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britischer Kompaktwagen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
BMC ADO16 bezeichnet einen Wagen der Kompaktklasse der British Motor Corporation (BMC), der unter verschiedenen Markennamen und Typenbezeichnungen verkauft wurde. In den 1960er Jahren war der ADO16 zeitweise der meistverkaufte Pkw in Großbritannien.
BMC/BLMC | |
---|---|
Austin 1100 Mark II (1971) | |
ADO16 | |
Verkaufsbezeichnung: | Austin 1100/1300 MG 1100/1300 Morris 1100/1300 Innocenti IM3/IM3S/J4 Riley Kestrel/1300 Vanden Plas Princess 1100/1300 Wolseley 1100/1300 |
Produktionszeitraum: | 1962–1974 |
Klasse: | Kompaktklasse |
Karosserieversionen: | Limousine, Kombi |
Motoren: | Ottomotoren: 1,1–1,3 Liter (36–52 kW) |
Länge: | 3725 mm |
Breite: | 1534 mm |
Höhe: | 1346 mm |
Radstand: | 2375 mm |
Leergewicht: | ca. 830 kg |
Vorgängermodell | Austin A40 Farina Riley 1.5 Wolseley 1500 |
Nachfolgemodell | Austin Allegro |
Die meisten Fahrzeuge dieser Baureihe wurden in Großbritannien hergestellt. Sie wurden aber auch unter anderem bei Innocenti in Italien, bei Leyland Authi in Spanien, bei IMV in Jugoslawien und im Leyland-Werk in Belgien gefertigt. Zudem basierten auf dieser Baureihe ähnliche Fahrzeuge, die in Australien und Südafrika produziert wurden.
Der Wagen wurde am 15. August 1962 als Morris 1100 vorgestellt. Die Baureihe wurde dann auf verschiedene Fahrzeuge anderer Konzernmarken erweitert, wie den MG 1100 mit zwei Vergasern, den Vanden Plas Princess 1100 (ab Oktober 1962), den Austin 1100 (ab Oktober 1963) und schließlich den Wolseley 1100 (ab 1965) und den Riley Kestrel (ab 1965). Die Modelle Morris 1100 und Morris 1300 verschwanden 1971 zugunsten des Nachfolgers Morris Marina aus den Schaufenstern, aber die Austin- und Vanden-Plas-Versionen blieben bis Juni 1974 in Produktion.
Die Kombivarianten folgten 1966. Mit Countryman (Austin) und Traveller (Morris) wurden dafür traditionsreiche Namen gewählt.
1964 wurde der 1100 vom Wheels-Magazin zum Auto des Jahres gekürt.
Der ADO16 (ADO=Amalgamated Drawing Office) wurde von Alec Issigonis entworfen. Pininfarina, der italienische Designer, der für BMC vorher schon den Austin A40 Farina entworfen hatte, gestaltete die Karosserie. Nach dem erfolgreichen, aber unprofitablen Mini brauchte BMC ein größeres Auto der unteren Mittelklasse. Der ADO16 hat im Wesentlichen die Antriebstechnik des Mini: den quer eingebauten BMC-A-Motor, der die Vorderräder über ein im Ölsumpf liegendes Getriebe antreibt. Auch das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorn und parallelen Schwingen hinten ist ähnlich, aber der ADO16 bekam Scheibenbremsen mit schwimmend gelagerten Bremssätteln.
Eine Besonderheit stellte die Federung des Morris 1100 dar. Als erstes Auto erhielt er die von Alex Moulton erdachte Hydrolastic-Federung – eine hydraulische Kopplung der Vorder- und Hinterradfederung jeder Wagenseite, wobei sämtliche Arme der Radaufhängung in Gummi gelagert waren.[1] In einem Interview mit dem CAR-Magazin erklärte Alex Moulton Ende der 1990er-Jahre, Alec Issigonis und er hätten dafür die Federung des Citroën 2CV aus der Mitte der 1950er-Jahre analysiert. Bei ihr waren die Räder einer Seite mechanisch verbunden und teilten sich eine Federeinheit. Dadurch war das Wanken (Seitenneigung) weniger stark, als es die sehr weiche Federung vermuten lässt, aber auf Kosten einer größeren Neigung zum Nicken. Beim Hydrolastic-System, bei dem die jeweils auf der gleichen Fahrzeugseite liegenden Federelemente mit Schlauchleitungen miteinander verbunden sind, wird Nicken durch Dämpfventile in der Verbindungsleitung stark verringert. Die Federung ist weich wie beim Citroën, die Wankneigung jedoch ist geringer.
Die originalen Mark-I-Modelle erkennt man an den beinahe senkrecht stehenden angedeuteten Heckflossen mit den kleinen Rücklicht-Einheiten. Die Werbebroschüren stellten den geräumigen Innenraum im Vergleich zu den Wettbewerbern 1964 in Großbritannien, wie den konservativeren Ford Anglia, Vauxhall Viva HA und Morris Minor aus dem eigenen Hause heraus.
Die Mark-I-Modelle des Austin 1100 und Morris 1100 gab es anfangs nur als viertürige Limousinen. Im März 1966 kam ein dreitüriger Kombi, genannt Austin 1100 Countryman, bzw. Morris 1100 Traveller[2]. Kunden in Großbritannien, die eine zweitürige Limousine wollten, mussten auf den Mark II von 1967 warten, auch wenn es diese Karosserieausführung schon in verschiedenen Exportmärkten wie beispielsweise den USA gab. Dort wurde ein zweitüriger MG 1100 angeboten.
Das unter dem Motor befindliche Getriebe, das sich den Ölvorrat auch mit dem Motor teilte, wies vier Vorwärtsgänge auf, von denen die oberen drei synchronisiert waren. Ab November 1965 gab es eine vierstufige Automatik von Automotive Products (AP).[3][4]
Fabrikat | Typ | Hubraum | Leistung | Karosserieformen |
---|---|---|---|---|
Austin | 1100 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L4, K3 |
Innocenti | IM3 / IM3S / J4 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L4 |
MG | 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L2, L4 |
Morris | 1100 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L4, K3 |
Riley | Kestrel | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L4 |
Vanden Plas | Princess 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L4 |
Wolseley | 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L4 |
Leistungsangaben in bhp – die Leistung nach in Deutschland üblicher DIN-Norm liegt etwas niedriger, beispielsweise bei 33[5] statt 36 kW für den Morris 1100.
Ende Mai 1967 kündigte BMC an, dass sie den MG, den Riley, den Vanden Plas und den Wolseley mit dem größeren 1.275-cm³-Motor ausstatten würden.[6] BMC kombinierte den schon vom Mini Cooper und Austin-Healey Sprite bekannten Motor mit dem Getriebe des 1100, wobei die Übersetzungsverhältnisse der einzelnen Gänge trotz des anderen Motors unverändert blieben, die Achsübersetzung jedoch von 4,133 auf 3,65, später auch 3,44 vergrößert wurde[6].
Die Mark-II-Versionen von Austin und Morris wurden für Oktober 1967 als Austin 1300 und Morris 1300 angekündigt, wobei es auch weiterhin die Ausführungen mit 1098-cm³-Motor gab.
Von außen erkennt man den Austin/Morris Mark II an einem etwas breiteren Kühlergrill, der sich bis unter die Scheinwerfer erstreckt und etwas mehr strukturiert ist. Diese Modelle haben veränderte Rückleuchten, die in dieser Form auch im Taximodell Austin FX4 eingebaut wurden. Sie waren weiterhin durchweg mit Vierganggetrieben ausgestattet, deren drei obere Gänge synchronisiert waren; vollsynchronisierte Getriebe wurden 1968 eingeführt.
Die Mark-II-Versionen von MG, Riley, Vanden Plas und Wolseley erschienen im Oktober 1968, wobei der Riley nicht mehr Kestrel hieß, sondern Riley 1300 (Mark II). Er wurde im Juli 1969 eingestellt und verschwand als letzter Riley vom Markt.
Auf der London Motor Show im Oktober 1969 führte British Leyland (BLMC) die Modelle Austin 1300 GT und Morris 1300 GT ein, die den gleichen 1275-cm³-Motor mit zwei Vergasern hatten wie der MG 1300, aber mit einem schwarzen Kühlergrill über die gesamte Fahrzeugbreite, einem schwarzen Vinyldach und dicken, schwarzen Streifen auf den Fahrzeugseiten ausgestattet waren[7]. Das war die Antwort von British Leyland (BLMC) auf den Ford Escort GT und den Vauxhall Viva GT[7]. Die Bodenfreiheit wurde durch Reduktion des Drucks im Hydrolastic-System von 15,53 bar auf 14,15 bar verringert[7].
1970 konnten die Austin/Morris 1100/1300 ihre Stellung als meistverkauftes Modell in Großbritannien behaupten, obwohl seit der Einführung des ersten Morris 1100 im Jahre 1962 wenig verändert wurde. 132.965 Fahrzeuge wurden in diesem Jahr verkauft, gegenüber nur 123.025 Ford Cortina, einem Modell, das in diesem Jahr schon in der 3. Generation erschien[8]. Als der 2 Mio.-ste ADO16 hergestellt wurde,[3] zog man die Morris-Versionen aus dem Markt zurück, um für den neuen Morris Marina Platz zu machen[3]. Somit wurde 1970 das letzte Jahr, in dem der 1100/1300 die britischen Auto-Charts anführte.
Fabrikat | Typ | Hubraum | Leistung | Karosserieformen |
---|---|---|---|---|
Austin | 1100 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L2, L4, K3 |
Austin | 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L2, L4, K3 |
Austin | 1300 GT | 1275 cm³ | 70 bhp (52 kW) | L2, L4 |
MG | 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L2, L4 |
MG | 1300 | 1275 cm³ | 60–70 bhp (45–52 kW) | L2, L4 |
Morris | 1100 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L2, L4, K3 |
Morris | 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L2, L4, K3 |
Morris | 1300 GT | 1275 cm³ | 70 bhp (52 kW) | L2, L4 |
Riley | 1300 | 1275 cm³ | 58–65 bhp (43–48 kW) | L4 |
Vanden Plas | Princess 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L4 |
Vanden Plas | Princess 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L4 |
Wolseley | 1100 | 1098 cm³ | 55 bhp (41 kW) | L4 |
Wolseley | 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L4 |
Die Mark-III-Modelle wurden im September 1971 eingeführt. Bei der Einführung des Morris 1100 Mark I im Jahre 1962 hatte der Hersteller seine Absicht bekundet, den ADO16 mindestens zehn Jahre lang zu fertigen,[9] was sich trotz der Wechselfälle, die BMC in den 1960er-Jahren durchlitt, als richtig erwiesen hatte. Die Palette wurde langsam reduziert; der MG 1300 fiel 1971 weg und der Wolseley 1300 im Jahre 1973. Der letzte ADO16, ein Vanden Plas Princess 1300, verließ die Fertigungsbänder am 19. Juni 1974. Nachfolger waren der Austin Allegro und sein Schwestermodell Vanden Plas 1500. Zu dieser Zeit war der Ford Cortina, der ursprüngliche Wettbewerber, schon deutlich gewachsen; der ADO16 gehörte eher in die Kompaktklasse als die Mittelklasse.
Ab 1973 wurden, mehr als ein Jahr lang, der Austin 1100 / 1300 und sein Nachfolger Austin Allegro noch gleichzeitig hergestellt.
Fabrikat | Typ | Hubraum | Leistung | Karosserieformen |
---|---|---|---|---|
Austin | 1100 | 1098 cm³ | 48 bhp (36 kW) | L2, L4, K3 |
Austin | 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L2, L4, K3 |
Austin | 1300 GT | 1275 cm³ | 70 bhp (52 kW) | L2, L4 |
Vanden Plas | Princess 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L4 |
Wolseley | 1300 | 1275 cm³ | 60 bhp (45 kW) | L4 |
Die Baureihe ADO16 wurde auf den Exportmärkten teilweise unter verschiedenen Namen produziert und verkauft:
In Spanien wurde er als Austin, MG und Morris verkauft und montiert, wobei die Fertigung bei Authi (Automóviles de Turismo Hispano Ingleses) in Pamplona 1966 begann[14][15][16][17], und 1972 im Austin Victoria gipfelte.
In Dänemark hieß der ADO16 Morris Marina. Die MG-Modelle wurden als MG Sports Sedan verkauft, wie dies auch in den USA ab 1962 der Fall war. Die Wagen gab es, anders als im Ursprungsland, damals schon als zweitürige Limousinen. Der Vanden Plas Princess hieß in den USA kurzzeitig MG Princess 1100; dort gab es auch eine ungewöhnliche zweitürige Austin-1100-Limousine, die aus Mark-I- und Mark-II-Komponenten aufgebaut war.
Der Austin America wurde in den USA, Kanada und der Schweiz von 1968 bis 1972 verkauft und besaß den 1.275-cm³-Motor mit 60 bhp (44 kW).
Auch war der ADO16 die Basis der australischen Modelle Morris 1500, Morris 1300 und Morris Nomad, der italienischen Ausführungen Innocenti IM3, Austin I4 und Austin I5, der stärkeren südafrikanischen Austin, Morris und Wolseley 11/55 und des Austin Apache. Auch die spanischen Modelle Austin Victoria und der Austin de Luxe von 1974 bis 1977 mit 998-cm³-Motor basierten auf den ADO16.
Der Austin Apache wurde bis 1977 hergestellt. Damit war er das letzte Modell der ADO16-Baureihe.
Der Privatdetektiv Perry Clifton, eine Romanfigur aus der Feder von Krimiautor Wolfgang Ecke, fährt einen dunkelblauen Morris 1100. Im Film Clockwise mit John Cleese wird ein 1100 stückweise zerlegt.
John Cleese fährt als Basil Fawlty in Fawlty Towers einen roten Austin 1100 Countryman. In der Folge Gourmet Night lässt sich der Wagen plötzlich nicht mehr starten, worüber Basil sich so sehr aufregt, dass er sein Auto verprügelt.[18]
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