aus Polling, Estadruck, Polling, 1993
  • Brigitte Angelosanti (Herausgeberin): Pollinger Kochbuch Band 2 – Schmankerl aus dem Klosterdorf, Esta-Druck, Polling, 1992
  • Julia Mann/Rosemarie Eggert: Ich spreche so gern mit meinen Kindern: Erinnerungen, Skizzen, Briefwechsel mit Heinrich Mann. Aufbau Taschenbuch, Berlin, 1999, ISBN 978-3-7466-2415-0.
  • Dominik von König: Polling – Das Malerdorf (Maler im Klosterdorf Polling in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach den Einträgen im Fremdenbuch der Klosterwirtschaft), ergänzende Auflage, Gemeinde Polling und Autor, Esta-Druck, Polling, 2021, ISBN 978-3-00-069042-6
  • STOA169 Stiftung, Bernd Zimmer (Herausgeber): STOA169 Die Künstlersäulenhalle, Hirmer Verlag, München, 2022, ISBN 978-3-7774-4064-4

Ein umfangreiches bibliografisches Verzeichnis von Literatur über die Gemeinde befindet sich im Pollinger Heimat-Lexikon, unter dem Eintrag „Schrifttum“ in Halbband 2 auf S. 977–1009.

Commons: Polling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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