Monika Dillier ist in der Innerschweiz aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Zeichnungslehrerin an der Kunstgewerbeschule Luzern, studierte sie 1969 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste, im Schwerpunkt Visuelle Kommunikation. Der politisch-feministische Aufbruch jener Zeit[1] beeinflusste ihre künstlerische und kunstvermittelnde Arbeit stark. Zurück in der Schweiz, organisierte Dillier 1979 die Frauenkulturwoche im Basler Stadttheater. 1981 nahm sie an einer Ausstellung im Basler Frauenzimmer zum Thema Frauen, Körper, Pornografie teil.[2] Sie wurde Teil verschiedener Künstlerinneninitiativen. So war sie zum Beispiel 1990 in Basel Mitorganisatorin des internationalen Symposiums Künste Wissenschaft und alles andere.[3] Die Videodokumentation dieses Symposiums ist auf dem schweizerischen Sozialarchiv einsehbar.
Unter dem Titel Erstes Manifest grosser und angesehener Künstlerinnen[4] wurde 1998 ein Aufruf von Monika Dillier, Katharina Erich, Susanne Fankhauser, Lisa Fuchs, Pascale Grau, Muda Mathis, Barbara Naegelin, Andrea Saemann, Sus Zwick lanciert und als Erstveröffentlichung im Buch Alles wird gut!: Visionen und Experimente aus der neue Schweiz[5] publiziert. 2019 wurde eine aktualisierte Version des Manifestes als Performance für den Performancepreis Schweiz ausgearbeitet, aufgeführt und mit dem Publikumspreis geehrt.[6]
Dillier ist Mitglied der Künstlerinnengruppe Tischgespräche, eine seit 2002 tätige Gruppierung von Künstler- und Vermittlerinnen. Über diese Zusammenarbeit schrieb Beate Engel im Sikart Lexikon: «In diesem Kontext entstanden verschiedene Aktionen wie zum Beispiel Purity and Danger, 2007 und Ausstellungsprojekte wie Die Glücksmaschine, 2008, in Basel; The Road to Nieu Bethesda, 2008, in Johannesburg mit Künstlerinnen aus der Schweiz und Südafrika.»[7]
Dilliers internationale Zusammenarbeiten und Ausstellungen mit Kunstschaffenden in Südafrika, China, Argentinien sind oft von Atelierstipendien und längeren Aufenthalten in Berlin, Peking, Kapstadt oder Buenos Aires ausgelöst worden (siehe Ausstellungsliste). Sie wohnt und arbeitet in Basel, Athen und auf der griechischen Insel Tinos. Von 1987 bis 2010 war sie Dozentin an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich.
«Dilliers phänomenologische Erfassung der Wirklichkeit wird getragen von der Faszination, die bestimmte Bilder auf sie ausüben. Diese subjektiven Momente lösen sich jedoch im Werk selber in sinnlich erfahrbare Metaphern für eine Welt auf, in der Natur und Technik, Sexualität und Aggression, politisch Brisantes und Alltägliches gleichwertig nebeneinander stehen.»[7] Die Kunstwissenschaftlerin Beate Engel bezieht sich damit sowohl auf die grossformatigen, figürlichen Ölbilder der 1980er Jahre als auch auf die installativen Werke und Zeichnungsgruppen.
1995 begann Dillier damit, unabhängig von der weiteren Herstellung von Künstlerbüchern, gefundene Bilder in Materialbüchern zu sammeln. Die Kunstwissenschaftlerin Isabel Zürcher schreibt dazu in ihrem Artikel Denken im Flüssigen in der Publikation Knabenmorgenblüthenträume[8]: «Dilliers Materialbücher sind keine Kunstwerke, wohl aber eine Ausgangsbasis, ein Rückgrat, ein Untergrund und Ideenvorrat ihres Schaffens, bestückt auch mit Idolen aus Film, Musik, Literatur und Bühne.»
Monika Dillier spricht von einem «Einsammelvorgang», bei welchem, sie zitiert hier Alexander Kluge «(…) ungleichwertige Dinge zwar nicht gleichwertig gemacht werden aber das gleiche Recht erhalten, betrachtet zu werden.» Über die Titel ihrer Zeichnungen heisst es im Werkkatalog: «Die Titel der verschiedenen Abteilungen vereinigen das Gefühl, dass die Welt ein wunderbarer Ort sei mit dem unabänderlichen Wissen darüber, dass es kein Entkommen aus dem Jammertal gibt.[8]»
Angekaufte Werke von Dillier befinden sich in: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kupferstichkabinett; Basler Kunstvereins; Sammlung Kunstkredit Basel-Stadt; Bern, Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bundeskunstsammlung; Kunsthaus Glarus; Kunstsammlung Kanton Luzern; Kunstsammlung Kanton Nidwalden; Kunstsammlung Kanton Obwalden; Sarnen, Kantonsspital Obwalden; Kunstsammlung der Stadt Zürich; Zürich, Pflegeheim Mattenhof.[7]
2023: Hefte, keine Skizzenbücher – 1982 bis 2023, Galerie Apropos Luzern
2019: Zusammen bringen was nicht zusammen gehört, Galerie Stampa Basel
2017: Evas Apfel, Frauenpraxis Paradies, Binningen
2015: Estudio Abierto, URRA, Buenos Aires
2012: Augenlieder Kunstmuseum Olten
2012: Bücher und Hefte, Galerie Stampa Basel
2010: han äs härzeli wie’näs veegeli, darum liäba’ n i so ring, APROPOS Luzern
2022: Frauen, Körper, Pornographie – Das individuelle Gedächtnis mit kollektiver Energie laden, mit Beiträgen von Monika Dillier und Anna B. Wiesendanger, Performances von Chris Regn, Chris Hunter und Andrea Saemann, kuratiert von Wanda Seiler, Ausstellungsraum Amerbach Studios, Basel[9]
2021: Mit Natur zu tun / To Do with Nature, Galerie Stampa
2021: Doce en Diecembre – Basel Edition, teilnehmende Künstlerinnen Südamerika: Luján Funes, Buenos Aires, Argentina, Paola Junqueira, São Paulo, Brasil, Maja Lascano, Buenos Aires, Argentina, Belén Romero Gunset, Tucumán, Argentina, Jazmín Saidman, Buenos Aires, Argentina, Teilnehmende Künstlerinnen Schweiz: Monika Dillier, Basel, Gisela Hochuli, Bern, Barbara Naegelin, Basel, Chris Regn, Basel/Hamburg, Dorothea Rust, Zürich, Andrea Saemann, Kaskadenkondensator Basel[10][11]
2019: shift the manifesto, mit Manifesto Reflex Collective, Performancepreis Schweiz, Aarau
2019: Wenn es ein Paradies gibt dann kommt es in Brocken, Predigerkirche Basel mit Urs Cavelti, Lorenza Diaz, Monika Dillier, Kilian Rüthemann, Studer/van den Berg, Beat Zoderer
2016: Bosquejar, esbozar, projectar tomo 2, Buenos Aires, Zeichnungsausstellung
2015: Galeria Del Infinito Arte, Buenos Aires
2013: Lichterlei, Museum Bruder Klaus, Sachseln
2012: Zeichnen, zeichnen, toujours toujours, La Kunsthalle Mulhouse
2007: Watercolor, Galerie Anton Meier, Genf
2007: Top of central Switzerland, Kunstmuseum Luzern
2005: Galerie Helga Broll präsentiert Chris RegnMeisterwerke Hamburg, HfbK[12]
2004: bin zu dorff gesyn, zusammen mit Andrea Saemann, Galerie Hofmatt, Sarnen
2003: Thealit Eingreifen. Viren, Modelle, Trick., Gesellschaft für aktuelle Kunst, Bremen
2019: Performancepreis Schweiz / Publikumspreis[13]: Manifesto Reflex Collective, mit Monika Dillier, Iris Ganz, Sibylle Hauert, Lysann König, Fränzi Madörin, Muda Mathis, Dorothea Mildenberger, Sarah Elena Müller, Barbara Naegelin, Chris Regn, Andrea Saemann, Dorothea Schürch, Sus Zwick[6]
2004: Werkbeitrag des Kunstkredit Basel-Stadt
1999: Kunstpreis der Basler Zeitung
1988/89/90: Werkbeiträge Kunstkredit Basel-Stadt
1985: Kunstpreis: Eidgenössisches Stipendium
Wanda Seiler, Rückblick: eine (kunst-)historische Einordnung von "Frauen, Körper, Pornographie" an einem gesellschaftspolitischen, kulturellen Wendepunkt, 2021[14]
Monika Dillier: Knabenmorgenblüthenträume. Hrsg.: Isabel Zürcher, Vexer Verlag, St. Gallen 2012, ISBN 978-3-909090-48-8.
Monika Dillier: 177 Mal grosse Sehnsucht und grosse Angst. Vexer Verlag, St. Gallen 1997, ISBN 3-909090-25-7.
Monika Dillier: Galerie Art Magazine, 1995. (Mit einem Text von Birgit Kempker).
Silvia Bächli, Monika Dillier, Anna B. Wiesendanger, Galerie Hans Knoll, Wien 1988.
Monika Dillier: 23 faksimilierte Zeichnungen. Vexer Verlag, St. Gallen 1987.
Monika Dillier: Vier Himmelsrichtungen und der goldene Horizont, Public Art, Artlog.net[15]
Katharina Steffen (Hrsg.): Alles wird gut!: Visionen und Experimente aus der Schweiz. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-39407-X.
Die ‹Damengöttinnen am Äquator›: Ästhetische und politische Fragestellungen vorantreiben. «Monika Dillier und Lisa Stärkle im Gespräch mit Sabine Gebhardt Fink und Muda Mathis», in: Sabine Gebhardt Fink, Muda Mathis, Margarit von Büren (Hrsg.): Floating Gaps. Performance Chronik Basel (1968–1986), Diaphanes, Zürich 2011, ISBN 978-3-03734-172-8, S. 35–45.
Johanna Encrantz: Sehen und Sehnen zur Kunst verdichten. In: Kunstbulletin. Nr. 3, 2005, S. 36–37.[16]
Romano Cuonz: Abenteuer ‹Kunstdiaspora› – Monika Dillier und Andrea Saemann in der ‹Hofmatte›. In: Obwaldner Kantonsblatt. 12. März 2004.
Alice Henkes: Monika Dillier und Verena Thürkauf, Beitrag in Kunstbulletin, 7/2012[17]
Isabel Zürcher: Monika Dillier – Aneignung im Aquarell, Kunstbulletin 4/2019[18]
Cornelia Klinger, Monika Dillier, Marianne Schuller (Hrsg.):Wie es ihr gefällt - Künste, Wissenschaft & alles andere. Kore Verlag, Freiburg 1991, ISBN 978-3-926023-29-2.
Wanda Seiler:Rückblick: eine (kunst-)historische Einordnung von "Frauen, Körper, Pornographie" an einem gesellschaftspolitischen, kulturellen Wendepunkt. Wanda Seiler, Schweiz 2021 (dnb.de[abgerufen am 18.August 2023]).