Ostrau (Jahnatal)

Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen, Sachsen, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ostrau (Jahnatal)

Ostrau ist seit dem 1. Januar 2023 ein Ortsteil der Gemeinde Jahnatal im Norden des Landkreises Mittelsachsen. Davor war es eine selbstständige Gemeinde mit 25 Ortsteilen.

Schnelle Fakten Gemeinde Jahnatal ...
Ostrau
Gemeinde Jahnatal
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Wappen von Ostrau
Koordinaten: 51° 12′ N, 13° 10′ O
Höhe: 171 m
Fläche: 52,7 km²
Einwohner: 3500 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte: 66 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2023
Eingemeindet nach: Jahnatal
Postleitzahl: 04749
Vorwahl: 034324, 034362
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Karte
Lage der ehemaligen Gemeinde Ostrau im Landkreis Mittelsachsen
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Geographie

Der Ort liegt ca. 10 km nordöstlich der Stadt Döbeln und ca. 15 km südwestlich von Riesa, im Tal des kleinen Flusses Jahna und den umliegenden Höhenrücken im Nordwesten der Lommatzscher Pflege.

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Kirche im Ortsteil Zschochau
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Trinitatiskirche Ostrau

Ostrau wird als Ostrowa (aus dem sorbischen Ort in der Aue oder der Ort am Werder oder der Ort zwischen den zwei Flüssen, vgl. tschechisch ostrov, „Insel“) erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Altzella erwähnt.

Um 1190 erhielt „Ostrowa“ ein Vorwerk, woraus das Klostergut und spätere Brauschenkengut hervorging. Später entwickelte sich daraus die Gaststätte „Wilder Mann“. Nach der Säkularisation des Klosters Altzella kamen Ostrau, Gohris (anteilig), Münchhof, Trebanitz und Niederlützschera als Exklaven zum Nossener, später zum Mügelner Amt.[1]

In Ostrau wurde 1689 eine Hexenverfolgung durchgeführt. Anna Maria, Witwe vom Drescher Nicol Braune, geriet in einen Hexenprozess und wurde verbrannt. Dies war das letzte bekannte vollstreckte Todesurteil mit Feuer für Zauberei in Kursachsen.[2] Im nahen Sömnitz kamen 1644 Hans Roßberg und seine Frau in einen Hexenprozess.[3]

Durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Großbauchlitz–Riesa 1847 erhielt Ostrau einen Bahnhof.

Im Jahr 1939 erhielt Ostrau ein Wappen, das in der gleichen Form noch heute existiert. Es enthält einen Kalkofen, der von Weizenähren eingerahmt wird. Es weist auf den Dolomitabbau, den einzigen Industriezweig hin, den Ostrau hat. Hier gibt es eine anhaltende Tradition der Graukalkerzeugung.

Die örtliche Apotheke entstand 1867.

Eingemeindungen

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu umfangreichen Eingemeindungen:

Weitere Informationen Ehemalige Gemeinde, Datum ...
Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Auerschütz[4]1. Januar 1993
Beutig[5]vor 1880Eingemeindung nach Trebanitz
Binnewitz[6][7]1. Juli 1950Eingemeindung nach Jahna
Clanzschwitz[5]1. Oktober 1937Eingemeindung nach Pulsitz
Däbritz[5]vor 1880Eingemeindung nach Schrebitz
Delmschütz[5]vor 1880Eingemeindung nach Auerschütz
Döhlen[5]vor 1880Eingemeindung nach Görlitz
Gaschütz[5][6][7]vor 1880
1. Juli 1950
Eingemeindung nach Sömnitz,
Umgliederung nach Auerschütz
Görlitz[5]1. April 1936Eingemeindung nach Schrebitz
Gohris[5]vor 1880
Goldhausen[5]vor 1880Eingemeindung nach Jahna
Jahna[6]15. September 1961Zusammenschluss mit Pulsitz zu Jahna-Pulsitz
Jahna-Pulsitz[4]1. Januar 1994
Kattnitz[6][7]1. Juli 1950Eingemeindung nach Noschkowitz
Kiebitz[4]1. Januar 1999
Lützschera[5]1. April 1938Eingemeindung nach Auerschütz
Merschütz[5]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Münchhof[5]vor 1880Eingemeindung nach Trebanitz
Niederlützschera[5]vor 1880Zusammenschluss mit Oberlützschera zu Lützschera
Niedersteina[5]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Niederwutzschwitz[5]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Noschkowitz[4]1. Januar 1999
Oberlützschera[5]vor 1880Zusammenschluss mit Niederlützschera zu Lützschera
Obersteina[6][7]1. Juli 1950Eingemeindung nach Kiebitz
Oberwutzschwitz[5]19. September 1919Umbenennung in Wutzschwitz
Pulsitz[6]15. September 1961Zusammenschluss mit Jahna zu Jahna-Pulsitz
Rittmitz[6]1. Januar 1973Eingemeindung nach Noschkowitz
Schlagwitz[5]vor 1880Eingemeindung nach Rittmitz
Schmorren[5]1. Oktober 1937Eingemeindung nach Pulsitz
Schrebitz[4]1. Januar 1999
Sömnitz[6][7]1. Juli 1950Eingemeindung nach Schrebitz
Töllschütz[5]1. April 1938Eingemeindung nach Kiebitz
Trebanitz[6][7]1. Juli 1950
Wutzschwitz[6][7]1. Juli 1950
Zschochau[6]1. April 1968
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Damit bestand die Großgemeinde Ostrau ab 1999 mit einer Fläche von 52,7 km² aus folgenden 25 Ortsteilen:

  • Auerschütz
  • Beutig
  • Binnewitz
  • Clanzschwitz
  • Delmschütz
  • Döhlen
  • Jahna
  • Kattnitz
  • Kiebitz
  • Merschütz
  • Münchhof
  • Niederlützschera
  • Noschkowitz
  • Oberlützschera
  • Obersteina
  • Ostrau
  • Pulsitz
  • Rittmitz
  • Schlagwitz
  • Schmorren

Sie war Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ostrau. Zum 1. Januar 2023 schlossen sich Ostrau und Zschaitz-Ottewig zur neuen Gemeinde Jahnatal zusammen. Ostrau wurde damit zu einem von 37 Ortsteilen, die Verwaltungsgemeinschaft wurde aufgelöst.

Entwicklung der Einwohnerzahl

(Stichtag: 31. Dezember):

Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner
19984771
20004636
20024477
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Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner
20044409
20064273
20084166
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Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner
20104010
20123840
20143698
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Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner
20163608
20183580
20213500
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Politik der Gemeinde Ostrau

Zusammenfassung
Kontext

2022 fand in Ostrau ein Bürgerentscheid zum Thema „Sind Sie mit dem Entwurf der Vereinigungsvereinbarung der Gemeinden Ostrau und Zschaitz-Ottewig einverstanden?“ statt. In beiden Gemeinden wurde eine Mehrheit erreicht und das Quorum erfüllt. Die Fusion erfolgte damit zum Jahreswechsel 2022/2023.

Gemeinderatswahl 2019[8]
Wahlbeteiligung: 59,1 % (2014: 48,5 %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
54,3 %
(+14,1 %p)
20,7 %
(−8,4 %p)
19,4 %
(−4,8 %p)
3,0 %
(n. k. %p)
2,6 %
(−0,7 %p)
20142019
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Anmerkungen:
a Freie n.m.org.Wählervereinigung
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Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 verteilten sich die 18 Sitze im Gemeinderat folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[9]

Bei der Wahl am 10. Februar 2019 wurde Dirk Schilling (CDU) mit 97 % der abgegebenen Stimmen für eine zweite siebenjährige Amtszeit als Bürgermeister bestätigt, die letzte Amtszeit in der Gemeinde Ostrau. Seine Vorgängerin Gisela Reibig (parteilos) amtierte bis 2012.

Weitere Informationen Wahl, Bürgermeister ...
letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
Auflösung (siehe Jahnatal)
2019 Dirk Schilling CDU 97,8
2012 59,4
2005 Gisela Reibig Reibig 63,1
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Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Trinitatiskirche Ostrau, erbaut 1903
  • Kalköfen am Kalkgrund und am Ostrauer Bahnhof
  • Plattendolomitwand

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

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Kiebitz (Ostrau): Rittergut, links das Herrenhaus

Die Wirtschaft des Ortes ist jahrhundertelang durch den Abbau von Kalk geprägt worden, dessen Tagebaurestlöcher und einzelne historische Produktionsanlagen noch erkennbar sind. Von einem Betrieb wird dieses Gestein gegenwärtig gewonnen.[10]

Vorkommende Lössböden in der Lommatzscher Pflege boten der Landwirtschaft gute Bedingungen, in der bis zur politischen Wende 1990 viele Einwohner beschäftigt waren. Zu DDR-Zeiten wurde in Ostrau eine überregional bedeutende Milchviehanlage errichtet. Diese gehört heute zur Ostrauer Agrar AG.

Im Oktober 1990 erfolgte der erste Spatenstich für das neue Gewerbegebiet in Ostrau, im Jahr 1991 erfolgten die ersten Ansiedlungen, mittlerweile sind 59 Firmen dort vertreten.

Verkehr

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Bahnhof Ostrau, Empfangsgebäude (2022)

Durch das Ortsgebiet führt die Bundesstraße 169. Ostrau ist auch über die Bundesautobahn 14, Anschluss Döbeln-Nord (etwa fünf Kilometer), zu erreichen. Der Ort besitzt einen Bahnhof an der Bahnstrecke Riesa–Chemnitz, der von Elsterwerda und Chemnitz aus mit stündlich verkehrenden Regionalbahnen bedient wird.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Clemens Fleischer: Geschichtliche Nachrichten von Rittmitz. Eine Festschrift zur 400jährigen Jubelfeier der Begründung kirchlicher Verhältnisse in Rittmitz am 19. September 1880. Dresden 1880 (Digitalisat)
  • Gisela Reibig, Elvira Sprößig: Ostrau im Jahna-Tal. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1996, ISBN 3-89570-129-7.
Commons: Ostrau (Jahnatal) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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