Müllrose
Gemeinde in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Müllrose [niedersorbisch Miłoraz) ist eine amtsangehörige Stadt im Landkreis Oder-Spree im Land Brandenburg in Deutschland. Sie ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und Sitz des Amtes Schlaubetal.
] (Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 15′ N, 14° 25′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Oder-Spree | |
Amt: | Schlaubetal | |
Höhe: | 42 m ü. NHN | |
Fläche: | 69,23 km2 | |
Einwohner: | 4734 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 68 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 15299 | |
Vorwahl: | 033606 | |
Kfz-Kennzeichen: | LOS, BSK, EH, FW | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 67 336 | |
LOCODE: | DE MRO | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstraße 40 15299 Müllrose | |
Website: | www.muellrose.de | |
Bürgermeister: | Thomas Kühl | |
Lage der Stadt Müllrose im Landkreis Oder-Spree | ||
Müllrose befindet sich am nördlichen Ende des Schlaubetals, einer eiszeitlich entstandenen Schmelzwasserrinne. Der Ort liegt zwischen dem Kleinen und Großen Müllroser See. Die Schlaube mündet hier in den Kleinen Müllroser See. Müllrose gilt als „Tor zum Schlaubetal“ wegen des benachbarten Naturparks Schlaubetal mit seinen Naturschutzgebieten, in denen vielfältige sowie seltene Arten der Flora und Fauna vorkommen.
Mit 14 km ist Müllrose sowohl von der südwestlich gelegenen Kreisstadt Beeskow als auch von der nordöstlich gelegenen Stadt Frankfurt (Oder) gleich weit entfernt.
Die Stadt Müllrose hat keine Ortsteile im Sinne der Kommunalverfassung, sondern nur drei bewohnte Gemeindeteile:[2]
sowie die Wohnplätze Katharinensee und Seeschlösschen.[3]
Müllrose wurde vermutlich um 1260 eine brandenburgisch-markgräfliche Stadt, eine Annahme, welche sich darauf stützt, dass die Bestätigungsurkunde der Stadt vom 15. April 1275 Otto III. als Stadtgründer benennt. Dieser besaß 1258 diesen Teil des Lebuser Landes allein. Andererseits waren zum Zeitpunkt der Bestätigungsurkunde die 10 Freijahre der Stadt nach Gründung nicht mehr erwähnt, waren also bereits abgelaufen. Deshalb wäre 1265 als der späteste Termin der Stadtgründung anzunehmen.[4] Die „Gründung“ fand im Rahmen der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung in vormals slawischem Siedlungsgebiet statt.
Im Laufe der Geschichte entwickelte sich der Ort zur Ackerbürgerstadt.
Der Ortsname wandelte sich im Laufe der Zeit:
Alten Urkunden ist zu entnehmen, dass die Einwohner den wendischen Namen der alten Siedlung[5] aus der Zeit vor 1258 offensichtlich übernommen haben. Der Versuch einer Deutung wurde immer wieder vorgenommen und basiert möglicherweise auf dem Altsorbischen, der Personenname Milorad steht für „lieb, teuer, froh“.[6] Eine andere Deutung bezieht sich auf die Vokabel „brod, brad“ = „Furt“ und „mel“ für „klein“, danach bedeutet Melrad „kleine (schmale) Furt“.[7]
1275 besaß Müllrose urkundlich bereits eine Kirche mit vier Hufen Land. Zwischen 1275 und 1770 bestand die Burganlage nahe dem Katharinensee unter der Bezeichnung „Häsckenburg“. Namensgeber war der Schultheiss Wilhelm Hase. Weite Teile der Stadt Müllrose und ihre Burg wurden Anfang April 1432 von den Hussiten zerstört.
1444 bis etwa 1665 war Müllrose als adlige Stadt im Besitz derer von Burgsdorff, deren Stammsitz befand sich auf dem Platz des 1774 errichteten Gasthauses „Zur Sonne“. 1571 wurde ein erstes Schulgebäude in den Kirchenbüchern erwähnt. Bis 1754 unterstand Müllrose bis auf wenige Besitzungen dem Landesherrn. So wurde das Amt Biegen zeitweilig für die Stadt Müllrose zuständig.
Im Vertrag von Müllrose beschlossen Kaiser Ferdinand I. und Kurfürst Joachim II. 1558 den Bau eines Kanals, der Oder und Spree verbinden sollte. Der Bau des ersten Abschnitts zwischen Neuhaus an der Spree und Müllrose erfolgte von 1558 bis 1564. Erst unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm wurde der Bau 1662–1668 von Müllrose bis Brieskow unter der Leitung von Philipp de Chieze und Blesendorf fortgesetzt und vollendet.[8] Er erhielt den Namen Friedrich-Wilhelm-Kanal. Der Kanal verschaffte Müllrose zeitweilig einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung.[9]
1771 wurde nördlich von Müllrose die Kolonie Müllrose durch acht Pfälzer Familien angelegt. Eingemeindet wurde die Kolonie im Jahr 1907.[10] Ab 1808 war Müllrose durch die Steinsche Städteordnung eine selbstständige Stadt. Am 1. Juli 1855 wurde eine öffentliche Sparkasse eröffnet. 1868 erfolgte ein Schulneubau, und 1869 kam es zum Anschluss an das Telegrafennetz. Am 1. Januar 1877 eröffnete die Eisenbahnstation. Im Jahre 1900 wurde im Ort der „Müllroser Anzeiger“ in einer eigenen Buchdruckerei gedruckt, auch heute findet sich eine Druckerei in Müllrose. Die Freiwillige Feuerwehr Müllrose gründete sich im Jahr 1901 und sorgt seitdem für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Mit dem Bau der Tuberkulose-Heilstätte verfügte der Ort ab 1907 über ein Sanatorium. Das Heimatmuseum öffnete 1933. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges mussten ausländische Zwangsarbeiter in Müllrose arbeiten. Die Rüstungsbetriebe „Speerlager“ und Organisation Todt hatten Standorte in Müllrose. Zum Kriegsende wurde die Mühle bei Bombenalarmen als Luftschutzbunker genutzt. Am 23. April 1945 sprengte die Wehrmacht bei ihrem Abzug die Kanalbrücke. Da sie nicht vollständig zerstört wurde, gelangten am 24. April 1945 die ersten sowjetischen Soldaten nach Müllrose. Die Zerstörungen in der Stadt waren im Verhältnis zu umliegenden Orten gering, nur der Kirchturm erhielt einen Granattreffer, durch welchen die Kirchturmuhr stehen blieb.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der DDR nahm 1952 der staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Frankfurt (Oder) seinen Sitz in Müllrose. 1954 wurde die Villa des enteigneten Mühlenbesitzers Schmidt zum Kinderheim „Am See“, diese Einrichtung existierte dort bis 1995.[11] 1955 wurde das Heimatmuseum wieder eröffnet. Ab 1956 konnten sich die Bewohner im neuen Landambulatorium behandeln lassen, dieses wurde 1991 privatisiert. 1962 wurde Kaisermühl, 1972 Biegenbrück und 1974 Dubrow eingemeindet. Das Sanierungsprogramm des Ortskerns startete 1992, der Gewerbepark wurde im gleichen Jahr eingeweiht. Das Amt Schlaubetal wurde 1993 gegründet, und seit dem 14. Juli 2003 ist Müllrose Staatlich anerkannter Erholungsort.
2017 brachte der Dreifachmord eines Psychopathen an seiner Großmutter und zwei Polizisten Müllrose deutschlandweit in die Schlagzeilen.[12]
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[13][14][15], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Stadtverordnetenversammlung von Müllrose besteht aus 16 Mitgliedern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[16]
Kühl wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 mit 63,8 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[20] gewählt.[21]
Blasonierung: „In Silber ein gold-bewehrter roter Adler über einem aus dem unteren Schildrand wachsenden gold-bewehrten roten Hirsch.“[22] | |
Wappenbegründung: Das Wappen ist bereits aus dem ältesten Stadtsiegel von 1463 bekannt. Das es sich hier um den brandenburgischen Adler handelt, konnte erst 1894 endgültig geklärt werden, nachdem vorher noch von einem Reiher die Rede war. Der wachsende Hirsch weist auf den früheren Wildreichtum hin. In einer Beschreibung des Wappens von 1836 heißt es unter anderem: „... zu dessen Füßen sich ein Hirsch aus dem Sumpfe herauszuarbeiten bestrebt ist“.[23]
Das Wappen wurde von dem Heraldiker Uwe Reipert aus Beeskow neu gestaltet und am 11. Mai 2004 genehmigt. |
Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Müllrose und Liste der Bodendenkmale in Müllrose mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmalen.
Im Heimatmuseum finden sich auf etwa 150 m² Ausstellungsfläche Exponate zur Ur- und Frühgeschichte des Ortes und der Umgebung bis zur Wende 1990.[26] Eine Besonderheit ist die Sammlung restaurierter historischer Kutschen, unter anderem die letzte Postkutsche Müllroses, welche 1888 zwischen Beeskow und Müllrose verkehrte und ein Coupé, mit welchem 1945 Deutsche aus den heute polnischen Gebieten östlich von Oder und Lausitzer Neiße auf der Flucht nach Müllrose kamen. Der ehemalige Leichenwagen, genutzt bis Anfang der 1960er Jahre, ist ebenfalls zu sehen. Exponate zur Müllroser Mühle und zu den beiden Kofferfabriken geben neben anderen Ausstellungsstücken einen Einblick in das Handwerk.
Im hölzernen Schlauchturm des Feuerwehrhauses hängte man bis etwa 1964 die Feuerwehrschläuche nach den Einsätzen zum Trocknen auf. Um das Gebäude zu erhalten, wurde vom Herbst 2003 bis Frühjahr 2004 eine vollständige Sanierung durchgeführt. Die Eröffnung als Zweigstelle des Heimatmuseums erfolgte am 23. Oktober 2005. Der Besucher findet neben anderen Gerätschaften eine Handdruckspritze der Freiwilligen Feuerwehr Müllrose von 1913. Ein altes Löschfahrzeug TLF 16 S4000 befindet sich seit 1994 als Dauerleihgabe im Feuerwehrmuseum Eisenhüttenstadt. Daneben befindet sich eine Ausstellung über Schiffer und Schiffsbauer.[27]
In Müllrose und Umgebung gibt es folgende touristische Möglichkeiten:
Es gibt einige kleinere Radstrecken, die zu den Mühlen der Region und zu sehenswerten Dorfkirchen der Umgebung führen. Das Heidereiterei- und Forstmuseum Dammendorf bietet einen Einblick in 500 Jahre Forstgeschichte der Region.
Für Wanderer gibt es Wanderwege und ausgewiesene Lehrpfade, wie den Naturerlebnislehrpfad Müllrose, der auch für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Weitere Lehrpfade in der Umgebung sind der Eisvogelpfad in Pohlitz, der forsthistorische Waldlehrpfad und Wanderreitstützpunkt Dammendorf, der geomorphologischer Lehrpfad Bremsdorf und der behindertengerechte Christophorus Lehrpfad Ragower Mühle Siehdichum. Die Wanderwege sind markiert und zwischen 1,6 und 60 km lang.
Ab dem 31. Mai finden alle 14 Tage die Müllroser Promenadenkonzerte statt, die Ende Mai/Anfang Juni mit der Serenade am See eröffnet werden.
Müllrose war immer ein Ort, welcher um die Mühle herum Handwerk und Gewerbe blühen ließ. Heute bietet unter anderem der Gewerbepark auf 15,6 ha zahlreichen Unternehmen einen verkehrsgünstig gelegenen Standort mit einer schnellen Anbindung an das Nachbarland Polen. So findet sich hier ein Traditionsunternehmen wie die Orgelbaufirma Sauer ebenso wie Baufirmen, Tischler und Metallverarbeiter, eine Firma für Rehabilitationstechnik und Orthopädietechnik oder ein Reha-Zentrum.
Müllrose liegt an der B 87 zwischen Beeskow und Frankfurt (Oder), an der Landesstraße 37 zwischen Seelow und Eisenhüttenstadt sowie der L 373 nach Brieskow-Finkenheerd. Die Autobahnanschlussstelle Müllrose liegt etwa 10 km nordwestlich der Stadt an der Bundesautobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder).
Der Bahnhof Müllrose liegt an der von der NEB befahrenen Bahnstrecke Königs Wusterhausen – Beeskow – Frankfurt (Oder) und wird von der Regionalbahnlinie 36 Königs Wusterhausen–Frankfurt (Oder) bedient. Der Bahnhof wurde 2003 hinsichtlich Bahnsteigausstattung, Wegeleitsystem und Wetterschutz erneuert.
Mehrere Buslinien verbinden die Stadt mit der umliegenden Region.
Schifffahrtsverkehr von und nach Müllrose ist mit Fahrgastschiffen und privaten Booten möglich.
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