Der NATO-Gipfel in Bonn 1982 fand in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn vom 9. bis 10. Juni 1982 statt. Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs des Nordatlantikrates (offiziell: Tagung des NATO-Rates) stand im Zeichen des NATO-Doppelbeschlusses und der massiven Demonstrationen dagegen.

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Bundeskanzleramt Bonn, Austragungsort der Gipfeltreffens

Teilnehmer

NATO NATO Joseph Luns Generalsekretär; Vorsitzender der Ratstagung
Belgien Belgien Wilfried Martens, Ministerpräsident Leo Tindemans, Außenminister
Danemark Dänemark Anker Jørgensen, Ministerpräsident Kjeld Olesen, Außenminister
Deutschland Deutschland Helmut Schmidt, Bundeskanzler Hans-Dietrich Genscher, Außenminister
Frankreich Frankreich Pierre Mauroy, Premierminister Claude Cheysson, Außenminister
Griechenland Griechenland Andreas Papandreou, Ministerpräsident Ioannis Charalambopoulos, Außenminister
Island Island Gunnar Thoroddsen, Ministerpräsident Olafur Johannesson, Außenminister
Italien Italien Giovanni Spadolini, Ministerpräsident Emilio Colombo, Außenminister
Kanada Kanada Pierre Trudeau, Premierminister Mark MacGuigan, Außenminister
Luxemburg Luxemburg Pierre Werner, Ministerpräsident Colette Flesch, Außenministerin
Niederlande Niederlande Andreas von Agt, Ministerpräsident van Agt war auch Außenminister
Norwegen Norwegen Kåre Willoch, Ministerpräsident Svenn Thorkild Stray, Außenminister
Portugal Portugal Francisco Pinto Balsamāo, Ministerpräsident André Goncalves Pereira, Außenminister
Spanien Spanien Leopoldo Calvo-Sotelo, Ministerpräsident José Pedro Perez-Llorca, Außenminister
Turkei Türkei Bülend Ulusu, Ministerpräsident İlter Türkmen, Außenminister
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Margaret Thatcher, Premierministerin Francis Pym, Außenminister
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Ronald Reagan, Präsident Alexander Haig, Außenminister
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Bundeskanzler Helmut Schmidt und US-Präsident Ronald Reagan

Themen und Ausgangslage

Der Bonner NATO-Gipfel[1] war der erste nach vier Jahren (zuletzt hatten sich die Staats- und Regierungschefs 1978 in Washington getroffen).[2] Eine Woche zuvor hatte ein G7-Gipfel in Versailles, Frankreich stattgefunden.

Bundeskanzler Schmidt maß dem NATO-Treffen größere Bedeutung zu, da es ein unmittelbares Zeichen der Geschlossenheit der westlichen Welt und deren gewachsener Stärke setzen könne. Allerdings hatte sich seine Partei (SPD) unter Vorsitz von Willy Brandt gegen den Beitritt Spaniens als 16. Mitglied ausgesprochen.

Frankreichs Präsident Mitterrand beabsichtigte mit seiner Teilnahme (nur am Abendessen des Vortags), eine Annäherung seines Landes an das Bündnis zu signalisieren, nachdem Frankreich unter de Gaulle die NATO-Unterstellung seiner Streitkräfte beendet hatte. Mitterrand unterschrieb auch die politische Erklärung von Bonn. Beweggrund hierfür war die wachsende Sorge vor militärischem Ungleichgewicht in Europa und der Rüstung der Sowjetunion.[3]

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Massendemonstration im Bonner Hofgarten gegen den Doppelbeschluss der Nato (Oktober 1981)

In den USA war Präsident Reagan neu im Amt und es bestanden bei den kleineren europäischen Bündnispartnern Unsicherheiten bezüglich seiner künftigen Politik in Fragen der Rüstung und Rüstungskontrolle. Mitte der 1970er Jahre hatte sich der Ost-West-Konflikt angesichts wachsender Spannungen verschärft. Die Sowjetunion hatte nuklearfähige SS-20 Flugkörper installiert, worauf die NATO im Dezember 1979 mit ihrem Doppelbeschluss antwortete.

Gegen diesen Doppelbeschluss formierte sich breiter gesellschaftlicher Protest, wobei es insbesondere um die Stationierung US-amerikanischer Pershing II Mittelstreckenraketen in Deutschland ging. Am 10. Juni 1982 kamen in Bonn rund 400.000 Demonstranten zusammen, um gegen die NATO, gegen die Stationierung neuer Raketen und gegen den Doppelbeschluss zu protestieren. Aufgerufen hatte eine Allianz von Kirchenvertretern, Gewerkschaften, SPD und GRÜNE.[4]

Beschlüsse

Die Gipfelerklärung von Bonn enthält ein Sechs-Punkte-Programm für Frieden in Freiheit. Die Sowjetunion wird zu mehr Zurückhaltung und verantwortungsvollem Handeln aufgerufen, um Verbesserungen im Ost-West Verhältnis zu erlauben.

Die Erklärung unterstreicht die Position der NATO in Fragen von Rüstung und Rüstungskontrolle; sie betont ferner die Bedeutung der Menschenrechte und fordert die Einhaltung der Schlussakte von Helsinki.[5]

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Schloss Augustusburg, Brühl
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Palais Schaumburg, Bonn. Die dem Rhein zugewandte Rückseite.

Programm und Ablauf

Am Abend des 9. Juni 1982 gab Bundespräsident Karl Carstens ein Abendessen zu Ehren der Staats- und Regierungschefs, des NATO-Generalsekretärs und der Außenminister auf Schloss Augustusburg in Brühl. Zu diesem Abendessen reiste auch der Präsident Frankreichs, Francois Mitterrand, an, der ansonsten nicht an der Tagung des NATO-Rates teilnahm.[6]

Die Eröffnungsveranstaltung der Ratstagung fand im Plenarsaal des Deutschen Bundestages im Bundeshaus statt. Die Flagge des neu beigetretenen Spaniens wurde zu Beginn der Veranstaltung feierlich von Angehörigen der Bundeswehr in den Saal getragen und zwischen den Flaggen der anderen Mitgliedstaaten platziert.[7]

Anschließend fand eine Arbeitssitzung im sog. NATO-Saal des Bundeskanzleramts statt. Vor dem Mittagessen im Palais Schaumburg wurde das übliche Gruppenfoto aufgenommen.[8][9]

Commons: NATO-Gipfel in Bonn 1982 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quelle

  • Schriftgut des Arbeitsstabs Nordatlantischer Gipfel, Auswärtiges Amt, Politisches Archiv, Geschäftszeichen: 700 – 700.65 NATO

Einzelnachweise

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