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Kloster Rottenbuch

ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift im oberbayerischen Rottenbuch im Erzbistum München Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kloster Rottenbuch
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Das Kloster Rottenbuch ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift im oberbayerischen Rottenbuch im Erzbistum München und Freising. 1963 übernahmen Don Bosco Schwestern die vormaligen Stiftsgebäude. Die Anlage liegt rund zwölf Kilometer nordöstlich der Wieskirche über dem Ammertal.

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Kloster Rottenbuch

Geschichte

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Stift Rottenbuch gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf einem Kupferstich von Michael Wening[1]

Das den hll. Peter und Paul sowie Mariä Geburt geweihte Chorherrenstift wurde 1073 durch Herzog Welf I. von Baiern auf Wunsch des Bischofs Altmann von Passau gegründet, der für das Rottenbucher Stift die Augustinusregel einführte. Vermutlich lebten schon seit etwa 950 Einsiedler im Gebiet von „Raitenbuech“, die untereinander einen klosterähnlichen Verbund bildeten. Erste Chorherren kamen aus dem Passauer Stift St. Nikola. 1085 begannen die Chorherren mit dem Bau der romanischen Stiftskirche. Diese wurde später im gotischen Stil erweitert und Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Wessobrunner Stuckateur Joseph Schmuzer im Rokokostil ausgeschmückt. In der Folgezeit nahm das Stift Rottenbuch eine führende Rolle ein. Der Stiftspropst war bis zur Auflösung des Klosters 1803 Archidiakon für den Ammergau und Werdenfels.[2] Als Mutterstift der Augustinerchorherren in Altbayern war das Stift Rottenbuch im 11. Jahrhundert führend in der Kanonikerreform.[3] Einer der Rottenbucher Augustiner-Chorherren war Eberwin, der von etwa 1100 bis zu seinem Tod 1142 der erste Propst des Stifts Berchtesgaden und auch erster Propst des Stifts Baumburg, so dass Stift Rottenbuch Mutterkloster beider Stifte war.[4] Zum Wirkungsbereich der Rottenbucher Augustinerchorherren gehörte u. a. die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohen Peißenberg. Daneben bestand von 1120 bis 1272 in Rottenbuch auch ein Kanonissenstift. Danach siedelten die Kanonissen nach St. Laurentius in Benediktbeuern um und lebten dort nach der Benediktinerregel.[5] Zwischen 1750 und 1770 wurde die Klosteranlage neu errichtet.[2]

Das Stift wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst und die Klosteranlage verkauft. Die Stiftskirche und ein Teil der Stiftsanlage blieben erhalten. Die Stiftsbibliothek wurde weitgehend in die Münchner Residenz verbracht, verkauft und gelangte zu einem großen Teil in die Papiermühle.[2] Wer für den Abbruch der meisten Stiftsgebäude verantwortlich ist, ist umstritten. 1804–1813 gehörte das Klostergut dem Schweizer Seidenbandfabrikanten Johann Rudolf Meyer aus Aarau, danach dessen Sohn gleichnamigem Sohn, der es 1816 dem Königreich Bayern verkaufte.[6]

1960 übernahmen Don Bosco Schwestern die erhaltenen Gebäude und bauten sie für ihr Projekt „Heim Maria Auxilium“ bis 1963 um, das zunächst als Ferienlager genutzt wurde. 1969 wurden erste Wohnungen für Behinderte geschaffen. Diese Ausrichtung wurde im Anschluss vertieft durch die Einrichtung des heutigen Förderzentrums für geistige Entwicklung (1973–1975) und die Erweiterung um eine heilpädagogische Tagesstätte sowie ein Internat für geistig behinderte Kinder und Jugendliche.[7]

Einige Gebäude dienen heute als Wohngebäude, eines enthält das Rottenbucher Rathaus und ein weiteres die Grundschule und das Dorfmuseum.

Am 1. September 2010 erwarb die Regens-Wagner-Stiftung Dillingen das Heim Maria Auxilium und betreibt die Einrichtungen seitdem. Die Don Bosco Schwestern zogen in das benachbarte neu renovierte sogenannte „Schloss“.[8]

In der Nacht zum 19. September 2018 wurde das ehemalige Brauhaus des Klosters bei einem Brand des Dachstuhls schwer beschädigt.[9] Die Staatsanwaltschaft ging von fahrlässiger Brandstiftung aus, stellte das Verfahren jedoch mangels einem Verdächtigen ein.[10]

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Ehemalige Stiftskirche

Die ehemalige Stiftskirche Märia Geburt dient seit der Säkularisation 1803 als Pfarrkirche von Rottenbuch.

Pröpste

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Quellen:[11][12]

  1. Ulrich I., 1090
  2. Beveric, 1116
  3. Ulrich II., † um 1126
  4. Rudolf, † um 1144
  5. Otto I. von Neuburg, 1150, † um 1179
  6. Albert I., 1194
  7. Ulrich III., 1204
  8. Friedrich, † 1208
  9. Otto II., 1208–1210
  10. Witticho I., 1214
  11. Arno I., † 1217
  12. Ludwig I., 1217–1220
  13. Witticho II., 1220–1249
  14. Arno II., 1243
  15. Conrad I., 1256, 1263
  16. Heinrich I., † 1268
  17. Ludwig II., 1269, 1277
  18. Wernher I.
  19. Albert II., † 1291
  20. Wernher II., 1294
  21. Ulrich IV. Peutinger, † 1309
  22. Conrad II., † 1326
  23. Heinrich II., 1326–1336
  24. Conrad III., 1336
  25. Ulrich V. Sturmlein, † 1350
  26. Ulrich VI. Dayscher, 1350–1361
  27. Ulrich VII. Sturm, 1361–1376
  28. Conrad IV. Daygscher, 1376–1377
  29. Heinrich III. Meylinger, 1393
  30. Ulrich VIII. Weichinger
  31. Johann I. Greulich, † 1421
  32. Johann II. Segenschmid, 1421–1431
  33. Georg I. Neumair, 1431–1448; erhielt 1442 die Pontifikalien
  34. Johann III., † 1448
  35. Georg II. Neumayr, 1448–1472
  36. Peter Daygscher, 1472–1480
  37. Johann IV. Messerschmid, 1480–1497
  38. Hieronymus Huber, 1497–1515
  39. Urban I. Köberle, 1516–1538
  40. Wilhelm Kent, 1538–1558
  41. Urban II. Schwaiger, 1558–1582
  42. Wolfgang Perghofer, 1582–1611
  43. Georg III. Sießmayr, 1611–1619
  44. Johann V. Chrysostomos Sutor, 1619–1626
  45. Michael Fischer (Piscator), 1627–1663
  46. Augustin Oberst, 1663–1690
  47. Gilbert Gast, 1690–1700
  48. Patritius (Patriz) Oswald, 1700–1740
  49. Clemens Prasser, 1740–1770
  50. Guarin Buchner, 1770–1772
  51. Ambros Mösmer, 1775–1798
  52. Herculan Schwaiger, 1798–1803, † 28. März 1830[13]

Literatur

  • Heinrich Wietlisbach: Album Rottenbuchense. Verzeichnis aller Pröpste und Religiosen des Regular-Augustinerstiftes Rottenbuch. München 1902.
  • Jakob Mois: Die Stiftskirche zu Rottenbuch. München 1953.
  • Jakob Mois: Das Stift Rottenbuch in der Kirchenreform des XI.–XII. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Ordens-Geschichte der Augustiner-Chorherren. München 1953. (Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 19 ISSN 0341-8456.)
  • Hans Pörnbacher (Hrsg.): Rottenbuch. Das Augustinerchorherrenstift im Ammerland. Weißenhorn 1980.
  • Hans Pörnbacher: Das Kloster Rottenbuch zwischen Barock und Aufklärung. München 1999.
  • Franz Fuchs: Die Anfänge Rottenbuchs. In: Dieter R. Bauer/Matthias Becher (Hrsg.): Welf IV. Schlüsselfigur einer Wendezeit. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte; (Beiheft. Reihe B, 24, 2004 ISSN 0341-6976), S. 261–279.
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Commons: Kloster Rottenbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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