Otmar Suitner war mit dem Komponisten Paul Dessau eng verbunden. Er dirigierte die Uraufführungen von Dessaus Opern Puntila (1966), Einstein (1974) und Leonce und Lena (1979) an der Deutschen Staatsoper Berlin.
Im Laufe der 1980er-Jahre bekam Suitner immer größere gesundheitliche Probleme, die dazu führten, dass er aufgrund einer Parkinson-Erkrankung 1990 mit dem Dirigieren aufhören musste.
Otmar Suitner hatte zwei Familien. Er war mit seiner Frau Marita (1924–2008), der Tochter des Komponisten Friedrich Wilckens, verheiratet, mit der er schon 1960 in die DDR kam und später in Ost-Berlin lebte. Daneben hatte er in West-Berlin eine Geliebte, die er am Wochenende besuchte. 1965 hatte er die westdeutsche Studentin Renate Heitzmann in Bayreuth kennengelernt, die 1971 den Sohn Igor Heitzmann gebar. So wurde sein Leben ein Balanceakt im geteilten Berlin, dessen Grenze er mit seinem österreichischen Pass jederzeit überschreiten konnte. Nach der Wende änderte sich sein Familienleben, indem beide Familien sich öfter trafen.
In dem Dokumentarfilm Nach der Musik erzählt sein Sohn Igor Heitzmann die Geschichte einer Annäherung: an den Vater, den fernen Dirigenten, an das verschwundene Land DDR, die ungewöhnlichen Lebenswege der Eltern – und an die Musik. In Gesprächen und Bildern rekonstruiert er die Familiengeschichte zwischen Ost und West und verbindet sie mit den eigenen, bruchstückhaften Erinnerungen an die Begegnungen mit dem Vater.[2]
Suitner erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem
2004 Tiroler Landespreis für Kunst. Suitner war diesem österreichischen Bundesland seit seiner frühen Jugend eng verbunden. Bereits im Januar 1944 hatte er am Innsbrucker Theater eine Aufführung des Rigoletto geleitet.
Mehrfach wurde ihm der Professorentitel verliehen (zum Beispiel 1965 in Berlin).
1975 und 1976 leitete er den Dirigentenkurs der Sommerakademie Salzburg.
„Otmar Suitner repräsentiert den aussterbenden Typus des soliden ‚deutschen‘, spätromantisch geprägten Kapellmeisters. Mit klarer, effektiver Dirigierweise, bemüht um zügiges, plastisches Musizieren, stellte er seine Person nie in den Vordergrund und zielte nicht primär auf Erfolg, sondern auf kontinuierliches, gewissenhaftes Arbeiten.“
– Thomas Brezinka: in: Das Orchester 6/1997, S. 20.
(Auswahl, alphabetisch nach Komponisten)
Beethoven: Die neun Sinfonien / Staatskapelle Berlin / 1980–1983 / Solisten bei Sinfonie Nr. 9 Magdalena Hajossyova, Uta Priew, Eberhard Büchner und Manfred Schenk.
Beethoven: Ouvertüren Leonore III, Die Geschöpfe des Prometheus / Staatskapelle Berlin / 1984
Bizet: Sinfonie Nr. 1 (C-Dur) / Staatskapelle Dresden
Brahms: Sinfonien 1–4 / Staatskapelle Berlin / 1984–1986
Bruckner: Sinfonien Nr. 1, 4, 5, 7, 8 / Staatskapelle Berlin / 1987–1990
Debussy: Prélude a l'aprèsmidi d'un faune / Staatskapelle Dresden
Dessau: Einstein / Operngesamtaufnahme / Schreier, Adam, Büchner und andere / Staatskapelle Berlin / 1977
Dessau: Leonce und Lena / Gesamtaufnahme / Süß, Büchner, Nossek, Menzel, Schaller, Leib, Eisenfeld, Garduhn / Chor der Deutschen Staatsoper Berlin / Staatskapelle Berlin / 1980
Dvořák: Die neun Sinfonien / Staatskapelle Berlin / 1977–1981
Lortzing: Die Opernprobe / Gesamtaufnahme / Litz, Hirte, Lövaas, Marheineke, Gedda / Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper / 1974
Mahler: Sinfonie Nr. 1 / Staatskapelle Dresden / 1962
Mahler: Sinfonie Nr. 2 / Hajossyova, Priew / Staatskapelle Berlin / 1983
Mahler: Sinfonie Nr. 5 / Staatskapelle Berlin / 1984
Mozart: Die Hochzeit des Figaro / Gesamtaufnahme / Prey, Güden, Rothenberger, Berry, Mathis, Schreier, Vogel / Staatskapelle Dresden / 1964
Meyer: Violinkonzert / David Oistrach / Staatskapelle Berlin
Mozart: Così fan tutte / Gesamtaufnahme / Casapietra, Burmeister, Leib, Schreier, Geszty, Adam / Chor der Deutschen Staatsoper Berlin / Staatskapelle Berlin / 1969
Mozart: Sinfonie Nr. 41, C-Dur, KV 551 (Jupiter) / NHK-SO Live in Tokio / 1982
Pfitzner: Palestrina / Gesamtaufnahme / Schreier, Lorenz, Nossek, Lang, Polster, Ketelsen, Garduhn, Trekel, Bär, Priew / Chor der Deutschen Staatsoper Berlin / Staatskapelle Berlin / 1986–1988
Schubert: Alfonso und Estrella / Gesamtaufnahme / Mathis, Schreier, Fischer-Dieskau, Prey, Adam / Rundfunkchor Berlin / Staatskapelle Berlin / 1978
Schubert: Sinfonie Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 / Staatskapelle Berlin / 1983–1986
Schumann: Die vier Sinfonien / Staatskapelle Berlin / 1986–1987
Smetana: Die verkaufte Braut / Gesamtaufnahme / Burmeister, Schlemm, Lange, Leib, Teschler, Adam / Staatskapelle Dresden / 1962
Strauss: Salome / Gesamtaufnahme San Francisco House of Opera Live / Rysanek, Varnay, Nimsgern, Hopf / Orchester der Oper San Francisco / 1974
Suppé: Die schönsten Ouvertüren / Staatskapelle Dresden / 1969
Wagner: Tannhäuser / Gesamtaufnahme San Francisco House of Opera Live / Thomas, Rysanek, Napier, Stewart und andere / Orchester der Oper San Francisco / 1973
Berlin / Staatskapelle Berlin 1974
2007 – Nach der Musik. Otmar Suitner. Regie: Igor Heitzmann
Dirk Stöve: Meine herrliche Kapelle. Otmar Suitner und die Staatskapelle Berlin. Henschel-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89487-424-4.
Thomas Brezinka: Zeuge einer vergangenen Ära. Ein Portrait des Dirigenten Otmar Suitner. In: Das Orchester 6/1997, S. 16–20.
In Suitners Amtszeit begleitete das Pfalzorchester ein Konzert von Maria Callas in Wiesbaden (Mai 1959) auf deren Europatournee, allerdings dirigierte nicht Suitner, sondern der damalige Tourneedirigent Nicola Rescigno – vgl. hierzu Hessisches Staatsarchiv und Callas-Doku 2019.